picto scanner 6x6 Pappscanner im Vergleich zu anderen Mittelformat-Digitalisierungsmethoden

Ralf Jannke hat den Piicto 6x6 Pappscanner hier bereits ausführlich vorgestellt, und  nach seinem positivem Test habe ich mir ebenfalls ein Exemplar gekauft.

Picto 6x6x Mobile Phone Scanner aus Pappe

Der Scanner ist aus zwei Teilen aufgebaut, einem auffaltbarem Ständer aus stabiler dicker Pappe (innen schwarz) und einem kleinen Leuchtpult für 6x6-Mittelformatnegative. Im Lieferumfang ist ein Microfaser-Handschuhpaar enthalten, damit man die Negative nicht mit den Fingern anfassen muß. Als Aufnahmegerät dient ein bereits vorhandenes Smartphone.

Das Leuchtpult wird mit 2 Mikrozellen betrieben, neben Alkali-Batterien funktionieren auch NiMH-Akkus, z. B. eneloops. Das Leuchtmittel scheint eine selbstleuchtende Fläschen-OLED zu sein, darum wird keine Streuscheibe benötigt. Weil die gesamte Fläche leuchtet, gibt es keinen nennenswerten Helligkeits-Unterschied zwischen der Bildmitte und den Bildrändern.

Die kostenlose Picto6x6-App hat drei Modi, für SW-Negativ, für Farbnegativ und für Farbdias. Sie ist für Android und für iOS erhältlich, laut Hersteller sind alle iPhones nutzbar außer dem iPhone 12 Pro (Max) und dem 13 Pro (Max), weil diese Modelle nicht nah genug fokussieren können. In meinem Test habe ich ein iPhone 11 benutzt.

Die Picto-App skaliert die Aufnahmen hoch, ein unbeschnittenes quadratisches Foto hat ca. 42 Megapixel, die aus den nativen 12 Megapixeln des iPhone 11 interpoliert werden.

Ich zeige im Folgenden drei Bildreihen

  • Komplette Bildbearbeitung in der Picto-App, also Freistellen/Zuschneiden, Invertieren und Gradationskurve anpassen.
  • Nachbearbeitung der invertierten 42-Megapixel-Quadrat-Fotos in Photoshop (Beschneiden und Gradationskurve anpassen)
  • Aufnahmen mit der Apple-Kamera-App und komplette Bildbearbeitung in Photoshop (Freistellen/Zuschneiden, Invertieren und Gradationskurve anpassen)

Bei der zweiten Variante entstehen die größten Bilder, die erste Variante hat weniger Bildpunkte, die letzte Version prinzipbedingt die wenigsten Pixel, diese sind aber nicht hochskaliert, sondern nativ aus dem iPhone. Als Quellbild ist jeweils ein JPEG vorhanden, da die Picto-App keine TIFFs abspeichert.

Die Ergebnisse der nativen iPhone-Aufnahmen überzeugen aufgrund der geringen Pixelanzahl am wenigsten, die Hochskalierung der Picto-App erzeugt bessere Ergebnisse. Auch die Nachbearbeitung mit Photoshop erzeugt meiner Meinung nach schlechtere Ergebnisse, als wenn die Picto-App die gesamte Bildbearbeitung übernimmt.

Filmdigitalisierung mit Epson Perfection V750 Pro

Dieser Scanner ist ein Flachbettscanner mit Durchlichteinheit, der für den professionellen Einsatz als Filmscanner entwickelt wurde. Er hat nominelle 6400 dpi, die laut diversen Testberichten aber keine „echte“ Auflösung sind, sondern die Bilddaten nur aufblähen. Realistisch ist es, bei Durchlicht-Flachbettscannern mit der halben maximalen Auflösung zu arbeiten, somit kommt der V750 auf etwa 3200 dpi „wahre“ Auflösung. Der Scanner ist nur noch gebraucht zu kaufen und kostet dann etwa 500 Euro. Der Nachfolger V850 ist 2023 neu erhältlich, er kostet über 800 Euro.

Im Gegensatz zur Picto-App, die pro Aufnahme mit Zuschneiden und Gradation anpassen jedes Bild in wenigen Sekunden „fertig im Kasten“ hat, dauert der Scan mit dem Epson wesentlich länger, da für je zwei Filmstreifen ein Vorschauscan gemacht werden muß und dann nacheinander 8 Bilder in einem Rutsch automatisiert gescannt werden. Zwar kann der Batchscan ohne Aufsicht erfolgen, aber die Digitalisierung eines Rollfilms mit 15-16 Aufnahmen 6x4,5 oder 12 Aufnahmen 6x6 dauert je nach Dichte der Negative zwischen circa 15 und 45 Minuten. Das Ergebnis hingegen ist ohne Fehl und Tadel, die Aufnahmen mit 2400 dpI lösen besser auf, als der Film, so daß bereits das Filmkorn des verwendeten 100-ASA Fuji Acros (entwickelt in Rodinal 1+25) erkennbar ist. Die Lichter- und Schattenzeichnung ist ausgezeichnet, sofern die Negative korrekt belichtet sind.

Die Bilder aus dem Picto6x6-Scanner können mit den Flachbettscanner nicht mithalten, was letztlich an der nur 12 Megapixel auflösenden Kamera des iPhones liegt.

Epson Perfection V750 Pro

Abfotografieren der Negative mit einer Digitalkamera

Da ich beim Digitalisieren meiner Kleinbildnegative mit einer Digitalkamera (Nikon D200) sehr gute Ergebnisse erziele, habe ich das Leuchtpult des Picto-Scanners verwendet, um die Rollfilmnegative zu beleuchten. Um den Einfluß der Kamera auf das Ergebnis zu erkunden, habe ich drei verschiedene Kameras aus meinem Fundus verwendet:

  • Nikon D60 (mit zur D200 fast identischem Bildsensor) und Micro Nikkor 2,8/40mm (das ich für die Kleinbilddigitalisierung verwende), APS-C mit 10 Megapixeln
  • Panasonic Lumix G5 und Olympus m-Zuiko 2,8/60mm Macro, mFT mit 16 Megapixeln
  • Sony alpha 65V mit Minolta AF-Makro 2,8/50mm, APS-C mit 24 Megapixeln

Letztere Kamera erwies sich als bequemstes Aufnahmegerät, da die D60 nur mit Infrarot-Fernauslöser bedienbar ist und ich zur Lumix keinen passenden Drahtauslöser habe (zwar paßt eines meiner Kabel theoretisch in die Kamerabuchse, ist aber leider etwas zu dick, so daß ich es nicht komplett einstecken kann). Für die Sony habe ich einen elektrischen Fernauslöser im Fundus. Die anderen beiden Kameras habe ich auf dem Stativ mit 10s Selbstauslöser verwendet.

Nikon D60 (10 MP)

Panasonic G5 (16 MP)

Sony Alpha 65V (24 MP)

Alle Bilder wurden als RAW aufgenommen und mit Photoshop invertiert, beschnitten und in der Gradation angepaßt.

Die Aufnahmen der Nikon haben die niedrigste Auflösung, die aus der Sony die höchste. Bei der Nikon ist trotz nur 10 Megapixeln das Filmkorn bereits etwas erkennbar, somit haben diese Aufnahmen eine höhere echte Auflösung als die Bilder aus dem Pictoscanner. Bei der Lumix ist das Korn stärker erkennbar, bei der Sony aufgrund der doppelt so hohen Pixelzahl im Vergleich zur Nikon am deutlichsten.

Die Durchzeichnung der Bilder erscheint mir bei der Sony ebenfalls am besten, so daß ich in Zukunft vermutlich die Sony mit dem Minolta-Makro zum Abfotografieren meiner Negative verwenden werde, die Aufnahmen aber auf ca. 10 Megapixel (nach Beschnitt) herunterskalieren werde, da die ca. 20 Megapixel großen beschnittenen Aufnahmen nur die Platte schnell füllen und nur wenig mehr echte Bildinformationen enthalten.

Fazit

Das Scannen mit dem Epson Perfektion V750 ergibt erwartungsgemäß die besten Bildergebnisse, dauert aber am längsten. Diese Methode werde ich nur bei meinen besten Negativen anwenden, wenn ich alles an Bildinformation herausholen möchte. Die große Masse meiner Rollfilm-Negative werde ich mit einer Digitalkamera abfotografieren, zunächst einmal mit der Sony alpha 65V, ich werde aber noch meine Nikon Z5 mit einem Kleinbild-Vollformat-Makroobjektiv probieren, z. B. meinem 90mm Macro-Elmar von Leica. Zwar ginge auch das Minolta-Makro, aber es ist ein AF-Objektiv und dürfe sich deshalb zu leicht von selbst verstellen, da es nach unten gerichtet an der Kamera hängt.

Christian Zahn

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