Fuji X-E2 mit Commlite-Autofokus-Adapter für Canon EF-Objektive

In diesem Kurzbericht geht es um die Zweitverwertung von Canon-Spiegelreflex-Autofokus-Objektiven an der spiegellosen APS-C-Kamera Fuji X-E2 mit Hilfe eines Adapters.

Es gibt diese Adapter von mehreren Herstellern, darunter Fringer (die als die besten Adapter gelten, aber auch leider die teuersten sind), Viltrox und den vorgestellte von Commlite. Einer der beiden Fringer-Adapter hat sogar einen elektrischen Blendenring, mit der die Blende wie bei Fuji-Objektiven eingestellt werden kann, alle anderen erwarten, daß die Kamera diese Einstellung übernimmt.

Der Commlite-Adapter hat einen abnehmbaren Fuß mit Stativgewinde, damit schwere „Telekanonen“ das Kamerabajonett nicht unnötig belasten. Er ist abnehmbar, damit bei leichten Objektiven und beim Herumtragen nicht stört.

Die Firmware kann vom Anwender aktualisiert werden, dazu steckt man ein Mikro-USB-Kabel in die Innenseite des Adapters, der sich als neues Laufwerk am Computer meldet. Darauf zieht man einfach die aus dem Netz heruntergeladenen neue Firmwaredatei, wirft das Laufwerk mit dem Betriebssystembefehl aus, ohne die USB-Verbindung zu trennen (nicht einfach Kabel abziehen!). Dann aktualisiert sich der Adapter. Es gibt allerdings ein kleines Problem: viele USB-Kabel sind etwas zu dick, weil die Buchse sehr nah an einer Adapterwand angebracht ist. Wenn sich also kein Laufwerk am Rechner anmelden läßt, muß der verwendete Mikro-USB-Stecker gegen einen schmaleren ausgetauscht werden oder etwas seitlich abgefeilt werden, damit er komplett in die Buchse gesteckt werden kann.

Der Adapter unterstützt offiziell nur eine gewisse Anzahl von Canon EF- bzw. EF-S-Objektiven, aber alle meine Canon-Objektive sind aufgeführt, darum kann ich zur Kompatibilität mit nicht aufgelisteten Objektiven leider keine Angaben machen. Ich vermute, daß die meisten wohl „irgendwie“ funktionieren werden, aber evtl. die Daten in den Bild-EXIFs nicht korrekt sind und der AF eine geringere Trefferquote haben könnte. Hat das verwendete Canon-Objektiv einen eingebauten Bildstabilisator, so funktioniert er auch an der Fuji.

Die Benutzung des Adapters ist recht einfach: Das Canon-Objektiv an den Adapter ansetzen und danach den Adapter an die Kamera. Wichtig: wird der Adapter nicht von der Kamera abgenommen und nur das Objektiv getauscht, kommt es zu Inkonsistenzen. Der Adapter erkennt wohl nur beim „Einschalten“ das angesetzte Objektiv und bemerkt den Objektivwechsel im „eingeschalteten Zustand“ nicht. Denn dann funktioniert der Autofokus meist nicht oder nicht richtig und in die EXIFs werden die falschen Werte eingetragen.

Also: zum Objektivwechsel entweder Kamera abschalten oder Adapter von der Kamera abnehmen.

Bei erkannten Objektiven werden die korrekten Objektivdaten inkl. Namen in die EXIFs jedes aufgenommenen Bildes eingeschrieben und auch die im Fuji-Systemstandard vorgesehenen Werte für chromatische Aberration und Vignettierung, so daß RAW-Konverter diese einfach verwenden können. Die Verzeichnung der Objektive wird vom Adapter leider nicht übertragen, so daß je nach Objektiv bei der Bildbearbeitung die tonnen- oder kissenförmigen Verzeichnungen von Zoomobjektiven manuell korrigiert werden müssen.

Automatisch kann kein RAW-Konverter die Objektivkorrekturdaten ermitteln, denn (ggf. aus Copyrightgründen) schreibt der Commlite-Adapter nicht „Canon EF-S 10-22 USM“ als Objektivnamen in die EXIFs, sondern „Altson EF-S 10-22 USM“. „Altson“ ist ebenfalls ein Anbieter von Objektivadaptern von EF/EF-S auf andere AF-Systeme, z. B. für Nikon Z oder Sony-E. Möglicherweise läßt Commlite dort produzieren oder es gibt eine Kooperation zwischen beiden Firmen.

Der Commlite-Adapter in der Praxis

Der Autofokus der Fuji X-E2 arbeitet hybrid: in den Bildsensor sind etliche schnelle Phasen-Autofokus-Sensoren eingebettet (die in digitalen Spiegelreflexkameras im Kameraboden eingebaut sind und dorthin per Hilfsspiegel umgelenkt werden); dieser Autofokus ist sehr schnell, weil der Kamera bekannt ist, um welchen Betrag in welche Richtung sie fokussieren muß, um die beste Schärfe zu bekommen.

Außerdem kann die Kamera auch per Kontrast-AF auf fast der gesamten Bildfläche scharfstellen, was aber prinzipbedingt etwas langsamer vonstatten geht, weil die Kamera mit der Objektivscharfstellung um den Schärfenpunkt herum „pumpt“, um die höchste Bildschärfe zu ermitteln.

Der Commlite-Adapter in Verbindung mit allen meinen Canon-Objektiven scheint nur Kontrast-AF zu können. Die von „nativen“ Fuji-Objektiven her bekannte „springende Schärfe“ dank Phasen-AF ist nicht möglich, sondern man sieht im Sucher das „Herumpumpen“ um den Punkt maximaler Schärfe, weil der Adapter zwischen den Fuji- und den Canon-Steuerbefehlen übersetzen muß und die Objektivrückmeldung ebenfalls. Nach meiner Erfahrung „trifft“ der Autofokus in etwa 80-90% aller Fälle, wenn er nicht trifft, bleibt das gewählte AF-Feld im Sucher aber rot, woran man erkennen kann, daß er den Fokuspunkt nicht gefunden hat. Leuchtet der AF-Punkt im Sucher grün, stimmt die Bildschärfe.

Ein weiteres etwas ungewöhnliches Verhalten zeigt der Adapter auf: Fuji fokussiert nicht bei Offenblende und schließt die Blende auf den von der Kamera gewählten Wert nach Druck auf den Auslöser, sondern fokussiert bei Arbeitsblende. Das fällt bei Fuji-Objektiven aber nicht auf, weil der Blendenmechanismus sehr leise arbeitet. Bei den Canon-Objektiven ist der Blendenantrieb fast immer recht laut, so daß die Blendenverstellung bei aktiver Belichtungsmessung und Änderung der Objektivblende von mehr oder minder deutlichen Klickgeräuschen begleitet wird. Zuerst dachte ich an ein Fehlverhalten des Adapters, bis ich bemerkte, das Fuji-Objektive sich identisch verhalten.

Beispiele Canon 10-22 mm

Beispiele Canon 18-135mm STM

Beispiele Canon 50 mm

Alle Aufnahmen entstanden freihand, wurden gespeichert als RAW, gewandelt mit Adobe Camera RAW und bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben, Lichter / Schatten sowie Schärfe wurden korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In alle Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte vergrößert einmontiert sowie die Aufnahmeparameter.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Der Adapter ist mechanisch sehr gut verarbeitet, lediglich die abnehmbare Stativschelle ist ein wenig klein geraten. Sie wird nur durch eine 1/4-Zoll Rändelschraube im Adapter befestigt und macht den Eindruck, großen und schweren Canon-Teleobjektiven nicht gewachsen zu sein. Diese sollte man besser mit der objektiveigenen Stativschelle befestigen und die des Adapters nur bei mittelschweren Objektiven nutzen.

Die elektrische Funktion ist ohne Tadel, es gibt zwar Berichte von etlichen Anwendern, die über mehr oder minder große Fokusprobleme berichten, aber alle meine Objektive arbeiten mit der aktuellsten Adapter-Firmware gut mit der Fuji zusammen.

Wie erwähnt, ist der AF nicht allzuflott (Sport und Action würde ich damit nicht fotografieren), aber für Architektur, Landschaft o. Ä. ist er mir schnell genug.

Der Commlite-Adapter kostet je nach Händler zwischen 130 und 180 Euro, der von Anwendern mit Vergleichsmöglichkeit als besser beurteilte Finger Pro-Adapter etwas unter 400 Euro. Gebraucht bekommt man den Commlite EF FX - Adapter meist unter 100 Euro.

Fazit

Den Adapter werde ich zukünftig fast nur zusammen mit dem EF-S 10-22 an der Fuji X-E2 benutzen, für genau dieses Objektiv habe ich den Adapter auch gekauft, da der entsprechende Brennweitenbereich von Fuji zwar mit zwei verschiedenen Objektiven abgedeckt wird, mir aber beide schlicht zu teuer waren. Das 18-135 kann ich mit meinen vorhandenen Fuji-Zoom-Objektiven abdecken, da muß ich nicht adaptieren. Das 1,8/50 werde ich für Aufnahmen mit wenig Licht benutzen oder wenn ich einen unscharfen Hintergrund benötige, da meine Fuji-Zooms nur 4,5 als größte Blende haben.

Christian Zahn

 

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