Canon EOS 60D Kurzbericht

Hier stelle ich eine der vielen digitalen Spiegelreflex-Kameras von Canon vor, die EOS 60D für ambitionierte Amateure.

Spezifikationen:

  • Die 2010 vorgestellte Canon EOS 60D ist 144 x 106 x 79 mm groß und wiegt mit Akkus und Speicherkarte 755 g.
  • Der APS-C CMOS-Sensor (22,5 x 15 mm) mit Pixelpitch 4,3µm löst maximal 5.184 x 3.456 Pixel = 18 Megapixel auf (Cropfaktor 1,6). Mit der ISO-Automatik oder manuell sind 100 bis 12800 ASA einstellbar. FullHD-Videos sind möglich. Bilder werden als JPEG oder CR2 (RAW-Format) auf SD-/SDHC-/SDXC-Karten (max. ca. 2 TB) gespeichert.
  • Das Objektiv-Bajonett ist das EF-S-Bajonett (für auf APS-C optimierte Objektive), EF-Objektive für Vollformat können benutzt werden.  
  • Das Motiv wird über einen Spiegelreflexsucher mit ca. 95% Abdeckung der Sensorfläche angezeigt, in dem ein hinterleuchtetes LCD-Display für viele Bildparameter eingespiegelt sowie das aktive AF-Feld kurz rot aufleuchtend markiert wird. Ein abschaltbarer sowie dreh- und schwenkbarer 3“ TFT LCD Monitor mit 1.040.000 Subpixeln dient der Bildkontrolle nach der Aufnahme, der Monitor übernimmt auch die Menüsteuerung. Zusätzlich ist ein beleuchtbares SW-LCD-Schulterdisplay für viele Aufnahmeparameter vorhanden. Live-View ist inkl. Autofokus möglich.
  • Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S), kontinuierlicher Autofokus (AF-C) oder automatischer Autofokus (AF-A, schaltet selbst zwischen beiden Modi um) sowie manuelle Fokussierung mit Fokusunterstützung, AF-Ermittlung durch passiven Phasensensor (mittels teildurchlässigem Hauptspiegel und Hilfsspiegel abgegriffen), 9 Kreuz-AF-Felder, AF-Hilfslicht
  • Belichtungssteuerung durch Vollautomatik, Programmautomatik, Zeitautomatik, Blendenautomatik oder manuellen Modus sowie diverse Motivprogrammen. Matrixmessung, mittenbetonte Integralmessung oder Spotmessung. Belichtungszeiten 30s bis 1/8000 sek., Selbstauslöser mit 10 s Vorlaufzeit
  • ausklappbarer Blitz mit Leitzahl 13 und den üblichen Funktionen: Ein/Aus, Automatik, Langzeitsynchronisation, Rote-Augen-Reduktion, zusätzlich Norm-Blitzschuh mit TTL-Kontakten für Canon E-TTL II
  • Weißabgleich automatisch oder manuell mit diversen Vorwahlen wie Sonne, Wolken, Glühlampenlicht usw.
  • keine Bildstabilisierung im Gehäuse, jedoch werden Objektive mit eingebauter Stabilisierung unterstützt
  • maximal 5,3 Bilder/Sekunde
  • Energieversorgung durch Lithium-Akku LP-E6
  • optionaler Hochformatauslöser für zwei Akkus oder 6 Mignonzellen

Besonderheiten

Die Canon EOS 60D ist die erste zweistellige Canon-dSLR, die kein massives Metallgehäuse mehr hat, sondern „nur“ ein Gehäuse aus Hochleistungskunststoff, dadurch sank das Gewicht deutlich. Waren die Vorgängerinnen noch semiprofessionelle Modelle als Zweitgehäuse für den Profi oder für den gut betuchten Amateur, so rutschte die D60D eine Klasse tiefer. Als Nachfolger für die Semiprofis war einige Monate zuvor die 7D erschienen, diese hatte weiterhin ein massives Metallgehäuse, war aber deutlich teurer als die 50D geworden. Die UVP der 60D sank um etwa 150 Euro gegenüber der 50D, Canon gab also die eingesparten Herstellkosten an den Käufer zumindest teilweise weiter. Trotzdem wurde sie noch in Japan gebaut, die Fertigung erfolgte nicht in einem Billiglohnland wie Taiwan oder China.

Die 60D ist gegenüber der 50D keine Revolution, sondern lediglich eine kleine Evolution und teilweise eine Verschlechterung. Die Auflösung stieg von 15 auf 18 Megapixel moderat an (der Sensor und der Bildprozessor stammen aus der 7D), das Autofokusmodul hat die seit langem bekannten 9 AF-Felder (wer mehr benötigte, mußte die 7D erwerben) und das Display ist beweglich eingebaut, aber leider nicht berührungsempfindlich.

Der 3-polige Fernauslöseranschluß der Profi-EOS-Kameras (noch in der 50D wurde er verbaut) ist durch die Klinkenbuchse der Amateur-dSLRs ersetzt, auch hier: Einstufung eine Klasse tiefer als zuvor.

Der optionale Hochformatgriff nimmt zwei Lithium-Akkus auf, alternativ kann er mit 6 Mignonzellen betrieben werden. Er paßt nicht an die 70D, diese bekam wieder einen neuen Griff. 

Der LP-E6 Akku kann in etlichen anderen Canon-Kameras genutzt werden, er wurde mit der 7D auf den Markt gebracht und löste den über 10 Jahre verwendeten Akku BP-511 ab. Canon vollzog den Wechsel allerdings nicht ganz freiwillig, eine EU-Vorgabe verlangte, daß neue Akkus ab 2010 berührungssichere Kontakte hatten, so daß der alte Akku mit seinen freiliegenden Stromkontakten nicht mehr in neue Geräte verbaut werden durfte. Ein weiterer Vorteil des LP-E6-Akkus ist der darin verbaute Infochip, der zunächst einmal dafür sorgte, daß es keine Nachbauten gab, bis Dritthersteller das Protokoll zwischen Kamera und Akkuchip „knacken“ konnten und preiswerte Nachbauten möglich wurden.

So wie es in Nikon-Akkus seit 2005 schon üblich war (EN EL 3a und Nikon D200 waren die Vorreiter), speichert der neue Canonakku die Zahl der Auslösungen, die mit ihm seit dem letztem Aufladen gemacht wurden. Wenn der Akku geladen wird, setzt die Ladeelektronik die Auslösungen wieder zurück; außerdem gibt es eine Anzeige für die maximale Ladekapazität in vier Stufen (drei Balken entspricht neu bzw. nur geringem Kapazitätsverlust, kein Balken bedeutet Akku kann nicht mehr geladen werden).

Wie üblich: Bei Fremdakkus kann der Auslöse-Zähler falsch sein und die „Gesundheits“-Anzeige fehlerhaft. 

Weiterhin hat jeder Akku eine Seriennummer, die die Kamera im Akkumenu anzeigen und speichern kann, außerdem ermöglicht der Akkuchip die von Sony bereits lange bekannte prozentgenaue Akkukapazitätsanzeige.

Der LP-E6 hat eine recht hohe Kapazität, der vom Vorbesitzer möglicherweise viel gebrauchte Akku hat nach 3732 gemachten Aufnahmen noch 47% Restkapazität, er müßte also ca. 7000 Aufnahmen durchhalten. Allerdings wurden keine Aufnahmen mit dem internem Blitz gemacht, sondern ein Aufsteckblitz mit eigenen Akkus verwendet.

Das Gehäuse wurde als „wetterfest“ bezeichnet, da es einen gewissen Schutz gegen Staub und Feuchtigkeit bietet, es ist aber nicht tauchfähig und auch nicht spritzwassergeschützt.

Die 60D kann sowohl EF-Objektive benutzen, die für das KB-Vollformat gerechnet sind (mit Cropfaktor 1,6) als auch die für den kleineren APS-C-Sensor ausgelegten EF-S - Objektive. (EF-S bedeutet Electro Focus Shortback)

Zur Puffern der Kameraparameter und der Uhr ist im Kamera-Akkufach keine Lithiumbatterie mehr vorhanden, sondern auf der Hauptplatine ist ein Kondensator verbaut, der die Uhr nur wenige Tage weiterlaufen läßt.

Die Bilder der 60D können als JPEG oder im Canon-RAW-Format CR2 aufgezeichnet werden. Als Speichermedium dienen keine CompactFlash-Karten mehr, sondern die im Amateurbereich üblichen SD-Karten. Der Schacht ist für SD-, SDHC- und SDXC-Karten geeignet, die maximale Kartengröße beträgt somit ca. 2TB, auch wenn solch große Karten bei Erscheinen der Kamera nur angedacht, aber noch nicht erhältlich waren. 

Im Liveview erfolgt das automatische Fokussieren immer über Kontrastermittlung des Bildsensors, die Kamera „pumpt“ dann solange vor und zurück, bis die maximale Schärfe gefunden ist. Dieser Vorgang wird nicht wie bei diversen Vorgängerkameras durch Antippen der „Stern“-Taste, sondern durch den Auslöser gestartet. Der Fokussiervorgang ist behäbig, es kann durchaus zwei Sekunden dauern, bis die Schärfe stimmt.

Der Anwender kann die Obergrenze der ISO-Automatik festlegen. Die automatische Empfindlichkeitsverstellung erfolgt immer in ganzen Stufen, nicht in Drittelstufen, die manuelle Empfindlichkeit kann in Drittelstufen oder ganzen Stufen verstellt werden.

Das AF-Modul ist im Vergleich zur Konkurrenz mit nur 9 AF-Punkten „bescheiden“ (die relativ zeitgleich erschienene und in der gleichen Klasse einzustufende Nikon D7000 hat 39 AF-Felder), wer in der Canon-Welt mehr Flexibilität benötigte, mußte zu einer „einstelligen“ dSLR greifen, z. B. der EOS 7D mit 19 Feldern.

Der CMOS-Bildsensor ist wie üblich eine Canon-Eigenentwicklung, außerdem wurde der Abstand zwischen den Mikrolinsen vor jedem Pixel verkleinert, so daß daß Rauschverhalten trotz kleineren Pixeln verbessert werden konnte. Er wird bei jedem Ain- oder Abschalten der Kamera „gereinigt“, dabei wird das Tiefpaßfilter vor dem Sensor in hochfrequente Schwingungen versetzt, um anhaftenden Staub „abzuschütteln“. Das funktioniert prinzipbedingt nur mit leichtem Staub, klebrige Pollen oder hartnäckiger „Dreck“ muß wie üblich per „Naßreinigung“ entfernt werden. Das automatische Reinigen kann im Menu abgeschaltet und dann manuell ebenfalls im Menu durchgeführt werden.

Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut und wird je nach Aufnahmemodus manuell oder automatisch ausgeklappt. Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt TTL mittels Vorblitz. Zusätzlich ist ein Norm-Blitzschuh vorhanden, mit Zusatz-Kontakten für das Canon E-TTL / E-TTL-II - System. Bei der 60D kann der interne Blitz erstmals in einer zweistelligen Canon als Sender für die TTL-Ansteuerung weiterer Systemblitzgeräte dienen, die 10D bis 50D benötigten dafür einen in den Blitzschuh montierten Systemblitz.

Leider fehlt der von den Vorläufern her bekannte Anschluß für Studioblitze, die dafür notwendige PC-Buchse hat Canon weggespart. Allerdings verwendeten damals vermutlich bereits die meisten Studioblitzanwender ein Sendemodul im Blitzschuh, um die Blitzanlage ohne störendes Kabel stolperfrei auslösen zu können.

Die Kamera hat relativ viele Tasten, Hebel und Räder, es gibt ein Finger-Rad, ein abschaltbares hinteres Drehrad und ein Dreh-Steuerkreuz. Der Hauptschalter ist am Moduswahlrad angebracht, der Canon-Profis vertraute Platz am hinteren Drehrad ist verwaist. Der früher dort sitzende Schalter ist durch einen Taster ersetzt worden, die Belichtungskorrektur durch das Daumenrad ist erst durch Druck auf diese „Unlock“-Taste möglich (dieses Verhalten läßt sich im Systemmenü aber abschalten). Auch für das Livebild wurde eine extra Taste vorgesehen, ebenso für das Quickmenu. Die Abblenddtaste sitzt wie bei den Vorgängern etwas ungünstig um das Bajonett.

Das Moduswahlrad ist verriegelt, es ist nicht „endlos“, sondern hat an beiden Enden einen Anschlag. Die in der 50D neben dem Display verbauten Tasten mußten bei der 60D „neu verteilt“ werden, da das Display dreh- und schwenkbar ist. Umsteiger von der 50D müssen sich also gewaltig umgewöhnen und neue „Fingerpositionen“ für die Tasten erlernen.

Der von der 50D her bekannte „Joystick“ ist entfallen, statt dessen ist das Drehrad und das Steuerkreuz kombiniert worden, so daß zum einen der Ring wie bei der 50D als Belichtungskorrektur dient, der innere Bereich als in 8 Richtungen bewegliche Wippe dient und die Mitte als „SET“- bzw. OK-Taste. Während der Aufnahme ist die „SET“-Taste eine konfigurierbare Funktionstaste, auf die sich eine von vielen vorgegebenen Funktionen legen läßt, z. B. das Einblenden der Wasserwaage unterhalb des Suchers (die Belichtungskorrekturanzeige dient als Anzeige für die Ausrichtung). Leider ist wird Neigung der Kamera nach vorn oder hinten nicht erfaßt und kann somit auch nicht angezeigt werden, dieses Feature blieb der 7D vorbehalten.

Die Kamera hat zwei Gurtösen, der Hochformatgriff hat eine weitere Öse, so daß die Kamera für Portraitfotografen griffgünstig im Hochformat getragen werden kann.

Das Kameramenü ist ausufernd, die Kamera kann fein auf die Aufnahmesituation konfiguriert werden.

In den Custom Functions kann die Belichtungsmessung bei Aufnahmen mit großen Kontrasten beeinflußt werden, es gibt dort zwei nicht selbsterklärende Unterpunkte:

- C.FN II-3 Tonwertpriorität verlagert im eingeschalteten Zustand die Belichtungsmessung von 18% Neutralgrau in die hellen Bildpartien und die Gradation wird weicher (so beschreibt es das Handbuch für „Normalanwender“ recht rätselhaft). Damit ist gemeint, daß die Kamera bei hohen Kontrasten versucht, daß die hellen Motivstellen nicht überbelichtet werden; dabei werden die dunklen Motivteile allerdings mehr oder minder stark unterbelichtet. Das kann allerdings bei Aufnahmen im RAW-Modus am Computer durch Aufhellung der Schatten gut korrigiert werden.

Die Kamera schreibt viele interessante Angaben in die EXIFs jedes aufgenommenen Bildes, in den MakerNotes finden sich unter anderem: Selbstauslöser, Blitzmodus, Bildqualität und -Größe, Objektiv inkl. kleinster und größter Brennweite und Blende, Kamera-Temperatur, Blitzleitzahl, Kamerafirmwarestand, Seriennummer von Kamera und Objektiv, Name des Besitzers (sofern mit einem Computer-Programm eingegeben, kann nicht im Kamera-Menu verstellt werden), Copyright-Inhabers (kann im Kameramenu eingegeben werden), Blitzleitzahl, alle Bild-Aufnahmeparameter inkl. ungerundeter Belichtungsdauer, der gewählte AF-Punkt und die in der Fokusebene liegenden AF-Punkte, die eingebaute Mattscheibe uvm.

Die Canon-RAW-Software und die meisten käuflichen RAW-Konverter geben nur die nominellen 5.184 x 3.456 Pixel aus, freie Konverter können die gesamten 5202 x 3466 Sensorpixel auslesen. Die „fehlenden“ Randpixel werden üblicherweise zur Korrektur der Objektivverzeichnung verwendet. 

Die Anzahl der Kamera-Auslösungen mußte der Canon-Service ermitteln, da sie nicht wie bei vielen Kameras diverser anderer Hersteller in jedem Bild gespeichert ist. Mit Hilfe eines Programms kann heutzutage per USB die Zahl der Auslösungen ausgelesen werden. Meines Wissens gibt es diese Programme jedoch nur für Windows als Gratisversion. Für aktuelle Apple-Computer bzw. Tablets ist eine kostenpflichtige App eines von Canon unabhängigen Herstellers verfügbar, mit deren Hilfe auch der Kamerabesitzer verändert werden kann.

Der Verschluss der 60D war auf etwa 100.000 Auslösungen konzipiert, es sind jedoch bereits Exemplare mit nur 5.000 Auslösungen zum Service gegangen als auch Kameras mit bestätigten 500.000 Auslösungen bekannt.

Der Monitor und das Schulterdisplay sitzen hinter einer Kratzschutzscheibe. Da diese Scheibe aber nur vom Service zu tauschen ist, haben die Besitzer häufig zusätzliche Schutzfolien aus Kunststoff oder Glas angebracht. Diese gibt es auch heute noch als Restposten paßgenau zu erwerben. Die Auflösung mit 1.040.000 Subpixeln war etwas feiner als bei der Vorgängerin.

Im Live-Modus kann die Kamera nicht normal fokussieren, ein leichter Druck auf den Auslöser bleibt ohne Reaktion. Erst die hinten angeordnete „AF-On“-Taste läßt den Spiegel wieder herunterklappen, damit die AF-Sensoren nun fokussieren können, danach klappt der Spiegel wieder hoch und es kann der Bildausschnitt wieder auf dem Sucher betrachtet werden. Per Systemmenü kann die Autofokusermittlung auf Kontrast-AF umgeschaltet werden, der direkt den Bildsensor auswertet. Dieser Modus ist allerdings erheblich langsamer.

Der Sucher wurde gegenüber dem Vorgänger etwas verbessert, aber er zeigt immer noch nicht das ganze aufgenommene Bild, sondern nur etwa 95% davon. Ein Okularverschluß fehlt weiterhin, statt dessen ist am Kameragurt die Canon-typische Gummiabdeckung angebracht, die gegen die Augenmuschel getauscht wird. Das ist notwendig, weil die Belichtungsmessung im Prisma sitzt und eventuell Fremdlichteinfall beim Einsatz auf einem Stativ diese verfälschen kann.

Die Mattscheibe kann vom Anwender getauscht werden, wie bei Canon üblich gab es unter anderem eine mit aufgebrachten Gitterlinien für Architekturaufnahmen. Fremdfirmen stellten sogar Mattscheiben mit Schnittbildkeil und Mikroprismenring für die manuelle Scharfstellung mit alten Objektiven her, da die 60D bei Objektiven „ohne Chip“ die AF-Sensoren nicht auswertet und sich auf reine Belichtungsmessung beschränkt.

Alle Schnittstellen befinden sich hinter einer gummiartigen Abdeckung, alle bis auf den Videoausgang entsprechen der jeweiligen Norm, so daß keine Spezialkabel erforderlich sind. Die Netzteilbuchse der Vorgängerkameras ist weggespart worden, statt dessen muß ein Akkudummy benutzt werden, wenn die Kamera mit Dauerstrom versorgt werden soll.

Im Originalkarton fehlt bei Gebrauchtkauf häufig die Stelle mit der Seriennummer, da diese vom Erstbesitzer damals an Canon gesendet werden mußte, um den Cash-Back einlösen zu können.

2012 brachte Canon die EOS 60Da heraus, eine für die Astrofotografie optimierte Version der 60D. Das Tiefpassfilter vor dem Sensor ist modifiziert, so daß auch Infrarotlicht der Sterne aufgenommen werden kann, außerdem lag der Fernauslöser-Adapter RA-E3 bei, der vom „professionellen“ Rundstecker der einstelligen dSLRs auf den in der 60D verbauten „Amateur“-Anschluß mit dreipoliger Klinkenbuchse adaptiert. Nur mit diesem Adapter können die Intervalltimer - Auslöser der Profikameras an der 60D verwendet werden. 

Die 60Da kostete 1400 Euro, also etwa 250 Euro mehr als die UVP der 60D.

Die UVP der EOS 60D betrug ca. 1150 Euro. Es gab sie auch im Kit mit dem 18-135 IS, das den Kamerasensor allerdings bei weitem nicht ausreizt. Der heutige Gebrauchtpreis liegt bei etwa 100-200 Euro je nach Zustand, Zahl der Auslösungen und Lieferumfang. Ich erwarb mein kaum gebrauchtes erscheinendes Exemplar mit knapp unter 30.000 Auslösungen Mitte 2024 für 130 Euro inkl. 1 Jahr Gebrauchthändlergarantie.

Beispielfotos

Alle Beispielaufnahmen entstanden bei 100 ASA, gespeichert als CR2, konvertiert mit Adobe Camera Raw, bearbeitet mit Photoshop CS6. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. Aufnahmeparametern und 100%-Ausschnitte sind eingebettet. Als Objektiv diente das EF-S 18-55 IS und das 1:2,8/24mm EF-S STM.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der EOS 60D ist größtenteils aus Hochleistungs-Kunststoff, nichts knarzt, klappert oder wackelt. Viele Teile sind „beledert“. Die verwendeten Materialien sind nach fast 15 Jahren gut erhalten, der bei anderen Canon-Kameras berüchtigte „Gummiauflagenschwund“ oder das „Verkleistern“ aufgespritzter Gummierungen ist (zumindest bei meinem Exemplar) bislang nicht aufgetreten.

Die Kamera gehört zur Klasse der „zweistelligen“ dSLR-Kameras für den ambitionierten Amateur, die preislich und im Funktionsumfang unterhalb der „einstelligen“ Profimodelle und der früheren Semiprofimodelle 10D bis 50D angesiedelt war. So muß die 60D mit 9 AF-Sensoren auskommen, immerhin sind alle „Doppelkreuz“-Sensoren, die auch diagonale Muster sehr gut erkennen können.

Sowohl die Serienbildrate als auch die AF-Trefferqoute ist auch heutzutage als gerade noch gut zu bezeichnen, nicht als „Spitze“. Die Treffsicherheit des AF-Systems ist gegenüber der 50D nochmals verbessert worden.

Der Sensor der 60D neigt zum „Ausbrennen“ der hellen Stellen, er ist in dieser Beziehung etwas schlechter als der in der 50D, zumal die Mehrfeld-Belichtungssteuerung eher die dunklen Bildpartien korrekt belichtet denn die hellsten Bildpartien, so daß bei Motiven mit großem Kontrastumfang öfter per Belichtungskorrektur eingegriffen werden muß. Wie oben beschrieben kann das Verhalten der 60D bei Aufnahmen mit hohem Motivkontrast per Custom Function justiert werden, so daß das Ausbrennen minimiert, aber nicht vollständig verhindert wird.

In den dunkleren Bildpartien rauscht der Sensor der 60D relativ wenig sichtbar, die Schatten können ziemlich erträglich per EBV aufgehellt werden. Jedoch glt das nur für etwa 1 bis 2 Blendenstufen Anhebung, bei größerer Anpassung der dunklen Motivdetails ist das Rauschen stärker und bei 100%-Ansicht deutlich bemerkbar. Bei höheren ASA-Zahlen rauscht der Sensor (entsprechend der damaligen Sensortechnologie). 800 und 1600 ASA sind problemlos, darüber wird es immer unansehnlicher, 6400 und 12800 ASA sind ein reiner Notbehelf.

Die Bildqualität der 60D ist auch heutzutage noch als gut zu bezeichnen, sofern der Kontrastumfang der Motive nicht allzugroß ist. Bei 18 Megapixeln und ISO100 bis 1600 gibt es an den Bildern nur wenig auszusetzen.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch uninteressante Kamera (weil eine von etlichen der zweistelligen Canon dSLRs), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen noch gut geeignet, sofern man bis maximal 800 bis 1600 ASA fotografiert. 18 Megapixel reichen auch heutzutage für viele Anwendungen aus.

Christian Zahn, Juli 2024

 

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