Fuji X-E1 Schneider Kreuznach Cinegon 1,4/8mm Christian Zahn

In diesem Kurzbericht geht es um die Benutzung von einem etwa 30 Jahre alten Manuellfokus-Objektiv an der Fuji X-E2, einer spiegellosen APS-Systemkamera mit 16 Megapixeln. Das Objektiv wurde vermutlich in den 1960er Jahren gerechnet, es ist damals für die Verwendung an 16mm-Schmalfilmkameras für die Nutzung im Fernsehbereich gedacht gewesen. 1923 hat der amerikanische Hersteller von 16mm-Kameras Bell & Howell das C-Mount-Gewinde als Wechselfassung für seine Objektive eingeführt, dieses Gewinde hat sich inzwischen als Standard etabliert.

Seit dem Aufkommen von Videokameras und dem daraus resultierendem Ende der Schmalfilmnutzung für Fernsehspielfilme und -Dokumentationen in den 1980er Jahren Jahren verkauft Schneider das Objektiv für die Verwendung an elektronischen Kameras, insbesondere für den Einsatz in der Industrie für Überwachungsaufgaben bei Produktionsprozessen. Vor einigen Jahren wurde der Name geändert, das „Cine“ in Cinegon steht bekanntlich für „Cinema“, also Laufbildfilme. „Citrine“ als neuer Kunstname für das Objektiv kann möglicherweise auf den C-Mount-Anschluß hindeuten. Laut Hersteller wird es für die Benutzung mit maximal 11mm Sensordiagonale empfohlen, also 2/3 Zoll große Sensoren.

Das Cinegon ist für den 16mm-Film berechnet worden, vermutlich in den 1960er Jahren für die Reportagetätigkeit für das Fernsehen. Denn eigentlich wäre für das 10,3x7,5mm große Bildfenster ein Objektivbildkreis von 12,7mm (= 1/2 Zoll) erforderlich, das Cinegon hat aber nur einen Bildkreis von 11mm. Die Ecken des Filmbildes sind somit schwarz, das machte damals aber nichts aus, weil die Fernsehbildröhren sehr stark abgerundete Ecken hatten und das Filmbild bei der Bildabtastung zusätzlich seitlich noch beschnitten wurde, der Zuschauer sah die dunklen Ecken also niemals.

Je nach ausgenutztem Negativformat beträgt der Cropfaktor ca. 3,4 bis 4, auf Kleinbild umgerechnet entspricht das Objektiv einem Weitwinkel von ca. 32 bis 28 mm Brennweite.

Reinigung

Ich mußte das Objektiv zerlegen, da durch die Anwendung in der Industrie die Rückseite der Frontlinse beschlagen war. Die Demontage war einfach, die gesamte vordere Linsengruppe kann als Ganzes herausgedreht werden, die Frontlinse nach Lösen einer Klemmschraube von der Gruppe abmontiert werden. Auch die Remontage erfordert keine Meßmittel, die Fertigung im Werk erforderte keinerlei Anpaßarbeiten oder Distanzringe. Erstaunlicherweise war hinter der Frontlinse auch Metallstaub vorhanden, möglicherweise aufgrund der Verwendung des Objektivs in der Überwachung des Schneidedrahtes in einer Erodiermaschine.

Schneider-Kreuznach Cinegon 1:1,4/8

Die Jos. Schneider Optische Werke GmbH wurden 1913 in Bad Kreuznach gegründet, die in Objektiven eingravierte Abkürzung „Schneider-Kreuznach“ ist wesentlich bekannter. Auf das Cinegon wurde die Bezeichnung nur aufgedruckt, darum ist sie im Lauf der Jahre teilweise abgerieben.

Bei den meisten anderen Herstellern wird die Seriennummer jedes Objektivtyps einzeln durchgezählt. Anders bei Schneider, hier wurden alle Objektive einfach nacheinander durchnummeriert, egal welcher Art oder welches Typ sie sind. So wurde die erste Million erzeugter Objektive 1936 erreicht, 2 Millionen 1948, 3 Millionen 1952, 4 Millionen 1954, 10 Millionen 1967, 12 Millionen 1972, 13 Millionen 1976, 14 Millionen 1983 und 15 Millionen 2008. Übrigens macht es Leitz/Leica genauso, allerdings sind hier die Zahlen kleiner, 2006 hat Leica die 4 Millionen überschritten.

Anhand der Zeiträume zwischen den einzelnen „Millionen“ kann man das Auf und Ab der deutschen Kamera-Industrie erkennen, seit den 1950ern wurden die Abstände kürzer und seit etwa 1968 wieder länger.

Die Seriennummer am gezeigten Exemplar entspricht aber nicht dem Schneider-Schema, vermutlich wurde sie vom Lieferanten der Prozessüberwachung geändert. Sollte lediglich die führende Stelle der ursprünglichen Schneider-Seriennummer von einer „1“ in eine „2“ geändert worden sein, so wäre das gezeigte Exemplar Anfang 1977 gebaut worden. Das paßt aber nicht zur Beschriftung „Lens Made in Germany“, denn in den 1970ern wurde noch auf die Herkunft aus „W-Germany“ hingewiesen, um sich von DDR-Objektiven abzusetzen. Der Wegfall des „W-„ kam nach der deutschen Einheit 1990, somit wird das Objektiv eher aus den 1990er Jahren stammen.

Der Objektiv-Umbauer hat auch den eigentlichen Blendenring entfernt und durch eine Klemmung ersetzt. Bei der Nutzung als Überwachungsobjektiv mit einer Videokamera mußten Entfernung und Blende nur einmalig eingestellt werden, deshalb wurde der dickere originale Blendenring wohl abgebaut, damit das Objektiv nun einen einheitlichen Durchmesser hat und somit besser in die Anwendung eingebaut werden konnte.

Laut Datenblatt ist das Cinegon 1,4/8mm aus 8 Elementen in 7 Gruppen aufgebaut, die Hinterlinse ist im Vergleich zum Bildkreis recht groß, der Strahlengang hinten ist also recht telezentrisch.

Das Objektiv hat keine Entfernungseinstellung, die Fokussierung erfolgt durch Drehen des C-Mount-Gewindes und anschließendem Klemmen durch einen geschlitzten Gewindering. Die Blende rastet eigentlich ganz- oder gar halbstufig, es sind 6 Lamellen eingebaut. Der entfernte originale Blendenring kann durch eine kleine Schraube geklemmt werden. Da das Objektiv eigentlich ein Filmobjektiv war, hat es kein Filtergewinde, der Streulichtschutz wurde durch eine der Aufnahmesituation angepaßte Klappenblende vom Kameramann realisiert. Das heute verkaufte Citrine hat ein Filtergewinde M30,5.

Das Objektiv hat mit dem Schneider-Blendenring einen Durchmesser von 34 mm, eine Baulänge 37 mm und wiegt 90 Gramm. Das Objektiv verzeichnet recht deutlich, laut Herstellerdatenblatt ca. 5% tonnenförmig. Die Verzeichnung fiel bei der Anwendung als Filmobjektiv weniger auf und auch in der Produktionsüberwachung war sie vermutlich eher unwichtig. Bei meinen Beispielaufnahmen wirkt sie auch nicht störend, da das Auge von der runden Bildbegrenzung abgelenkt wird.

Das Objektiv ist am APS-Sensor der Fuji und Offenblende unscharf und vignettiert etwas mehr als eine Blendenstufe zum Rand hin, Abblenden auf 5,6-8 steigert die Schärfe und verringert die Vignettierung deutlich.

Das Objektiv ist heutzutage oft nicht mehr preiswert zu bekommen, je nach Zustand, Lieferumfang und Herstelldatum/Fassungs-Design liegt es zwischen 50 und 500 Euro. Der aktuelle Neupreis ist mir nicht bekannt, dürfte aber 1000 Euro sicherlich übersteigen. Ich bekam das gezeigte Exemplar im Frühling 2025 geschenkt.

Ich habe auch noch einen C-Mount-Telekonverter und zwei Zwischenringe bekommen, allerdings ist der Konverter nur für Nahaufnahmen nutzbar, damit kann ich nicht auf Unendlich fokussieren.

Beispielfotos

Alle Aufnahmen entstanden freihand bei ASA- und Zeit-Automatik, mit eingeschaltetem Bildstabilisator und bei Blende 1,4 bzw. 8, gespeichert als RAF, gewandelt mit Adobe Camera RAW und bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben, Lichter / Schatten sowie Schärfe wurden korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In alle Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte einmontiert.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Objektiv ist für den Bildkreis der X-E2 viel zu klein, darum sind die runden Fotos mit großen schwarzem Rand in die Schublade „Spaßobjektiv“ zu stecken. Selbst an einer mFT-Kamera mit 17,3x13mm wird der Sensor nicht völlig ausgeleuchtet, auch meine Nikon 1V1 mit 13,2x8,8mm wird nicht komplett vom Objektiv beliefert. Eine mir nicht vorliegende Pentax Q mit 6,2x4,6mm Bildfläche hat bereits einen zu kleinen Sensor für das Objektiv.

Christian Zahn, April 2025

 

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