Canon EOS 300D Funktionstest 2025/2026 von Christian Zahn

Die erste digitale Spiegelreflexkamera des Weltmarktes, die die „Schallgrenze“ von 1000 Euro Verkaufspreis unterschritt und sich darum besser verkaufte, als sich selbst Canon vorgestellt hatte und das EF-S-Bajonett einführte, habe ich 2021 erstmals hier gezeigt. Im Rahmen des großen Funktionstests zum Jahreswechsel 2025/2026 habe ich sie kurz wieder hervorgeholt, weil mein Exemplar aber teildefekt ist, entfiel der Fotoausflug und das Beispielbild entstand „indoor“.

Besonderheiten

Die Canon EOS 300D ist die erste Canon-Amateur-dSLR. Warum die Nummerierung mit der 300D und nicht der 100D begonnen wurde, ist mir nicht genau bekannt, möglicherweise ist die Nummer als Fortführung der damals noch erfolgreich verkauften analogen Einsteiger-SLR EOS 300V für Kleinbildfilm zu verstehen. Und genau wie dieses Modell wurde die 300D weltweit als Schutz vor Grauimporten unter drei verschiedenen Namen verkauft: EOS 300D hieß sie bei uns in Europa, im Heimmarkt Japan und in Fernost EOS Kiss Digital und in Amerika EOS Rebel Digital.

Zur Puffern der Kameraparameter und der Uhr ist im Kamera-Akkufach eine kleine Lithiumbatterie des Typs CR2016 vorhanden. Wenn die Kamera beim Akkuwechsel die Uhrzeit immer wieder vergißt, muß diese Batterie ersetzt werden. Die 300D und die 350D sind die beiden einzigen Amateurmodelle von Canon, die diese Stützbatterie nutzen, in allen danach erschienen dSLRs, die keine Semiprofi oder Profimodelle waren, verwendete Canon fest eingebaute Stützkondensatoren, die die Uhr nur wenige Stunden oder Tage weiterlaufen lassen können, bis sie erschöpft sind.

Die 300D ist eine „abgespeckte“ EOS 10D, das Gehäuse ist äußerlich komplett aus Kunststoff (anfangs nur in Silber erhältlich, erst gegen Ende der Bauzeit auch in Schwarz) statt aus Metall, der Sucher ist eine einfache Pentaspiegel-Konstruktion ohne teures und schweres Glasprisma und etliche Funktionen der 10D wurden per Kamerafirmware entfernt.

Es dauerte nicht lange und findige Zeitgenossen entdeckten, daß die fehlenden Funktionen (z. B. Individualfunktionen und Belichtungsreihen) der ca. 600 Euro teureren 10D in der Firmware vorhanden waren, aber nur per "Softwareschalter" unterdrückt wurden. Durch Ändern von vermutlich nur 2 Bytes der originalen 300D-Firmware können die meisten fehlenden Funktionen "freigeschaltet" werden. Auch der Batteriegriff mit Hochformatauslöser der 10D läßt sich an der 300D benutzen, da die Kontakte im Akkufach vorhanden sind.

Einer der Vorbesitzer muß mit meiner Kamera ein massives Problem gehabt haben. Entweder wurde der erste Verschlußvorhang, z. B. beim Sensorreinigen, beschädigt oder er ist „einfach so“ ausgefallen. Jedenfalls wurden beim gezeigten Exemplar die Lamellen des ersten Verschlußvorhangs komplett entfernt, aber so, daß die Kamera das nicht merkt, weil der Betätigungsmechanismus inklusive der kleinen Mikroschalter, die den korrekten Ablauf feststellen, noch vorhanden sind, somit wird keine Fehlermeldung vom Kameraprozessor ausgegeben. Die Elektronik weiß also nicht, daß der Verschluss nicht richtig arbeitet und macht Bilder.

Allerdings beginnt die Belichtung bereits in dem Moment, in dem der Spiegel hochklappt und nicht erst, wenn der eigentliche Verschluss sich öffnen sollte. Darum wird zu viel Licht auf den Sensor geworfen, insbesondere wenn eigentlich nur kurze Belichtungszeiten unterhalb der Blitzsynchronzeit belichtet werden sollten, da es ja keinen schmalen Schlitz mehr gibt, der immer nur einen Teil des Sensors dem Licht aussetzt. Mehr oder minder starke Überbelichtungen sind die Folge, teilweise auch Geister-Konturen durch Kameraverwacklungen im Freihandbetrieb durch den Spiegelschlag, die bei intaktem Verschluss durch den noch geschlossenen ersten Vorhang unterdrückt werden.

Auf dem Beispielbild ist deutlich der dunklere Streifen im oberem Bilddrittel erkennbar, der durch den fehlenden ersten Verschlußvorhang entsteht.

Die UVP der EOS 300D betrug ca. 1100 Euro (ohne Objektiv) bzw. ca. 1200 Euro (mit 18-55 Kitobjektiv). Der heutige Gebrauchtpreis liegt bei etwa 5-40 Euro je nach Zustand, Zahl der Auslösungen und Lieferumfang.

Die Beispielaufnahme entstand bei 100 ASA, gespeichert als JPG, bearbeitet mit Photoshop CS4. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert.

Fazit 2025/2026

Die EOS 300D ließ sich problemlos zum Leben erwecken: Akku und Speicherkarte einlegen, Uhrzeit etwas nachstellen (die Stützbatterie hat mehrere Jahre gehalten), Objektiv montieren, losknipsen. Sehr gut!

Weil aber mein Exemplar teildefekt ist, kommt es wieder in eine Sammelbox und darf dort seinen Ruhestand für weitere Jahre verbringen.

Christian Zahn, Jahreswechsel 2025/2026

 

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