Analoges Horror-Kabinett

Obwohl kaum zu übersehen oder gerade deshalb vor Jahren nie registriert, zwei analoge Bridge-Kameras wie die hier gezeigte Minolta RIVA ZOOM 105i und die Olympus AZ 300 Superzoom. Zum Vergleich habe ich Europas Kamera des Jahres 1986, die Nikon F501, bestückt mit dem lichtstarken 2,8/35-70 mm Zoom dieser Zeit mit aufs Foto genommen. Fast zierlich, das Spiegelreflexkamera-Gehäuse gegen diese beiden unförmigen Bridge-Klötze. Die F501 war Nikons erste in großer Serie gebaute Autofokus-SLR nach heutiger Prägung. Die 1983 präsentierte Nikon F3AF war eine Spezialität, die Autofokus nur mit dem Spezialsucher DX-1 und das auch nur für die beiden speziell für die F3AF produzierten AF-Nikkore 2,8/80 mm und 3,5/200 mm bot.

Eigentlich haben diese Kameras im digicammuseum nichts zu suchen, da deren "Sensor" gleichzeitig Speichermedium ist... Es wird auf Film belichtet und "gespeichert". Ich konnte auf einem Flohmarkt aber einfach nicht widerstehen, diese unübersehbaren Monster mitzunehmen. Als warnendes Beispiel, was in den letzten Jahrzehnten auch an analogem Kameramüll produziert wurde.

Den Anstoß für einen kleinen Bericht dieser beiden Bridge-Kameras lieferte die Vorstellung drei neuer Canon IXUS Digital-Kompaktkameras: 285 HS, 180 und 175. Alle drei Modelle stellen eine so genannte „Auto Zoom Funktion“ zur Verfügung, wo auf Knopfdruck der zum Motiv passenden Bildausschnitt eingestellt wird, zum Beispiel für Porträtfotos. 

Und genau das ist nichts Neues, Canons „Auto Zoom Funktion“. Ich hatte mich bei der analogen Minolta gewundert, warum das Zoom beim Visieren eines Motivs ohne mein Zutun eine Brennweite eigener Wahl vorgibt - NERVTÖTEND. Hat die alte Kamera eine Macke? Nein, denn diese in meinen Augen unsinnige „Auto Zoom Funktion" gab es 1990 erstmalig in der Minolta RIVA ZOOM 105i als „Automatisches Programm-Zoom“ oder „Advanced Power Zoom“, kurz „APZ“. 

Nach der Belichtung und Entfernungseinstellung sollte in der Kamera nun auch die Brennweitenverstellung bei Bedarf automatisch erfolgen, um ein Motiv bildfüllend zu erfassen, bei entsprechender Entfernung zum Beispiel ein Porträt. Oder anders beschrieben, ein Motiv trotz sich ändernder Entfernung immer gleich groß abzulichten. Durch einen Infrarot-Sensor in unmittelbarer Nähe des Sucherokulars wird das APZ automatisch aktiviert und erst beim Betätigen der Tasten für die Brennweitenwahl außer Kraft gesetzt. Die Olympus AZ 300 Superzoom aus dem gleichen Erscheinungsjahr 1990 bietet ebenfalls APZ. Durchsetzen konnte sich diese Brennweitenautomatik nie. Umso erstaunlicher, dass Canon diese Automatikart 25 Jahre später wieder aufnimmt...

Erschwerend kamen bei Minolta und Olympus erschreckend lichtschwache Zooms dazu. In der Minolta RIVA ZOOM 105i ein 4-6,7/35-105 mm, in der Olympus AZ 300 Superzoom ein 4,5-6/38-105 mm. Und das bei Filmen, die schon bei ISO 400 keine besonders gute Qualität hatten...

Wer Lust hat, kann hier das englische Manual zur Minolta einsehen oder die englische Bedienungsanleitung zur Olympus AZ 300 Superzoom studieren.

Was hatten sich Minolta/Olympus bei diesen unförmigen Bridge-Kameras samt ihrer im Telebereich total lichtschwachen Endbrennweiten gedacht?

Analog vs. Digital

Und damit das Ganze wieder digital wird, zum Schluss noch ein optischer Vergleich der Olympus Camedia C-4040 Zoom mit ihrem lichtstarken 1,8-2,6/35-105 mm (umgerechnet auf KB) Zoom gegen die analoge Bridge und die Minolta Dimâge 7i mit ihrem ebenfalls lichtstarken 2,8-3,5/28-200 mm (umgerechnet auf KB) Zoom. Schauderhaft, die analogen Bridge-Kameras!

Ralf Jannke

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