Spezifikation
- Die Ende 2004 vorgestellte Contax i4R ist 94 x 39 x 21 mm groß und wiegt ohne Batterien und Speicherkarte 90 g.
- Der 1/2,5“ CCD-Sensor löst maximal 2272 x 1704 Pixel = 4 Megapixel auf. Mit der ISO-Automatik oder manuell sind 50 bis 400 ASA einstellbar. Kurze AVI-Videos sind möglich. Bilder werden als JPEG auf SD-Karten (max. 2 GB) gespeichert.
- Das Objektiv ist ein 1:2,8/6,5mm Carl Zeiss Tessar (Festbrennweite), die kb-äquivalente Brennweite beträgt 39mm
- Das Motiv wird über einen 1,5“ TFT LCD Monitor mit 130.000 Subpixeln angezeigt, der auch die Menüsteuerung übernimmt.
- Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S), Ermittlung durch Kontrasterkennung des Bildsensors,
- Belichtungssteuerung durch Vollautomatik. Vermutlich Matrixmessung. Belichtungszeiten 1s bis 1/1000 sek., Selbstauslöser mit 10 s Vorlaufzeit
- im Gehäuse integrierter Blitz mit ca. Leitzahl 5
- Weißabgleich automatisch oder manuell
- keine Bildstabilisierung
- Energieversorgung durch Lithiumakku (laut Anleitung für etwa 100 Aufnahmen ausreichend)
Besonderheiten
Carl Zeiss Oberkochen hatte die Kameraproduktion im Jahre 1972 an Rollei Braunschweig verkauft, die Markennamen „Contax“ und „Zeiss Ikon“ jedoch behalten (unter dem Namen „Zeiss Ikon“ wurden weiterhin Schlüsselsysteme und Schließanlagen verkauft).
Es wurde nach einem japanischen Kooperationspartner gesucht, der in der Yashica Corporation (Okaya, Nagano, Japan) gefunden wurde. 1974 wurde die in Japan gefertigte Contax RTS (Real Time System) mit in Deutschland hergestellten Objektiven vorgestellt, die leicht verändert ab 1977 auch als Yashica FR-I zu einem geringeren Preis angeboten wurde. Die Objektive wurden dann von Zeiss nur noch gerechnet und von Yashica bzw. Tomioka gefertigt. 1983 übernahm die Kyocera K. K. (Kyoto, Japan) Yashica und die Kooperation mit Zeiss. Contax stellte 2000 die erste digitale KB-Vollformat Spiegelreflexkamera vor (erst ab 2002 lieferbar war sie mit erheblichen Problemen behaftet und kein Erfolg).
Die Edelkompakte i4R wurde Ende 2004 vorgestellt; jedoch wurde bereits im Jahr 2005 die gesamte analoge und digitale Kameraherstellung eingestellt, seitdem liegen die Markenrechte von „Contax“ wieder bei Zeiss, Oberkochen, allerdings ohne Nutzung für Produkte.
2004 (also bereits vor dem Ende der Contaxkameras) hat Zeiss unter dem alten Markennamen Zeiss Ikon eine von Cosina gefertigte Meßsucherkamera vorgestellt, seit dem gibt es auch von Cosina gefertigte Zeiss-Objektive für das Leica-M-Bajonett.
Unter dem Namen Yashica bzw. Kyocera wurden einfache Digitalkameras vertrieben, unter dem Namen Contax die edleren bzw. teureren. Es gab die Edelkompakte Contax i4R statt in unbehandeltem Aluminiumsilber auch in anderen Farben, darunter Rot und Schwarz.
In wie weit das Objektiv (mit Carl Zeiss T* Tessar bezeichnet) von Zeiss gerechnet oder gefertigt wurde und ob es wirklich ein Tessartyp-Objektiv mit 4 Elementen in drei Gruppen ist, darüber schweigt sich die Bedienungsanleitung aus. Immerhin ist es erkennbar mehrschichtvergütet, die Bezeichnung „T*“ ist somit korrekt.
Die Kamera hat lediglich eine Vollautomatik. Die Menüführung erfolgt über Tipptaster, Steuerkreuz und weitere Taster.
Die Stromversorgung erfolgt mit einem LiIon-Akku, der heute praktisch nicht mehr erhältlich ist, da es keine Nachbauten aus Fernost gibt. Evtl gibt es baugleiche Akkus unter anderem Namen, aber in meinem umfangreichem Sortiment fand sich nicht passendes (entweder paßt der Akku mechanisch, aber die Kontakte sind an anderer Stelle; oder die Kontakte sind an der richtigen Stelle, aber der Akku ist entscheidende Millimeter zu dick).
Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut. Er sitzt im Objektivschutzschieber, der etwas zur Seite gezogen wird und dann einrastet. Das Objektiv fährt danach aus der Ruhestellung nach vorn heraus. Zum Schließen der Kamera wird der Schieber wieder etwas seitlich gezogen, er rastet dann aus, das Objektiv fährt ein und der Schieber kann in Ruheposition geschoben werden.
Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt vermutlich TTL mittels Vorblitz.
Mit der Kamera mitgeliefert wurde eine Dockingstation mit USB- und Strom- und Video-Anschluß, geladen wird der Akku in der Kamera über die Dockingstation. Das Gehäuse aus simplem unlackiertem schwarzen Kunststoff der Ladeschale paßt allerdings überhaupt nicht zum Metallgehäuse der Kamera.
Der UVP der Contax i533 ist mir nicht bekannt. Allerdings klebt auf meinem Karton ein „Sonderpreis 377,00 Euro“-Schild, was der Abverkaufpreis von 2005 gewesen sein dürfte. Der heutige Gebrauchtpreis (in sammlungswertem Zustand „mint“) dürfte bei etwa 75-100 Euro liegen.
Qualitäts- und sonstiger Eindruck
Das Gehäuse der Contax i4R ist aus gezogenem bzw. gefrästem Aluminium, Die Fräspuren der Frontplatte wurden nicht durch Glasperlstrahlen beseitigt, sondern effektvoll unter Klarlack in Szene gesetzt. Lediglich der Karten-/Akkufachdeckel trübt das Bild, er ist aus schnöden (wenn auch verchromten) Kunststoff.
Die Kamera gehört zur Klasse der teuren Edelkompakten, ihr Gehäuse ist auch für die damalige Zeit sehr klein. Darum gibt es auch kein Zoomobjektiv.
Die Bildqualität der i4R kann ich aufgrund der Sensorfehler nicht beurteilen, ich habe die Kamera etwa 2015 als defekt geschenkt bekommen. Am Gehäuse ist eine kleine Beule, möglicherweise von einem Sturzschaden (daraus resultiert ggf. der Sensorfehler).
Fazit: eine digitalkamerahistorisch interessante Kamera (weil selten), eine Bildqualitätswertung kann ich nicht abgeben.
Christian Zahn, Herbst 2020
Update
Oben schrieb ich:
„Die Stromversorgung erfolgt mit einem LiIon-Akku, der heute praktisch nicht mehr erhältlich ist, da es keine Nachbauten aus Fernost gibt. Evtl. gibt es baugleiche Akkus unter anderem Namen, aber in meinem umfangreichem Sortiment fand sich nicht passendes (entweder paßt der Akku mechanisch, aber die Kontakte sind an anderer Stelle; oder die Kontakte sind an der richtigen Stelle, aber der Akku ist entscheidende Millimeter zu dick).
Inzwischen habe ich herausgefunden, welcher Akku in der Contax i4R verwendet wurde: es ist ein Handy-Akku von Nokia, der BL-5B, den es heutzutage noch von vielen Anbietern preiswert gibt. Contax hatte den Akku einfach mit der eigenen Typenbezeichnung BP-760S versehen.
Nach Kauf eines Ersatzakkus für den Nokia-Typ (den ich eigentlich für eine andere Kamera brauche, die ich hier noch vorstellen werde) konnte ich auch die Contax wieder längere Zeit am Stück benutzen. Ich hatte die Hoffnung, daß mit einem frischen Akku die Kamera bessere Ergebnisse liefern könnte, weil die Spannung nicht so stark zusammenbricht. Dem ist leider nicht so, mein Exemplar hat wahrscheinlich gleich drei Defekte:
- die Belichtungsmessung „geht daneben“, ich muß immer mit manueller Belichtungskorrektur von minus 2 Blendenstufen arbeiten, damit etwas halbwegs brauchbares herauskommt.
- Der Verschluss ist „langsam“ geworden, Aufnahmen mit kurzer Belichtungszeit sind alle mehr oder weniger stark überbelichtet bis hin zu völlig weißen Bildern im Sonnenschein.
- Der Sensor bzw. die Auslese-Elektronik ist gealtert, die Aufnahmen sind alle mehr oder weniger deutlich von waagrechten Streifen überzogen.
Nun kann ich die Kamera wieder zurück in die Sammlung packen, fotografieren werde ich damit nicht mehr.
Christian Zahn, Januar 2021
Christian Zahn betreibt auch die eigene Internetseite „Museum für alte Kameras sowie Fotogalerie“.
Dort werden unter anderem (Analog-) Kameras von AGFA bis Zeiss vorgestellt.
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Autor: | Christian Zahn |
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Erstellt: | 5.02.2021 |
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