Die Sammelei und der Kommerz

Avatar of Boris JakubaschkBoris Jakubaschk - 04. Juni 2015 - Sammeln

Mancher hat sich vielleicht beim Besuch dieser Homepage gefragt "Warum tut der das?". Da sich vielen Menschen die Faszination für abgeliebte Digitaltechnik nicht so recht erschließen mag, ist eine Vermutung recht naheliegend: "Die Dinger müssen eine irre Wertsteigerung haben".

Dahinter steckt ein Stückweit die Unterstellung, dass niemand etwas tut, wenn es sich nicht lohnt. Und die naheliegendste Interpretation von "lohnen" ist nun mal die finanzielle.

Für mich lohnt sich die Beschäftigung mit den alten Kameras tatsächlich, allerdings hat das überhaupt nichts mit dem finanziellen Wert der Geräte zu tun. Oberste Priorität hat die Jagd nach den Exponaten. Am Samstag morgens über einen Flohmarkt zu streifen und kurz darauf mit einem schönen Neuzugang für die Sammlung wieder heimzukommen macht mir einfach riesigen Spaß. Genauso schön ist es, die Geräte auszuprobieren, kennenzulernen, zu reparieren und darüber zu schreiben. Dazu kommt der Austausch mit Besuchern dieser Homepage, der kurze Plausch per Mail oder am Telefon. So lerne ich laufend dazu und kann mein neu erworbenes Wissen dann hier auch gleich weitergeben.

Und trotzdem komme ich nicht drumherum, an dieser Stelle auch über Geld zu schreiben. Hochwertige optische Geräte sind schon seit Jahrzehnten ein beliebter Sammelmarkt. Und wo es viele Sammler gibt, stellen sich für seltene Stücke auch entsprechend hohe Preise ein. Das färbt leider auch auf die digitalen Kameras ab. Fast alles auf dieser Homepage wurde in industrieller Massenproduktion gefertigt und liegt noch immer in Tausenderstückzahlen in irgendwelchen Schubladen herum. Einige wenige Stücke gab es jedoch nur in kleiner Auflage und die meisten Exemplare sind inzwischen im Müll gelandet oder in Sammlerhand. Und hier gab es tatsächlich in wenigen Jahren deutliche Preissprünge.

Für einen Sammler hat das zwei Seiten: Wenn er das rasch teurer werdende Stück bereits besitzt, kann er sich über die Wertsteigerung freuen. Wenn nicht, schwindet die Chance, es noch günstig zu bekommen.

Ich würde mich gerne aus dem Kommerzdenken heraushalten, soweit es um mein Hobby geht. Das ist aber zunehmend schwierig, je größer die Diskrepanz zwischen dem gefühlten Wert eines Exponats ist und dem (wie auch immer ermittelten) Marktpreis. Was tun, wenn jemand etwas verkaufen möchte und mich nach einem "fairen Preis" fragt? Was tun, wenn ich doch mal etwas doppelt habe und ein Exemplar verkaufen möchte? Ich habe noch keine guten Antworten auf diese Fragen gefunden und suche immer nach einem Mittelweg.

Eine gute Lösung unter Sammlern ist der Austausch. Daher gibt es einige wenige doppelte Kameras in meinem Bestand. Findet sich ein anderer Sammler zum Tauschen, muss man nicht mehr über Geld sondern nur noch über die gefühlten Werte im Vergleich verschiedener Kameras verhandeln. Und das macht unter Sammlerkollegen dann ja schon wieder Spaß...

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3 Kommentare

Dennis

31. Juli 2015

Die Aussage von Ralf Jannke "Viele Sammlungen sind (früher oder später) nichts (mehr) wert! " kann ich nicht nachvollziehen. Wenn dem so wäre dann frage ich mich warum es seit Jahrzehnten Fotobörsen gibt? Dort verkaufen Sammler ihre Kameras an andere Sammler. Sowohl analog als neuerdings auch digital. Was soll an Kameras anders sein als an Ü-Eier? Jede Sammlung lebt doch vom Kauf, Verkauf und Tausch. Ausserdem gehe ich jede Wette ein, dass wenn ich eine Sammlung Kodak DCS Kameras hätte, diese in 15-20 Jahren locker 2-3x mal mehr wert sind als heute.


Ralf

05. Juni 2015

Sammelei

Dann will ich auch mal – Gedanken zu Sammeln...

Es wird in dem Moment bedenklich, wenn ich völlig verspannt mit Tunnelblick und Schaum vorm Mund ;-) über die Flohmärkte streife. Immer auf der meist vergeblichen Jagd nach dem Picasso für einen Euro... Der Picasso kann durch jedes beliebige Sammelgebiet ersetzt werden.

Der größte Fehler ist es ein Teil stehen zu lassen, weil es in schlechtem Zustand oder defekt ist. Wenn der Preis stimmt, ist es erst mal vollkommen egal. Was Preisvorstellungen angeht, ist ein bekanntes Online-Auktionshaus aber immer wieder für Lacher gut. Anstatt den Begriff „defekt“ sofort in die Anzeigenüberschrift zu schreiben, taucht das dann verschämt im Anzeigentext auf. Finger weg, wenn da der Begriff „Wackelkontakt“ oder „Dachboden-/Kellerfund“ auftaucht. Nach meiner Erfahrung gleichzusetzen mit Totalschaden, bei digitalen Kameras bevorzugt der Sensor... Kamera lässt sich einschalten, Monitor zeigt aber nur Menüs und sonst nix - „Wackelkontakt“... OK, bei 1 Euro für einen „Briefbeschwerer“ ist es egal – siehe oben. Wobei die Preise – gerne auch mal 50 Euro für eine (defekte) Bastlerkamera: „Kann sicher leicht repariert werden“ – haarsträubend sind.

Viele Sammlungen sind (früher oder später) nichts (mehr) wert! 

Warum? Nach meinen Erfahrungen ist es NIE Geldanlage, weil der (krankhafte) Sammler NIEMALS verkauft. Der hortet und hortet und hort... Was bei seinem Ableben die Erben nicht daran hindert den ganzen Schrott entweder zu verramschen oder gleich zu entsorgen. Ein Horrorgedanke für andere noch lebende ;-) Sammler!

Austausch unter Sammlern? Schwierig! Wirkliches Insiderwissen wird kaum weitergeben, meist werden nur ganz kleine Info-Häppchen verteilt!

Das traurige Thema DSLRs der Mitte 1990er Jahre bis 2000

Es muss ja unglaublich schön sein eine „tote“ Kamera in der Vitrine anzuhimmeln ;-) Mein Bestreben ist es immer, mit den alten Dingern auch mal zu fotografieren! Dazu muss die Kamera natürlich funktionieren. Und die Rechner-Peripherie muss stimmen – Stichwort SCSI! Leider ist der Zug für DSLRs abgefahren. Alles völlig überteuert!

Meine einwandfrei funktionierende 1,3 MP Fuji/Nikon E2N kostete um 2006 250 Euro. KOMPLETT. Heute gewöhnlich das doppelte. Für eine nicht mehr taufrische 1,5 MP Kodak/Nikon Pronea 6i/DCS 315 habe ich – natürlich auch vor vielleicht 4 Jahren – um 70 Euro inkl. Versand aus den USA bezahlt. Gerne hätte ich neben der einst für ein horrendes Geld neu (!) erworbene 1,3 MP Kodak/Canon EOS 1n/DCS3c mal ein Pendant mit Nikon-Body probiert. Aus und vorbei :-( Umso froher bin ich mit den vorhandenen DSLR-Highlights!

Auf Seite 5 dieser Leseprobe muss ich weinen ;-) Dort ist – leicht „deformiert“ – auch meine Minolta RD 175 zu sehen... Die Tage ging eine durch eBay – für 175 Euro. Da biete ich aber nicht mehr mit.

Und hier darf meine Minolta RD 3000 „bewundert“ werden. Auch die war vor Wochen in der Bucht für etwas über 200 Euro zu haben... Wieder OHNE mich, als Mitbieter.

Aber eine Rechtfertigung, Philosophie muss sich jeder für sich selbst finden!

Ralf Jannke


Frank-Achim Hofmann

05. Juni 2015

Sammeln und Werte

Da ich sozusagen mit an der Auswahl dieses Themas beteiligt war, stelle ich hier mal meine Erfahrungen dar: Als Flohmarktgänger habe ich vor einigen Jahren meine erste "alte" Digitalkamera, eine Sony Mavica MVC-FD7 erworben. Es war einfach aus einer Laune heraus, da ich es lustig fand, daß diese Kamera noch Disketten als Speichermedium verwendete. In meiner Vorstellung mußte diese Kamera sehr alt sein, umso erstaunter war ich, als ich im Internet feststellte, sie ist von 1997. Seit dieser Zeit beschäftige ich mich mit dem Thema und habe schon so manche Still Video bzw. Digitalkamera von vor 2000 erworben. Anfänglich war meine Hauptquelle immer noch der Flohmarkt, aber man stellt mit der Zeit fest, daß dort vor allem die älteren Kameras, die früher fast ausschließlich von Profis oder ambitionierten Amateuren verwendet wurden, kaum zu finden sind. Also war der nächste Schritt das Internet, hauptsächlich Ebay. Hier kann man zwar gelegentlich Schnäppchen zum Aufrufpreis haben, doch gerade bei den Klassikern (beispielhaft sei hier die Kodak DCS 100 erwähnt) stellt man fest, daß diese bei so vielen Leuten in deren Suchanfragen steht, daß hier Schnäppchen kaum noch möglich sind. Und da sich hier der Sammlermarkt der digitalen mit dem der analogen überschneidet (ein Nikon-Sammler möchte eben auch die digitalen haben, um sein Sammelgebiet komplett zu haben), stößt man hier auch auf Preise, die schell drei- bis vierstellig oder vereinzelt sogar fünfstellig sind. Diese Kameras kommen dann auch häufig aus den USA oder Asien. Hier wird dann aus einem Sammelobjekt mit Sammlerwert auch schnell eine Geldanlage, der Markt bestimmt den Preis. Ähnliches gilt für Kameras, die auf Photobörsen oder -auktionen landen.

Was bleibt: Natürlich steht das Fieber auf der Jagd nach einem Schnäppchen immer noch weit oben und der Spaß beim Tausch oder Austausch mit anderen Sammlern ist immer noch die größte Motivation. Aber, um die Worte eines Sammlerkollegen zu nutzen, wir sammeln eben nicht nur teure Briefbeschwerer sondern technische Zeitzeugen, die einen gewissen (hoffentlich steigenden) Wert darstellen.