Canon Powershot G2
Hier stelle ich eine frühe semiprofessionelle Kamera von Canon vor. Für etliche mir bekannte ambitionierte Fotoamateure war sie die erste „richtige“ Digitalkamera und der Grund, zukünftig nicht mehr analog aufzunehmen.
Ralf Jannke hat mit einer Canon Powershot G2 2016 ausgiebig im Urlaub fotografiert.
Spezifikationen
- Die 2001 vorgestellte Canon PowerShot G2 ist 121 x 77 x 64 mm groß und wiegt mit Akku und Speicherkarte 515 g.
- Der 1/1,8“ CCD-Sensor (7,26 x 5,46 mm) mit Pixelpitch 3,1µm löst maximal 2.272 x 1.704 Pixel = 4 Megapixel auf. Mit der ISO-Automatik oder manuell sind 50 bis 400 ASA einstellbar. Videos sind nicht möglich. Bilder werden als JPEG oder CRW (RAW-Format) auf CompactFlash-Karten (max. 2 GB) gespeichert.
- Das Objektiv ist ein 7-21 mm/1:2,0-2,5 (34-104 mm @KB) 3-fach Zoom, zusätzlich optionale Weitwinkel- und Telekonverter
- Das Motiv wird über einen abschaltbaren sowie dreh- und klappbaren 1,8“ TFT LCD Monitor mit 113.578 Subpixeln angezeigt, der auch die Menüsteuerung übernimmt. Zusätzlich ist ein optischer Realbildsucher vorhanden, der allerdings nicht das gesamte aufgenommene Bild zeigt. Außerdem ist auf de Kameraoberseite ein kleines LCD-Statusdisplay für wichtige Bildparameter vorhanden.
- Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S) oder kontinuierlicher Autofokus (AF-C), Ermittlung durch Kontrasterkennung des Bildsensors,
- Belichtungssteuerung durch Programmautomatik, Zeitautomatik, Blendenautomatik oder manuellen Modus sowie diverse Motivprogrammen. Matrixmessung, mittenbetonte Integralmessung oder Spotmessung. Belichtungszeiten 15s bis 1/1000 sek., kombinierter mechanischer und elektronischer Verschluß, Selbstauslöser mit 10 s Vorlaufzeit
- im Gehäuse integrierter Blitz mit Leitzahl 10 und den üblichen Funktionen: Ein/Aus, Automatik, Langzeitsynchronisation, Rote-Augen-Reduktion, zusätzlich Norm-Blitzschuh mit TTL-Kontakten (kompatibel mit digitalen Canon-Spiegelreflexkameras)
- Weißabgleich automatisch oder manuell mit diversen Vorwahlen wie Sonne, Wolken, Glühlampenlicht usw.
- keine Bildstabilisierung
- optionale Infrarot-Fernbedienung
- Energieversorgung durch Lithium-Akku BP-511
Besonderheiten
Die Canon Powershot ist nach der G1 die zweite Kamera der „G“-Serie, die Produktlinie wurde bis ca. 2019 und der G15 bzw. G5X fortgesetzt. Das Gehäuse der G1 wurde bei der G2 umkonstruiert, das „Ziegelstein“-Design wich einem abgerundetem und gefälligerem Aussehen, außerdem ist ein kleiner Handgriff integriert, die G1 war noch fast völlig glatt. Auch der Sensor wurde geändert, statt des unüblichem Farbfilters mit GYGM-Struktur setzt die G2 auf das übliche Bayer-Pattern RGBG. Green-Yellow-Magenta-erkennende Sensoren haben zwar eine bessere Lichtausbeute, aber die üblichen Rot-Grün-Blau-Filter ergeben eine bessere Farbtreue. Kameras mit GYGM-Farbfiltern sind Exoten, es gibt nicht allzuviele Modelle, die einen solchen Sensor verwenden.
Die G-Serie hat bei vielen ambitionierten Fotografen erstmals die analoge Kamera verdrängen können, da sowohl Handhabung, Bildergebnisse, Bildspeicherzeiten und Bildfolgezeiten durchaus damaligen gehobenen Ansprüchen genügten. Der Neupreis von ca. 1200 Euro war durchaus marktgerecht. Einen ähnlich durchschlagenden Erfolg hatte später die Massen-dSLR EOS 300D.
Die Bilder können als JPEG oder im Canon-RAW-Format CRW aufgezeichnet werden. Als Speichermedium dienen CompactFlash-Karten Typ I oder II. Die maximale Kartengröße ist 2 GB, da größere Karten mit einem Dateiformat formatiert sind, die die G2 nicht erkennt. Microdrive lassen sich benutzen.
Die Stromversorgung erfolgt mit einem LiIon-Akku BP-511 (dieser wurde auch in vielen Canon-dSLRs verwendet). Der Akku kann auch in der Kamera geladen werden.
Der Autofokus hat drei Felder, diese sind noch nicht verschiebbar, dieses Feature kam erst mit dem Nachfolgemodell PowerShot G3. Außerdem erfolgt die Meßfeldwahl immer manuell, die Kamera kann nicht automatisch eines der drei Felder auswählen, wie es bei der Konkurrenz 2001 bereits möglich war. Aber immerhin koppelt die Kamera bei Spot-Belichtungsmessung den Meß-Spot an das aktive AF-Feld.
Das Objektiv hat kein Filtergewinde, aber der Zierring um das Objektiv kann abgeschraubt werden und mittels eines Tubus-Adapters ein Filter vor das Objektiv gesetzt werden, Außerdem gibt es Brennweiten-Konverter, die mehr Weitwinkel oder mehr Telebrennweiter erzeugen. Durch die Adapterkonstruktiom belasten diese schweren Vorsätze das labile Objektiv nicht, sondern sind direkt am stabilen Kameragehäuse befestigt.
Canon fertigte Das Objektiv in großen Stückzahlen, dann es wurde nicht nur im Vorgänger G1 eingebaut, sondern auch in der Sony DSC-S75/85 sowie der Casio QV-3000/3500/4000. Sony titulierte es verschämt als „Carl Zeiss Vario Sonnar“, Casio hingegen ließ „Canon Lens AF-Zoom“ auf das Objektiv aufdrucken und verschleierte den wahren Hersteller nicht.
Die G2 bekam die aus den Spiegelreflexkameras her bekannte Mehrfeld- oder Matrix-Belichtungsmessung sowie eine E-TTL-Blitzbelichtungsmessung. Die Vorgängerin G1 hatte nur mittenbetonte Integralmessung und ihre Blitzbelichtungmessung maßen in vielen Fällen „daneben“ und erzeugten mehr oder minder fehlbelichtete Bilder. Auch der Weißabgleich wurde deutlich Verbesserer, fahle Hauttöne wie bei der G1 treten bei der G2 nicht mehr auf.
Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut. Leider ist er recht nah am Objektiv montiert, in Weitwinkelstellung schattet dieses das geblitzte Bild etwas ab. Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt TTL mittels Vorblitz. Zusätzlich ist ein Norm-Blitzschuh eingebaut, er hat die TTL-Kontakte des E-TTL-Systems (dieses wird auch in allen digitalen Canon-Spiegelreflexkameras verwendet).
Das Kameradisplay ist beweglich montiert, es kann geschwenkt und verdreht werden. Es kann sogar um 180° gedreht werden, so daß es geschützt einklappbar ist und dabei automatisch abgeschaltet wird. Da ein optischer Realbildsucher vorhanden ist, kann so die Akkulaufzeit erheblich verlängert werden. Allerdings zeigt der Sucher systembedingt aufgrund der Parallaxenfehler nicht das gesamte aufgenommene Bild, sondern deutlich weniger.
Neben dem Sucher sind zwei Kontroll-LEDs für Blitz und AF vorhanden, in Verbindung mit dem Statusdisplay auf der Oberseite kann die Kamera gut stromsparend ohne Monitoreinsatz bedient werden.
Die Kamera hat relativ viele Tasten, Hebel und Räder, es gibt ein Moduswahlrad und sogar ein Finger-Rad. Der Hauptschalter ist ungewöhnlich gestaltet: Ein Ring sitzt um das Moduswahlrad herum. Zwei Betätigungselemente erlauben das Einschalten an der Kamerahinterkante und vor dem Moduswahlrad. Der Ring ist nach links und rechts drehbar, in der Mitte ist die „AUS“-Stellung, links wird die Bildaufnahme eingeschaltet, rechts die Wiedergabe.
Die Kamera schreibt etliche interessante Dinge in die MakerNotes der CRWs, darunter: die eingestellte Objektivbrennweite mit 4 Stellen nach dem Komma, die exakten Sensormaße, die „krumme“ wahre Belichtungszeit, die wahren Sensor-Pixelmaße (2376x1728) und viele Bildparameter inkl. der gemessenen Entfernung in Metern. Die höheren Empfindlichkeiten (z. B. 400 ASA) werden nur in den MakerNotes gespeichert, so daß viele Programme sie nicht anzeigen. Im genormten Feld trägt die Kamera nur die niedrigeren Empfindlichkeiten ein, z. B. 50 ASA.
Freie RAW-Konverter geben 2312x1720 Pixel aus, Lightroom, Adobe Camera Raw und die originale Canon-Software nur die offiziellen 2272x1704 Pixel.
Die Kamera hat zwei Gurtösen, sie baumelt also nicht kompaktkameratypisch an einer Hand, sondern wird komfortabel um den Hals gehängt getragen.
Die Schnittstellen sind etwas „exotisch“, zwar nutzt Canon für den Audio/Videoausgang eine übliche Klinkenstecker-Buchse, aber der digitale Anschluß ist nur zu inzwischen nicht mehr nutzbaren Canon-Druckern kompatibel (es gibt kein Papier mehr für diese Thermotransfer-Photodrucker). USB ist nicht eingebaut, auch nicht per Adapterkabel.
Die UVP der PowerShot G2 betrug ca. 2300 DM (umgerechnet etwa 1200 Euro). Ich bekam mein Exemplar Anfang 2023 geschenkt, der aktuelle Zeitwert ist auf 20 bis 50 Euro je nach Zustand und Lieferumfang gefallen.
Alle Aufnahmen entstanden bei 50 ASA, gespeichert als RAW, konvertiert mit AdobeCameraRAW, bearbeitet mit Photoshop CS6. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In alle Beispiele ist ein 100%-Ausschnitt einmontiert.
Qualitäts- und sonstiger Eindruck
Das Gehäuse der PowerShot G2 ist größtenteils aus Metall. Lediglich die gesamte Griffwulst, die Klappen des Kartenfachs und des Akkufachs sind aus Kunststoff. Die verwendeten Materialien waren nach über 15 Jahren gut erhalten, der berüchtigte „Gummiauflagenschwund“ oder das „Verkleistern“ aufgespritzter Gummierungen ist (zumindest bei meinem Exemplar) 2023 nicht aufgetreten.
Einige wenige Exemplare sind nicht in Silber verkauft worden, sondern in „Profischwarz“.
Die Kamera gehört zur Klasse der Semiprofi-Kompaktkameras, später auch als „Edelkompakte“ bezeichnet.
Aus heutiger Sicht ist die Kamera langsam, das Einschalten dauert ca. 4 Sekunden, das Zoomen zwischen den beiden Brennweitenextremen jeweils ca. 3 Sekunden. Auch das Abspeichern der RAWs dauert recht lange.
Der Sensor neigt recht deutlich zum „Ausbrennen“ der hellen Stellen. In den dunkleren Bildpartien rauscht er sichtbar, die Schatten können nicht erträglich per EBV aufgehellt werden. Bei höheren ASA-Zahlen rauscht der Sensor ebenfalls (entsprechend der damaligen Sensortechnologie).
In Weitwinkelstellung verzeichnet das Objektiv recht deutlich, eine Korrektur durch den Bildprozessor findet nicht statt.
Fazit: eine digitalkamerahistorisch interessante Kamera (weil frühe Edelkompakte), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen nicht mehr sonderlich geeignet, da 4 Megapixel oft „zuwenig“ ist und die Kamera im Vergleich zu aktuellen Digitalkameras recht gemächlich daherkommt.
Christian Zahn
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Autor: | Christian Zahn |
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Erstellt: | 26.03.2023 |

PowerShot G2
Bridge-Kamera
Markteinführung: Oktober 2001
Neupreis: 1100 €
Geschätzter Wert: 35 € ?Wert nach Alter: 0 €
Wert nach Nutzen: 30 €
Wert nach Sammlungsrelevanz: 35 €(Erklärung)
Brennweite (KB): 34 - 102 mm
Sensor: CCD mit 4.1 MP, 1/1,8"
Beschreibung der PowerShot G2
Technische Daten
Firmeninfo Canon
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