Blende, Belichtung und ISO-Empfindlichkeit

Einfache Digitalkameras nehmen dem Fotografen nahezu alle Entscheidungen ab. Blende, Belichtung und ISO-Wert werden automatisch ausgewählt und der Fotograf muss mit dem Ergebnis dann leben.

So bequem dies bei Schnappschüssen auch sein mag - in Grenzbereichen führt die Automatik oft nicht zu den bestmöglichen Resultaten, teilweise auch schlicht zu Ausschuss. Bei manueller Einstellung offenbart sich nicht nur ein erhebliches Optimierungspotenzial, es eröffnen sich auch eine Menge zusätzlicher fotografischer Möglichkeiten.

Der ISO-Wert ist dabei noch am einfachsten zu durchschauen: Jeder Bildsensor produziert neben den Bildinformationen auch ein Rauschen. Das bedeutet, dass die gemessene Spannung eines Bildpixels nicht exakt proportional zur Lichtmenge ist, die dieses Pixel abbekommen hat - es gibt eine kleine, zufällige Abweichung. Im kompletten Bild betrachtet äußert sich dies in einem Muster, das als Bildrauschen bezeichnet wird. Verstärkt man das Bildsignal vor der Digitalisierung, verstärkt dies auch das Rauschen. Je höher der ISO-Wert, desto stärker ist demzufolge auch das Bildrauschen.

Ungünstig auf die Rauschneigung eines Sensors wirken sich auch hohe Temperaturen und sehr kleine Sensorelemente aus. Kameras mit kleinem Sensor und hoher Auflösung neigen daher stärker zum Rauschen.

Bei den meisten Kompakt-Kameras ist das Rauschen nur bis etwa ISO 200 erträglich, oberhalb wirkt es destruktiv, d.h. es gehen Bildinhalte verloren. Spiegelreflexkameras mit ihrem größeren Sensor können meist bis ISO 1600 eingesetzt werden und liefern immer noch passable Ergebnisse.

Die Belichtungszeit ist entscheidend, ob ein Bild scharf wird, oder ob es verwackelt. Bei ruhenden Objekten gibt es die Faustregel, dass die Belichtungszeit maximal der Kehrwert der kleinbildäquivalenten Brennweite sein sollte. Bei einer Brennweite von 60mm sollte also maximal mit 1/60s fotografiert werden. Bei beweglichen Objekten ist eine noch kürzere Belichtungszeit notwendig.

Wenn die Lichtsituation eine längere Belichtungszeit erfordert, muss die Kamera aufgelegt oder auf ein Stativ montiert werden.

Den bedeutendsten Einfluss auf die Wirkung eines Bildes hat die Blende. Sie definiert die Grundschärfe des Bildes, da bei einer reduzierten Blende die Abbildungsfehler des Objektivs immer weniger ins Gewicht fallen. Als Faustregel gilt, dass man das Objektiv für optimale Schärfe um zwei Blendenstufen abblenden sollte. Hat das Objektiv eine Lichtstärke von 1:2,8, sollte idealerweise mit Blende 1:5,6 und weniger fotografiert werden.

Noch wichtiger ist die Tiefenschärfe. Bei komplett geöffneter Blende ist ein relativ kleiner Bereich vor und nach dem fokussierten Objekt scharf abgebildet, außerhalb davon ist das Bild unscharf. Je kleiner die Blende gewählt wird, desto größer wird der scharf abgebildete Bereich. Man kann also durch geeignete Wahl von Blende und Belichtungszeit festlegen, ob im Bild von vorn bis hinten alles scharf abgebildet sein soll oder ob man z.B. den Hintergrund verschwimmen lassen will.

Grundsätzlich gilt die Regel, dass Weitwinkelobjektive eine größere Tiefenschärfe haben als Teleobjektive. Dabei zählt die reale Brennweite und nicht der kleinbildäquivalente Wert. Digitale Kompaktkameras mit ihren winzigen Sensoren und Brennweiten haben daher prinzipbedingt einen sehr großen Tiefenschärfebereich - den Hintergrund verschwimmen zu lassen fällt bei diesen Modellen sehr schwer.