Canon EOS 1100D Kurzbericht
Hier stelle ich eine der vielen digitalen Spiegelreflex-Kameras von Canon vor, die EOS 1100D. In Japan wurde sie als Kiss 50 vertrieben, in Amerika unter der Bezeichnung EOS Rebel T3.
Spezifikationen
- Die 2011 vorgestellte Canon EOS 1100D ist 130 x 100 x 78 mm groß und wiegt mit Akku und Speicherkarte 495 Gramm.
- Der APS-C CMOS-Sensor (22,2 x 14,8 mm) mit Pixelpitch 5,3µm löst maximal 4.272 x 2.848 Pixel = 12 Megapixel auf (Cropfaktor 1,6, 12,8 Megapixel Rohdaten). Mit der ISO-Automatik oder manuell sind 100 bis 6400 ASA einstellbar. Videos sind mit 1280x720 Pixeln möglich. Bilder werden als JPEG oder CR2 (RAW-Format) auf SD/SDHC-/SDXC-Karten (max. ca. 2 TB) gespeichert.
- Das Objektiv-Bajonett ist das EF-S-Bajonett (auf APS-C optimierte Objektive), EF-Objektive für Vollformat können benutzt werden.
- Das Motiv wird über einen Spiegelreflexsucher mit ca. 95% Abdeckung der Sensorfläche angezeigt, in dem ein hinterleuchtetes LCD-Display für viele Bildparameter eingespiegelt sowie das aktive AF-Feld kurz rot aufleuchtend markiert wird. Ein abschaltbarer 2,7“ TFT LCD Monitor mit 230.400 Subpixeln dient der Bildkontrolle nach der Aufnahme, der Monitor übernimmt auch die Menüsteuerung. Live-View ist möglich.
- Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S), kontinuierlicher Autofokus (AF-C) oder Servo-AF (schaltet selbsttätig zwischen AF-S und AF-C um) sowie manuelle Fokussierung mit Fokusunterstützung, AF-Ermittlung durch passiven Phasensensor (mittels teildurchlässigem Hauptspiegel und Hilfsspiegel abgegriffen), 9 AF-Felder, AF-Hilfslicht
- Belichtungssteuerung durch Vollautomatik, Programmautomatik, Zeitautomatik, Blendenautomatik oder manuellen Modus sowie diverse Motivprogrammen. 35-Zonen-Matrixmessung, mittenbetonte Integralmessung oder Selektivmessung. Belichtungszeiten 30s bis 1/4000 sek., Selbstauslöser mit 10 s Vorlaufzeit
- ausklappbarer Blitz mit Leitzahl 9, zusätzlich Norm-Blitzschuh mit TTL-Kontakten für Canon E-TTL II
- Weißabgleich automatisch oder manuell
- keine Bildstabilisierung im Gehäuse, jedoch werden Objektive mit eingebauter Stabilisierung unterstützt
- Energieversorgung durch Lithium-Akku LP-E10
- Anschluß für elektrischen Fernauslöser
- optionaler Hochformatauslöser für zwei Akkus
Besonderheiten
Die Canon EOS 1100D ist die zweite digitale Einsteiger-Spiegelreflexkamera von Canon in der vierstelligen Klasse und erschien etwa 2,5 Jahre nach dem Vorgängermodell. Der optionale Hochformatgriff nimmt zwei Akkus auf, sowohl der Griff als auch die Akkus können auch an der 1200D, 1300D, 1500D und 2000D genutzt werden. Da der Griff in das Kamera-Akkufach eingeschoben und deswegen die Akkufach-Klappe abgenommen werden muß, gibt es für diese Klappe eine Aufbewahrungsmöglichkeit im Griff. Am Hochformatgriff sind ein weiteres Fingerrad und etliche Bedientasten eingebaut, um die wichtigsten Bedien-Funktionen auch bei Portraitaufnahmen nutzen zu können.
Der Akku wurde gegenüber dem Vorgängermodell geändert, Aufsteiger von der 1000D mußten sich neue Akkus und einen neuen Hochformatgriff kaufen. Auch wurde die Akku-Kapazität leicht verringert, obwohl die Kamera etwas größer wurde. Laut Hersteller soll der Akku für etwa 700 Aufnahmen reichen, sofern auf LiveView verzichtet wird, bei dessen Verwendung sind nur noch etwa 200 Aufnahmen mit einem Akku möglich.
Gravierendster Nachteil der neuen Akkukonstruktion: Speicherkarte und Akku sitzen unter der gleichen Klappe, so muß für das Kartenwechseln jedesmal der Zusatzgriff abgeschraubt werden. Die Kamera hat zwei Gurtösen, der Hochformatgriff hat eine weitere Öse, so daß die Kamera für Portraitfotografen griffgünstig im Hochformat getragen werden kann.
Die Canon-Nomenklatur der Kameragehäuse ist folgende: Einstellige Modellnummern sind Profimodelle (z. B. EOS-1D Mark III) oder Semiprofi-Modelle (analoge EOS 3, digitale EOS 5D), zweistellige Modell sind für ambitionierte Amateure oder als preiswertes Zweitgehäuse für Profis gedacht (EOS 50D), dreistellige Modelle sind Amateur-Geräte (EOS 550D), vierstellige Kameras sind sehr preiswerte Bodys für Einsteiger, die meist nur das Setobjektiv (z. B. ein 18-135) mitkauften (EOS 2000D).
„EOS“ ist zum einen die Göttin der Morgenröte als auch die Abkürzung von „Electro-Optical System“, das zusammen mit der analogen filmbasierten EOS 650 in Jahre 1987 eingeführt wurde und im Gegensatz zu den meisten anderen damaligen Kamera-Bajonetten keinerlei mechanische Übertragung erforderte, sondern nur elektrische Kontakte benötigte. Sowohl der AF-Motor als auch der Blendenantrieb sitzen darum in jedem Objektiv.
Die 1100D kann sowohl EF-Objektive benutzen, die für das KB-Vollformat gerechnet sind (mit Cropfaktor 1,6) als auch die für den kleineren APS-C-Sensor ausgelegten EF-S - Objektive.
Die 1100D „erbte“ etliche Details von der 450D/500D, z. B. das AF-Modul der 500D oder den Sensor der 450D, wurde aber aus Kostengründen stark „beschnitten“. Die Serienbildrate ist erheblich geringer und der Bildaufnahmepuffer kleiner. Mit Hilfe eines Canon-Programmes kann die 1100D als Webcam mit 1024x576 Pixeln verwendet werden.
Die Empfindlichkeit kann automatisch oder manuell von 100 bis 6400 ASA eingestellt werden, die Obergrenze der ISO-Automatik war bei der 1000D auf 1600 ASA festgelegt, bei der 1100D kann die maximale Empfindlichkeit der Automatik auf 400 bis 6400 ASA im Menu begrenzt werden.
Die Mattscheibe zeigt ca. 95% des aufgenommenen Bildfeldes, das Okular hat Dioptrienkorrektur. Ein Okularverschluß fehlt, statt dessen ist am Kameragurt die Canon-typische Gummiabdeckung angebracht, die gegen die Augenmuschel getauscht wird. Das ist notwendig, weil die Belichtungsmessung im Prisma sitzt und eventuell Fremdlichteinfall beim Einsatz auf einem Stativ stören kann.
Es ist kein Glas-Pentaprisma, sondern lediglich ein leichtes und preiswertes Pentaspiegel-System eingebaut. Auch der in vielen digitalen EOS-Kameras eingebaute Eye-Start-Sensor fehlt. Die AF-Punkte werden durch winzige rote LEDs im Sucher markiert, sie leuchten bei erfolgreichem Fokussieren kurz auf.
Live-View mit frei verschiebbarer Sucherlupe ist möglich, zum Auslösen klappt allerdings erst der Spiegel herunter, um eine Belichtungsmessung durchzuführen, dann klappt der Spiegel wieder hoch und es wird ausgelöst. Im Vergleich zum Vorgänger: Der LiveView hat jetzt eine eigene Taste und muß nicht erst im Systemmenü auf die „Set“-Taste gelegt werden. Es steht sowohl der Phasen-AF zur verfügung (dann klappt der Spiegel kurz hoch, um die AF-Sensoren zu verwenden) oder ein (allerdings sehr langsamer) Kontrast AF ohne Spiegelgeklapper zur Verfügung.
Das Schnellmenu für die Verstellung etlicher Bildparameter ist bei der 1100D mit einer eigenen „Q“-Taste erreichbar, wie üblich haben alle vier Richtungstasten des Steuerkreuzes eine Zweitbedeutung. Die bei fast allen Canon-dSLRs am Prismenbuckel angebrachte Blitzentriegelungstaste ist vor das Fingerrad verlagert worden und somit ohne Umgreifen bzw. Absetzen der Kamera vom Auge erreichbar.
Der Tiefpaßfilter vor dem Sensor ist beweglich gelagert, er kann bei jedem Kamera-Ein- und Ausschalten oder jederzeit manuell per Menu in hochfrequente Bewegungen versetzt werden, um anhaftenden Staub abzuschütteln. Außerdem kann ein Staub-Referenzbild aufgenommen werden, das der Kameraprozessor analysiert und zukünftig in jedem RAW Informationen zum Staub-Wegrechnen absichert (das funktioniert aber nur, sofern der verwendete RAW-Konverter am Computer diese Funktion unterstützt). Wie üblich gilt: Wunder wirkt das automatisch „Dreckwegschütteln“ nicht, „klebrige“ Pollen usw. müssen weiterhin mit manueller Nassreinigung vom Filter geputzt werden.
Die Bilder können als JPEG oder im Canon-RAW-Format CR2 aufgezeichnet werden. Als Speichermedium dienen SD/SDHC/SDXC-Karten. Auch die zum Kameravorstellungszeitpunkt noch nicht verfügbaren Karten mit 2 TB funktionieren einwandfrei.
Bei der 1000D war bei Benutzung von Motivprogrammen nur das JPEG-Bildformat möglich, die Verwendung des RAW-Formats war den „kreativen“ Aufnahmemodi P, Tv, Av, M und A-DEP vorbehalten. Letzterer Modus ermittelt durch die Auswertung aller AF-Sensoren die Schärfentiefe des Motivs und wählt die dafür notwendige Blende. Mit der 1100D können RAWs auch in den Motivprogrammen gespeichert werden.
Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut und wird je nach Aufnahmemodus manuell oder automatisch ausgeklappt. Er kann leider nicht als Master für drahtlos angesteuerte Systemblitze dienen, diese Funktion hat Canon nur bei teureren Gehäusen eingebaut. Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt TTL mittels Vorblitz. Zusätzlich ist ein Norm-Blitzschuh vorhanden, mit Zusatz-Kontakten für das Canon E-TTL / E-TTL-II - System. Mit Leitzahl 9 ist er recht leistungsschwach.
Die Kamera schreibt viele interessante Angaben in die EXIFs jedes aufgenommenen Bildes, in den MakerNotes finden sich unter anderem: Kameraseriennummer, Selbstauslöser, Blitzmodus, Bildqualität und -Größe, Objektiv inkl. kleinster und größter Brennweite und Blende, Kamera-Temperatur, Blitzleitzahl, Kamerafirmwarestand, Seriennummer von Kamera und Objektiv, Name des Besitzers (sofern mit einem Computer-Programm eingegeben, kann nicht im Kamera-Menu verstellt werden), des Copyright-Inhabers (kann im Kameramenu eingegeben werden), alle Bild-Aufnahmeparameter, der gewählte AF-Punkt und die in der Fokusebene liegenden AF-Punkte uvm.
Die Anzahl der Kamera-Auslösungen mußte der Canon-Service ermitteln, da sie nicht wie bei vielen Kameras diverser anderer Hersteller in jedem Bild gespeichert sind. Mit Hilfe eines Programms kann heutzutage per USB die Zahl der Auslösungen ausgelesen werden. Meines Wissens gibt es diese Programme jedoch nur für Windows als Gratisversion. Für aktuelle Apple-Computer bzw. Tablets ist eine kostenpflichtige App eines von Canon unabhängigen Herstellers verfügbar, mit deren Hilfe auch der Kamerabesitzer verändert werden kann.
Der Monitor sitzt hinter einer Kratzschutzscheibe. Da diese aber nur aus Kunststoff ist, haben die Besitzer häufig zusätzliche Schutzfolien aus Kunststoff oder Glas angebracht. Diese gibt es auch heute noch als Restposten paßgenau zu erwerben. Die Display-Auflösung war 2011 nicht mehr zeitgemäß und den rigorosen Sparmaßnahmen geschuldet, um den niedrigen Verkaufspreis zu ermöglichen. Deswegen ist das Display auf fest eingebaut und kann weder gedreht noch geschwenkt werden.
Die Schnittstellen sind hinter einer unverlierbaren Abdeckung aus einem gummiartigem Material verborgen, fast alle Kabel entsprechen der üblichen Norm, z. B. ist der Fernauslöser kompatibel zu etlichen anderen Kameras, auch herstellerübergreifend: Die elektrischen Drahtauslöser der Fuji X-E2 mit 2,5mm-Klinkenstecker können benutzt werden. Die USB-Buchse ist mit dem Videoausgang kombiniert, trotzdem passen normale Mini-USB-Stecker in diese Buchse, Video erfordert eine Canon-Spezialkabel. Mini-HDMI entspricht der Norm.
Eine Netzteilbuchse fehlt, klassentypisch muß ein Akkudummy verwendet werden, dazu ist eine Aussparung im Gehäuse vorhanden, die mit einer Gummiabdeckung verschlossen ist.
Im Originalkarton fehlt bei Gebrauchtkauf häufig die Stelle mit der Seriennummer, da diese vom Erstbesitzer damals an Canon gesendet werden mußte, um den Cash-Back einlösen zu können.
Die UVP der EOS 1100D betrug ca. 550 Euro mit Setobjektiv 18-55 IS II. Preislich lag sie somit im Rahmen des Umfeldes der Mitbewerber.
Ich erwarb mein sehr wenig gebrauchtes Exemplar mit ca. 10000 Auslösungen im Sommer 2023 für „aufgerundete“ Versandkosten.
Alle Beispielaufnahmen entstanden bei 100 ASA, gespeichert als CR2, konvertiert mit Adobe Camera Raw, bearbeitet mit Photoshop CS6. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. Auf die Angabe von Aufnahmeparametern und 100%-Ausschnitten habe ich verzichtet, da sie zu stark vom Objektiv abhängen.
Qualitäts- und sonstiger Eindruck
Das Gehäuse der EOS 1100D ist größtenteils aus Kunststoff, lediglich „innere“ Teile bestehen aus Metall sowie der Blitzschuh, das Bajonett und das Stativgewinde. Viele Teile sind mit einem gummi-artigem Kunststoff beschichtet. Diese Gummierung löste sich bereits beim Erstbesitzer teilweise, bei meinen Fotorundgängen „rubbelte“ noch mehr davon ab. Die Abdeckung über den Schnittstellen und für die Herausführung des Stromkabels bei Verwendung eines Akku-Dummys ist „zerbröselt“, für den Schutz der Schnittstellen konnte ich im Zubehör inzwischen einen günstigen Ersatz erwerben, für das Loch im Akkufach hingegen nicht.
Die Kamera gehört zur Klasse der „vierstelligen“ Einsteiger-dSLR-Kameras, die preislich und im Funktionsumfang unterhalb der „dreistelligen“ Amateurmodelle angesiedelt waren. So gibt es nur ein Fingerrad vorne; rückseitiges Daumenrad, Augensensor oder Empfänger für eine IR-Fernbedienung fehlen.
Die rückseitigen Tasten des Steuerkreuzes haben Doppelfunktionen.
Der Sensor der 1100D neigt nur wenig zum „Ausbrennen“ der hellen Stellen. Kritische Gegenlichtsituationen werden meist recht gut gemeistert, erfordern aber öfters Belichtungskorrektur durch den Fotografen. Den Himmel der Beispielaufnahmen mußte ich stark nachbessern, der Sensor hat jedoch in den Lichtern meist genug Reserve, um mehr Wolkenzeichnung zu bekommen.
Bei höheren ASA-Zahlen rauscht der Sensor (entsprechend der damaligen Sensortechnologie), aufgrund des großen Pixelpitchs aber bei 1600 ASA noch beherrschbar. 6400ASA hingegen ist ein reiner Notbehelf.
Die Bildqualität der 1100D ist heutzutage als gut zu bezeichnen. Bei 12 Megapixeln und „Schönwetter“ ISO100 gibt es an den Bildern kaum etwas auszusetzen.
Fazit: eine digitalkamerahistorisch eher uninteressante Kamera (weil eine von Dutzenden Canon-dSLRs), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen durchaus geeignet.
Christian Zahn
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Autor: | Christian Zahn |
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Erstellt: | 9.10.2023 |
Kommentare (1)
ost
am 02.06.2024Die Kamera wird wahrscheinlich unterschätzt, aber man kann, je nach Motiv auch gut die 6400 verwenden. 12800 ISO als Raw und anschließend in Rawtherapee entwickelt sehen auf jeden Fall noch sehr gut aus. Durch den guten Pixelpitch rauscht die Kamera recht wenig.