Vom Flohmarkt-Fragment zur vollständigen ZEISS IKON CONTAFLEX

Das erste Foto zeigt eine unvollständige CONTAFLEX IV. Dadrunter eine CONTAFLEX Alpha von 1957. Wikipedia beschreibt die Version Alpha entsprechend. Die Alpha hat einen langsameren Prontor Verschluss mit 1/300 s als schnellste Verschlusszeit und statt des vierlinsigen Tessar-Objektivs nur ein Pantar-Dreilinser. Ich habe es mir nicht nehmen lassen, eine vollständige Contaflex für die Sammlung an Bord zu nehmen.

Um den Niedergang der deutschen Kameraindustrie zu beschreiben, muss ich nicht weit ausholen. Der folgende Titel und der komplette Bericht zeigen perfekt, was von vielen westdeutschen Kleinbildkameras der 1950er bis 1970er Jahre zu halten ist:

Westdeutsche Kleinbildcameras - wie sie gegen die Japaner verloren

Contaflex Ausbau

X-Värde — X-Faktor?

Gab es 1957 noch nicht ;-) Was die schwedischen Werbetexter nicht daran hinderte, einen höchst albernen "X-Wert" zu erfinden. Um dann zu schreiben: 6 unterschiedliche ZEISS IKON Kameras mit dem "X-Wert" gibt es bei ihrem Fotohändler.

  • Nettax
  • Contina
  • Ikoflex
  • Super X Ikonta
  • Contaflex
  • Contax

Wow, darauf muss man erst mal kommen ;-)

Einmontiert in die Anzeige aus 1957 ein weiteres Highlight mit nur vermeintlich schweinischem Text: "ZEISS Contaflex har kikarobjektiv i fickformat". Was nichts anderes heißt als: ZEISS Contaflex hat ein monokulares Objektiv ("halbes Fernglas") im Taschenformat. Es muss einem Herrn Dr. Sten Bergman ein Vergnügen gewesen sein bei Lichtstärke f/14 sein Motiv zu fokussieren …

Durch die Wahl eines Zentralverschluss mit maximal 1/500 s Verschlusszeit beschränkte sich der Brennweitenwechsel bei der Contaflex bauartbedingt durch Austausch des vorderen Objektivteils. Zum lichtschwachen Tessar 1:2,8/50 mm Normalobjektiv gesellte sich ein noch lichtschwächeres Pro Tessar 1:4/35 mm Weitwinkel-, ein ebenso lichtschwaches Pro Tessar 1:4/85 mm Tele-Satzobjektiv und ein Vorsatz für Stereofotografie. Später gab es noch ein etwas weitwinkligeres 4/30 mm Pantar, sowie etwas lichtstärkere Vorsätze mit f/3,2. 

1960ties Style ;-)

Die eher dritte, vierte oder fünfte Garde einfach gehaltener KB Analog-SLRs aus Japan – mittendrin die deutsche CONTAFLEX

Gemeinsamkeit der gezeigten Einfach-SLRs

  • Alle SLRs haben einen Zentralverschluss, der als schnellste Belichtungszeit 1/500 s (CONTAFLEX Alpha 1/300 s) bietet. Der aber immerhin aber den Vorteil hat durch sein Funktionsprinzip Elektronen-Blitzgeräte auch bei der 1/500 s ohne jegliche Bildabschattung synchronisieren zu können. Schlitzverschlüsse schafften in diesen Zeiten allenfalls 1/60 bis max 1/125 s Synchronzeit.
  • Keine der SLRs bietet echte Wechselobjektive. Wie oben schon geschrieben gibt es nur lichtschwache Vorsätze in eingeschränktem Brennweitenberich. Üblicherweise ca. 35 mm Weitwinkel und 75 mm Tele. Oder den oben gezeigten albernen Fernglasvorsatzfür die ZEISS IKON Contaflex
  • Lichtstärke bietet nur die NIKKOREX auto 35. Sie hat ein 2/48 mm Objektiv. Der Rest hat Lichtstärke 2,8.
  • Bis auf die Contaflex, deren schnelle Verschlusszeiten noch funktionieren, sind alle anderen Kameras kaputt. Daher auch die Einordnung "dritte, vierte, fünfte Garde"

"Objektiv"-Wechsel

Von dieser Möglichkeit werde ich so schnell keinen Gebrauch machen, da für den simplen 35 mm Vorsatz selbst in verpilztem Zustand 20 Euro aufgerufen werden. Ansonsten eher 30 Euro aufwärts. Für 5 Euro vom Flohmarkt, aber keinen Cent mehr!

Beispielfotos

Kleiner Bildnachschlag

Für einen simplen Dreilinser eine passable Abbildungsleistung

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Film: Foma FOMAPAN profi line 100 SW-Negativfilme aus tschechischer Produktion. Entwickler: R09 ONE SHOT B&W FILM DEVELOPER, ein "Abkömmling"/Nachfahre des  bereits 1891 von AGFA patentierten Einmal-Entwicklers.

Aus Spieltrieb habe ich zwei der Bildchen mit Photoshop coloriert ;-) Aber es war richtig "Arbeit" die Negative ansehnlich aufzuarbeiten. Schmerzlich vermisst wurde bei einigen Bildern wenigstens ein Gelbfilter. Aber der Himmel wurde mit Photoshop rausgearbeitet. 

Eigentlich hatte ich auf Kleinbild analog ja keine Lust mehr, habe mich dann aber doch noch aufgerafft. Mit der Erfahrung und dem Wissen aus dem Beitrag: "Analoge Fotografie mit der Nikon FE und F3, 6x9 Mittelformat und Digitalisierung per Filmscanner und "PictoScanner/Mobile Phone Scanner for 24x36" klappte es dann. Entwicklung wie dort beschrieben, Digitalisierung aber ausschließlich mit dem Minolta Dimage Scan Dual II AF-2820U.

Aber – ich wiederhole es nochmal:

Andere mögen anderer Ansicht sein, aber das Experimentieren mit Kleinbildfilm lohnt sich außer zu ein paar Übungszwecken heute für mich nicht mehr. Meine rund 2000 KB-Farbdias und wenige Negative sind längst per Filmscanner digitalisiert und entsorgt.

Über Adobe Lightroom bekomme ich bei geeigneten Farbvorlagen mittlerweile immer die gewünschte SW-Umsetzung samt bei Bedarf simuliertem Filmkorn passender Stärke. Dabei hilft es natürlich immer, vor Jahrzehnten selbst auf SW-Film fotografiert und diese auch selbst verarbeitet und vergrößert zu haben!

Deutlich spannender wird es für mich bei Mittelformat!

Das ist eine andere "Kampfklasse". Für diese Filme wird es aufwändig, was das Digitalisieren angeht. Ein echter Filmscanner scheidet bei mir vor vornherein aus. Aber die Lust auf Analog und Experimentieren ist bei Mittelformat ungeich ausgeprägter ;-) Der Charakter, der Stil der (ur)alten Kameras hat großen Charme! Die Bericht darüber ist fast fertig und folgt in Kürze!

Aber Kleinbild, eine CONTAFLEX? "Nice to have", und das war's …

Ralf Jannke, Sommer 2023

 

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