2,8/80-200 mm "Stangen"-AF Nikkor auf der 12 Megapixel Nikon D90 und einem Nikon Überraschungsgast!

Nach dem letzten Einsatz 2018 und den spiegellosen Fujis war die schöne Nikon D90 fast in Vergessenheit geraten. Dabei bildet die 2008 vorgestellte D90 zusammen mit der Vollformat D4 mittlerweile meine „modernste" Nikon-Ausrüstung ;-)

Mit dem lange verkauften 2,8/70-200 mm VR I Nikkor "lieferte" die D90 auch von der Autofokusseite. Mich interessierte, ob der Autofokusmotor im Gehäuse der D90 auch das uralte 2,8/80-200 AF ED Nikkor (Produktionszeit 1987 - 1992) hinreichend beschleunigt, um den Basketballspielern folgen zu können. Aber die D90 war nicht allein…

Das ist mal eine Kamera-Kombination!

Ohne Weitwinkel…

… wollte ich nicht losziehen! Problem, ich habe nur noch das monströse 3,5-5,6/24-120 mm Nikkor. Auf der D90 ein 36-180 mm Zoom. Nach Fisheye mit dem verfügbaren 2,8/10,5 mm AF-D DX Nikkor (16 mm Vollbild-füllendes Fisheye @KB) stand mir nicht der Sinn. Aber da lag doch noch die Nikon 1 V1 mit dem 3,5-5,6/10-30 mm Nikkor. Umgerechnet aufs Kleinbild ein 27-81 mm Zoom. Mit der kurzen Brennweite und Offenblende f/3,5 sollte auch die Nikon 1 V1 bei ISO 600 unterm Korb klarkommen. Mit der Brennweite und einer Schärfentiefe bei Offenblende, die dank Cropfaktor 2,7 f/3,5 x 2,7 = f/9,5 entspricht, kann da vom Fokus der V1 eigentlich wenig schiefgehen.

Bei Eingabe der Werte für Brennweite, Einstellungsentfernung, Blende und Sensorformat in einen Schärfentieferechner kommen diese Werte raus: Bei f/2,8 und einem 13x17 mm mFT-Sensor (Cropfaktor 2) liegt die Schärfentiefe bei eingestellten 2 m zwischen 1,09 und 12,18 m. Bei f/4 sind es 91 cm bis Unendlich! Blende f/3,5 liegt dazwischen. Außerdem beträgt der Cropfaktor des Nikon 1 Zoll Sensors 2,7. Das Ganze gleich auf KB-Format gerechnet kommen bei 27 mm Brennweite und Blende f/9,5 zwischen 1,2 bis 5,7 m und 1,1 bis 18,7 m raus. Langer Rede kurzer Sinn, der AF der Nikon 1 V1 muss im Vergleich zur Vollformatkamera viel weniger leisten. Außerdem hat Nikon der 2011 vorgestellten V1 neben dem Kontrast-AF auch die AF-Phasendetetektion der (D)SLR spediert, die auch bei bewegten Motiven den Fokus schneller nachregelt. Das D90-/V1-Foto ist übrigens schon wieder Vergangenheit.

Ist jetzt wieder auf seinem angestammten Nikon 1 J1 Gehäuse – das rote 10-30 mm Nikkor. Das weniger auffällige, grau-silberne 11-27,5 mm Nikkor ziert jetzt die Nikon 1 V1.

Bisher hatte ich für die Nikon 1 J1 und V1 nur das eine 10-30 mm Zoom. Dazu gesellt sich jetzt ein 3,5-5,6/11-27,5 mm Zoom. Das Magazin „Chip“ textete/testete dazu: "Die besten Objektive für Nikon 1". Mit einer Gesamtnote von 85,2 Prozent lag dort das 3,5-5,6/11-27,5 mm Nikkor vor dem 3,5-5,6/10-30 mm Nikkor mit 79,7 Prozent. Vermutlich Erbsenzählerei, aber zweimal das gleiche Objektiv für die Nikon 1 V1 und J1 – langweilig.

Angeblich "ist das 11-27,5 dem 10-30 absolut überlegen"… Oder aus einem anderen Forum: Das 10-30 (…) macht (…) keine Freude. Hingegen ist das 11-27,5 eine wahre Perle, (…) Bilder, die das belegen würden – Fehlanzeige. Was mit dem 10-30 mm aufgenommene Fotos angeht, verweise ich auf die beiden Praxisberichte zur Nikon 1 J1 und V1. Problem der Nikon 1 Serie ist heute weniger die Einstellung dieser Reihe 2017, als die Unmöglichkeit preiswert an Nikon 1 Objektive zu kommen. Für wenig Geld gibt es immer nur das 10-30 oder 11-27,5 mm (69 Euro inkl. Porto). Alle anderen Nikon 1 Objektive stehen in keinem Verhältnis zu den Gehäusepreisen. Und das für ein "totes" Kamerasystem!

Anlässlich der immer wieder aktivierten Nikon 1 V1 habe ich wieder mit gleichem Interesse Jan-Markus Rupprechts hervorragenden Beitrag aus Deutschlands ältester Seite über Digitalkameras gelesen: "Ein Nachruf – Nikon 1 System wird eingestellt"

Das Schicksal an bezahlbare Objektive zu kommen, teilen auch die klasse Samsung NX-DSLMs. Die Gehäuse bekommt man fast nachgeworfen, aber schon die Jagd nach einem ordinären 20-50 mm Kitzoom wird zum teuren Problem!

Nikon 1 V1

1:1 Crops aus den 10 MP der V1

Sowohl vom Autofokus mit dem ausführlich beschriebenen Vorteil des kleinen 1 Zoll (Inch) 13,2 x 8,8 mm Sensors, als auch vom Rauschen eines so kleinen Sensors hat die V1 positiv überrascht!

Als wenig brauchbar hat sich der elektronische V1-Verschluss in der 10 B/s Highspeed-Einstellung erwiesen. Mit dem Umschalten des Gesamtfeld-AFs auf den mittleren Bildbereich könnte man leben. Auch damit, dass der AF bei E-Verschluss Hi (10 B/s) automatisch in den AF-A Modus geht – die Kamera soll selbst erkennen, ob sich das Motiv bewegt oder nicht. Die ISO-Automatik sorgt dann aber in Kombination mit Programm-Belichtungsautomatik zuverlässig für verwischte Bewegungen. Statt Offenblende und bei Innenaufnahmen (Sporthalle!) Auto-ISO 3200 und schnelle Verschlusszeiten zu wählen, wird abgeblendet oder zusätzlich die ISO-Zahl kräftig reduziert. ISO 640 und 1/125 s sind dann Garant für bewegungsunscharfe Fotos - 10 Bilder pro Sekunde lang :-( Wer hat diesen Blödsinn programmiert? Bei E-Verschluss und 30 und 60 B/s werden für alle Fotos einer Serie Fokus und Belichtung aufs erste Foto fixiert.

Dank zusätzlichem Phasen-AF bekommt die V1 noch den Nikon 1 FT-1 Adapter.  Damit wird mein übriggebliebenes 4-5,6/55-200 mm AF-S DX VR-Nikkor neben kompletter Belichtungssteuerung auch mit Autofokus versorgt. Mit dem Nachteil, dass die Kombination Nikon 1 V1, FT-1 und AF-S Nikkor nur in die Bildmitte autofokussiert, kann ich leben. Ganz wichtig ist die Kontrolle der Firmware des FT-1. Erst das Update auf Version 1.1/1.2 sorgt dafür, dass für bewegte Motive auch der Nachführ-Autofokus (AF-C) aktiviert wird!

Firmware 1.2

Nikon D90 plus 2,8/80-200 mm "Stangen-AF" Nikkor, 1:1 Crops aus 12 MP-Einzelbildern

Qualitäts- und sonstiger Eindruck, Autofokusfinale

Die eingesetzte Nikon D90 vom Profianbieter mit Rückgaberecht lag mit 150 Euro noch gut im Schätzbereich von digicammuseum.de! Dazu kam noch der Größenordnung 25 Euro Nachbau des Batteriegriffs MB-D80 für die Nikon D80/D90. Das sichtlich gebrauchte, aber einwandfrei funktionierende Zoom hat 200 Euro gekostet. Die V1 kam für 69 Euro in die Sammlung, das 3,5-5,6/11-27,5 hat die gleiche Summe gekostet.

Mit dem Objektiv-eingebauten Ultraschallmotor-angetriebenen 2,8/70-200 AF-S VR Nikkor hat die D90 besser „geliefert“! Mit dem Stangen AF-Nikkor 2,8/80-200 lag die Trefferquote deutlich niedriger. Dieses Zoom hatte sich auf der Nikon D4 die Schulnote 2- verdient! Es scheint weniger der prinzipiell bessere Autofokus der D4 zu sein, der dem alten Zoom zu mehr Treffern verhilft. Ich vermute, dass die D4 im Gehäuse einen wesentlich drehmomentstärkeren Motor mit höherer Drehzahl hat, der für den Antrieb der Stangen AF-Nikkore sorgt! Und nebenbei rauscht die D90 schon sehr kräftig!

Eigentlich wähnte ich die 12 MP D90 sensormäßig auf 12 MP D300s Niveau. Die D90 rauscht aber eher wie die 12 MP Nikon D2X. Bei der blieb man besser bei max ISO 640. Bei jedem Drittel mehr EV rauschte es immer deutlicher. Ich hätte die D90 wohl besser bei ISO max 1250 betrieben. Gefühlt/gesehen rauschte die spiegellose V1 mit ihrem kleinen Sensor nicht stärker als die D90!

Alle Fotos wurden im Rohformat der jeweiligen Nikon gespeichert und anschließend mit Lightroom Classic entwickelt. Montage mit Photoshop 2020.

Mit dem Gang der beiden so unterschiedlichen Nikons habe ich mich Ende 2019 aus meinem langjährigen und idealen "Testareal" Basketballhalle verabschiedet

Es war perfekt, um zu sehen, wie stark eine Systemkamera rauscht und besonders, was ein Autofokus leistet oder auch nicht. Das Thema Autofokus ist sicher nicht nur von meiner Seite aus durch. Die Luft ist raus! Ob die spiegellose 5400 Euro Vollformat DSLM Sony A9 II mittlerweile vor den 2020 eher die 7000 Euro überschreitenden Premium-DSLRs Canon EOS 1DX MK III oder Nikon D6 den besseren, ja möglicherweise den besten Autofokus der Welt hat, dürfte allenfalls eine Minderheit interessieren.

Es sollte hier im digicammuseum.de einfach auch gezeigt werden, dass man aktuell mit preiswerten DSLRs und sogar Kameragehäusen ohne Spiegel für unter 1000, ja unter 500/300 Euro Sportfotografie betreiben kann. Nach den Erfahrungen sollte die Kamera aber ab Baujahr 2012 sein. Wenn man denn in diese Richtung Ambitionen hat.

Im Praxisbericht zur Pentax K200D war zu lesen: „Warum die alte DSLR keinen mehr hinter dem Ofen vorlocken kann, zeigte mir dieser kurze Ausflug wieder sehr deutlich. Meine K200D war im Sealife die einzige "richtige" Kamera. Der Rest? Unschwer zu erraten – Smartphone…“ OK, Sport fotografiert man eher nicht mit dem Smartphone. 

Ich war positiv überrascht über die Leistung der leichten und winzigen Nikon V1. Aber was habe ich beim finalen Basketballspiel meine Fuji X-T30 mit dem 3.5-4,8/55-200 mm Zoom vermisst! Statt der Kombination Nikon D90 – 2,8/80-200 mm Nikkor mit 1900 g hätte ich mit den Fuji-Komponenten nur rund die Hälfte zu tragen gehabt: 972 g. OK, das Nikkor-Zoom ist lichtstärker… Der für den Namensgeber des Basketballvereins fotografierende Kollege hat seine Canon EOS-Restausrüstung seit einem Jahr nicht mehr angefasst. Nur noch Fuji XT-3 und beste Fuji-Linsen!

Eine DSLR wie die Nikon D90 von 2008 hat heute nur noch Sammler-/Liebhaberwert. Selbst noch junge DSLRs wandern mittlerweile massenweise in "die Bucht" (eBay).

Was nach diesem Gang in die Sporthalle mit der Nikon D90 und V1 an Basketballfotos noch kommt, ist „Konserve“. Weil ich noch wissen wollte was drei alte Systemkameras auf diesem Gebiet noch 2019 leisten konnten. Eine DSLR von 2002 und 2006 sowie eine DSLM von 2010.

Ralf Jannke, Dezember 2019

 

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