Canon EF 24-85 USM an EOS 5D
In diesem Kurzbericht geht es um die Verwendung eines ca. 25 Jahre alten Zoomobjektivs an einer digitalen Spiegelreflexkamera mit Vollformat-Sensor.
Ich habe es hier bereits zweimal an spiegellosen Kameras gezeigt, in beiden Fällen mit einem Commlite-Adapter, der das EF-Bajonett auf Sony NEX bzw. Fuji-X adaptiert.
Canon Zoom Lens EF 24-85mm 1:3,5-4,5 USM
Dieses Objektiv erschien 1996 zusammen mit der EOS IX, einer Spiegelreflexkamera für die glücklosen APS-Filme. Passend zur Farbe der Kameragehäuse wurde es in silber und dem hier gezeigtem „Profischwarz“ angeboten. Zunächst war es nur in Verbindung mit der EOS-IX-Kamera erhältlich, aber weil die Konsumenten von Spiegelreflexkameras für Kleinbildfilm sehr oft danach fragten, bot Canon es nach etwa einem Jahr auch einzeln an. Die Streulichtblende war nicht im Lieferumfang, sie mußte extra nachgekauft werden.
Das EF 24-85 USM entspricht an der APS-Kamera EOS IX bzw. EOS IX Lite in etwa einem 28-105mm-Objektiv, da die Negativfläche von APS-Filmen kleiner ist als bei klassischen Kleinbildkameras. An den Profi-dSLRs von Canon mit APS-H-Sensor (Verlängerungsfaktor 1,3) wurde es auch gerne benutzt und entspricht dann einem 31-110 mm-Objektiv.
Obwohl das 24-85 USM „nur“ für APS-Film gerechnet wurde, deckt sein Bildkreis den Vollformatsensor der EOS 5D komplett ab. Allerdings sind die Bildränder und besonders die Bildecken außerhalb des kleineren Bildkreises von APS-Material und darum optisch etwas schlechter als bei einem für KB gerechnetem Objektiv. Bei der Verwendung an einer KB-Kamera mit 400-ASA-Film und 13x18cm - Abzügen wurde das jedoch nicht allzusehr bemerkt, „Pixelpeeping“, also 100%-Betrachtung der Bildecken wird dem Objektiv nicht gerecht, dafür ist es nicht gemacht worden.
Der schmale Entfernungsring läuft recht stramm, er dreht sich beim automatischem Fokussieren nicht mit. Wie bei vielen Canon-USM-Objektiven kann jederzeit in die Fokussierung eingegriffen werden, ein explizites Umschalten auf „MF“ am Objektiv ist nur nötig, wenn rein manuell fokussiert werden soll. „USM“ steht für den eingebauten ringförmigen Ultraschallantriebsmotor, der schnell und leise seinen Dienst verrichtet.
Die Naheinstellgrenze von ca. 0,5 Metern ist gut, es gibt sogar eine hinter einem Fenster sichtbare Entfernungsskala mit Infrarotmarken für 24, 28, 50 und 85 mm (für 800nm). Beim Fokussieren verändert sich die Baulänge dank Innen-Fokussierung nicht. Canon-EF-typisch ist kein Blendenring eingebaut, die Verstellung erfolgt immer durch die Kamera, es sind 6 Lamellen eingebaut. Der optische Aufbau besteht aus 15 Elementen in 12 Gruppen, darunter eine asphärische Linse. Eine Bildstabilisierung ist nicht eingebaut.
Das nicht mitdrehende Filtergewinde beträgt 67mm (bei Objektivvorstellung war das für Canon eine untypische Filtergröße), das Objektiv hat einen Durchmesser von 73 mm, eine Baulänge ab Bajonett von 69 mm und wiegt 360 Gramm. Beim Zoomen wird es etwa 26mm länger. Die Streulichtblende rastet in ein Bajonett und mußte extra gekauft werden. Ohne diese Blende ist das Objektiv kaum benutzbar, da die große Frontlinse extrem empfindlich für seitliche Lichteinstrahlung ist.
Das gesamte Objektiv macht einen wertigen Eindruck, das Bajonett ist aus Metall, die Kunststoffe der Fassung wirken keinesfalls „billig“. Lediglich die Gummierung des Fokusrings beginnt bei meinem Exemplar langsam an zu kleben, weil sich das verwendete „Gummi“ bzw. besser der als TPU bezeichnete Werkstoff allmählich zersetzt.
Das Objektiv verzeichnet leider recht viel (ca. 4%), aufgrund der Innenfokussierung an der Naheinstellgrenze sogar ca. 5,5%. Je nach Motiv kann das stören, jedoch ist die Verzeichnung heutzutage sehr einfach digital „wegzurechnen“. Am Vollformatsensor der 5D und Offenblende ist das 24-85 USM über das gesamte Bild ziemlich unscharf und flau, Abblenden auf 8 steigert die Schärfe, danach kommt es bereits zu Beugungseffekten. Besonders bei 24mm ist das Abblenden auf 8-11 erforderlich, da ansonsten die Bildecken an der 5D für Architekturaufnahmen zu unscharf sind. Bei diesen Motiven muß außerdem die Verzeichnung softwareseitig korrigiert werden, da ansonsten Laternen am Bildrand nicht gerade, sonder verbogen abgebildet werden. Die bei Offenblende vorhandenen chromatischen Aberrationen verschwinden ab ca. Blende 5,6 fast vollständig. Die Vinettierung bei weit geöffneten Blenden besonders im Weitwinkelbereich kann per EBV gut korrigiert werden.
Das Objektiv kostete 2002 etwa 400 Euro, inzwischen ist es nur noch gebraucht erhältlich. Nach Erscheinen der „Volksvollformatkamera“ EOS 5D stieg der Gebrauchtpreis etwas an, inzwischen ist er deutlich gesunken, da die Rechnung des Objektivs recht „betagt“ ist und es optisch bessere Objektive von Canon und Fremdherstellern gibt. Je nach Zustand und Lieferumfang ist es für 50-150 Euro zu bekommen.
Alle Aufnahmen entstanden freihand, wurden gespeichert als CR2, gewandelt mit Adobe Camera RAW und bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben, Lichter / Schatten sowie Schärfe wurden korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In alle Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte einmontiert sowie die Aufnahmeparameter.
Fazit
Das EF 24-85 werde ich nur noch an filmbasierten Kameras verwenden. Zwar läßt sich dann die Verzeichnung nicht beseitigen, aber die Eckenprobkleme sind wesentlich weniger ausgeprägt. Die EOS 5D mit 12,8 Megapixeln fordert das Objektiv, bei Offenblende bzw. unterhalb von 1:8 ist es für meine Zwecke nicht scharf genug.
Christian Zahn
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Autor: | Christian Zahn |
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Erstellt: | 28.08.2023 |
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