Sony DSC-D700, Vorstellungsjahr 1998

Man beachte die verschiedenen Speichermöglichkeiten der DSC-D700! Besonders den PCMCIA-Adapter, der Sonys MemoryStick aufnimmt. Den habe ich zuvor nie gesehen …

Digitalkamerazugänge 2021

Immer, wenn ich dachte, es passiert nichts mehr in Sachen historische Digitalkameras, ging etwas. Trotz Corona-Einschränkungen 2021 diese interessanten Neuzugänge!

Nikon D1H, Nikons zweite Profi-DSLR von 2001

Kodak V705 2006, nach der 5 Megapixel V570 meine zweite Doppelsensor-/Doppelobjektivkamera mit 7 MP

Olympus Camedia C-300 Zoom von 2002

Samsung Digimax A6 von 2004

Und jetzt zum Herbst 2021 noch ein klasse "Fang", eine 1,5 Megapixel DSLR Sony DSC D-700 von 1998

Jan-Markus Rupprecht, Gründer der ersten deutschen Seite über digitale Fotografie und Digitalkameras - Digitalkamera.de - schrieb seinerzeit begeistert:

"In den letzten Wochen hatten wir ausgiebig Gelegenheit, die derzeit professionellste und "gerade noch" bezahlbare Digitalkamera (1998 4000 DM/2000 Euro) in unserer Redaktion unter die Lupe zu nehmen und praktisch damit zu arbeiten. Die meisten der für unsere Praxis-Test-Reihe aufgenommenen Fotos sind mit der Sony DSC-D700 entstanden, die aufgrund ihrer professionellen Ausstattung teilweise ganz neue Möglichkeiten erschließt."

Sony DSC-D700 Spezifikation

  • CCD-Sensor 1/2" 6,4 x 4,8 mm (Cropfaktor 5,4, Seitenverhältnis 4:3), Pixelpitch 4,5 µm
  • Auflösung 1.344 x 1.024 Pixel – sehr großzügig von 1,38 auf 1,5 Megapixel aufgerundet.
  • Speicherformate JPEG, TIF, Farbtiefe 24 Bit
  • Speichermedium: PC-Card Typ 2, PC-Card Typ I, PCMCIA-/CF-Adapter, PCMCIA-/MemoryStick-Adapter, PCMCIA-/Smartmediacard-Adapter
  • Spiegelreflexsucher mit starrem, teildurchlässigen Spiegel, Mattscheiben wechselbar
  • 2,5" TFT LCD Monitor mit 180.000 Bildpunkten
  • Belichtung durch Zeit-, Blenden- und Programmautomatik sowie manuell
  • Belichtungszeiten: 1/2.000 bis 1 s (Automatik), 1/2.000 bis 4 s (Manuell)
  • Belichtungskorrektur +/- 2EV in 1/4 EV Schritten
  • Blitzgerät eingebaut, Reichweite bei f/2 bis 4 m mit den üblichen Funktionen ein/aus, Automatik, Aufhellblitz
  • Blitzschuh: Standard-Mittenkontakt
  • Serienaufnahmen mit max. 2 B/s
  • Selbstauslöser mit 1 oder 30 s Vorlaufzeit
  • Sensorempfindlichkeit ISO 100 bis ISO 400 (manuell)
  • Objektiv 2-2,8/28-140 mm (@KB) 5-fach Zoom
  • 62 mm Filtergewinde
  • Entfernungseinstellung: Einzel-Autofokus (AF-S), kontinuierlicher Autofokus (AF-C) und manuell
  • Energieversorgung über Lithiumionen (Li-Ion) Sony NP-F550 Standardakku
  • Abmessungen/Gewicht: 130 x 100 x 150 mm, 1025 g

Erster Eindruck

Es mögen viele Leute widersprechen, aber für mich ist das Ende der digitalen Spiegelreflexkamera in Sicht. Spiegellos übernimmt mehr und mehr.

Und doch jetzt nochmal ein interessantes DSLR-Exemplar aus der Frühzeit – 1998

Von digitalkamera.de als Bridge-Kamera deklariert, ist die Sony DSC-D700 eine richtige Spiegelreflexkamera! Aber mit einem besonderen Spiegel. Der fest montiert, starr, aber teildurchlässig ist. Die DSC-D700 muss korrekt als DSLT bezeichnet werden! (D)SLT steht für (Digital)SingleLensTranslucent.

Unter anderem im Jahr 2010 nahm Sony dieses Bauprinzip mit der 14 MP Sony Alpha SLT-A33 wieder auf. Auch in der Alpha SLT-A33 ist der Spiegel noch vorhanden, aber er ist starr und teildurchlässig, transluzent.

Zur SLT-A33 gibt es diese beiden Berichte

Zurück zur Ur-Vorlage DSC-D700

Digitalkamera.de schrieb seinerzeit begeistert weiter:

  • Die Sony erweist sich als echtes Profigerät
  • Das Bedienkonzept der Kamera ist voll und ganz auf Profis ausgerichtet, zahlreiche Bedienelemente ermöglichen direkten Zugriff auf alle wichtigen Einstellungen, ohne daß sich der Benutzer durch On-Screen-Menüs hangeln müßte.
  • Der Profi freut sich über eine geniale Spiegelreflextechnik mit halbdurchlässigem Spiegel, der die gleichzeitige Nutzung des optischen Suchers und des großen, hochauflösenden LCD-Monitors bzw. des Videoausgangs ermöglicht.
  • Das 5-fach-Zoomobjektiv reicht bis in den Telebereich. Direkt mit einem Ring am Objektiv ist der Bildausschnitt schnell und präzise eingestellt (…)
  • Dass die Werte für Blende und Belichtungszeit sowohl auf dem LCD-Display angezeigt, als auch in den Spiegelreflexsucher eingeblendet werden, macht das Fotografieren mit der DSC-D700/770 für versierte Bediener zum puren Vergnügen
  • Durch ihren Standard-Mittenkontakt-Blitzschuh eignet sich die Sony DSC-D700/770 zum Betrieb mit Automatikblitzgeräten als Alternative zum kleinen, eingebauten Blitzgerät.

Mein Eindruck

Die Begeisterung von digitalkamera.de war sicher auch der Tatsache geschuldet, dass man 1998 für eine Canon EOS 1n oder Nikon F801s/F90X Spiegelreflexkamera mit Kodak-Digitalrückteil ähnlicher 1,5 Megapixel Auflösung Größenordnung 20.000 DM investieren musste. Auch wenn man damit Zugriff auf reichlich erprobte Canon- wie Nikon-Objektive hatte, was die Sony DSC-D700 nicht bot. Immerhin ist die DSC-D700 mit einem Kleinbild-äquivalenten lichtstarken 2,0-2,3/20-140 mm 5-fach Zoom ausgestattet. Die Empfindlichkeitsverstärkung des Sony-Sensors endet allerdings bei ISO 400.

Auch wenn die Kodak-digitalisierten Canons und Nikons mächtig rauschten, ISO 1600 waren möglich. Gerne hier nachzulesen:

Die 1,3 Megapixel Kodak/Canon EOS 1n/DCS3c – oder: „1995 bis 2015, 20 Jahre DCS3c“

Kodak/Nikon/Canon-DSLRs N90s(F90X)/EOS1n NC2000e/DCS3c: Teil 2

Dazu gesellt(e) sich die Möglichkeit der Kodaks mit 36 bit Farbtiefe als TIFF-RAW zu speichern. Die Sony kann nur unkomprimerte 24 bit Farbtiefe TIFFs. Immerhin ein subjektiver Vorteil gegenüber den 4:1 komprimierten JPEGs  der D700. Die D700 TIFFs sehen einfach "sauberer" aus als die JPEGs. Ohne an die Daten der genannten Kodaks ranzukommen.

Englische Bedienungsanleitung

Englischer Sony DSC-D700 Review

4:1 JPEGs aus der DSC-D700 (ISO 100)

TIFFs aus der DSC-D700, konvertiert nach JPEG (weitgehend ISO 200)

Sony MemoryStick Durcheinander …

Den Versuch Sonys seinen MemoryStick im Markt durchzudrücken, wurde von der CompactFlash- (CF) und SecureDigital- (SD) Speicherkarte erfolgreich abgewehrt. Was Sony nicht daran hinderte, es mit den weiteren gezeigten MemoryStick-Varianten es noch mehrmals und ebenfalls erfolglos zu versuchen …

Ein unkomprimiertes 1344 x 1024 Pixelfoto im TIFF-Format belegt auf der Speicherkarte ziemlich genau 4 MB. Reichlich bei den damaligen Speicherkartengrößen und -preisen. Auf dem der Sony DSC-D700 beiliegenden 8 MB MemoryStick hätten also genau zwei Fotos im TIFF Format Platz gehabt oder 8 Fotos im 4:1 komprimierten, besten JPEG Format. Der ebenfalls beiliegende 64 MB Memory Stick war nach 16 TIFF oder 64 4:1 JPEG-Fotos voll.

Nicht nur der Theorie, sondern auch in der Praxis akzeptiert die DSC-D700 trotz der MemoryStick-Bemühungen auch SmartMedia- oder CompactFlash-Speicherkarten im jeweiligen Adapter. Wobei bei SmartMedia aus der Olympus- und Fuji-Welt bei 128 MB Schluss war. Fotografiert habe ich die ersten JPEGs auf eine 128 MB CF-Karte, um dann nach Wechsel aufs subjektiv bessere, unkomprimierte TIFF auch eine 2 GB CF-Karte zu probieren, die akzeptiert wurde. Wobei ich nicht kontrolliert habe, ob die von der DSC-D700 nur mit 512 MB formatiert wurde. Dann aber so oder so auch mit genug Platz für 128 Fotos im TIFF-Format.

36 bit Farbtiefe und weitgehend rohe RAW-Dateien konnte die Sony DSC-D700 leider noch nicht. Was möglicherweise für eine bessere Qualität gesorgt hätte! Denn die war auch mit Größenordnung 1,5 MP möglich, was die hier gezeigten echten DSLRs mir Wechselobjektiven von Canon- und Nikon-SLRs, digitalisiert durch Kodak-Rückwände mit entsprechenden Sensoren demonstrieren – siehe oben.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Den Autofokus halte ich für sportuntauglich, was ich aber nicht probiert habe. Die historische Sony kommt "kernig" rüber, wirkt aber ziemlich behäbig. Die DSLT erklärt sich auch ohne Bedienungsanleitung weitgehend von selbst. In einer Sache hätte auch das Manual nicht weitergeholfen. Nach jedem Akkuwechsel sind Systemdatum und -uhrzeit weg. Aber wo sitzt der für die Sicherung zuständige Kondensor oder eine kleine Pufferbatterie? Aufklärung brachte ein Kommentar von H. Lenz. Er berichtete, dass die Lithium CR2025 Pufferbatterie unter der Bodenplatte versteckt ist, die zu diesem Zweck abgeschraubt werden muss. Das werde ich mit einem geeigneten Kreuzschlitz Schraubendreher nachkontrollieren und die Batterie dann wechseln.

Bis auf diesen behebbaren Fehler und die qualitativ nicht restlos überzeugenden TIFF-Dateien bleibt die Sony DSC-D700 eine tolle Museumskamera, die wegen der Datenqualität für ernthafte Digitalfotografie 2021 aber nicht mehr geeignet ist.

Ralf Jannke

 

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