Sony NEX-7 mit Commlite-Autofokus-Adapter für Canon EF-Objektive

In diesem Kurzbericht geht es um die Verwendung von Canon-Spiegelreflex-Autofokus-Objektiven an der spiegellosen APS-C-Kamera Sony NEX-7 mit Hilfe eines Adapters.

Es gibt diese Adapter von mehreren Herstellern, darunter Viltrox, Metabones und Commlite. Der hier vorgestellte Adapter war einer der ersten am Markt, er ist eigentlich veraltet, es werden 2022 aber noch Restbestände als Neuware für ca. 70 Euro abverkauft. Die neueren Adapter erkennen wesentlich mehr Canon-Objektive, bieten die Möglichkeit, ihre Firmware per USB zu aktualisieren und ermöglichen neben Kontrast-AF an neueren Sony-Vollformatkameras auch Phasen-AF.

Der Commlite-Adapter CM-EF-NEX hat einen abnehmbaren Fuß mit Stativgewinde, damit schwere „Telekanonen“ das Kamerabajonett nicht unnötig belasten. Der Fuß ist abnehmbar, damit er bei leichten Objektiven beim Herumtragen nicht stört. Er wird durch eine Rändelschraube befestigt und zusätzlich durch eine „Nase“, die in eine Vertiefung des Adapters eingreift, gegen Verdrehen gesichert.

Die Firmware des Adapters kann vom Anwender nicht aktualisiert werden. Nur die Objektive, die zum Herstellzeitpunkt des Adapters auf dem Markt waren, funktionieren, alle danach hergestellten Objektive erkennt der CM-EF-NEX mehr oder minder gut, manche funktionieren nur mit manuellem Fokus, andere fast gar nicht. Eine Liste, welche Canon-Objektive unterstützt werden, habe ich nicht gefunden, somit blieb mir nur ausprobieren. Hat das verwendete Canon-Objektiv einen eingebauten Bildstabilisator, so funktioniert er auch an der NEX-7. Allerdings nur, solange der Auslöser halb angedrückt ist. Ist er nicht gedrückt, wird der Stabilisator sofort abgeschaltet. Was sich mit der Sucherlupe der NEX-7 „beißt“, denn die wird durch halbes Drücken des Auslösers sofort abgeschaltet und somit ist in der Vergrößerung bei Teleobjektiven manuelles Scharfstellen leider schwierig.

Die Benutzung des Adapters ist recht einfach: Das Canon-Objektiv an den Adapter ansetzen und danach den Adapter an die Kamera. Wichtig: wird der Adapter nicht von der Kamera abgenommen und nur das Objektiv getauscht, kommt es zu Inkonsistenzen. Der Adapter erkennt wohl nur beim „Einschalten“ das angesetzte Objektiv und bemerkt den Objektivwechsel im „eingeschalteten Zustand“ nicht. Denn dann funktioniert der Autofokus meist nicht oder nicht richtig und in die EXIFs werden die falschen Werte eingetragen.

Also: zum Objektivwechsel Kamera abschalten oder zumindest Adapter von der Kamera abnehmen.

Bei erkannten Objektiven werden die korrekten Objektivdaten in die EXIFs jedes aufgenommenen Bildes eingeschrieben. Jedoch wird der Name nicht übertragen, sondern nur die aktuelle Blende und Brennweite. Als Objektivname wird immer „DT 0mm F0 SAM“ übertragen, also ein Sony/Minolta Objektiv mit eingebautem AF-Motor, jedoch mit Offenblende und Brennweite „Null“.

Automatisch kann kein RAW-Konverter die Objektivkorrekturdaten ermitteln, es bleibt nur die Möglichkeit, die Korrekturdaten manuell auszuwählen. Dazu muß man sich aber aufschreiben, welches Objektiv für das jeweilige Foto verwendet wurde, sofern man eine Fototour mit Objektiven gemacht hat, die identische Brennweiten haben (z. B. 18-55 IS und 1,8/50 STM, dann sollte man das Setobjektiv nicht mit 50mm Brennweite benutzen, um die Unterscheidung ohne Notizen  zu schaffen.)

Der Commlite-Adapter in der Praxis

Der Autofokus der NEX-7 arbeitet per Kontrast-AF, sie kann auf fast der gesamten Bildfläche scharfstellen, was aber prinzipbedingt etwas langsamer vonstatten geht, weil die Kamera mit der Objektivscharfstellung um den Schärfenpunkt herum „pumpt“, um die höchste Bildschärfe zu ermitteln.

Der Commlite-Adapter „emuliert“ einen damals bereits von Sony angebotenen Objektivadapter LA-EA1 (Lens Adapter E-Mount A-Mount Typ 1), der es ermöglicht, alte Sony bzw. Minolta-Objektive für das alpha-Bajonett der analogen und digitalen Spiegelreflexkameras an den NEX-Systemkameras benutzen zu können. Autofokus unterstützt dieser Adapter nur bei Objektiven mit eingebauten Motor. Da alle Canon-AF-Objektive einen eingebauten AF-Antrieb haben, funktionieren theoretisch alle jemals für das EOS-Bajonett gebauten Objektive am CM-EF-NEX. Allerdings kennt der Adapter nur Objektive, die zu seinem Herstellzeitpunkt bereits am Markt verfügbar waren, danach erschiene Objektive können funktionieren oder auch nicht. Durchfährt das angeschlossene Objektiv beim Einschalten der Kamera den gesamten Fokusweg, so wird der AF erkannt und es kann automatisch scharfgestellt werden. Unterbleibt dieses „Durchfahren“, dann kann nur manuell scharfgestellt werden. Dazu muß der Umschalter am Objektiv auf „MF“ gestellt werden.

Die von „nativen“ Sony-Objektiven her bekannte schnelle AF-Ermittlung ist nicht möglich. Genau wie beim originalen Sony-Adapter LA-EA1 durchfährt die Kamera nach Halbdrücken des Auslösers einmal den gesamten Fokusweg des Objektivs und merkt sich dabei die Entfernung, an dem die beste Schärfe auftritt. Dann fährt das Objektiv auf eine Entfernung etwas „vor“ der besten Schärfe und wird ganz langsam „nach Hinten“ verstellt. Wieder ermittelt die Kamera dabei die Entfernung, bei der der höchste Kontrast im Bild auftritt, dieser Wert wird nach Beendigung das Fokussiervorgangs dann schnell angesprungen und die AF-„Leuchte“ im Sucher leuchtet grün auf und das gewählte Fokusfeld ebenfalls. Konnte die NEX-7 keine Schärfe ermitteln, dann blinkt die AF-„Leuchte“ im Sucher und das AF-Feld bleibt grau. Allerdings kann die Kamera ausgelöst werden, das Bild ist aber mehr oder minder unscharf! Der Fotograf muß auf die AF-Bestätigung im Sucher bzw. auf dem Display achten!

Bei jedem Fokusvorgang wird der oben beschriebene Ablauf erneut durchlaufen, auch wenn das Objektiv von der letzten Aufnahme bereits auf die richtigen Entfernung eingestellt war. Prinzipbedingt funktioniert somit nur „AF-S“, also single Autofokus, „AF-C“ mit kontinuierlicher Schärfennachführung nicht. Sowohl Einzelfeld-AF als auch Mehrfeld-AF ist möglich, letzterer ist etwas langsamer, vermutlich weil die Kamera mehr Daten auswerten muß.

Alternativ kann das Objektiv auch manuell scharfgestellt werden, dazu hat fast jedes Canon-Objektiv einen Umschalter „AF-MF“ eingebaut. Ist es auf manuelle Fokussierung gestellt, übermittelt der Adapter diese Tatsache und die digitale Sucherlupe der NEX-7 wird freigeschaltet. Wenn ein Canon-Objektiv keinen echten manuellen Scharfstellring besitzt, so wird es elektrisch durch Drehen am Encoderring verstellt (z. B. bei STM-Objektiven).

Der Adapter kann sowohl mit Vollformat-Objektiven (erkennbar am roten Punkt als Ansatzmarke) als auch mit EF-s-Objektiven (für APS-C-große Sensoren gerechnet, erkennbar am weißen Quadrat) benutzt werden. Allerdings können Canon-Objektive besonders im Weitwinkelbereich an den Bildecken etwas vignettieren, da Canon einen kleineren Sensor benutzt als Sony. Canons Cropfaktor beträgt 1,6 gegenüber 1,5 bei Sony. Auch kann die Schärfeleistung in den äußeren Bildbereichen an der Sony etwas schlechter sein.

Fremdobjektive mit EOS-Bajonett haben diese Probleme meist nicht, da sie sowohl mit EOS-Anschluß als auch mit Bajonett für die anderen digitalen APS-C-Kameras angeboten wurden, ihr Bildkreis somit nicht nur für die Canon-Sensoren ausgelegt ist.

Hinweis: An der NEX-3 bzw. NEX-5 muß die neueste Kamera-Firmware installiert sein, ansonsten wird der Commlite-Adapter nicht erkannt.

Nicht funktionierende Objektive

Die folgenden Objektive habe ich im Fundus und konnte sie am Adapter probieren, jedoch nicht sinnvoll benutzen:

  • Das Canon EF-s 55-250 STM erkennt der Commlite-Adapter nicht, es ist nur manuelle Fokussierung möglich, keine automatische.
  • Das Tamron 4-5,6 75-300 LD Tele Macro ist ein Vollformat-Objektiv und funktioniert nur teilweise. Ab etwa 20mm am Objektiv eingestellte Brennweite wird die AF-Trefferquote am Commlite-Adapter sehr schlecht, es sollte bei 200 bis 300mm manuell scharfgestellt werden. Zwischen 75 und etwa 135mm ist die AF-Trefferquote wesentlich besser und präziser. Die bei diesem Objektiv bei Vollformat auftretende sehr schwache Abbildungsleistung der Bildränder wird vom APS-C-Sensor der NEX-7 abgeschnitten.

Beispielfotos Tamron

Funktionierende Objektive

Das Canon EF 24-85 USM ist ein Vollformat-Objektiv (erschien 1996 zusammen mit der EOS IX) und funktioniert problemlos. Die bei diesem Objektiv bei Vollformat auftretende schwache Abbildungsleistung der Bildränder wird vom APS-C-Sensor der NEX-7 abgeschnitten.

Das Canon EF 1,7/50 STM ist ein Vollformat-Objektiv und funktioniert problemlos, auch die elektrische manuelle Fokussierung
Das Setobjektiv EF-S 18-55 IS (Kitobjektiv zur EOS 500D) ist ein APS-C-Objektiv und funktioniert problemlos. Seine Schärfeleistung der Bildränder übersteigt die des Sony-Setobjektivs zur NEX-7 bei weitem.
Das ältere Setobjektiv EF-S 18-55 (zur Canon EOS 300D) ist ein APS-C-Objektiv und funktioniert, allerdings ist der AF-Motor laut und hat nur recht wenige Fokussier-Stufen, die NEX-7 benötigt bei meinem Exemplar manchmal mehrere „Anläufe"

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Alle Aufnahmen entstanden freihand, wurden gespeichert als ARW, gewandelt mit Adobe Camera RAW und bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben, Lichter / Schatten sowie Schärfe wurden korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In alle Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte einmontiert sowie die Aufnahmeparameter.

Der Adapter ist mechanisch sehr gut verarbeitet, lediglich die abnehmbare Stativschelle ist ein wenig klein geraten. Sie wird nur durch eine 1/4-Zoll Rändelschraube im Adapter befestigt und macht den Eindruck, großen und schweren Canon-Teleobjektiven nicht gewachsen zu sein. Diese sollte man besser mit der objektiveigenen Stativschelle befestigen und die des Adapters nur bei mittelschweren Objektiven nutzen.

Die Ansetzmarken für das Canon-Objektiv sind doppelt vorhanden, sowohl auf der Bajonettfläche als auch außen im Gehäuse, so daß sie gut zu erkennen sind. Die Marke zum Ansetzen an die Kamera ist nur einfach vorhanden, sie ist am Außendurchmesser genau in Höhe des Entriegelungsknopfs für das Canon-Objektiv.

Die elektrische Funktion ist ohne Tadel, sofern das jeweilige Objektiv erkannt wurde; es gibt zwar Berichte von etlichen Anwendern, die über mehr oder minder große Fokusprobleme berichten, aber wenn die AF-Bestätigung im Sucher aufleuchtet, ist auch wirklich scharfgestellt. Kann die NEX die Schärfe nicht sicher ermitteln, unterbleibt die AF-Bestätigung. Da sich die Kamera aber trotzdem auslösen läßt, gibt es dann unscharfe Aufnahmen.

Wie erwähnt, ist der AF nicht allzuflott (Sport und Action würde ich damit nicht fotografieren), aber für Architektur, Landschaft o. Ä. ist er schnell genug.

Den Kauf des Commlite CM-EF-NEX kann ich nur empfehlen, wenn der langsame Autofokus nicht stört und die benutzbaren Objektive bereits im Objektivpark vorhanden sind, ansonsten rate ich dringend dazu, einen neueren Adapter zu erwerben, dessen Firmware vom Anwender aktualisiert werden kann, damit alle EOS-Objektive funktionieren.

Der Commlite-Adapter CM-EF-NEX kostete Anfang 2022 je nach Händler zwischen 65 und 90 Euro, die universelleren neueren Adapter diverser Anbieter meist zwischen 150 und 300 Euro.

Fazit

Den Adapter werde ich zukünftig zusammen mit dem EF-S 10-22, dem 1,8/50 STM und dem 18-55 IS an der NEX-7 benutzen. Das preiswerte Canon-Setobjektiv 18-55 IS ist optisch besser als das Sony 18-55 OIS, das zusammen mit der NEX-7 verkauft wurde.

Teleobjektive ohne eingebauten Stabilisator werde ich am Adapter nicht verwenden, da auch die NEX-7 keinen eingebaut hat, können „lange Brennweiten“ freihand nur bei besten Lichtverhältnissen oder mit Stativ sinnvoll benutzt werden.

Christian Zahn

 

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