Fujifilm MX-1200
Hier stelle ich eine frühe Kompaktkamera von Fujifilm vor. Auch Ralf Jannke zeigt hier ein Exemplar.
Spezifikationen
- Die 1999 vorgestellte Fujifilm MX-1200 ist 110 x 77 x 33 mm groß und wiegt 200 g.
- Der 1/2,7“ CCD-Sensor (5,4 x 4,0 mm) löst maximal 1280 x 960 Pixel = 1,3 Megapixel auf. Die Empfindlichkeit beträgt 160 ASA und kann nicht verändert werden. Videos sind nicht möglich. Bilder werden als JPEG auf SmartMedia-Cards mit maximal 128 MB gespeichert.
- Das Motiv wird über einen abschaltbaren 1,6“ TFT LCD Monitor mit 55.000 Subpixeln angezeigt, der auch die Menüsteuerung übernimmt. Zusätzlich ist ein Durchsichtsucher vorhanden.
- Das Objektiv ist ein 1:4,5/5,8mm (38 mm @KB) Fixfokus-Objektiv
- Entfernungseinstellung entfällt (Schärfenbereich 0,7m bis Unendlich), manuell umschaltbar auf Makrostellung 10 cm
- Belichtungssteuerung durch Vollautomatik, 64-Zonen-Matrixmessung. Belichtungszeiten 1/2 s bis 1/7500 sek., Selbstauslöser mit 2 oder 10 s Vorlaufzeit, automatisch eingeschwenkte Lochblende 1:11
- eingebauter Blitz mit ca. Leitzahl 6
- Weißabgleich automatisch oder manuell
- rein elektronische Bildstabilisierung
- Energieversorgung durch 4 Mignonzellen
Besonderheiten
Die MX-1200 zählt zu den frühen unkomplizierten einfachen Einsteigerkameras, Ende 1999 waren 700 DM für eine Digitalkamera recht preiswert. Demzufolge ist die Kamera auch recht einfach ausgestattet, das Objektiv hat eine feste Brennweite und Fixfokus, die Verstellung auf den Makrobereich erfolgt manuell und die einzige andere Blende neben der Offenblende wird durch eine automatisch eingeschwenkte Lochblende erzielt.
Die Stromversorgung erfolgt mit vier fast überall erhältlichen Mignonzellen, es können sowohl Alkali-Batterien als auch NiMh-Akkus benutzt werden. Wie üblich der Warnhinweis: die Halteklammern des Batteriefaches sind wie bei vielen anderen Kameras auch sehr klein konstruiert worden. Da inzwischen der Weichmacher aus dem Kunststoff herausdiffundiert ist, brechen sie unter der Last der Federn, die die Kontakte der Batterien darstellen. Ich verwende dafür eine in das Stativgewinde eingeschraubte Blitzschiene, die die Halteklammern entlastet.
Die helleren Flecken im Lack des Kunststoffes in der Nähe der Batteriefachklappe sind Folgen von ausgelaufenen Batterien, die ätzende Säure hat den Lack angegriffen. Glücklicherweise wurde nichts anderes beschädigt, die Kamera funktioniert einwandfrei.
Der Gehäuseblitz mit ist fest eingebaut, vermutlich erfolgt die Steuerung nicht TTL durch das Objektiv, sondern mit Hilfe einer externen Belichtungsmeßzelle, diese ist neben dem Objektiv erkennbar.
Die Kamera muß mit recht wenigen Bedienelementen auskommen, oben gibt es den Auslöser. Hinten gibt es das Moduswahlrad, den Hauptschalter, das Steuerkreuz, eine Menu/Exe-Taste und eine Display-Taste. Alle weiteren Funktionen erfordern einen Ausflug ins Kameramenü. Dieses ist recht übersichtlich, denn Ballzuviel kann nicht verstellt werden, lediglich die Bildqualität, der Blitzmodus, der Weißabgleich, die Bildschärfe und eine Belichtungskorrektur können angepaßt werden.
Der angedeutete vordere „Griff“ ist relativ glatt, die Hand findet kaum Halt. Er ist nicht wie bei vielen anderen Fujifilm-Digitalkameras beweglich und kann darum auch nicht als Hauptschalter benutzt werden.
Als Speichermedium dienen SmartMediaKarten bis 128MB. Diese Flash-Speicherkarten hat Toshiba 1996 entwickelt, als einzige Kamerahersteller haben Olympus und Fuji SmartMedia-Karten eingesetzt. Smart-Media-Karten haben keinen eigenen Speichercontroller, dieser sitzt in der Kamera.
Da bei den SmartMedia-Karten die elektrischen Kontakte recht groß und vor allem ungeschützt sind, ist eine SM-Karte recht anfällig für Verschmutzung der Kontakte und statische Aufladung. Während ersteres sich vom Anwender beheben läßt, kann letzteres die Speicherbausteine in der Karte zerstören. Schon alleine ein Reinigen der Kontakte mit einem ungeeigneten Tuch kann diesen Fehler hervorrufen. Außerdem sind die Karten extrem dünn, ein Verbiegen der Karte kann bereits zur Ablösung der außenliegenden Kontakte von den darunterliegenden Bauteilen führen, die Karte ist dann ebenfalls defekt.
Das Display war mit nur 55.000 Subpixeln gerade noch zeitgemäß und langt eigentlich nur zur Bildausschnittswahl und kaum zur Beurteilung der Bildschärfe. Sowohl das Menu als auch die Bilddarstellung ist grobgerastert, außerdem ist der Monitor für die Bildausschnittswahl an hellen Sommertagen nicht nutzbar, da es viel zu dunkel ist. Lediglich im Schatten bzw. in Innenräumen kann er sinnvoll verwendet werden. Zur Ehrenrettung der MX-1200 sei gesagt, daß viele ältere Digitalkameras ähnliche dustere Displays eingebaut bekamen.
Aber es gibt ja einen optischen Sucher, bei dessen Verwendung das Display akkuschonend abgeschaltet werden kann. Wie allgemein üblich, zeigt der Sucher weniger, als auf dem Bild „drauf“ ist, die Anleitung schreibt: „Bildfeldabdeckung 80%“. Der Galileisucher hat weder Parallax-Marken noch Bildfeldrahmen, lediglich die Bildmitte wird durch einen kleinen Punkt markiert. Möglicherweise wurde der Sucher auch in Fujikameras mit Autofokus eingebaut, dort macht der Punkt wesentlich mehr Sinn, denn er markiert das zentrale AF-Feld.
Die Kamera schreibt nur die genormten Angaben in die EXIFs jedes aufgenommenen Bildes, der MakerNotes-Teil ist völlig leer.
Die Stromversorgung und die serielle Schnittstelle erfordern kein allzugerne verlorenes ein Spezialkabel, da alle Buchsen der Norm entsprechen. Allerdings ist die Netzteilbuchse recht „mäkelig“, ich konnte mit keinem meiner Universalnetzteile die Kamera betreiben. Aber eventuell ist das doch eine Folge der ausgelaufenen Batterien.
Die UVP der MX-1200 betrug etwa 700 DM, der Zeitwert liegt bei etwa 1-30 Euro je nach Zustand und Lieferumfang. Mein Exemplar bekam ich Sommer 2023 vom Editor dieser Zeilen geschenkt.
Alle Aufnahmen entstanden bei Voll-Automatik, gespeichert als JPEG, bearbeitet mit Photoshop CS4. Die Größe wurde auf 1200 Pixel beschnitten, ansonsten sind es 100% des Bildes. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde nicht bearbeitet, es sind also fast unveränderte Bilder „Out of the Cam“.
Qualitäts- und sonstiger Eindruck
Das Gehäuse der MX-1200 ist ein preiswertes Einsteigermodell, es besteht fast komplett aus Kunststoff, der teilweise lackiert und teilweise verchromt ist. Auch das Stativgewinde ist ein Kunststoffteil. Wie damals üblich wurde die Kamera möglicherweise auch in anderen Farben als dem gezeigten Silber verkauft.
Die Verzeichnung des Objektivs ist sichtbar, das Objektiv scheint gut gerechnet zu sein.
Die Bildqualität ist aus heutiger Sicht nichts besonderes, der Sensor gehört zur allerkleinsten Sorte, die in Digitalkameras verbaut wurden. Da seine Auflösung aber recht überschaubar ist und die Empfindlichkeit nicht verstellt werden kann, rauscht das Bild kaum. Belichtung, Farbabstimmung und Bildschärfe gehören zu den besseren 1,3-Megapixel-Kameras, ich habe Modelle im Bestand, die wesentlich schlechtere Aufnahmen machen.
Einziges Manko: es gibt keinen Streulicht-Schutz und die fest vor dem Objektiv eingebaute vergütete Klarglasscheibe fängt Gegenlicht ein, welches das Objektiv eigentlich nicht stören würde.
Fazit: eine digitalkamerahistorisch recht interessante Kamera (weil frühe Amateur-Kamera für den Massenmarkt), heutzutage für die bildmäßige Fotografie nicht mehr geeignet, die Auflösung ist zu gering.
Zum Vergleich zeige ich ein Foto, das ich am Aufnahmetag der Beispielbilder mit dem iPhone 12 Pro Max aufnahm. Zwar ist das unfair, denn das Apple Smartphone ist mehr als 20 Jahre jünger, aber es zeigt auch, wie gut die „olle Fuji“ Farben und Belichtung bewältigt hat. Weder „brennt“ der Himmel aus noch sind die Schönwetterwölkchen ohne Zeichnung. Die MX-1200 hat sich am Sommertag zu nachmittäglicher „Knallsonne“ gut geschlagen und darf nun wieder verdient in ein flauschiges Ruhekästlein.
Christian Zahn
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Autor: | Christian Zahn |
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Erstellt: | 27.07.2023 |
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