Von links nach rechts: CONTAFLEX III mit montiertem Carl Zeiss Pro-Tessar 1:4 f=35 mm, liegend das Tessar 1:2.8 f=50mm, Carl Zeiss Pro-Tessar 1:4 f=85 mm, und Carl Zeiss Pro-Tessar 1:4 f=115 mm.
Ich weiß nicht mehr warum, aber irgendwie sprach mich dieses klobige, häßliche, verbaute Fragment einer 5 Euro Flohmarkt-SLR seinerzeit an: eine deutsche ZEISS IKON CONTAFLEX IV ohne Verschluss und Objektiv. Mitgenommen, um erst Herbst 2023 wieder hervorgekramt zu werden, als für wenig Geld eine vollständige und funktionierende CONTAFLEX Alpha für die Sammlung an Bord genommen wurde. Um damit auch den Niedergang der deutschen Kameraindustrie zu beschreiben.
Der folgende Titel und der komplette Bericht von Frank Mechelhoff zeigen perfekt, was von vielen westdeutschen Kleinbildkameras der 1950er bis 1970er Jahre zu halten ist:
>> Westdeutsche Kleinbildcameras - wie sie gegen die Japaner verloren
1965 - Das Ende der Contaflex - Story...
Die Contaflex war als SLR mit Zentralverschluß (Synchro-Compur) mit Springblende bei ihrer Markteinführung 1954 eine durchaus moderne Camera. Der Sucher ist dank Fresnellringen heller als bei fast allen anderen, die Scharfstellung durch Mikroprismen und Schnittbild erleichtert. Das ist auch gut so denn die lichtstärksten Objektive haben nur f/2.8. Und dann hat sie leider keinen Rückschwingspiegel, und wird bis zu ihrer Einstellung 1970 leider auch nie einen spendiert bekommen. Hier, wie bei manch anderen Rückständigkeiten die sich im Laufe der Jahre herausstellen, muß man sich fragen ob Zeiss-Ikon solchen Übelständen nicht abhalf um künstlich einen "Abstand" zum Spitzenmodell Contarex herzustellen. Eine Modellpolitik mit fatalen Folgen.
Als Hauptnachteil stellt sich bereits sehr früh der Zentralverschluß heraus, der als Bestandteil der Camera einen vollständigen Objektivwechsel nicht zulässt. Man kann bloß die vor der Blende liegenden Teile wechseln. Das "Satzobjektiv", am Anfang des Jahrhunderts im Großformat modern, kommt zu neuen Ehren. Die Objektivvorsätze sind aber schwer und können niemals die Qualität von hochklassigen Festbrennweiten des Hauses Zeiss erreichen. <<
Wobei auch die Japaner eine zeitlang auch nach diesem Billigkonzept Spiegelreflexkameras produzierten. SLRs mit Zentralverschluss und mit nur einer Ausnahme, der NIKKOREX AUTO35 gewöhnlich lichtschwachen – f/2,8 – und nicht wechselbaren Normalobjektiven und nur mit eingeschränkter Brennweitenwechselmöglichkeit. Weil sich durch Wahl des Zentralverschluss' nur die Frontteile des jeweiligen Normalobjektivs gegen Vorsatzlinsen tauschen ließen.
CONTAFLEX Objektivwechsel mit Hindernissen
Was mich mangels Ausbaumöglichkeiten und Kosten der Vorsätze aber nicht wirklich ansprach. Immerhin habe ich der CONTAFLEX Alpha einen abgelaufenen SW-Film spendiert. Die Ausbaumöglichkeiten der Alpha scheiterten an der Objektiv-Inkompatibilität innerhalb des CONTAFLEX-Systems. Einen Weitwinkelvorsatz hatte ich, der aus meiner Unwissenheit aber nicht auf die Alpha passte.
Wohl aber auf eine später geschenkte CONTAFLEX III!
Der noch ein Carl Zeiss Pro-Tessar 1:4 f=85 mm Televorsatz beilag! Mit der CONTAFLEX III und dem Televorsatz und dem Carl Zeiss Pro-Tessar 1:4 f=35 mm Weitwinkelvorsatz wollte ich eine Fotorunde drehen. Es ist zunächst beim "wollen" geblieben. Auf das Tessar 1:2.8 f=50mm Normalobjektiv hätte/habe ich verzichtet. Wie weit das von der Abbildungsqualität mit dem "echten" Carl Zeiss (Jena) Tessar 2,8/50 Wechselobjektiv für SLRs übereinstimmt, will ich nicht beurteilen.
Neben diesen beiden CONTAFLEX Vorsatz-Objektiven gab es noch einen Vorsatz für Stereofotografie, ein noch weitwinkligeres 4/30 mm Pantar, sowie etwas lichtstärkere Weitwinkel-/Tele-Vorsätze mit f/3,2. Und zwei weitere Tele-Vorsätze: Ein Pro-Tessar 1:4 f=115 mm und als Höhepunkt "ein halbes Fernglas" – Monokular. Ausführlich beschrieben und benutzt im Sommer 2025: "Ein "halbes Fernglas", Monokular als Teleobjektiv benutzen" Bei meinem Exemplar handelt es sich natürlich nicht um die Carl Zeiss Version, sondern um ein MICRO T-M Mark II 7x40. Funktion und Aussehen fast identisch mit dem Zeiss Original und genauso verschroben". Adaptiert auf spiegellose Systemkameras.
Zurück zur CONTAFLEX III
Selbige hat einen mit 1/500 s schnelleren Zentralverschluss als die Alpha mit nur 1/300 s.
Ursprünglich sollte die CONTAFLEX III mit Polaroid Kleinbild Sofortbild-Diafilm geladen werden. Dazu kam es nicht, da sich meine Sofortbild-Diafilme als Katastrophe, Desaster herausstellten.
Schon wieder war der Südschwedentrip zu kurz
Es hat aber immerhin dazu gereicht, die CONTAFLEX III auf die Rückfahrt mitzunehmen, geladen mit frischem Kodak Gold 200. Statt mit dem braven Carl Zeiss Tessar 1:2.8 f=50mm habe ich aber ausschließlich mit dem Carl Zeiss Pro-Tessar 1:4 f=35 mm fotografiert. Die Belichtung wurde mit dem SEKONIC STUDIO DELUXE II gemessen.
Farbnegativfilmentwicklung und -digitalisierung
Die Arbeitsweise „Film beim Händler entwickeln und direkt mit 4 K scannen, Negative entsorgen“, hat sich bei der SAMSUNG FiNO 21C so bewährt, dass ich es bei der CONTAFLEX III genauso machen wollte. Hatte mich dann aber kurzfristig anders entschieden und den Film beim Drogeriemarkt um die Ecke abgegeben. Ein Fehler. Nach zwei Wochen Wartezeit gab es zwar ordentliche Abzüge und die Negative, aber die runterladbaren Scans – prinzipiell eine gute Idee – hatten nur 1,5 Megapixel Auflösung …
Zu den Fotos nur dies: Die Aufnahme vom Fahrzeugdeck hatte dann doch etwas Verwacklung. Ausgeglichen durch Topaz Photo AI. Der Rest mit Adobe Lightroom nach Geschmack etwas aufgehübscht ;-) Um die einwandfreie Funktion der CONTAFLEX III zu testen, waren die 1,5 Megapixel Auflösung völlig ausreichend!
Bei meiner ersten CONTAFLEX Alpha hatte ich geschrieben: Die Ausbaumöglichkeiten scheitere an der Objektiv-Inkompatibilität innerhalb des CONTAFLEX-Systems. Einen Weitwinkelvorsatz zur CONTAFLEX III hatte ich, der aus meiner Unwissenheit aber natürlich nicht auf die Alpha passte. Und jetzt der umgekehrte Fall: das PANTAR 1:4 f=30mm für die CONTAFLEX III. Ganz anderer Anschluss :-(
Bevor ich selbst drauf kam, hatte ich die ChatGPT KI um Hilfe gebeten und gefragt: Für welche Kamera ist das PANTAR 1:4 f=30mm mit Entfernungseinstellung? Die ChatGPT-Antwort:
"Das Pantar 30 mm f/4 ist Teil eines „Convertible“-Objektivsystems von Zeiss Ikon, speziell für die Contina III Kamera." Und weiter: "Die Zeiss Ikon Contina III war mit einem Pantar 45 mm f/2,8 ausgestattet"
Wenn Zeiss jetzt nicht das "Kunststück" geschafft hat für die Zeiss Ikon Contina III Sucherkamera und die CONTAFLEX Alpha Spiegelreflexkamera unterschiedliche Pantare zu kreieren, wird die funktionierende Alpha mit Film geladen und dann mit dem 30 mm PANTAR fotografiert. Wenn das PANTAR nicht passt, habe ich allerdings die A-Karte …
Qualitäts- und sonstiger Eindruck
Was mich bei der zwischen 1956 und 1958 produzierten CONTAFLEX III am meisten nervt, das ist die "Lichtwertmanie" der Kamera. Typisch für diese Zeit, nicht nur bei der CONTAFLEX. Es ist ja nett, wenn Vati seine Familie in den 1950ern ablichten wollte, um dann die zuvor per idealerweise Belichtungsmesser – natürlich einem Zeiss Ikon Belichtungsmesser Ikophot Rapid – ermittelte oder geschätze Belichtung, den Lichtwert per rastendem Blenden/Verschlusszeit-Paar zu haben. Um schnell zwischen Blende 5,6 1/250 s und Blende 8 1/125 s oder Blende 4 1/500 s wechseln zu können. Blöd nur, wenn sich das Licht, der Lichtwert änderte. Bis ich das winzige Fingernagelbrechende Hebelchen gefunden und betätigt hatte, war das Motiv längst weg.
Wie schrieb Frank Mechelhoff: >> Als Hauptnachteil stellt sich bereits sehr früh der Zentralverschluß heraus, der als Bestandteil der Camera einen vollständigen Objektivwechsel nicht zulässt. Man kann bloß die vor der Blende liegenden Teile wechseln. << Exakt auch der Grund, dass sich Spiegel und noch mehr die Mattscheibe nicht reinigen lassen. Besonders die Mattscheibe müsste mal entfusselt, entstaubt werden!
Dennoch werde ich die CONTAFLEX III und CONTAFLEX Alpha so ab Frühjahr 2026 mit meinen Vorsatzobjektiven benutzen! Bevorzugt erstmal mit den Teles und dem 30 mm Pantar auf der Alpha. Es entschleunigt ungemein ;-) Die Gesichter der Smartphone-Knipser "Was hat der denn da für ein komische Kamera?" sind es immer wieder wert. Auch die Blicke der Digitalkamera-Anwender …
Ralf Jannke, Oktober/November 2025
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| Autor: | Ralf Jannke |
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| Erstellt: | 23.11.2025 |





















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