Sony SLT alpha 65V Funktionstest 2025 von Christian Zahn
Diese Kamera habe ich hier inklusive allen technischen Daten 2021 gezeigt. Also höchste Zeit, sie im großem Herbst-2025-Funktionstest wieder einmal zu verwenden.
Die beiden Vorgänger Sony SLT Alpha 33 und 58 sind in Christians Beitrag "Sony SLT alpha 33 und NEX3 Funktionscheck 2025" beschrieben und verlinkt.
Hier noch weitere Erfahrungsberichte zur 33 und 58:
- 2019: Eine ganz spezielle DSLR: Sony Alpha SLT-A33
- 2020: Sony SLT A33 II
- 2022: Einen hab' ich noch! Sony Alpha A33 DSLT (III)
- 2023: Ich hatte mal wieder Lust auf Sony ;-)
- 2023: Sony SLT-A58 und Basketball? Um es vorweg zu nehmen: NEIN!
- 2024: Sony (Alpha) a58 SLT-A58 mit MINOLTA AF ZOOM 70-210mm 1:4 (22) "Bierdose/Ofenrohr" – Schnell-Scheck
- 2025: Sony SLT-A58 MINOLTA AF ZOOM Xi 28-105mm 1:3.5(22)-4.5
Besonderheiten der Sony SLT alpha 65V
Die alpha 65V ist trotz ihres Aussehens keine klassische Spiegelreflexkamera, sondern ein Zwischenschritt auf dem Weg hin zur spiegellosen Systemkamera. Sie hat keinen Schwingspiegel, der für jede Aufnahme hochgeklappt werden muß, sondern einen teilteflektierenden feststehenden Spiegel (SLT= Single Lens Translucent). 1/3 des sichtbaren Lichts wird ständig auf den unterhalb des Blitzes eingebauten Phasenerkennung-Autofokussensor geworfen, 2/3 des Lichts fallen durch den Spiegel hindurch auf den Bildsensor, dessen Bild wie bei einer Systemkamera von einem Videosucher angezeigt wird.
Dieses System vereinigt die Vorteile von dSLR und Systemkamera: Ständige 100%-Anzeige des realen Sensorbildes und ständige Verfügbarkeit der schnellen und präzisen Phasen-AF-Sensoren. Außerdem sind enorme Serienbildgeschwindigkeiten möglich, die alpha SLT-65V erreicht satte 10 Bilder/Sekunde! Dafür sind sehr schnelle Speicherkarten erforderlich, damit die enorme Datenmenge auch „weggeschrieben“ werden kann.
Zur Sensorreinigung kann der Spiegel entriegelt und hochgeklappt werden, jedoch ist die Wahrscheinlichkeit der Verschmutzung wesentlich geringer als bei den freiliegenden Sensoren von spiegellosen Systemkameras, da der Sensor der alpha 65V ja immer hinter dem feststehenden Spiegel sitzt und es auch nicht zu enormen Luftbewegungen durch Spiegelschlag im Inneren der Kamera kommt. Lediglich durch das „Luftpumpen“ beim Zoomen des auf der Kamera sitzende Objektivs bzw. Windeinflüsse beim Objektivwechsel kann es zu Staubeintrag ins Kameragehäuse kommen.
Die alpha 65V ist in vielen Teilen baugleich mit dem Profimodell alpha SLT-77, hat aus Kostengründen jedoch nur ein Kunststoffgehäuse und es kann kein Akku-/Batteriegriff mit Hochformat-Auslöser montiert werden. Außerdem wurden die Bedienelemente reduziert, z. B. fehlt das hintere Daumenrad.
Das Display kann gedreht und geschwenkt werden, es kann sogar mit der Displayseite zur Kamera eingeklappt werden, so ist es vor Beschädigung sehr gut geschützt und wird automatisch abgeschaltet. Das eigentliche Display ist durch eine Kratzschutzscheibe vor mechanischer Beschädigung gesichert. Man sollte aber eine Schutzscheibe aus gehärtetem Glas aufkleben, die die Zubehörindustrie in passenden Größen im Angebot hat, denn die Sony-Antireflexschicht ist dafür berüchtigt, daß sie leicht „abgerubbelt“ werden kann.
Das Monitor-Gelenk ist unglücklicherweise unten statt seitlich angebracht. „Selfies“ auf einem Stativ sind dadurch leider unmöglich, da das Stativ den Monitor mehr oder weniger verdeckt!
Der Sucher ist keine schwere Pentaprisma-Konstruktion, sondern ein recht hochauflösender Videosucher. Die elektronische Wasserwaage der Kamera kann als künstlicher Horizont eingeblendet werden, leider nicht gleichzeitig mit dem Live-Histogramm. Zwischen Videosucher und rückseitigem Display kann per Augensensor automatisch umgeschaltet werden, bei eingeklapptem Sucher schaltet der Augensensor den Videosucher auf Wunsch stromsparend nur dann ein, wenn die Kamera ans Auge gehalten wird.
Im Sucher ist eine dreistufige Skala vorhanden, die den aktuellen Status der Kamerabewegungen zeigt. Erst bei Überschreiten der dritten Stufe erfolgt die Verwacklungswarnung durch ein Extrasymbol. Die Skala ist einzigartig, eine solche mehrstufige Anzeige basierend auf den Sensoren der Bildstabilisierung kenne ich nur von Sony, bei anderen Herstellern gibt es lediglich ein „Verwacklungs-Warnsymbol“, wenn die Belichtungszeit nicht mehr für verwacklungsfreie Aufnahmen ausreichend ist.
Die Speicherung erfolgt auf SD-/SDHC-/SDXC-Karten bis ca. 2 TB oder auf die Sony-typischen MemorySticks (beide Kartentypen werden in einen einzigen Schacht gesteckt, jedoch mit den Kontakten jeweils andersherum). Das Einschieben der SD-Karte ist problemlos, das des etwas dünneren und schmaleren Memorysticks hingegen sehr „fummelig“. Bei SDXC-Karten ist die 65V etwas „wählerisch“, nicht alle meiner Karten zwischen 64 und 256 GB wurden akzeptiert, manche liefen problemlos, manche wollte die Kamera formatieren und manche nahm sie gar nicht an. Woran das liegt, habe ich nicht herausgefunden, die Formatierung aller Karten ist eigentlich identisch (exFAT).
Die Kamera hat einen eingebauten GPS-Empfänger, er kann im Menu ein- oder ausgeschaltet werden, auf Wunsch kann die Kamerazeit mit der GPS-Zeit synchronisiert werden. Damit die Kamera die aktuelle Satellitenposition schneller findet, können „Unterstützungsdaten“ mit Hilfe der Sony-Software aus dem Internet geladen und auf eine Speicherkarte übertragen werden. Systembedingt sind diese Daten immer nur für wenige Tage bzw. Wochen nutzbar und müssen regelmäßig aktualisiert werden. Ohne diese Hilfsdaten kann die Ermittlung der GPS-Position mehrere Minuten dauern, im ausführlichen Statusdisplay-Bildschirm wird angezeigt, ob GPS synchronisiert ist bzw. wie gut dessen Qualität ist. Die 65V aktualisiert die GPS-Position alle 15 Sekunden, dementsprechend hoch ist der Strombedarf. Seit 2019 darf die Kamera-Uhrzeit nicht mehr mit GPS synchronisiert werden, denn seitdem stellt die Kamera ein Datum etwa 20 Jahre in der Vergangenheit ein.
Da bei GPS das Datum nicht absolut übertragen wird, sondern lediglich relativ, weil die Kalenderwoche mit 10 Bit codiert ist (entspricht 1024 Wochen, beginnend mit einer Startwoche im Jahr 1980), kommt es etwa alle 20 Jahre zu einem „Rollback“, 1999 und 2019 sprang der Wochenzähler wieder auf Null. Dadurch kommt es bei etlichen älteren GPS-Geräten seit 2019 zu Fehlfunktionen, weil sie entweder „nur“ das falsche Datum aufnehmen (also etwa 20 Jahre zu früh) oder komplett den Dienst verweigern.
2025 wollte die 65V keinen Satelliten „finden“, ich habe die Suche nach etwa 10 Minuten abgebrochen. Ein zweiter Versuch mit Aus- und Wiedereinschalten bleib auch erfolglos, auch hier brach ich nach 5 Minuten ab und zeichnete den GPS-Track mit dem Smartphone auf.
Warum die Kamera keine Position fand: es könnte an den Bäumen am Standort gelegen haben, die zu viele Satelliten verdeckten, denn für eine GPS-Positionsbestimmung muß freie Sicht auf drei, besser auf mehr als 4 Satelliten sein.
Der UVP der Sony alpha SLT-65V betrug etwa 900 Euro. Ich erwarb mein Exemplar Anfang 2021 für ca. 100 Euro zusammen mit dem Set-Objektiv DT 18-55 SAM, weil ich schon immer eine der wenigen SLT-Kameras haben wollte. Das gezeigte Exemplar sah fast unbenutzt aus, hatte aber trotzdem ca. 25.000 Auslösungen gemacht.
Der aktuelle Gebrauchtpreis beträgt ungefähr 100 bis 150 Euro je nach Zustand und Lieferumfang.
Alle Beispielaufnahmen entstanden bei 100 ASA, gespeichert als ARW, gewandelt mit AdobeCameraRAW, bearbeitet mit mit Photoshop CS4. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde bearbeitet. Verwendet habe ich das SAM II 18-55 Setobjektiv.
Fazit 2025
Das verwendete Kitzoom „deklassiert“ die Kamera, es wurde für alphas mit 12 bis 14 Megapixeln gerechnet, seine Auflösung reicht nicht für die 24 Megapixel der 65V, es ist bei 100%-Ansicht randunscharf. Eine Festbrennweite wie beispielsweise das 2,8/50mm-Minolta-AF-Makro beliefern den Sensor besser.
Der Fotoausflug ging „gut von der Hand“, die Kamera war problemlos, die Bilder ansprechend, der AF „saß“ auf den Punkt, die Serienbildrate ist durchaus auch heute noch für viele Zwecke ausreichend.
Die 65V bleibt meine „Minolta-AF-Bajonett“-Kamera, sie kommt nicht in eine Box, sondern wieder in die vorbereitete Fototasche zusammen mit einem Minolta-Blitz, dem 50er Makro und einem Minolta 100-300 APO-Telezoom sowie dem erwähntem 18-55-Setobjektiv. Samt dieser Tasche lag sie jedoch seit Sommer 2024 unbenutzt im Schrank, als Digitalkamerasammler hat man einfach zu viel Auswahl…
Christian Zahn, Dezember 2025
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| Autor: | Christian Zahn |
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| Erstellt: | 4.12.2025 |






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