Novoflex Schnellschuss Teleobjektive 5.6/400 mm und 9/64 cm

Flohmarkt Volltreffer – mit Folgekosten…

Mit dem Namen Novoflex verbinden vermutlich nur ältere Fotografen das legendäre Schnellschuss-Teleobjektiv mit dem charakteristischen Pistolengriff. Durch entsprechende Technik kann das Objektiv mit diesem Pistolengriff nach viel Übung blitzschnell fokussiert werden. 

Jeder Sportfotograf, der zur Sommerolympiade in München 1972 oder zur Fussball-WM 1974 in Deutschland akkreditiert war, hatte dieses 400 mm Schnellschuss-Tele mit Lichtstärke f/5,6 auf seiner Kamera. Innenfokussierte, und deshalb ebenfalls schnell einzustellende und deutlich lichtstärkere Teleobjektive bereiteten dem Novoflex dann aber bald ein Ende.

Die 1948 gegründete Firma Novoflex existiert noch heute

Das Novoflex ist ein Klassiker, der aber in Zeiten von Terroranschlägen nichts mehr in der Öffentlichkeit zu suchen hat! Grund: Nicht nur geschultes Wachpersonal kann dieses Objektiv, das besonders mit dem langen 64 cm Teleteil schnell einer Panzer-Abwehrwaffe (Panzerfaust) ähnelt, verwechseln. Da ist Ärger vorprogrammiert. Damit alleine in der Natur dem einen oder anderen Vogel oder Tier nachzuspüren, dürfte ungefährlich sein. Wenn die Natur nicht gerade neben einem FKK-Strand liegt ;-)

Die gezeigte, schwer gelittene Kombination aus Pistolengriff mit montiertem 5,6/400 mm Tele-Kopf, der auch die Blende enthält und dem auswechselbaren 64 cm (640 mm) f/9 Tele-Kopf kam für 15 Euro vom Flohmarkt. Nach Einsatz von Kriechöl und Glasreiniger wurde das Ganze gang- und benutzbar gemacht. Die Frontlinsen sehen jetzt so aus, dass man sie – das ganze Objektiv – noch benutzen kann. Die Beläge erwiesen sich zum Glück nicht als Linsenpilz (Fungus)! Die Vergütung hat gelitten, aber erstaunlicherweise sind die Linsen praktisch kratzerfrei!

Leider, leider war das historische Schnellschuss-Tele nicht komplett. Denn es fehlt etwas Entscheidendes: Der Tubus, dessen eines Ende mit dem auswechselbaren Novoflex-Objektivkopf verriegelt wird, und an dessen anderem Ende der gewünschte Kamera-Objektivanschlussring sitzt. Alternativ kann dieser Tubus gegen ein spezielles Balgengerät ausgetauscht werden, das die gleichen Anschlüsse wie der Tubus besitzt, durch Ausfahren aber den Nahbereich stark verbessert!

Die Folgekosten…

…beliefen sich dann auf 69 Euro für ein zweites Novoflex-Exemplar. Mit lt. Anzeigentext defekter Objektivkopf-Verriegelung und angeblichem Pilzbefall. Aber komplett mit Balgen und Minolta MC-Bajonett.

Fungus?

Warum nicht einen Versuch wagen? Der Linsenpart des Novoflex ist schnell abgeschraubt. Nach ausgiebiger Reinigung mit Geschirrspülmittel und Glasreiniger wanderte das Ganze für rund 2 h in den auf 100 Grad geheizten Backofen. Mit tollem Ergebnis! Der Linsenblock sieht besser aus als bei dem Flohmarkt Exemplar. Also wird mit dem fotografiert.

Der Balgen inklusive Minolta-Bajonett wurden mit Febreze desinfiziert. 100 Grad wollte ich der Kombination nicht zumuten, aber 70 Grad sollte das Teil aushalten.

Alles in allem glaube ich nicht, dass diese Novoflexteile Pilz-befallen waren!

Das so "überholte" Novoflex-System wurde fürs Foto von oben per Minolta MC/MD-/Minolta/Sony A-Bajonett auf die 10 Megapixel Sony Alpha 200 montiert. Wobei der Adapter (eine qualitätsmindernde?) Linse enthält, weil sonst die Unendlichkeitseinstellung des Objektivs verloren geht. Die Kombination war nur fürs Foto, denn eine exakte Fokussierung ist mit dieser Kombination so gut wie unmöglich. Das Novoflex geht zum Gebrauch auf die spiegellose Fuji X-T10/X-T20, weil dort die manuelle Fokussierung dank hervorragender elektronischer Einstellhilfe durch "Peaking" (Kantenanhebung) möglich wird. Sony Alpha DSLR und die Fuji DSLMs sind mittlerweile Geschichte. Wenn, dann geht das 400 mm Novoflex auf sein angestmmtes 24 x 36 mm Kleinbidformat, sprich auf die spiegellose Vollformat Nikon Z6, für die ein Adpter ohne Korrekturlinse bereit liegt. Beim 64 cm Teleobjektiv-Kopf wird noch ein Einbein-Stativ montiert. Und der große Vorteil der Nikon Z6 — der Sensor ist beweglich aufgehängt. Was für eine entsprechende Bildstabilisierung sorgt!

Internetquellen

Für die Novoflex-Geschichte verweise ich aufs bewährte Wikipedia

Eine komplette, absolut lesenswerte Dokumentation über die Novoflexgerätschaften bildet "NOVOFLEX SYSTEMZUBEHÖR FÜR DIE EXAKTA VAREX"

Wobei sich die analoge Kleinbildspiegelreflexkamera Exakta Varex durch fast jede beliebige Analog-SLR der beginnend 1960 Jahre bis hin zur digitalen Systemkamera ersetzen lässt!

Schließlich möchte ich noch auf "Novoflex Schnellschuss" verweisen, das ebenfalls eine schöne Dokumentation darstellt.

Und meinen Uraltbeitrag von 2008 in der Photoscala. „Wenn altgediente Sportfotografen mal Langeweile haben…“

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Text…

Nochmal Folgekosten

Wenn ein Novoflex angeboten wird, darf man es nur zum komplett kaufen! Fehlende Teile gibt es nur noch gebraucht im Internet! Das muss sich auf den Kaufpreis niederschlagen. Von da her lag ich mit den 15 Euro fürs System gerade richtig. Novoflex hat keine Teile mehr für das uralte System. Ich hatte das Glück die fehlenden, entscheidenden Teile schnell zu finden.

Das Schnellschuss-System bleibt für spätere Gelegenheiten in der südschwedischen Natur vor Ort. Zu Hause in Bonn möchte ich mit dieser "Kanone" keine Fotos schießen...

Ralf Jannke, Sommer 2019 — kein Tippfehler! Erst jetzt, Sommer 2021 war es soweit!

 

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