M42-Normalobjektive an Sony alpha 5000
In diesem Erfahrungsbericht geht es um zwei etwa 40-50 Jahre alte Manuellfokusobjektive adaptiert an die spiegellose 20-Megapixel-Systemkamera mit APS-C-Sensor Sony alpha 5000.
Asahi Opical Co, Japan SMC Takumar 1:2/55
Das Objektiv ist zwischen 1973 bis 1975 gebaut worden, danach stellte Asahi nur noch Objektive mit dem neuen Pentax-K-Bajonett her und ließ M42 als Objektivanschluß auslaufen.
„SMC“ steht für „Super Multi Coated“, die Pentax-Mehrschichtvergütung. Der Zusatz „Takumar“ bezieht sich auf den Vornamen des Bruders des Asahi-Firmengründers. Das gezeigte Exemplar hat die zu den Systemen anderer Hersteller inkompatible Pentax-Offenblendenübertragung, die die Stellung des Blendenrings an die Kamera überträgt. Diese wurde z. B. von der Pentax Electro Spotmatic verwendet.
Ein wichtiger Hinweis: In den älteren Exemplaren dieses Objektivs sind Glaselemente aus Thorium-Glas verbaut, es strahlt also radioaktiv! Man sollte das Objektiv nicht allzulange an der spiegellosen System-Kamera belassen, um den Sensor nicht zu beschädigen und sich ihm nicht mit ungeschütztem Auge über längere Zeit nähern. Das Objektiv wird im Lauf der Zeit durch die radioaktive Strahlung des Thoriums gelblich eingetrübt, mit Hilfe von starker UV-Lichtbestrahlung (z. B. alte Höhensonne) kann diese Färbung wieder größtenteils rückgebildet werden. In späteren Exemplaren wurde statt Thoriumglas Lanthanglas verwendet, diese Objektive verfärben sich nicht, weil Lanthan nicht radioaktiv ist. Das gezeigte Exemplar stammt aus der späteren Produktion, ist also ohne Thoriumglas.
Der mit geriffeltem Gummi ausgelegte läuft seidenweich. Der Einstellweg ist mit etwa 300° erfreulich lang. Die Naheinstellgrenze ist mit 0,45m gut. Der Blendenwahlring rastet halbstufig, es sind 6 Lamellen eingebaut. Der Blendenantrieb kann von automatischer Springblende auf manuelle Blendeneinstellung umgeschaltet werden. Die Streulichtblende wird in das nicht mitdrehende Filtergewinde 49 mm eingeschraubt.
Das Objektiv hat einen Durchmesser von 59 mm, eine Baulänge ab Bajonett von 39 mm und wiegt 200 Gramm. Beim Fokussieren auf die Nahgrenze wird es ca. 9 mm länger.
Das gesamte Objektiv macht einen hochwertigen Eindruck, es ist vollständig aus Metall hergestellt und recht schwer. An der Entfernungs-Skala sind Tiefenschärfemarkierungen und ein Index für die Infrarotfotografie vorhanden. Es hat 6 Elemente in 5 Gruppen, ist also einer der unzähligen guten japanischen Doppelgauß-Normalobjektive. Das Objektiv verzeichnet nur gering, in den Bildern ist dieser Bildfehler praktisch nicht sichtbar.
Das Objektiv ist am Cropsensor der alpha und Offenblende erwartungsgemäß etwas unscharf und vignettiert leicht, Abblenden auf 5,6-8 steigert die Schärfe, danach kommt es bereits zu Beugungseffekten. Die chromatischen Aberrationen sind schon bei Offenblende sehr gering.
Die aktuelle Gebrauchtpreisspanne ist recht groß, es wird für 5 bis 50 Euro angeboten und verkauft. Wie bei vielen Manuellfokusobjektiven gilt: Im Set zusammen mit einer M42-Kamera ist es meist preiswerter zu haben wie der Kauf des einzelnen Objektivs.
Auto Revuenon 1:1,9 f=50mm
Im Laufe der Jahre hat Foto Quelle verschiedene Versionen dieser Brennweite importiert, die Hersteller waren unter anderem Chinon, Cosina oder Pentacon. Laut Seriennummer könnte das gezeigte vergütete Exemplar im Jahr 1984 gebaut worden sein, der Hersteller war Chinon. Es ist aus der „Einsteiger“-Klasse, als recht „lichtschwaches“ 50er konnte es preiswert angeboten werden. Revue verkaufte es sowohl in einer Version mit Pentax-Bajonett als auch mit M42-Gewinde und Springblende. Es hat vermutlich 6 Elemente.
Der recht schmale und mit geriffeltem Gummi ausgelegte Entfernungsring läuft weder zu schwer noch zu leicht, inzwischen jedoch von leisen kratzenden Geräuschen begleitet. Der Einstellweg ist mit etwa 200° sehr lang. Die Naheinstellgrenze ist mit 0,45 Metern erfreulich kurz. Die Blende rastet halbstufig, es sind 6 Lamellen eingebaut. Da es eigentlich ein PK-Bajonett-Objektiv ist, fehlt der bei M42 übliche Umschalter zwischen automatischer Springblende und manueller Blendenbetätigung. Die Streulichtblende wird in das nicht mitdrehende Filtergewinde 49mm eingeschraubt.
Das Objektiv hat einen Durchmesser von 61 mm, eine Baulänge ab Bajonett von 35 mm und wiegt 145 Gramm. Beim Nahfokussieren wird es ca. 8 mm länger. Das gesamte Objektiv macht einen recht wertigen Eindruck, es ist bis auf den Kunststoff-Blendenring größtenteils aus Metall gefertigt, aber relativ leicht.
An der Entfernungs-Skala sind sowohl Tiefenschärfemarkierungen als auch ein Index für die Infrarotfotografie vorhanden. Das Objektiv verzeichnet nur gering sichtbar, bei den meisten Motiven dürfte es nicht stören.
Das Objektiv ist am Cropsensor der alpha 5000 und Offenblende an den Bildrändern erwartungsgemäß unscharf, Abblenden auf 5,6-8 steigert die Schärfe, danach kommt es bereits zu Beugungseffekten. Die bei Offenblende vorhandenen sehr geringen chromatischen Aberrationen verschwinden ab ca. Blende 2,8 völlig.
Das Objektiv ist heutzutage recht günstig zu bekommen, je nach Zustand, Lieferumfang, Version und Bajonett (M42 oder PK) liegt es zwischen 5 und 30 Euro.
Alle Beispielaufnahmen entstanden freihand bei ASA-Automatik, Zeitautomatik, mit eingeschaltetem Bildstabilisator und bei Blende 2 bzw. 8, gespeichert als ARW, gewandelt mit Adobe Camera RAW und bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben, Lichter / Schatten, chromatische Aberrationen sowie Schärfe wurden korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In alle Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte einmontiert.
Fazit
Die alpha 5000 läßt sich mit manuelle Objektiven gut scharfstellen, sie bietet eine digitale Sucherlupe (Bildausschnittsvergrößerung), die auf dem gesamten Bild frei verschiebbar ist. Sowohl in der Gesamtansicht als auch in der Sucherlupe werden scharfe Bildkanten in einer einstellbaren Farbe hervorgehoben, wie bei allen meinen Kameras wähle ich dazu einen deutlich erkennbaren Rotton. Allerdings macht sich das Fehlen eines Bildstabilisators in der Kamera negativ bemerkbar, das Sucherbild wackelt bei wenig Umgebungslicht stark und hat außerdem einen „Rolling-Shutter“-Effekt.
Weil die Kamera nur ein Display und keinen Videosucher hat, muß die Fokussierung „in Vorhalte“ erfolgen, also Kamera am Gurt um den Hals so weit wie möglich nach vorn gestreckt. Das ergibt eine recht wacklige und recht ungenaue Fokussierung. Am besten nutzt man die Kamera mit manuellen Objektiven auf einem Stativ stehend, dann ist die Fokussierung erheblich einfacher, weil die Kamera nicht wackelt und die Aufnahmen haben ebenfalls weniger Verwacklung.
Alle beiden Objektive bieten bei Blende 5,6-8 gute Abbildungsleistungen. Bei Offenblende haben sie erwartungsgemäß klassentypische schwache Abbildungsleistungen. Wie fast immer gilt: in der 50/55mm-Klasse aus den Jahren 1960 bis 1980 gibt es nur wenige schlechte japanische Objektive, die meisten sind auch heute noch nutzbar.
Christian Zahn
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Autor: | Christian Zahn |
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Erstellt: | 9.11.2023 |
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