Pfui, bah: "Suppenzoom"
Ja, so wurden sie früher verballhornt. Zooms mit einem mindestens 6-fachen, manchmal fast 10-fachen Brennweitenbereich. Superzooms oder eben "Suppenzooms". Nikon hatte bereits 1967 ein monströses 4,5/50-300 mm im Programm. Mit Suppenzoom sind aber eher die deutlich kompakteren Gummilinsen aus Autofokus-losen Analogzeiten aus dem Amateurbereich gemeint. Den Anfang hatte glaube ich Tokina 1987 mit einem SD 35-200mm 1:4-5.6 gemacht. Das bei mir überraschen gut abgeschnitten hat! In meinen EOS SLR Zeiten hatte ich gar das 35-350 mm. Natürlich auch von entsprechenden Abmessungen. Auch nicht verstecken muss sich mein 8 Euro Flohmarkt TAMRON AF ASPHERICAL 28-200mm 1:3.8-5.6 und das bereits mit Autofokus!
Suppenzooms nur in analogen Amateurzeiten? Mitnichten.
Hier eine winzige Auswahl von immer noch aktuellen oder ganz "frischen" Autofokus Super-Zooms, die ich eingesetzt habe
- Nikon DX VR AF-S 18-200 mm 3.5-5,6 G ED (@KB 27-300 mm) — schwer gebraucht, gerne genommen, dann aber leider kaputt gegangen
- Nikon DX VR AF-S NIKKOR 18-140mm 1:3.5-5.6 G ED (@KB 27-210 mm)
- Di II TAMRON 18-270mmF/3.5-6.3 Piezo Drive VC (@KB 27-405 mm) Hoch interessant. Hatte ich in vom Aussehen ungebraucht in Neuzustand geschenkt bekommen, ging aber nach ein paar Einsätzen mehr und mehr kaputt — der Autofokus streikte
- Nikon (FX) VR AF-S 28-300 mm 3.5-6.3 G ED — Mein neu gekauftes Exemplar war eine Montagsproduktion, "Zitrone", "Gurke", die zügig wieder abgestoßen wurde …
Mit Nikon DSLM Z-Bajonett
- Nikon NIKKOR DX Z 18-140/3.5-6.3 (@KB 27-210 mm) VR
- Nikon NIKKOR Z 24-200/4-6.3 VR
- Nikon NIKKOR Z 28-400/4-8 VR
Ich habe keins davon, werde bei den von Nikon ausgerufenen Preisen auch keins davon erwerben …
- Tamron 18-400 mm F3.5-6.3 Di II VC HLD
- Tamron 28-200 mm F2.8-5.6 Di III RXD
und so weiter und so weiter.
Als mir jetzt ein gut erhaltenes AUTO REVUENON MC ZOOM 1:4.0-5.6 f=28-200mm mit Nikon F-Anschluss für 10 Euro beim Flohmarktrundgang zulief, habe ich aus Neugier zugegriffen. Was ich besser gelassen hätte. Aber andererseits: Was sind 10 Euro?
Spezifikation
- Herstellungsjahr 1980er
- Hersteller Sirius, Korea
- Abmessungen/Gewicht: Ø 75 mm, Ø-Filter 72 mm l 145/165 mm (Brennweite 28/200mm) 812 g
- Optischer Aufbau 15 Linsen in 14 Gruppen
- Die Blende besteht aus 6 Lamellen, kleinste Blende f/22
- Nahdistanz 28-50mm Brennweite 2,5 m, ab 75 mm 1,8 m, 50 mm Makro-Einstellung 1:7 - 1:4
- Verfügbar mit diesen Anschlüssen C/Y (contax/yashica), Canon FD, FDn, Nikon F (FX, DX), Olympus OM, Pentax K, Minolta SR (MD, MC)
- Auch als Hanimex. Kalimar, REVUNON (QUELLE). Samyang
Vorher/Nachher: O(ut)O(f the)C(am), Bearbeitung mit Adobe Lightroom
Kontrastarm, flauer, weicher, noch unschärfer, am "matschigsten" …
So muss man dieses Zoom beschreiben. Eine steckbare Streu-/Gegenlichtblende hatte ich mitgenommen, die dann nach dem zweiten "Abfallen" = Verlieren nicht mehr benutzt. Eine Geli mit 72 mm Schraubanschluss hätte vermutich aber auch keine große Wirkung gehabt … Für 10 Euro vom Flohmarkt war dieses Zoom kein finanzielles Desaster. Aber eine echte Herausforderung! Mir ist ein Rätsel, wie ein Fotograf, eine Fotografin zu Analogzeiten dieses Zoom meistern konnte. Adaptiert auf die 24 Megpixel Vollformat Nikon Z6, war die Fokussierung bei 28 mm praktisch unmöglich, ein reines Glücksspiel. O.K. bei Übersichtsaufnahmen mit Blende f/11 ist das Fokussieren fast nebensächlich. Aber wenn es um Bereiche 2, 5, 10 m geht, ist im Sucher/auf dem Monitor keinerlei Fokus-Peaking (Rot) erkennbar. Egal, ob das Zoom auf 3 m, 10 m oder unednlich steht. Auch die Suchervergrößerung hilft nicht weiter. Bei Endbrennweite 200 mm kann man erkennen: "Ist scharf oder nicht scharf". Aber sicher geht anders.
Und doch ist es erstaunlich, was Adobe Lightroom aus einem derartige "Flaschenboden" an Objektiv rausholen, retten kann
Man beachte die 1:1 Vergleiche. Die Konvertierung nach SW war nur mein Geschmack … Was jetzt an Beipielfotos kommt, ist bearbeitet, was die Regler in Lightroom hergaben. Und bei zwei drei Fotos kam zusätzlich noch die AI, die Artificial Intelligence von Topaz Photo AI zum Einsatz. Was mir sonst noch aufgefallen war, das AUTO REVUENON MC ZOOM 1:4-5.6 f=28-200mm ist eine starke Saug-/Druck-Pumpe. Noch nie war der Z6-Sensor so verdreckt :-( Das Zoom muss voll von Staub und kleinen Teichen gewesen sein. Wobei bei der Durchsicht nichts dergleichen zu erkennen war. Ich habe anschließend aber auch nicht alles an Sensordreck weggestempelt. Und ja, Vignettierung gibt es bei genauem Hinsehen auch…
Dem Foto mit den Fahrradständern habe ich als "Lichbild-Künstler" bewusst Vignettierung zugefügt ;-)
Qualitäts- und sonstiger Eindruck
Das REVUENON/Sirius MC ZOOM 1:4.0-5.6 f=28-200mm geht jetzt zügig in die Horror-Box! Oder soll ich dem Sirius eine auf 28 mm Brennweite gerechnete Streulichtblende genehmigen? Die kostet ja schon so viel, wie das Zoom ;-) Das Foto der frischen Baumtriebe über dem Maschendrahtzaun würde dafürsprechen. Mit dem 8 Euro TAMRON AF ASPHERICAL 28-200mm 1:3.8-5.6 vom Flohmarkt und dem Tokina SD 35-200mm 1:4-5.6, das irgendwann als "Beifang" mit kam, habe ich aber zwei "Suppenzooms" guter Abbildungsqualität. Nochmal ein Suppenzoom? Ja, eins kommt noch …
Ralf Jannke, Juni 2024
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Autor: | Ralf Jannke |
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Erstellt: | 10.06.2024 |
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