Herbst-/Weihnachts-/Neujahrsprogramm 2023/24 historischer, langer Teles, bzw. Telezooms Teil 2: Das SOLIGOR TELE-ZOOM 1:5.6 f=180-410mm

Und damit sind wirklich lange Brennweiten zwischen 400 und 600 mm gemeint

Namentlich

Während das im Sommer 2023 wenigstens für eine Handvoll Fotos probierte TELE-Tokina 1:8 600mm mit etwas Suche relativ schnell einzuordnen war, war eine Spezifizierung auch beim Tamron 200-500 noch eigermaßen einfach.

Außer Fotos gibt es kaum Informationen zum SOLIGOR TELE-ZOOM 1:5.6 f=180-410mm, oder 180-400 oder 190-430 mm

Was für ein Brennweiten-Durcheinander!

Olypedia.de berichtet über zig Seiten sehr ausführlich über den meist wenig geschätzten Anbieter Soligor. Das 180-410 taucht dort nicht auf. Ein von der Brennweite sehr ähnliches 190-430 mm ist dann aber bei einem alten Bekannten zu finden: SUN.

Die Google-Bildersuche zeigt einige 190-430 mm SUN Exemplare und eine Überraschung: ein SUN 180-410 mm! Schließlich wurde irgendwo auch noch ein Soligor 180-400 mm angeboten – das Tableau von oben inkl. der rüden Montage der Front eines 180-400 mm Soligors …  Ob es sich bei den Objektiven tatsächlich um vom Brennweitenbereich so dicht beieinanderliegende und verschiedene Zooms oder nur Marketing desselben nur unterschiedlich gelabelten/gravierten Zooms handelt, konnte ich nicht herausfinden. Egal. Ich fand das 180-410 mm Soligor so interessant, um es in die Sammlung aufzunehmen.

Zur SUN OPTICAL CO 190-430 MM F/5.8 ZOOM LENS fand sich immerhin eine Spezifikation:

  • Brennweite: 190 - 430 mm, Bildwinkel 6 Grad bei 430 mm, 12 Grad bei 190 mm
  • Lichtstärke durchgehend f/5,8, kleinste Blende f/22
  • Optischer Aufbau: 11 Linsen in 8 Gruppen
  • Nahdistanz: 5 m
  • Gewicht ca. 2 Kilogramm

So ganz weit weg davon wird auch das 180-410 mm Soligor nicht liegen! Es wiegt ohne T2-Adapter 2028 g. 

Noch ein bisschen Soligor-Geschichte …

Das einst für den Spottpreis von 5 Euro vom Flohmarkt mitgenommene Soligor 1:1.8 f=85mm hatte ich zum Anlass genommen, ein bisschen Soligor-Geschichte zu recherchieren. Jetzt noch ein bisschen mehr, wobei ein Name dazukommt:

Miranda

Auf der Suche nach Informationen fiel mir noch ein, dass da ja noch ein Miranda-Prospekt sein muss. Die Miranda TM gab es auch als Soligor TM! Und wenn man den Prospekt trotz der mäßigen Druckqualität studiert, sieht man sofort, dass etlich Objektive von Soligor oder SUN stammen müssen. Aus dem Prospekt rausvergrößert, könnte das im roten Kreis markiert mit ganz viel Augen-"Kniepen" auf dem Zoom eine 410 sein – also die Endbrennweite des gesuchten Zooms … Was dann aber auch nicht weiterhilft, denn es gbt keinen Linsenschnitt :-(

Was sich noch gefunden hatte …

… war ein winziges und hier per Topaz Gigapixel vergrößertes Foto samt Spezifikation eines 5,6/180-400 mm Soligors. Der optische Aufbau nicht wie beim SUN 11 Linsen in 8 Gruppen, sondern 11 Linsen in 7 Gruppen. Und allgemein zu "Klon-Objektiven" und Zoom-Linsen:

Genug der erfolglosen Recherche, ran an das real existierende SOLIGOR TELE-ZOOM 1:5.6 f=180-410mm. Warum nicht auch mit der spiegellosen Canon EOS M10, die mitsamt Adapter eh mit in die Ferien ging …

Erster Test: 7,7 Megapixel 1:1 Crop aus den 18 MP der Canon EOS M10

Die Aufnahme natürlich vom Stativ und mit dem Miniblitzer der EOS M10 aufgehellt. Aber bei dieser simplen "Produktaufnahme" war zu erkennen, wie schwer sich das betagte Supertelezoom tut. Trotz Kantenanhebung (Fokus-Peaking) in der Farbe Rot und Monitorbildvergrößerung war die Fokussierung bei Offenblende f/5,6 und in Nahdistanz (ca. 4 m) schwierig. Abgeblendet wurde bis auf f/16, ISO 1.600, 1/60 s, mit Selbstauslöser. Hinterher wurde mit Topaz DeNoise entrauscht und ein immer noch vorhandener Farbstich mit den Photoshop-Automatiken entfernt.

Zum Motiv

Ich konnte nicht widerstehen, das wunderbare 2/85 mm MF Nikkor für einen überschaubaren Preis zu erwerben. Und ich habe der Nikon Z6/7 noch den Mikro-Blitz MB-300 gegönnt. Der passt in die kleinste Tasche, wenn doch mal mit einem Quäntchen Licht aufgehellt werden soll!

Was Abbildungsqualität angeht, haben sich die Premium-Hersteller Canon, Leica, Minolta, Nikon, Olympus, Pentax, Zeiss — kein Anspruch auf Vollständigkeit — immer wieder als "Langweiler" erweisen. Zu gut haben die Konstrukteure schon vor Jahrzehnten gerechnet. Vielleicht auch mit Hilfe versteckter KI — künstlicher Intelligenz — liefern jahrzehntealte Objektive auf aktuellen Vollformatkameras ohne Spiegel erstaunliche Leistungen!

Die Suche nach Objektiven mit in Kauf genommenen Abbildungsfehlern, man kann auch "Charakter" dazu sagen, gestaltet sich schwieriger als gedacht. Aber auch da wird man fündig. Statt zu sündteuren Canon-, Contax- Leica- und Nikon-Messsucherkameraobjektiven zu greifen, sollte man sich bei den zahlreichen russischen Nachbauten umsehen! Man kann aber auch einen unverfänglichen Blick auf die Linsen unabhängiger Hersteller werfen. In den 1970er/80er Jahren manchmal zu Recht als "Fremdobjektiv" = zweitklassig, gar minderwertig diffamiert, interessieren mich Erstwerke von Tamron, Tokina, Soligor und Vivitar besonders.

Ich weiß nicht mehr, wann ich das Soligor erworben habe, und was es gekostet hat

In Analogjahren mit Aufnahmen auf Film waren solche Zooms eigentlich fast sinnlos. Ich habe nie den GEO oder National Geographic Fotografen vergessen, der auf einem Markt mit schneller Nikon, aber mit großem Stativ fotografierte. Weil seine SLR standardmäßig mit dem schärften, aber langsamsten Diafilm des Weltmarkts geladen war: Kodachrome 25/64 oder später Fuji Velvia 40. Nach ISO 100/200 Dia war qualitativ eigentlich Schluss. Hin und wieder benutzten Sportfotografen Kodachrome 200, der sich mit Spezialentwicklung auf ISO 500 pushen ließ. Darüber "lacht" heute jede Digitalkamera, die bei ISO 200 Sensorempfindlichkeit anfängt.

Und damit, ISO 400/800/1600, ja 3200 und drüber, lässt sich auch mit dem alten 180-410 mm Soligor "spielen". Vom Einbein-/Stativ versteht sich. Auf die Sensor-Stabilisierug der Nikon Z6 will ich mich da nicht nur verlassen. Aber mit Hilfe von Kantenangebung (Fokus-Peaking) und Sucherbildlupe lässt sich auch ein lichtschwächeres Zoom mit der Z6 hinreichend fokussieren! Für eine Fernsicht von der Terrasse oder einen schönen Sonnenuntergang wird es sicher reichen.

Wie schon gedacht – stark abgeblendet wird's für etwas "Silber" (glitzerndes Meer) und Sonnenuntergang reichen ;-)

2.400 x 1.600 Pixel

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Die Fotos wurden mit Blende f/16 vom Einbein-Stativ aus aufgenommen. Mit der Nikon Z6 ISO- und Zeitautomatik. Mehr geht nicht! Mich fasziniert aber weiterhin die (ur)alte Zoom-Technik der Objektivbauer vor 40 und mehr Jahren. Dieses Soligor wird jetzt mehr zum geschichtlich interessanten "Vitrinen-Zoom". Von der reinen Abbildungsleistung sind das ganz zu Beginn genannte und verlinkten Objektive

überlegen. Aber: Das Soligor scheint mit dem Gegenlicht der untergehenden Sonne etwas besser klarzukommen!

Ralf Jannke, Jahreswechsel 2023/2024

 

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