Während das damals einzige deutsche Photomagazin bis Anfang der 1960er Jahre unter der Drohung der deutschen Kameraindustrie, keine geldbringenden Anzeigen mehr zu schalten, die japanische Fotoindustrie komplett totschwieg, hatte Schweden da keine Berührungsängste. Genützt hat es der dutschen Kameraindustrie nichts. Ausführlich beschrieben in "Westdeutsche Kleinbildcameras - wie sie gegen die Japaner verloren".
Die schwedische Fotoindustrie hatte mit ihrer einäugigen 6x6 Mittelformat-Spiegelreflexkamera Hasselblad natürlich keine Probleme mit Kleinbildkameras japanischer Fertigung und bewarb sie bereits Mitte der 1950er Jahre. Bei der oben abgebildeten Nikon Messsucherkamera dürfte es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um das Modell "S" handeln. Die Vorgänger "I" und "M" gingen kaum in den Export. Außerdem wies die "I" das ungewöhnliche Kleinbildformat 24 x 32 mm auf. Dadurch passten auf den normalen Kleinbildfilm statt 36 40 Aufnahmen auf den Film. Die "M" hatte ein Negativformat von 24 x 34 mm. Erst die "S" hatte das gewohnte 24 x 36 mm Format.
Zur Geschichte: 75 Jahre Nikon Kameras
Bereits 1946 baute Nikon Prototypen einer eigenen Messsucherkamera. Offizieller Start ist 1948 die Serienproduktion der Nikon 1 oder I. Ich meine mal irgendwo gelesen/gehört zu haben, dass die "1" auch ein großes "I", für I-dustry bedeutet haben könnte. Egal, die Nikon I war so oder so Nikons erste Messsucherkamera, die vor 75 Jahren präsentiert wurde.
Prima nachzulesen bei Wikipedia: "Nikon-Messsucherkameras"
Das Intro: "Nachdem das japanische optische Unternehmen Nippon Kōgaku Tōkyō K.K bereits ab 1936 Objektive unter der Bezeichnung Nikkor für die Messsucherkamera „Hansa Canon“ geliefert hatte, wurde ab 1945 die Konstruktion einer eigenen Messsucherkamera mit zugehörigem System in Angriff genommen. Bereits 1946 wurden Prototypen gebaut. Das äußere Erscheinungsbild sowie Entfernungsmesser und das Objektivbajonett wurden den Contax-Messsucherkameras nachempfunden, der Verschluss dem der Leica-Kameras. Aufgrund von Änderungen an der Kupplung zwischen Entfernungsmesser und Objektiv sind die Systeme von Contax und Nikon jedoch trotz des identischen Bajonetts nicht voll kompatibel. Bei Brennweiten bis 35 mm liegen die Differenzen zwischen beiden Systemen aber noch innerhalb der Toleranz." Darauf komme ich später noch zurück!
Nochmal Wikipedia: "Das Messsucherkamerasystem wurde von Nikon vom Erscheinen der Nikon I 1948 bis zur Einstellung der Nikon SP 1965 gepflegt. Das System umfasste neben den Kameras und Motorantrieben Objektive mit Brennweiten von 21 bis 1000 mm, Spiegelkästen für Objektive ab 180 mm (womit die Messsucherkameras praktisch zu Spiegelreflexkameras wurden) und Nahaufnahmezubehör."
Die linke Anzeige in deutscher Sprache stammt aus dem weitgehend werbeunabhängigen internationalen Magazin "camera". Für ihr "Symbol of Quality" wählte die JAPAN CAMERA INDUSTRY ASSOCIATION – JCIA – eine Nikon SP in Vollausbau. Daneben eine weitere Werbung für japanische Präzison. Beim Schnittmodell der Messsucherkamera handelt es sich nicht um eine Nikon. Es könnte eine Canon RF, Rangefinderkamera sein. RF ist die englische Bezeichnung für Messsucherkamera.
Was die Kameras der Messsucherkamera-Ära angeht, sind meine drei Gehäuse Nikon S, Nikon S2 und Nikon SP (black) lange Geschichte :-(
Aus Nostalgie habe ich in der Vergangenheit einige wenige Nachbauten der Nikon SP erworben. Wobei die Bezeichnung "Nachbau" nicht wirklich trifft. „Nachahmer“ beschreibt es besser, denn man erhoffte sich von der Ähnlichkeit seiner Kameras und bewussten Verwechselungsmöglichkeit mit der SP vielleicht ein paar Extra-Verkäufe …
Während es sich bei der Nikon SP um eine spiegellose Systemkamera mit Schlitzverschluss bis 1/1000 s und Objektivwechselmöglichkeit handelt, können die "Fake-SPs" nur fest montierte Normalobjektive und Zentralverschlüsse mit maximal 1/500 s Belichtungszeit vorweisen. Für eine kleine Reserve mit etwas mehr Bildwinkel sind die Nachahmer mit 4,5 cm/45 mm statt 50 mm Objektiven ausgestattet. Funktionieren tun davon aber nur die folgende Beauty Lightomatic II und meine PETRI 2.8 …
Original Nikon …
… wird es bei mir mit meinem einzigen Nikon Messsucherkamera-Objektiv, einem NIKKOR-QC 1:3.5 f=13,5 cm Nippon Kogaku (´C´), das eine Besonderheit aufweist.
Wikipedia schreibt: "Aufgrund von Änderungen an der Kupplung zwischen Entfernungsmesser und Objektiv sind die Systeme von Contax und Nikon jedoch trotz des identischen Bajonetts nicht voll kompatibel. Bei Brennweiten bis 35 mm liegen die Differenzen zwischen beiden Systemen aber noch innerhalb der Toleranz."
Bei meinem mit "C" — für Contax-RF-Bajonett — gravierten/gekennzeichneten 13,5 cm Tele spielt das keine Rolle, denn es wird bei Adaption auf die spiegellose Halbformat Fuji E1 oder die Vollformat Nikon Z6 direkt auf den Sensor fokussiert.
Praxistests meines 13,5 cm Messsucherkamera Nikkors
- NIKKOR-QC 1:3.5 f=13,5 cm Nippon Kogaku – Ersteindruck (auf der 16 MP Fuji X-E1)
- 13,5 cm RF Nikkor auf der 24 MP Vollformat Nikon Z6
- NIKKOR-QC 1:3.5 f=13,5 cm Nippon Kogaku Update 2023
Dieses NIKKOR QC 1:3.5 f=13,5cm wird auch mein einziges Original-Teil aus der Nikon Messsucherkamera-Ära und dem Start des Kamerabaus bei Nikon bleiben.
Wer sich die Nikon Annonce und meinen Nachbau etwas genauer angeschaut hat, müsste gesehen haben, dass es bei den Messsucher-Nikons unterschiedliche Objektivanschlüsse gab. Die mit so genanntem Innenbajonett, wie die 50 mm Normalbrennweiten und die mit Außenbajonett, wie das vorgestellte 135er und weitere Objektive. Nur für diesen Anschluss mit dem Außenbajonett gibt es Adapter. Beispielsweise fürs Fuji X-Bajonett und eben die spiegellosen Nikons. Die dazu passenden Nikkore sind von den Sammler-Preisen illusorisch!
Drei Beispiele
- Nippon Kogaku Japan W-NIKKOR C 3,5 1:2.5 3.5 cm, 250 Euro
- Nippon Kogaku Japan W-NIKKOR 1:4 f=2,5cm, 2100 Euro
- Zenit Jupiter-9 1:2 F=8,5 cm für Contax Rangefinder Mount, 149 Euro
Bezahlbar sind nur die russischen Nachbauten entsprechender 35 mm Weitwinkel Contax/Nikon Rangefinder-Objektive. Den Nikon- wie Zeiss-Originalen ist gewöhnlich ein trauriges Schicksal in irgendwelchen Sammler-Vitrinen vorbestimmt. Anstatt diese edlen Objektive per problemlos möglicher Adaption auch mal zu nutzen. Wäre doch interessant wie das 2100 Euro 2,5 cm Superweitwinkel Messsucher-Nikkor heute "performt". Ich wollte es beispielweise wissen, was mein Nippon Kogaku Japan NIKKOR-Q 1:4 f=2,1 cm Superweitwinkel, das es in fast identischer Ausführung auch für die Messsucher-Nikons gab oder das sehr ähnliche MINOLTA W.ROKKOR - QH 1:4 f=21mm heute noch können. Mein 13,5 cm RF Nikkor habe ich nur genommen, weil es in "Nicht-Sammler-Zustand" seinerzeit für 90 Euro offeriert wurde.
Ohne den Nikon Messsucherkamera-Start vor 75 Jahren hätte es keine Nikon SP gegeben. Und ohne Nikon SP keine Nikon F Spiegelreflexkamera … Für die F musste die SP "nur" etwas verbreitert werden, um Platz für die Spiegel zu schaffen. O.K. "ein bisschen mehr" Konstruktionsaufwand wird es schon gebraucht haben ;-) Einiges noch nachzulesen in: 2017: Nikon wird 100 Jahre alt
Ralf Jannke, August 2023
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Autor: | Ralf Jannke |
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Erstellt: | 5.09.2023 |
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