Nikon Coolpix 800 Kurzbericht

Hier stelle ich eine frühe Digitalkamera von Nikon vor. Ralf hat sie bereits hier gewürdigt. Boris beschreibt und bebildert die Nikon Coolpix 800 hier.

Hinweis: Die seitliche Öffnung in der Nähe des Objektiv ist nicht original, normalerweise ist die Kamera dort vollkommen geschlossen.

​​​​​​​Spezifikationen:

  • Die 1999 vorgestellte Nikon Coolpix 800 ist 119 x 69 x 61 mm groß und wiegt mit Batterien und Speicherkarte 380 g.
  • Der 1/2“ CCD-Sensor (6,4 x 4,8 mm) löst maximal 1600 x 1200 Pixel  = 2 Megapixel auf, der Pixelpitch beträgt 3,8µm. Die Empfindlichkeit ist automatisch oder manuell von 100 bis 400 ASA einstellbar. Bilder werden als JPEG oder TIFF auf CompactFlash-Karten Typ I (max. 512 MB) gespeichert.
  • Das Objektiv ist ein 7-14mm/1:3,3-4,8 2-fach Zoom (7 Elemente in 5 Gruppen), die kb-äquivalente Brennweite beträgt 38-76 mm.
  • Das Motiv wird über einen abschaltbaren 1,8“ TFT LCD Monitor mit 112.000 Subpixeln angezeigt, zusätzlich ist ein optischer Realbildsucher vorhanden. Status-LCD-Schulterdisplay mit etlichen Belichtungsparametern.
  • Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S) oder kontinuierlicher Fokus (AF-C), Ermittlung durch Kontrasterkennung des Bildsensors
  • Belichtungssteuerung durch Programmautomatik, 256-Zonen-Matrixmessung, mittenbetont integrale oder Spotbelichtungsmessung, Belichtungszeiten 8s bis 1/750 sek., kombinierter mechanischer und elektronischer Verschluss, elektronischer Selbstauslöser mit 3 oder 10 s Vorlaufzeit
  • im Gehäuse integrierter Blitz mit Leitzahl 8
  • Weißabgleich automatisch oder manuell
  • ohne Bildstabilisierung
  • Energieversorgung durch 4 Mignonzellen

Besonderheiten

„Coolpix“ heißen bei Nikon fast alle alle Kompakt- bzw. Bridge-Digitalkameras. Die 800 gehört zu den frühen Modellen, die noch keinen Buchstaben vor der Zahl in der Typenbezeichnung haben.

Die Coolpix 800 ist eine „abgespeckte“ 950, die Preisreduktion um etwa ein Viertel des Verkaufspreises erzielte Nikon durch Verzicht auf ein Metallgehäuse und die damals Coolpix-typische „Drehgelenk“-Mechanik, die Sensor+Objektiv gegen das restliche Gehäuse verdrehen konnte.

Um die Einschaltzeit zu verkürzen, fährt das Objektiv beim Abstellen in die mittlere Position und bleibt dort auch beim Wiedereinschalten. Die beiden Endstellungen sind dann beide gleich schnell erreichbar, nachteilig ist, daß die von fast allen Kameras gewohnte Weitwinkelstellung beim Kamerastart von Hand eingestellt werden muß.

Die Stromversorgung erfolgt mit vier fast überall erhältlichen Mignon-Zellen. Wie üblich versprödet der Kunststoff des Batteriefachdeckels im Lauf der Jahre, eine untergeschraubte Blitzschiene entlastet die winzigen Haltenasen, damit sie nicht zerbrechen.

Zur Bildaufzeichnung dienen CompactFlash-Karten Typ I, die dickeren Karten Typ II passen nicht. Im Lieferumfang war eine 16 MB - Karte enthalten, Karten bis 512 MB funktionieren, obwohl solch große Karten zum Herstellzeitpunkt der Kamera nur spezifiziert, aber erst etliche Jahre später verfügbar waren.

Die Karte ist durch eine Klappe geschützt, die das Fach jedoch nicht zu 100% verschließt und ziemlich wackelig daherkommt.

Gespeichert können sowohl unkomprimierte TIFFs als auch JPEGs in verschiedenen Kompressionsstufen und Auflösungen. Wie für eine Kamera von 1999 üblich, werden die schnellen späteren Karten nicht ausgereizt, das Bildsichern erfolgt insbesondere beim TIFF-Format sehr gemächlich.

Das Display ist recht klein, die Auflösung mit 112.000 Subpixeln ist aus heutiger Sicht grobgerastert, damals wurde es als hochauflösend bezeichnet.

Zusätzlich zum Display gibt es einen optischen Realbildsucher mit Dioptrienkorrektur, der aber wie üblich weniger zeigt, als später auf den Bilder zu sehen ist. Der Sucherbuckel ist enorm groß, der eigentliche Einblick jedoch winzig. Ein LCD-Statusdisplay mit Angaben etlicher Bildparameter hilft, die Kamera auch mit ausgeschaltetem Farbdisplay bedienen zu können.

Die Bedienung ist allerdings noch lange nicht so bequem wie mit heutigen Kameras, vieles wird per Menu eingestellt. Ein heutzutage übliches Steuerkreuz hat die Kamera nicht, die Menüpunkte werden mit Hilfe der beiden Zoomknöpfe angesteuert und verstellt, die fehlende „OK“-Taste wird durch Druck auf den Auslöser ersetzt. Das ist ungewöhnlich, darum erfolgt eine Hilfeeinblendung im Display, wie bestimmte Parameter „angefahren“ und bestätigt werden.

Für AF-Modus, Belichtungskorrektur, Bildqualität und Blitzmodus ist hinter dem Statusdisplay jeweils eine eigene Taste vorhanden, so daß auf der Rückseite unterhalb des Monitors lediglich eine Display- und eine Menütaste erforderlich sind. Der Hauptschalter ist gleichzeitig das Moduswahlrad und um den Auslöser herum platziert.

Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut, die Blitzbelichtungsmessung erfolgt nicht durch das Objektiv mittels Vorblitz, sondern durch eine im Gehäuse befindliche Meßzelle.

Das Objektiv beginnt bei damals durchaus noch oft üblichem leichtem Weitwinkel von 38mm und reicht als Zweifachzoom in den Telebereich von etwas über 76mm. Vor der Frontlinse ist eine vergütete Klarglasscheibe als Schutz angebracht, war sie verkratzt oder zerbrochen, konnte sie vom Nikonservice recht leicht und relativ preiswert gegen einen neue getauscht werden.

Das Filtergewinde ist ziemlich exotisch, 28mm wurde von anderen Herstellern kaum verwendet. Zur Montage einer Streulichtblende muß heutzutage ein Adapterring M28-M37 benutzt werden, um eine leichter zu erwerbende Streulichtblende einschrauben zu können. In das 28mm-Gewinde werden auch die optional erhältlichen Brennweitenkonverter eingeschraubt.

Die Fokussierung erfolgt durch ein einziges zentrales AF-Feld über Kontrastermittlung auf dem Haupt-Bildsensor, sie ist aus heutiger Sicht recht langsam. Automatisch kann die Fokusgruppe des Objektivs auf über 100 Positionen bewegt werden, manuell können 45 Positionen angefahren werden. Auch die Belichtungsmessung erfolgt auf dem Sensor.

Die Kamera schreibt nur wenige spezielle Angaben in den MakerNotes-Teil der EXIFs, in den genormten Feldern der EXIFs trägt die Coolpix 800 die „wahren“ Belichtungswerte ein, nicht die üblichen gerundeten Zahlen. z. B. Blende 6,1 und Belichtungszeit 1/335 Sekunde statt 1:5,6 und 1/500 Sekunde.

Als Schnittstellen stehen zur Verfügung: Video, Netzteil und seriell zum Auslesen der Bilder aus der Kamera bzw. zum Anschluß eines Druckers. In alle Buchsen passen Normkabel. Die Schnittstellen sind mit einer unverlierbaren Gummiabdeckung geschützt, diese versprödet im Lauf der Jahrzehnte und kann darum leicht im Bereich der Biegestelle beim Öffnen durchbrechen.

Der UVP der Coolpix 800 betrug etwa 1500 DM (umgerechnet ca. 750 Euro). Der Zeitwert beträgt etwa 5 bis 75 Euro je nach Zustand und Lieferumfang. Ich bekam das gezeigte Exemplar Anfang 2024 vom Editor dieser Zeilen geschenkt.

Beispielfotos

Alle Beispielaufnahmen entstanden bei 100 ASA, gespeichert als JPEG Fine, bearbeitet mit Photoshop CS4. Die Größe wurde auf 1500 Pixel seitlich beschnitten. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurden nicht bearbeitet. Die Aufnahmeparametern finden sich in jedem Bildbeispiel.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der Coolpix 800 besteht fast komplett aus Kunststoff. Der Handgriff ist mit einer „Belederung“ aus Kunststoff versehen, dort ist der nikontypische rote Designstreifen angebracht. Die genarbte „Belederung“ ist in die Spritzgußform des Handgriffs eingeformt, auch wenn sie wie ein extra aufgebrachtes Einzelteil aussieht.

Die Kamera gehört zur Klasse der relativ frühen Digitalkameras. Ihre Leistung (Auflösung, Bedienbarkeit, Einschaltzeit, Bildspeicherdauer usw.) bewegte sich im damals durchaus üblichen Rahmen, heutzutage kommt sie uns extrem langsam vor. Die Coolpix 800 gehörte aufgrund ihres Preises zum Vorstellzeitpunkt zur gehobenen Mittelklasse.

Die Bildqualität ist aufgrund der Sensorgröße und des geringen Pixelpitchs zum Vorstellungszeitpunkt als gut zu bezeichnen gewesen. Aus heutiger Sicht ist die Bildqualität nichts Besonderes, aber das kann auch auf Alterungsprozess des Bildsensors und der Elektronik zurückzuführen sein.

Bei höheren ASA-Zahlen verlieren die JPEGs der Kamera durch den Entrausch-Algorithmus deutlich an Zeichnung, sind aber noch recht erträglich.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch interessante Kamera (eine der recht frühen Nikon Coolpix-Kameras gehört in jede Sammlung!), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen aufgrund der recht geringen Pixelzahl nicht mehr geeignet.

Christian Zahn

 

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