Canon EOS 1000D mit Porst M42 35mm-Weitwinkel, Kurzbericht von Christian Zahn

Diesmal benutze ich ein bereits vorgestelltes Objektiv an einer anderen Kamera. Das Porst Weitwinkel MC 2,8/35mm hatte ich bereits an der spiegellosen Fuji X-E2 getestet und ich war von der optischen Leistung positiv überrascht. Deswegen habe ich es spaßeshalber an einer Canon-Spiegelreflexkamera ausprobiert.

Benutzung der Canon EOS 1000D mit manuell zu fokussierenden alten M42-Objektiven

Die Kamera unterstützt die Verwendung von alten Manuellfokusobjektiven fast überhaupt nicht. Setzt man ein Objektiv ohne CPU an, kann der Verschluss ausgelöst und die Belichtung gemessen werden (die Kamera schaltet dabei automatisch von Programmautomatik auf Zeitautomatik um), aber eine Unterstützung der Fokussierung durch Aufleuchten der AF-Punkte im Sucher gibt es nicht. Da die superhelle Mattscheibe aufgrund des Cropfaktors von 1,6 gegenüber Kleinbild auch noch sehr klein ist, kann mit ihr nicht sicher manuell fokussiert werden.

Die Zubehörindustrie hat das Problem erkannt und recht schnell eine Lösung gefunden: Ab etwa 2005 gab es Adapter zu kaufen, in die ein kleiner Mikrocontroller eingebaut wurde, dieser „Fake-Chip“ gaukelt der Kamera das Vorhandensein eines AF-Objektivs vor, das auf manuellen Fokus gestellt ist. Meist wird ein 1,4/50mm - Objektiv simuliert, diese Daten stehen dann auch in den EXIFs. Je nach Chiphersteller wird das die Blende auch als nicht veränderbar emuliert, so daß die Kamera auch in Programmautomatik nicht abblenden möchte.

Diese Adapter waren anfangs sehr teuer, ein Bekannter hatte sich etwa 2006 einen Adapter von Canon FD auf EOS gekauft, laut meiner Erinnerung hat er weit über 50 Euro Aufpreis für den Chipeinbau bezahlen müssen.

Dann haben die freundlichen Chinesen Adapter inkl. Chip in Massen hergestellt, so daß die Preise unter 50 Euro fielen. Und inzwischen haben sich die spiegellosen Systemkameras so deutlich durchgesetzt, daß die gechipten Adapter zu Ladenhütern wurden, die auch zu deutlich reduzierten Preisen kaum noch abzusetzen sind. Im Herbst 2020 erwarb ich so einen Adapter im Abverkauf für etwa 10 Euro.

Mein handwerklich und elektrisch sehr gut gefertigtes Exemplar hat das exakte Maß zum Ausgleich des Auflagemaßes zwischen M43 und Canon EOS, somit bleibt die Unendlichkeitseinstellung der Objektive korrekt am entsprechenden Anschlag des Entfernungseinstellrings erhalten. Deshalb muß für die Motive bei Unendlich nicht fokussiert werden, sondern das Objektiv nur an den Anschlag gedreht werden.

Im Gegensatz zu spiegellosen Systemkameras ist es aber notwendig, das Objektiv bei jedem Fokusvorgang auf Offenblende zu stellen, da abgeblendet nicht nur der Sucher abdunkelt, sondern auch der AF-Sensor der Kamera zu wenig Licht für korrekte Funktion erhält.

Die Fokuskontrolle im Sucher der 1000D erfolgt durch zwei Hilfsmittel: zum einen blinkt der aktive AF-Punkt auf der Mattscheibe beim Erreichen des Schärfenpunkts kurz auf, zum zweiten leuchtet die AF-Bestätigungs-Leuchte im Datenfeld unterhalb des Suchers dauerhaft auf. Allerdings haben beide Anzeigen eine gewisse Hysterese, d. h., sie leuchten nicht nur beim Erreichen der exakten Schärfenebene, sondern auch ein wenig davor und dahinter. Ähnlich wie bei alten Digitalkameras mit langsamem Kontrast-AF dreht der Fotograf dann am Entfernungsring des Objektivs mehrfach vor und zurück, bis er die Stelle in der Mitte der Fokuszone gefunden hat. Sicherheitshalber sollte dann auf mindestens 5,6, besser 8 abgeblendet werden.

Beispielfotos

Alle Aufnahmen entstanden freihand, wurden gespeichert als CR2, gewandelt mit Adobe Camera RAW und bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben, Lichter / Schatten sowie Schärfe wurden korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In einige Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte vergrößert einmontiert. Die Aufnahmeparameter habe ich diesmal weggelassen, da die eingestellte Blende nicht in den EXIFs der Canon-RAWs gespeichert wird. Eingestellt habe ich je nach Motivhelligkeit etwa f=1:4 bis f=1:8, wobei die Kamera auf ISO-Automatik bis 800 ASA stand.

Porst Weitwinkel 2,8/35mm auto MC

Das gezeigte 2,8/35 mm ist ein Import aus Fernost („Lens made in Japan“ steht auf der Außenseite). Der Hersteller des gezeigten Objektivs ist nicht endgültig geklärt, es wird aber mit recht hoher Wahrscheinlichkeit von Sankyo Koki (bekannter als Komura, nicht identisch mit der Elektronikfirma Sankyo) hergestellt worden sein.

Der Entfernungs-Einstellweg ist mit ca. 300° erfreulich lang, die Naheinstellgrenze mit 0,5 m recht lang.

Der Entfernungsring läuft seidenweich. Der Blendenring läuft satt mit halbstufigen Rastungen, allerdings sind nur 5 Lamellen vorhanden. Die Springblende arbeitet einwandfrei. Es ist ein Umschalter zwischen automatischer und manueller Blendenfunktion vorhanden, z. B. zum Einsatz an einem Balgengerät. Der originale Schutzdeckel ist ein Aufstecktyp mit Samtauskleidung des festhaltenden Ringes. Das Objektiv ist sowohl laut Beschriftung als auch durch Augenschein kontrollierbar „MC“, also Multicoated, was nicht nur das Streulichtverhalten entscheidend verbessert und auf ein Herstelldatum in den 1980ern hinweist.

Beim gezeigten Exemplar sind sogar die Bildecken ausreichend scharf (nicht zuletzt dank Cropfaktor 1,6 des Canon-Sensors). Der Bildwinkel eines 35mm-Objektivs an der EOS 1000D entspricht etwa 56mm, also einem Normalobjektiv. Damit stimmt immerhin die vom Adapter in die EXIFs eingetragene Brennweite so in etwa mit der umgerechneten überein.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Die Canon EOS 1000D ist zum Adaptieren von alten Manuell-Fokusobjektiven nur geeignet, wenn ein Adapter mit Chip benutzt wird. Und selbst dann ist das Fokussieren nicht so sicher möglich, wie man es inzwischen dank Fokus-Peaking von digitalen Systemkameras her gewohnt ist. Ich habe die gezeigte Adaptierung aus Spaß an der Freud gemacht, vielleicht probiere ich noch einmal ein Teleobjektiv an einer Semiprofi-Canon dSLR wie der 40D.

Die Ära der SLRs neigt sich im Jahre 2020 bekanntlich dem Ende entgegen, die Vorstellung neuer Kameras dieser Klasse erwarte ich in den Jahren 2021 und später eigentlich nicht mehr.

Christian Zahn, Dezember 2020

Museum für alte Kameras sowie Fotogalerie:
http://www.ChrZahn.de
Dort auch Tipps zum Entwickeln von Farb- und SW-Dias

 

 

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