Kodak DC120: Vorstellungsjahr 1997, 2024 Update

Das Finale der Kameras im Feldstecher- oder böser Ziegelstein-/Dachpfannen-Design ;-)

Nach den Casio Drehgelenk QV-Modellen und den Klonen Chinon ES-3000, der Apple QuickTake 150 und final dem Logi Fotoman Pixtura zum Abschluss die Krönung dieser Bauartserie im "Dachpfannen-Design", die Kodak DC120. Die nur auf Funktion getestete Apple QuickTake 100 sowie die Kodak-Modelle DC 40/DC50habe ich übersprungen. Die DC40 und die Logi Fotoman Pixtura sind im Inneren identisch. Die Kodak DC50 bringt bereits den Einsatz von Speicherkarten mit: PCMCIA-Karte oder CompactFlash im PCMCIA-Adapter. Da es bei der DC120 um die frühen Kodaks geht, muss auch noch die Kodak DC20 genannt werden, die auch "wiederbelebt" wurde!

Mit der DC120 verlassen wir auch die steinzeitliche PC-Welt mit Windows 98/2000

Zumindest, was den Datentranfer angeht! Dank CompactFlash-Speicherkarte benötigt die DC120 zur Bildübertragung in den Rechner keine unerträglich langsame serielle Kabelverbindung Kamera/PC mehr! Es funktioniert auf den aktuellen Windows- und Mac-Rechnern! Mit einem simplen Speicherkartenleser via USB-Kabel.

Bereits 2017 von der technischen Seite her sehr ausführlich vorgestellt, musste Kodaks erste 1 Megapixel Digitalkamera DC120 jetzt endlich mal wieder an die frische Luft ;-)

Die Kodak "Ziegelsteine" DC40, DC50, DC120

Spezifikation

  • Was Kodak da 1997 als Megapixel-Auflösung verkaufte, waren 840.000 Bildpunkte aus einem hochformatigen 850x984 Pixel-Sensor mit einem Seitenverhältnis von 0,9:1. Das fertige Foto hat schließlich 1.280x960 Pixel, 1,2 MP im Seitenverhältnis 4:3. Erzeugt durch Kamarasoftwareinterne Interpolation. Um die 850 auf 1280 Pixel zu bringen, braucht es eine Vergrößerung von 150 Prozent, die unproblematisch ist.
  • Die Sensorempfindlichkeit ist mit ISO 160 angegeben.
  • Objektiv ist ein KB-äquivalentes 2,5-3,5/38-114 mm (@KB) Ektanar.
  • Belichtungssteuerung über Programm-Automatik, die Verschlusszeiten bewegen sich zwischen 16 - 1/500 s.
  • Energieversorgung mit vier 1,2/1,5 Volt AA-/Mignon Akkus oder Batterien.
  • Gespeichert werden kann intern auf 2 MB Speicher und über CompactFlash-Karten Typ 1.
  • Die Kodak DC120 speichert in einem herstellereigenen K(odak)D(igital)C(amera)-, KDC-Rohformat der Kompressionsstärken 73:1, 46:1, 26:1 und 6:1
  • 1,5 Inch (3,8 cm) LCD-Monitor zur Bildkontrolle und Preview-Funktion

Adobe Lightroom/RAW kann das Datenformat nicht lesen! Die ersten drei Kompressions-Varianten wären im JPEG-Format jenseits von gut und böse! 1:6 liegt zwischen den JPEG-Stufen 1:4 = sehr gut und 1:8 gut. 1:6 oder besser 6:1 ist bei den heutigen Speicherkarten kein Problem! Meine DC120 läuft problemlos mit einer 256 MB CF, auf die 302 Fotos in der besten Qualität passen würden. Würden? Ich habe nicht vor, so viel mit der DC120 zu fotografieren ;-)

In den internen DC120 2 MB Speicher passen:

  • 20 Fotos 73:1
  • 12 Fotos 46:1
  • 7 Fotos 26:1
  • 2 Fotos 6:1

Dass da die Versuchung/Not groß genug war, möglichst viele Fotos in den begrenzten Speicher zu quetschen, war verständlich!

Bei einer 16 MB Karte sieht das Ganze so aus:

  • 170 Fotos 73:1
  • 109 Fotos 46:1
  • 64 Fotos 26:1
  • 16 Fotos 6:1

Auch hier einige Not! Ich habe 1996 für eine 8 MB PCMCIA-Karte 500 DM bezahlt!

Komprimierungsvergleiche

Zur besseren Darstellung wurden die Ausschnitte auf 600 Prozent Monitorvergrößerung gebracht. Deutlich die JPEG-Artefkakte – Kästchen – bei 73:1 Komprimierung. Bei 46:1 werden die Artefakte/Kästchen weniger. Aber selbst bei 6:1 sind die Artefakte bei genauem Hinsehen immer noch erkennbar. Bei gewohnter 1:1/100 Prozent-Monitorwiedergabe ist davon aber nichts zu sehen. Bei Speichermangel 1997 hätte ich immer 26:1 genommen. Die reinste Abbildung bringt aber die 6:1 Komprimierung, der auch der Magentafarbstich fehlt! Heute bei 302 Fotos auf der 256 MB CompactFlash-Karte eh kein Problem.

Bildübertragung, -konvertierung, -bearbeitung mit Lemkes GraphicConverter für Mac OS

Lemkes GraphicConverter (nur für Mac!) konvertiert die KDC-Dateien ins Wunschformat und annähernd in richtiger Größe. Lt. Kodak müssten die Fotos 1.280x960 Pixel haben, der GraphicConverter erzeugt 1.301x976 Pixel, was unerheblich ist.

Bildübertragung, -konvertierung, -bearbeitung mit XnConvert für Mac OS/X und Windows

In der Windows Welt muss auf XnConvert zurückgegriffen werden, um die Bilder EBV-lesbar zu machen. Ob IrfanView das auch kann, habe ich nicht probiert. Ohne Eingriff produziert XnConvert je nach Windrichtung, Sonnenstand und Mondphase – bedeutet willkürlich – mal 651x488 oder 800x600 Pixel Dateien. Über "Verarbeitungen" lassen sich dann die Kodak-Maße 1.280x960 Pixel eingeben. Dann klappt es. Es wird aber interpoliert!

Kodak DC120 Liveview

Im ersten Beitrag zur DC120 war zu lesen: "Es gibt noch keine Liveview-Funktion." Das war nicht richtig aber auch nicht ganz falsch. Es gibt eine Liveview-ähnliche Preview-Funktion, die etwas versteckt ist, um Strom zu sparen. 1997 in einem kleinen Studio mit der DC120 an einem Netzteil, dürfte Preview eine sehr nützliche Funktion gewesen sein! Heute natürlich auch. Mit den 1280x960 Bildpunkten, ließ sich mit 300 dpi 10,8x8,1 cm groß drucken. Für kleine Prospekte und Flyer allemal ausreichend. Der 1,5 Inch (3,8 cm) LCD-Monitor dient auch zur späteren Bildkontrolle.

Komplette Details und Technik in der englischen DC120-Bedienungsanleitung

Nach Konvertierung und Aufbereitung mit Photoshop, PS ungeschärft (jeweils links) gegen Topaz Sharpen AI (rechts)

Unschwer zu erkennen, wer da der Gewinner ist! Topaz Sharpen AI hat ja nicht nur einfach geschärft. Die AI – Artificial Intelligence, Künstliche Intelligenz (KI) – hat das Datenmaterial gesäubert, von Störungen befreit, entrauscht! Ja, es hat eine gewisse Künstlichkeit, aber was sieht besser aus?

Jetzt nochmal genauer! Originalfoto, Korrektur mit Photoshop und Topaz Sharpen AI, von links nach rechts

Die Photoshop- und Topaz Parameter

Der Rest mit Topaz

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Die Ein-Megapixel-Grenze schien in einer Konsumer-Digitalkamera doch noch eine echte Hürde zu sein – wenn der Preis nicht extrem in die Höhe schießen sollte

Erzeugt wurden die 1 Megapixel wie ganz vorne beschrieben durch Kamera-interne Interpolation. Da war 1996 wohl nicht mehr zu erwarten. Aber der Rundgang mit dem Kodak-Kleinsaurier hat Spaß gemacht, Konvertierung und Nachbearbeitung waren eine kleine Herausforderung. Jetzt darf die Kodak DC120 wieder in den verdienten Ruhestand ;-)

Ach ja, 2300 DM/1150 Euro kostete die DC120 1997. Für eine Kodak DSLR, wie die 1,5 Megapixel DCS420 auf Basis der analogen Nikon F90x dürfte der 10-fache Preis fällig gewesen sein …

Ralf Jannke, März 2024

 

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