"Armee" der Klon-Objektive – (k)ein neues Sammelgebiet

Schon altersmäßig eher Fan der "ersten" Starwars-Folgen vier, fünf und sechs kam beispielsweise Star Wars: Episode II – Angriff der Klonkrieger eher für die Söhne auf den Schirm. Aber die Klone sind auch bei mir hängengeblieben ;-)

Das nette 135 mm Tokina hatte ich schon, der Hanimex-Klon gesellt sich jetzt dazu. Das Tokina da noch auf der spiegellosen Nikon Z50 plus zwei Adaptern: M42-mit-Korrekturlinse-auf-Nikon F/Nikon F-auf-Nikon Z. Und das Hanimex direkt auf dem M42/Nikon-Z Adapter. Das Hanimex und und und muss ich noch alles ausprobieren. Und diese beiden 135er sind nicht allein!

135 mm, eine beherrschbare und wohl in den 1960er/1970ern preiswert zu fertigende Telebrennweite

Aus der japanischen Experimentierphase: Drei unterschiedliche 135 mm Tokyo Koki = Tokina-Teles. Wie viel mehr Tokinas, baugleiche Hanimex, Soligor, Vivitar und und und  gibt es wohl noch?

(K)ein neues Sammelgebiet?

Es ist unmöglich die irre Menge an unterschiedlich gefertigten und gelabelten Objektiv-Klone je vollständig zu bekommen. Wozu auch? Aber das Sammelgebiet macht Spaß!

Im Beitrag über das Soligor 1:1.8 f=85mm, das gar kein Soligor ist, wurden schon einige "Piraten" gezeigt. Während in Deutschland Objektive unabhängiger Anbieter/Hersteller in den 1970er bis 1990er Jahren bevorzugt als "Fremdobjektive" betitelt wurden, wählten die Schweden den viel passenderen Begriff "Piraten". Der Bezeichnung "Fremdobjektiv" haftete sicher nicht ungewollt ein Hauch Zweitklassigkeit an. Bei einigen Objektiven unabhängiger Hersteller sicher auch zu Recht. Die schwedische Bezeichnung „Piraten“ für die unabhängigen Objektiv-Hersteller wirkt aber einfach frecher, provozierender. Die "Fremdhersteller" segelten Piraten-gleich im großen Canon-Minolta-Nikon-Olympus-Pentax-Yashica Meer. Um nur die in den 1960ern/70ern/80ern wichtigsten japanischen Kamerahersteller zu nennen – ohne Anspruch auf Vollständigkeit!

Mehr Brennweite und mehr Klone? Bitte sehr!

Oberes Foto von links nach rechts: 2,8/135mm Tokina, 4,5/200mm Hanimex, 4,5/200mm Cunor, 5,5/250mm Tokyo Koki (Tokina)

Unteres Foto von links nach rechts: 4,5/200mm Admiral, Tokina, Hanimex

Die Ähnlichkeiten sind KEIN Zufall!

Kurze Brennweite (28mm)

Nicht nur Klone, wie das Tokyo Koki W. TOKINA 1:3 f=28mm, sondern auch Klone mit unterschiedlichen Lichtstärken. Wer immer sich da mit wem geeinigt hat, statt der "krummen" Lichtstärke f/3 endlich die vertraute f/2.8 zu gravieren. Es fällt schnell auf, dass es viele weitere Objektive gibt, die lediglich das Hersteller-Label unterscheidet. Und manchmal gesellt sich zur anderen Bezeichnung noch ein Blenden- oder sonstiger Objektivring dazu, der statt schwarz lackiert/eloxiert silber-/chromfarbig ist. Etliche dieser Klone besitze ich selbst, um sie hier erstmal "nur" zu zeigen. Sicher werde ich nach und nach mit dem einen oder anderen vorhandenen Klon auch einmal fotografieren. Nicht nur im Zusammenhang mit dem Soligor 1:1.8 f=85mm taucht der Name/Hersteller "Sun" auf. Sun hat nicht nur das 85 mm Soligor im Auftrag gefertigt.

Sun

Sun und Exakta

So ganz ohne Beispielfoto wollte ich nicht sein: Sun TELEPHOTO 1:3.5 f=13,5 cm, adaptiert auf der Fuji X-E1

Hier ein ganz frühes SUN OPT. Sun TELEPHOTO 1:3.5 f=13,5 cm mit Exaktabajonett. Ob man von den ersten beiden Ziffern der Seriennummer 53715 auf ein Baujahr 1953 schließen kann, halte ich für fraglich. Ganz sicher ist es aber ein ganz frühes japanisches "Fremdobjektiv". Aktuell liegt die Exakta Varex ca. 1000 km im Norden, also musste ich "photoshoppen" ;-) Ich habe es seinerzeit nicht übers Herz gebracht, diese 1 Euro Exakta dem Schrott zu überlassen. Die ist natürlich hinüber. Der erste Gedanke beim Objektiv: Oh, oh … Die Blende war nur mit einigermaßen roher Gewalt zu drehen. Das Wundermittel WD-40 brachte Abhilfe. Es bildet mit den verharzten Schmiermittelresten jetzt eine Mischung, mit der man den Blendenring ohne Gewalt drehen kann. In der dunklen Jahreszeit muss ich aber nochmal Hand anlegen. Um den Dreck aus dem Objektiv zu bekommen. Bei genauer Kontrolle: Kein Linsenpilz, Fungus! 

Über die Jagd nach Informationen über faszinierendes Altglas wie dieses Sun TELEPHOTO 1:3.5 f=13,5 cm bin ich nach Olypedia: Sun Optical Co., Limited über Camerapedia Wiki — Sun schließlich auch auf der deutschsprachigen Seite "PHOTO but MORE" und den ausführlichen Beitrag "JAPAN-OPTIK UND DIE EXAKTA BY PHOTO BUT MORE" gelandet. Unglaublich was es an Objektiven für die Exakta gab. Das Einzige was ich an PHOTO but MORE auszusetzen habe, ist die Meinung, dass Canon die deutsche Contax nachbaute, Nikon die Leica. Es ist genau umgekehrt! In "2017: Nikon wird 100 Jahre alt" hatte ich nicht es auch anhand Fotos und alten Werbeannoncen gezeigt und geschrieben: "Während sich das Äußere der Nikon Mess-Sucherkamers an der "kantigen, technischen" deutschen Contax anlehnte, setzte Canon zu Beginn im Aussehen mehr auf die „runde“ deutsche Leica.

Was die Exakta angeht, muss man unbedingt die Internetseite "Dresdner Kameras.de/35mm-Exakta-Kameras aus Dresden"besuchen. Sie schreibt: "Der weltweite Siegeszug der Kleinbild- Spiegelreflexkameras begann im März/April 1936 in Dresden mit der Kine Exakta, einer Kamera mit Leichtmetallgehäuse und fest eingebautem Lichtschachtsucher, konstruiert für Kinefilm 24x36 mm unter der Verantwortung von Karl Nüchterlein. Der Tuchschlitzverschluss ermöglichte Zeiten von 12s bis 1/1000s sowie T und B. Eine integrierte Filmabschneidevorrichtung erlaubte bereits den Wechsel teilbelichteter Filme. Es standen Wechselobjektive von 38 bis 500 mm Brennweite für das neue Exakta-Bajonett zur Verfügung."

Der Besuch der genannten Seiten zeigt, wie unmöglich es ist, eine irgendwie sinnvolle Sammlung — welche Sammlung ist schon sinnvoll? ;-) — aufzubauen. Umsomehr freue ich mich über das SUN Telephoto 13,5 cm 3.5 (exakte Bez.) mit Exakta-Bajonett und eine Handvoll nette Objektiv-Klone!

Und noch ein Sun! Statt nur Papier wie oben, ein reales 4/80-240 mm Zoom

Dieses wuchtige und 1,4 kg schwere Zoom mit dem "Häppchen" mehr Telebrennweite gegenüber 200 mm bekommt natürlich seinen eigenen Praxisbericht!

Und noch eins: 4,8/85-200 mm Sun – real, nicht nur auf Papier als Annonce … Das muss aber noch etwas warten.

 

Preis-Philosophie

Dieser Beitrag über interessante alte Objektive ist für Preisvorstellungen von schönem "Altglas" nicht gerade förderlich. Wirklich entscheidend für die Preissteigerungen des Altglas war aber die Verfügbarkeit von Objektiv-/Kamera-Adaptern für nahezu jedes alte Objektiv-Bajonett zur Weiter- oder Wiederverwendung auf spiegellosen Systemkameras. Bei mir gibt es eine Altglas-Preisgrenze, die bis auf wenige Ausnahmen bei Größenordnung 30 Euro Flohmarkt-Niveau liegt. Das 4/80-240 mm Sun hat inklusive Porto umgerechnet 12 Euro gekostet, das 85-210 25 Euro.

 

Bevor es an die Papier-Wimmelbilder/-bücher geht, noch ein reales 600 mm Lentar/Tokina/Vivitar Supertele

Lentar, Tokina, Vivitar?

Das oben abgebildete  TELE-Tokina 1:8 f=600mm ist natürlich auch als Tokina gelabelt. Zur vermutlich identischen 600 mm Vivitar Version schreibt Olypedia: "ein frühes T2-Objektiv, Hersteller unbekannt" Beim Vivitar 1:8/800 mm ist in Klammern vermerkt (Tokina). Wer der Hersteller ist, ist damit immer noch nicht beantwortet, denn es gesellt sich noch ein dritter Name dazu: "Lentar".

Hier gibt es einen ersten Eindruck vom superlangen Tokina

Interessante Parallele zu Canon und Nikon. Auch dort gab es Objektive, die aus Eisntellfassung und Wechsel-Objektivkopf bestehen. Die Einstellfassung enthält unter anderem die Schnecke für die Entfernungseinstellung und die Blende. So funktioniert es auch bei dem Tokina. Statt des 600 mm Objektivkopfs kann auf der Einstellfassung auch einer mit 800 mm Brennweite montiert werden

Lentar Prospekt

Mehr Wimmelbilder: Objektiv-Klone 1964, 1965, 1967, 1968, 1970

Ricoh, Tokina, Yashica? Reichlich Dubletten, Tripletten, wer immer (Sun?) da im Auftrag für andere gefertigt und nach Wunsch gelabelt hat. Und weiter mit Hanimex.

Hanimex Objektive

Petri System

Petri, Kuribayashi Shashin Kogyo K.K. Geschichte

Wenn man sich die Annonce genauer anschaut, ließ auch Petri unübersehbar Objektive fremdfertigen!

Weitere "Piraten"

Die großen japanischen Unbekannten aus 1963/1964 …

Unerschöpflich …

Sicher werden sich über sie Zeit nicht nur noch ein paar Klone, sondern weiteres, interessantes Altglas dazu gesellen. Wenn der Preis stimmt. Ich erinnere an die 30 Euro-Grenze … Und mit dem vorhandenen und weiteren Altglas werde ich auch auf Bilderjagd gehen! Womit auch Stoff für weit nach 2022 gesichert ist. Denn an reinen Digitalkameras wie der Nikon D1H und der netten Olympus E-510 wird nur noch sporadisch etwas dazukommen …

Und Tamron?

Ja, gibt es. Entzieht sich aber diesem wilden Geklone! Tamron wird ein eigenes Thema!

Ralf Jannke, Spätsommer 2021

 

Kommentare (1)

  • Werner Becker
    Werner Becker
    am 25.09.2021
    Bitten by the bug, suffering from GAS, manchmal auch ohne 30-Euro-Limit! (seufz) Speziell PETRI ist interessant, weil alles weniger, kleiner, unsystematischer ist. Objektiv-"Serien" gab es oft nicht lange genug, um einen Überblick haben zu können, in der historischen Draufsicht ist an konsistente Information kaum, eher gar nicht zu gelangen.
    CHAPEAU zu Ihrer Seite. werde Sie noch öfter besuchen. MfG, WJB

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