Fujifilm FinePix HD-3W Bigjob Kurzbericht von Christian Zahn
Ralf Janke zeigte diese spritzwassergeschütze Kamera hier bereits. Inzwischen hatte er zwei Exemplare und eines an mich weitergegeben, vielen Dank dafür!
Spezifikationen:
- Die 2007 vorgestellte Fuji HD-3W ist 128 x 80 x 45 mm groß und wiegt 450 g.
- Der 1/2,5“ CCD-Sensor löst maximal 2.816 x 2.112 Pixel = 6 Megapixel auf. Der Pixelpitch beträgt 2,1µm. Mit der ISO-Automatik oder manuell sind 64 bis 1600 ASA einstellbar. Videos sind mit 640x480 Pixeln möglich. Bilder werden als JPEG auf xD-PictureCards (max. 2 GB) gespeichert.
- Das Motiv wird über einen 3“ TFT LCD Monitor mit 230.000 Subpixeln angezeigt, der auch die Menüsteuerung übernimmt.
- Das Objektiv ist ein 4,7-14,1mm/1:3,3-4,0 (28-84 mm @KB) 3-fach Zoom
- Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S), Ermittlung durch Kontrasterkennung des Bildsensors
- Belichtungssteuerung durch Programmautomatik, 256-Zonen-Matrixmessung, Belichtungszeiten 2 s bis 1/2000 sek. Selbstauslöser mit 10 s Vorlaufzeit
- eingebauter Blitz mit ca. Leitzahl 5, zusätzlich Norm-Blitzschuh ohne Mittenkontakt
- Weißabgleich automatisch oder manuell
- keine Bildstabilisierung
- Energieversorgung durch zwei Mignonzellen
Besonderheiten
Die Typenbezeichnung lautet HD-3W, wofür das „HD“ steht, ist mir nicht bekannt (eventuell „Heavy Duty?“), die „3“ ist die Modellnummer in der Modellreihe, „W“ deutet auf den Brennweitenbereich mit Weitwinkel 28mm hin. Zum Herstellzeitpunkt hatte Fuji keine andere Kompakt-Kamera mit 28mm-KB-Äquivalenz im Angebot, üblich waren Anfangsbrennweiten von ca. 35mm. Die HD-3W war offiziell nicht in Europa erhältlich, beispielsweise ist das Handbuch als PDF nur in Japanisch verfügbar. In deutschen Kameraverzeichnissen wird die HD-3W zwar gelistet, aber immer ohne UVP. Immerhin ist die Kamerasprache neben Japanisch auch in Englisch verfügbar.
Die Stromversorgung erfolgt mit zwei überall erhältlichen Mignonzellen, sowohl NiMH-Akkus als auch Alkaline-Batterien können benutzt werden.
Der Gehäuseblitz mit TTL-Vorblitztechnik ist fest eingebaut. Zusätzlich ist ein Norm-Blitzschuh (ohne elektrische Kontakte) vorhanden. Im Kameramenu wird ein externer Zusatzblitz erwähnt, vermutlich gab es einen drahtlos durch den internen Blitz mitgezündeten Aufsteckblitz von Fuji. Meine erste Vermutung war, daß ggf. im Kamerainneren eine Art magnetische Zündung eingebaut ist, aber um den Blitzschuh herum ist im Gehäuse nichts eingebaut. Dort, wo normalerweise der Zündkontakt im Blitzschuh angebracht ist, gibt es nur eine große Aussparung, damit aufgesteckte Fremdblitze keinesfalls elektrischen Kontakt bekommen.
Die Kamera ist laut Hersteller bis zu einem Meter Wassertiefe dicht, dazu sind alle Klappen mit Gummidichtungen verschlossen und auch die Bedienelemente sowie die Gehäuseteile. Wie üblich müssen die Dichtungen der Klappen nach jedem Öffnen kontrolliert werden, bevor sie wieder geschlossen werden, ob sie eventuell beschädigt wurden oder Fremdkörper im Bereich der Dichtungen und Dichtungssitze eingedrungen sind, weil dann die Wasserdichtheit nicht mehr gegeben ist.
Die Kamera war aber nicht für Hobbytaucher gedacht, sondern für den rauen Einsatz auf Baustellen, wobei sie auch einfach mal in eine dort vorhandene Wasserpfütze fallen konnte, ohne Schaden zu nehmen. Auf diesen Verwendungszweck deutet „Bigjob“ in der Typenbezeichnung hin.
Der Hersteller bescheinigte einen Spritzwasserschutz nach japanischer Norm JIS7 und einen Staubschutz nach JIS6, außerdem ist sie durch die Gummiarmierung bis 0,7 Meter Fallhöhe sturzfest. Europäische Zertifizierungen nach IP-Norm hat Fuji nicht testen lassen, da die Kamera hier nicht verkauft wurde.
Die Kamera hat für ein spritzwassergeschützes Modell recht viele Bedienelemente: an der Oberseite den Auslöser, den Hauptschalter und ein Moduswahlrad, hinten rechts neben dem Display die Zoomwippe, die Bildwiedergabe, ein Steuerkreuz mit zentraler Menu-/OK-Taste und einen DSIP-/Back-Knopf. Der Hauptschalter ist ein Taster, der durch einen Steg geschützt ist, so daß der Zeigefinger im Arbeitshandschuh ihn nicht versehentlich drückt, obwohl man ein Foto machen wollte.
Die Schnittstellen sitzen hinter einer massiven Klappe, die mit einem Dreh-Hebel geschlossen wird. Die Stromversorgung nutzt einen handelsüblichen Hohlstecker, USB und Video-Out sind zu einer Fuji-Kombibuchse zusammengefaßt und erfordern deshalb Spezialkabel.
Mitgeliefert wurde eine abnehmbare Streulichtblende, die die vergütete Schutzscheibe etwas vor frontalem Streulicht schützt, trotzdem mag die HD-3W kein seitliches oder von vorn kommendes Störlicht, weil die Glasscheibe sehr groß ist.
Als Speichermedium dienen xD-PictureCards (kompatibel mit Karten von 16 MB bis 2 GB). Die xD-Picture-Card war der stabilere Nachfolger der von Olympus und Fuji eingesetzten SmartMedia-Karte, genau wie diese hat die Karte keinen eigenen Speichercontroller, dieser sitzt in der Kamera und beschreibt die Flash-Zellen direkt und kümmert sich auch um das Wear-Levelling der Speicherzellen.
Das Kameradisplay ist hinter einer Kunststoffscheibe vor mechanischer Beschädigung geschützt. Im Gegensatz zu vielen Kompaktkameras benötigt diese Schutzscheibe keine weitere Kratzschutzfolie aus dem Zubehörhandel, sondern ist ab Werk stabil genug.
Wenn die Aufnahmen als JPG gespeichert werden, können verschiedene Filmsimulationen auf die Aufnahmen angewendet werden, die Kamera emuliert dann die Bildanmutung älterer analoger Fujifilm wie Velvia (hohe Farbsättigung), Provia, Astia (weiche gedeckte Farben) usw. Auf Wunsch werden von jeder Aufnahme automatisch verschiedenen Simulationen aufgezeichnet.
In die EXIFs der JPGs schreibt die Kamera neben den üblichen Angaben nur wenige interessante Dinge in den herstellerspezifischen Teil, die MakerNotes. Darunter den Status der Fokuswarnung, der Belichtungswarnung, den aktuellen AF-Punkt und das verwendete Motivprogramm.
Die UVP der Kamera ist mir nicht bekannt, weil sie in Europa nicht erhältlich war. Durch geringes Angebot und kaum Nachfrage gibt es auch keine ermittelbaren aktuellen Gebrauchtpreise. Ob als „Rare“ oder „Extrem seltene Kamera“ angebotene Exemplare für 100 britische Pfund oder gar für 150 Euro je einen Käufer finden werden, darf bezweifelt werden.
Reparatur
Die Kamera hatte einen Schaden am Display, leider ist Öl in das Display gelangt. Da die Streuscheibe der Hintergrund-Beleuchtung durch das Öl stark fleckig wurde, habe ich die Kamera geöffnet und versucht, auch die Display-Einheit zu zerlegen. Das war aber nicht möglich, da sie verklebt und mit feinsten Blech-Klammern verschlossen ist. Die gesamte Display-Einheit wurde übrigens von Casio hergestellt.
Es blieb zur Reinigung nur, die gesamte Display-Einheit mehrfach in Isopropanol zu „baden“ und dadurch das Öl herauszuwaschen. Nach dem mehrfachem „Fluten“ habe ich das Display mit einem Fön vorsichtig getrocknet, wobei ich immer zwischen niedrigster Stufe und „Kalt“ hin und her schaltete, um die Elektronik und das Displaypanel nicht zu überhitzen. Es war wichtig, daß aller Alkohol aus dem Panel verdunstet war, bevor ich die Kamera wieder zusammengebaut habe.
Die Streifen habe ich nicht wegbekommen und die Flecken sind nicht komplett beseitigt, aber ich erkenne eine Verbesserung des Bildeindrucks, das sollte ausreichend sein.
Alle Beispielaufnahmen entstanden bei 100 bis 200 ASA, gespeichert als JPG und bearbeitet mit Photoshop CS4. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben, Lichter / Schatten sowie Schärfe wurden nicht korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In alle Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte vergrößert einmontiert.
Qualitäts- und sonstiger Eindruck
Das Gehäuse der HD-3W besteht komplett aus Kunststoff, nicht einmal das Stativgewinde ist aus Metall. Für den Fallschutz gibt es dicke Gummierungen, die Frontlinse des Objektivs ist durch eine große vergütete Glasscheibe geschützt, zusätzlich wird eine abnehmbare „Hutze“ mitgeliefert, die Blitzröhre und Objektiv noch mehr vor Schäden bewahren soll.
Die Kamera gehört zur kleinen Klasse der „Strandkameras“ bzw. „Baustellenkameras“, die einen erhöhten Staub- und Spritzschutz aufweisen. Tauchfest ist die FinePix nicht, der Hersteller gibt einen Meter Tauchtiefe an, das ist auch in küstennahem Gewässer schnell überschritten, somit ist sie höchstens für Schnorchler geeignet. Aber sie wurde ja auch für den Einsatz auf Baustellen konzipiert und nicht für die Freizeit.
Die Verzeichnung des Objektivs ist bei 28mm recht moderat, im Telebereich ebenfalls. Wie bei den meisten Zooms ist die Verformung der Bilder im Weitwinkelbereich tonnenförmig, in der Telestellung kissenförmig.
Die Bildqualität ist zwar aufgrund des „Zwergensensors“ und der großen Streulichtanfälligkeit der Glasscheibe nicht überragend, aber dem Anwendungszweck als Baustellenkamera mehr als angemessen.
Bei höheren ASA-Zahlen rauscht es in den JPEGs der Kamera und der Bildprozessor „bügelt“ Details weg. Auch hier gilt jedoch: Besser ein nicht so gutes Foto vom Baufortschritt als gar kein Foto!
Fazit: eine digitalkamerahistorisch nicht uninteressante Kamera (weil zum kleinen Segment der spritzwassergeschützen Kameras gehörend), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen eigentlich nicht mehr geeignet. Auch hier ist festzuhalten: aktuelle Smartphones sind oftmals nach IP54 zertifiziert und machen bessere Aufnahmen, darum ist das Kompaktkamerasegment heutzutage fast völlig verschwunden.
Christian Zahn, November/Dezember 2025
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| Autor: | Christian Zahn |
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| Erstellt: | 18.11.2025 |















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