Canon EOS M5 Praxisbericht von Christian Zahn

Hier stelle ich eine der etlichen digitalen System-Kameras von Canon vor, die EOS M5. Sie war die erste „Spiegellose“ des Herstellers mit eingebautem Sucher.

Spezifikationen

  • Die 2016 vorgestellte Canon EOS M5 ist 116 x 89 x 61 mm groß und wiegt mit Akku und Speicherkarte 424 Gramm.
  • Der APS-C CMOS-Sensor (22,5 x 15 mm) mit Pixelpitch 3,7µm löst nominell 6.000 x 4.000 Pixel = 24 Megapixel auf (Cropfaktor 1,6, Rohdaten 25,8 Megapixel). Mit der ISO-Automatik oder manuell sind 100 bis 25600 ASA einstellbar. FullHD-Videos sind mit 1920x1080 Pixeln möglich. Bilder werden als JPEG oder CR2 (RAW-Format) auf SD-/SDHC-/SDXC-Karten (max. ca. 2 TB) gespeichert.
  • Das Objektiv-Bajonett ist das EF-M-Bajonett, EF- / EF-s Objektive können mit einem Adapter benutzt werden.
  • Das Motiv wird über einen Videosucher mit 2.360.000 Subpixeln angezeigt, zusätzlich ist ein klappbarer 3,2“ TFT LCD Monitor mit 1.620.000 Subpixeln mit Multi-Touch-Funktionalität eingebaut. Live-View ist inkl. Autofokus möglich.
  • Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S) oder kontinuierlicher Autofokus (AF-C) sowie manuelle Fokussierung mit Fokusunterstützung, AF-Ermittlung durch 49 Phasensensoren im Bildsensor, AF-Hilfslicht
  • Belichtungssteuerung durch Vollautomatik, Programmautomatik, Zeitautomatik, Blendenautomatik oder manuellen Modus sowie diverse Motivprogrammen. Matrixmessung, mittenbetonte Integralmessung oder Spotmessung. Belichtungszeiten 30s bis 1/4000 sek., Selbstauslöser mit 10 s Vorlaufzeit
  • ausklappbarer Blitz mit Leitzahl 5, zusätzlich Norm-Blitzschuh mit TTL-Kontakten für Canon E-TTL II
  • Weißabgleich automatisch oder manuell
  • keine Bildstabilisierung im Gehäuse, jedoch werden Objektive mit eingebauter Stabilisierung unterstützt
  • maximal 9 Bilder/Sekunde
  • Energieversorgung durch Lithium-Akku LP-E17

Besonderheiten

Canon ist erst spät auf den „spiegellosen Zug“ aufgesprungen. Panasonic war 2008 mit der mFT-Kamera Lumix G1 vorgeprescht, Olympus folgte 2009 mit der mFT Pen E-P1, Sony 2010 mit der NEX 3 (APS-C). Nikon folgte 2011 mit den glücklosen Kameras der CX-Klasse, beginnend mit der 1 V1. Canon folgte 2012 mit der EOS M, ebenfalls mit APS-C-großem Sensor. Während alle anderen aufgezählten Kameras einen durchaus respektabel schnellen Kontrast-Autofokus boten, erlaubte sich Canon bei der EOS M einen großen Schnitzer. Sie bauten den Sensor der EOS 650D in ein kleineres Gehäuse ohne Videosucher. Und diese Spiegelreflexkamera fokussiert im Live-View sehr langsam, teilweise dauert es zwei Sekunden, bis der Autofokus endlich scharfgestellt hat, diese „Geschwindigkeit“ hat die EOS M auch. Außerdem gab es zum Marktstart lediglich ZWEI Objektive, ein 18-55mm Setzoom mit Bildstabilisator und eine 22mm Festbrennweite. Immerhin ist das Protokoll zwischen Kamera und Objektiv bei EOS-M rückwärtskompatibel zu EF und EF-S, so daß die Objektive für Canon-Spiegelreflexkameras mit einem Adapter weiterverwendet werden konnten. Teilweise lag dieser Adapter sogar den verkauften EOS-M-Gehäusen bei. Die EOS M hat keinen Videosucher und es läßt sich auch keiner montieren.

2015 folgten zwei weitere Modelle, die EOS M3 und die M10. Beide haben ebenfalls keinen Videosucher, so daß sie wie Kompaktkameras oder Handys nur am ausgestrecktem Arm verwendet werden können. Erst die 2017 vorgestellte EOS M6 kann mit einem Videosucher nachgerüstet werden.

2022 lief das EOS-M-Bajonett bei Canon ohne vorherige Ankündigung aus, seit dem nutzen die Canon-Kameras mit APS-C-Sensoren das für Vollformat entwickelte EOS-R-Bajonett (die Crop-Objektive werden RF-s genannt), das seit 2018 auf dem Markt ist. RF-Objektive passen nicht an eine EOS-M-Kamera und EOS-M-Objektive können an einer EOS-R nicht genutzt werden.

Wer mehr als die mitgelieferten Kit-EOS-M-Objektive gekauft hatte, saß auf zukünftig nicht mehr weiterverwendbarem „Edelschrott“. Das dürfte etliche Fotografen aufgrund der technologischen Sackgasse in die Arme der Konkurrenz getrieben haben.

Das M-Objektivportfolio umfaßt: 4-5,6/11-22; 3,5-6,3/15-45; 3,5-5,6/18-55; 3,5-6,3/18-150; 2/22; 3,5/28 Macro; 1,4/32 und 4,5-5,6/55-200. Wie man sieht, wurde das M-System von Canon nicht mit allzu vielen Objektiven bedacht, zwei Set-Normalzooms, ein Weitwinkelzoom, ein Zoom mit großem Brennweitenumfang, ein Macro, ein Pancake, ein Prime-Normalobjektiv und ein Telezoom sind nicht gerade viel für ein Kamerasystem, das 8 Jahre lang produziert wurde. Fremdhersteller-Objektive mit M-Bajonett gab es erheblich mehr (über 70 verschiedene), die meisten allerdings manuelle Festbrennweiten. Lediglich 3 Sigma-Objektive (1,4/16; 1,4/30; 1,4/56), ein Tamron (3,5-5,6/18-320) und 3 Viltrox-Linsen (1,4/23; 1,4/33 und 1,4/56) haben einen eingebauten AF-Motor. Alle Fremdobjektive waren nicht nur für EOS-M erhältlich, sondern auch mit vielen anderen Bajonetten, beispielsweise mit Sony-E oder Fuji-X.

Die Canon EOS M5 von 2016 ist die erste Kamera der „M“-Serie, die einen eingebauten Videosucher hat. Mit etwa 2,5 Millionen Subpixeln ist er so scharf, daß das Fotografenauge die einzelnen Bildpunkte meist nicht mehr erkennen kann. Zwischen Display und Sucher kann die Kamera dank Augensensor automatisch umschalten.

Leider gibt es aber keinen „Display Aus und Sucher nur an, wenn Kamera am Auge“-Modus, wie ihn Systemkameras mit Videosucher von Olympus, Nikon, Sony oder Fuji bieten. Nimmt man die Kamera ans Auge, geht das Display aus und der Sucher an, setzt man die Kamera ab, geht der Sucher aus und das Display wieder an. Zur Abhilfe bleibt nur, eine Taste auf „Display Off“ umzukonfigurieren, man muß dann aber nach dem Absetzen der Kamera selbst daran denken, das Display sofort abzustellen, weil es ansonsten so lange anbleibt, bis die automatische Abschaltung erfolgt.

Im Kameramenü läßt sich die Sucher-Bildrate umschalten, 120 Bilder je Sekunde ergeben auch bei Schwenks ein ruckelfreies Bild, aber der Stromverbrauch ist enorm, denn die Kamera muß den Bildsensor ja 120 mal pro Sekunde auslesen und die Daten verarbeiten. Schaltet man den Sucher in den Eco-Modus, ist die Bildwiederholrate wesentlich geringer, aber die Akkulaufzeit steigt deutlich an, weil der Stromverbrauch der Bildaufbereitung absinkt.

Die M5 „punktet“ mit einem recht kleinem und leichtem Gehäuse, so daß der Fotograf nur wenig Gewicht tragen muß. Aber die EOS 100D (eine Spiegelreflexkamera von 2012) ist nur unwesentlich größer und sogar etwas leichter! Die M5 hat einen (wenn auch recht klein geratenen) Griff und eine Daumenwulst auf der Rückseite, so daß die Kamera mit einem leichtem Objektiv durchaus einhändig genutzt werden kann.

Die Gurtösen sind ungewöhnlich, sie erinnern an das von etlichen Leica-Kameras her bekannte Prinzip: der Gurt wird vormontiert mitgeliefert, der Käufer fädelt die beiden Enden durch eine ovale und einseitig geöffnete Drahtöse, danach wird eine Kunststoff-Muffe über die Öse geschoben, damit sich der Gurt nicht mehr aus der Öse lösen kann. Die Muffe schützt auch das Gehäuse vor der Drahtlasche.

Das Display ist nach Oben und Unten klappbar, allerdings über die lange und nicht die kurze Seite. Deshalb kann das Display auf einem Stativ nicht nach vorne zeigen, Selfies sind somit nur freihand möglich. Und Videoblogger brauchen einen externen Zusatzmonitor, der per HDMi angeschlossen wird, denn das Stativ verdeckt das Display. Immerhin bietet die Kamera über HDMI die Möglichkeit, das Videosignal ohne Einblendungen auszugeben, also nicht wie in der Sucheranzeige mit Statusinformationen überlagert. Videografen nennen das „Clean-HDMI“, die EOS M5 schaltet diese Funktion aber alle 30 Minuten selbsttätig aus, um die Einstufung in eine teurere Zollklasse zu umgehen.

Das Display ist multitouchfähig, es kann nicht nur angetippt werden, sondern wie bei Smartphones mit zwei Fingern zum „Wischen“ und „Zoomen“ dienen. Und Canon hat sogar die Kameramenüs komplett per Touch bedienbar gemacht, auch wenn es teilweise schwierig ist, die winzigen Einträge so zu treffen, daß der gewünschte Menüpunkt ausgewählt wird. Im LiveView-Betrieb kann nicht nur per Fingertipp auf das gezeigte Motivdetail scharfgestellt werden, sondern auf Wunsch löst die M5 danach auch sofort aus. Letzteres ist im Menu abschaltbar.

Sowohl im Sucher als auch auf dem Display ist eine 2-Achsen-Wasserwagge einblendbar, sie wird in Form eines künstlichem Horizonts wie in Flugzeug-Cockpits eingeblendet. Allerdings ist die Anzeige im Livebild recht klein geraten, das Histogramm nimmt mehr als den sechsfachen Platz ein! Die M5 ist eine der wenigen Kameras, die ich kenne, in denen die Lagesensoren kalibriert werden können. Man stellt die Kamera auf eine in beiden Achsen ebenen Fläche (die man zuvor mit einer guten Wasserwaage geprüft hat) und ruft den entsprechenden Menüpunkt auf. Danach sollten die Achsen wieder korrekt anzeigen.

Der Sensor stammt vermutlich aus dem etwa ein halbes Jahr vorher erschienenen gehobenem Amateurmodell EOS 80D. Er ist wie üblich eine Canon-Eigenentwicklung vom CMOS-Typ.

Der Autofokus nutzt Dual-Pixel-AF, d. h., etliche Bildsensorpixel sind halbiert worden und werden getrennt ausgelesen, das ist eine der Phasenvergleichserkennung von klassischen Spiegelreflexkameras recht ähnliche Fokussierungsmethode. Die Dual-Pixel-Technik hat gegenüber Bildsensoren mit eingebetteten Phasenvergleichssensoren den Vorteil, daß die Bildaufbereitung nicht um „die Löcher im Bild“ herum stattfinden muß.

Findet der AF keine scharfen Details, gibt er einfach auf, einen Kontrast-Autofokus hat die M5 nicht. Und am besten harmoniert die Kamera mit Objektiven, die einen STM-Antrieb per Schrittmotor haben, mit USM-Objektiven oder Objektiven mit simplem Elektromotor tut sich die M5 teilweise sehr schwer, diese Objektive zucken dann herum. Es können auch nicht alle EF-Objektive mit der M5 verwendet werden. Welche genau nicht funktionieren, steht in Supportdokumenten auf den Canon-Webseiten. Beispielsweise ist das EF-s 18-55 (erste Generation, es wurde mit der EOS 300 verkauft) als inkompatibel aufgeführt, der Autofokus funktioniert nicht laut Canon nicht. Ich habe das mit meinem Exemplar dieses Objektivs überprüft, es ist nicht so, daß der AF überhaupt nicht arbeitet. Aber er ist langsam und unpräzise, je nach Motiv gibt die Kamera bald auf und im Sucher bleibt es deutlich unscharf, manchmal meldet die Kamera nach längerem „Herumeiern“, daß scharfgestellt wurde, aber der Fokus ist etwas „daneben“. Vermutlich hat Canon deshalb dieses Objektiv auf die „Inkompatibel“-Liste gesetzt, um sich vor Beschwerden beim Support zu schützen.

Mein 70-300 IS USM steht beispielsweise nicht auf der Liste der inkompatiblen Objektive, damit habe ich die High-ISO-Bildbeispiele weiter unten angefertigt. Aber dieses Objektiv werde ich an der M5 nicht mehr nutzen, denn der AF ist nicht nur langsam, sondern er ruckelt recht heftig, man hat geradezu Angst um den AF-Antrieb im Objektiv, wenn er nicht kontinuierlich fährt, sondern in etlichen Sprüngen mit kurzen Stopps dazwischen den Fokus sucht. Man merkt, daß die AF-Technologie der EOS M5 auf die STM-Objektive abgestimmt ist, das EF-S 55-250 STM beispielsweise zeigt ein solches Ruckeln nicht.

Im Live-View kann das aktive Feld in weiten Grenzen verschoben werden, allerdings nicht bis an die Bildränder (nur ca. 85% des aufgenommenen Bildes sind nutzbar). In der M5 ist kein Bildstabilisator eingebaut, diese müssen wie bei den Canon dSLRs im Objektiv eingebaut sein, weil Canon der Meinung war, daß Stabilisatoren am besten funktionieren, wenn sie auf das jeweiligeObjektiv abgestimmt sind. Dieser Meinung war beispielsweise auch Nikon, während Minolta seit der Dynax 7D von 2004, Pentax seit der K10D von 2006 oder Olympus mit der E-510 von 2007 auf einen beweglich gelagerten Sensor in der Kamera setzten, um mit allen benutzen Objektive eine Bildstabilisierung verfügbar zu haben. Canon baute erst in die M6 einen beweglichen Sensor ein, diese Kamera erschien ein Jahr nach der M5.

Wie erwähnt wird für den Einsatz von EF- bzw. EF-s-Objektiven ein Adapter benötigt. Dieser ist aber rein mechanisch und schleift die Objektivkontakte elektrisch durch, es findet keinerlei „Übersetzung“ durch einen im Adapter eingebautem Chip statt. Darum muß man nicht das teure Canon-Original kaufen, preiswerte Nachbauten tun es auch. Die meisten dieser Adapter haben einen Stativadapter fest angebaut oder abnehmbar montiert, damit schwere EF-Teleobjektive das kleine EOS-M-Bajonett nicht belasten.

Der LP-E17 Akku wurde zusammen mit der EOS M3 eingeführt, da bisherige Akkutypen für den kleinen Handgriff zu groß waren. Er wird auch in anderen spiegellosen Systemkameras von Canon verwendet. Mit 3.7 Volt und 1040 mAh ist er nicht besonders leistungsfähig, ein Zweitakku sollte immer in der Fototasche mitgenommen werden.

Und Achtung: es gibt auch 2025 immer noch keine 100%-kompatible Nachbau-Akkus! Canon hat die Kommunikation zwischen Ladechip im Akku und der Kamera so „verdongelt“, daß Nachbau-Akkus nicht im originalem Ladegerät aufgeladen werden können und es keine Akku-Statusanzeige in der Kamera gibt. Der fremde Akku ist irgendwann einfach leer und die Kamera schaltet ohne Warnung ab. Zum Aufladen der Nachbautypen muß entweder ein anderes Ladegerät mitgekauft werden oder man erwirbt Akkus mit eingebauter USB-C-Buchse, die nur ein USB-Netzteil erfordern.

Ich habe in den „sauren Apfel gebissen“ und einen originalen Canon-Ersatzakku gekauft. Immerhin gab es den in einer Preisreduktion-Aktion für deutlich unterhalb der UVP von 65 Euro.

Zur Dauerstromversorgung benutzt die M5 einen Akkudummy, für die Kabeldurchführung ist in der Akkufachklappe eine mit einer Gummiabdeckung verschlossene Öffnung angebracht.

Im Akkufach sitzt auch die Speicherkarte, sie hat keine eigene Klappe. Die Akkufachklappe ist recht nah am Stativgewinde angebracht, angeschraubte Schnellwechsel-Stativplatten müssen fast immer abgenommen werden, bevor Akku oder Karte getauscht werden können.

Die Bilder der M5 können als JPEG oder im Canon-RAW-Format CR2 aufgezeichnet werden. Als Speichermedium dienen SD-/SDHC-/SDXC-Karten bis ca. 2 TB, auch wenn zum Vorstellungszeitpunkt Karten nur mit 128 GB verfügbar waren, diese jedoch noch so teuer, daß sich die wenigsten eine solch große Karte kauften, sondern lieber die damals wesentlich günstigeren Karten bis 64 GB. Die verbaute Schnittstelle ist recht flott, die Schreibrate beträgt etwa 50 MB/s., das reicht für etwa ein bis zwei RAWs pro Sekunde. Der Bildpuffer ist ebenfalls recht groß, es passen ca. 9 RAWs hinein.

Ohne Schärfennachführung erreicht die M5 bis zu 9 Aufnahmen pro Sekunde, mit AF-Nachführung bis zu 7 Bilder/sek.

Der Anwender kann die Obergrenze der ISO-Automatik festlegen, die manuelle oder automatische Empfindlichkeitsverstellung erfolgt immer in ganzen oder Drittelstufen. In der Programmautomatik gibt es keine Shiftmöglichkeit, d. h. die M5 bietet keine Möglichkeit, die von der Kamera festgelegte Zeit- und Blendenkombination zu verändern, beispielsweise zu einer kleineren Blende mit längerer Belichtungszeit. Ebenso fehlt ein rein elektronischer Verschluss, der mechanische ist immer aktiv.

Die Motivprogrammautomatik wählt in der Motiv-Vollautomatik aus 58 (!) verschiedenen Motiven selbst das passende Programm aus, der Anwender kann aus 9 Programmen selbst eines auswählen, darunter eine HDR-Funktion. Schwenkpanoramas hingegen kann die Kamera nicht selbst zusammensetzten, es gibt nicht einmal einen Assistenten dafür, damit die Aufnahmen später am Rechner zusammengefügt werden könnten.

Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut und wird manuell ausgeklappt. Mit Leitzahl 5 ist er sehr leistungsschwach, die eingebaute Röhre ist viel kleiner, als es die Blitzfassung vermuten ließe. Daß die Leitzahl so gering ist, liegt sicherlich nicht nur am begrenzten Platz im Gehäuse. Sondern vermutlich auch an der Tatsache, daß ein stärkerer Blitz den Akku noch schneller leeren würde.

Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt TTL mittels Vorblitz, zusätzlich ist ein Norm-Blitzschuh mit Zusatz-Kontakten für das Canon E-TTL / E-TTL-II - System vorhanden.

Wie bei vielen anderen Canon-Amateurmodellen kann der interne Blitz nicht als Sender für die TTL-Ansteuerung weiterer Systemblitzgeräte dienen, dieses bei anderen Kameraherstellern längst übliche Feature hat Canon erst später „eingebaut“, so daß zum Aufbau eines Drahtlos-Blitzsetups immer mindestens zwei System-Blitzgeräte erforderlich sind.

Die Kamera hat relativ viele Tasten und Hebel, es gibt ein Finger-Rad, ein Daumen-Rad, ein Belichtungskorrektur-Rad und ein Steuerkreuz (das gleichzeitig ein drehbares Rad ist) mit zentraler OK-Taste (die gleichzeitig eine umdefinierbare Funktionstaste ist), jede der vier Richtungen hat eine weitere Funktion (ISO, Blitz, manueller Fokus, Löschen). Zwei Tasten für AE-Lock und Fokusfeldauswahl sind in der Daumenwulst einlassen, 4 weitere um das Steuerkreuz angeordnet. Die WLAN-Verbindungstaste ist seitlich unter der Schnittstellenklappe angebracht.

Alle Tasten sind aus Platzgründen sehr klein, mit Handschuhen sind sie unbedienbar. Das winzige drehbare Steuerkreuz mit zentraler OK-Taste ist auch mit ungeschützten Finger nur schwer benutzbar, weil es so klein ausgefallen ist. Viele Tasten können im Systemmenü umdefiniert werden, darunter auch Tasten mit durch eine Beschriftung vorgegebener Funktion wie z. B. die Videostarttaste.

Dank der vier Rädern kann (passende Einstellungen im Menü vorausgesetzt) Zeit, Blende Belichtung und Belichtungskorrektur ohne Menüausflug verstellt werden. Die Drehrichtung und Bedeutung der meisten Räder kann eingestellt werden, so daß die Blendenverstellung auf dem Finger- oder dem Daumenrad liegen kann.

Die OK/Set-Taste kann ein Quickmenu aufrufen, dessen Parameter durch das Steuerkreuz oder den Touchscreen angewählt und verändert werden können, teilweise auch mit dem Daumenrad. Alternativ ist auf dem Touchdisplay eine Stelle markiert, wird diese angetippt, erscheint das Quickmenu ebenfalls.

Das Kameramenü ist nicht so ausufernd wie das der Spiegelreflexkameras, die Kamera kann aber trotzdem recht gut auf die Aufnahmesituation konfiguriert werden. Der Anwender kann sich ein „MyMenu“ genannten Reiter konfigurieren, so daß die oft benötigten Menüfunktionen schnell aufrufbar sind. Das gesamte Kamera-Menu merkt sich die Position, mit der es verlassen wurde, ein erneuter Aufruf beginnt dann an dieser Stelle, auch nach dem Wiedereinschalten der Kamera ist das möglich.

Auf dem Moduswahlrad lassen sich zwei Parametersätze „C1“ und „C2“ aufrufen, der Parametersatz entweder im Menu aus den aktuell eingestellten Funktionen und Vorgaben übernommen werden können oder alternativ kann sich die M5 die Änderungen, die aktuell gemacht werden, selbsttätig merken.

Die Belichtungsmessung verwendet entweder eine Multi-Zonen-Matrixmessung, eine mittenbetont integrale Messung, eine Selektiv- oder eine optional an das aktive AF-Feld gekoppelte Spotmessung.

Die Kamera schreibt viele interessante Angaben in die EXIFs jedes aufgenommenen Bildes, in den MakerNotes finden sich unter anderem: interne Kameraseriennummer, Selbstauslöser, Blitzmodus, Bildqualität und -Größe, Objektiv inkl. kleinster und größter Brennweite und Blende, Kamera-Temperatur, Blitzleitzahl, Kamerafirmwarestand, Name des Besitzers (sofern mit einem Computer-Programm eingegeben, kann nicht im Kamera-Menu verstellt werden), Name des Copyright-Inhabers (das kann im Kameramenu eingegeben werden), alle Bild-Aufnahmeparameter inkl. wahrer ungerundeter Belichtungszeit, der gewählte AF-Punkt und die in der Fokusebene liegenden AF-Punkte uvm.

Die Canon-RAW-Software und die meisten käuflichen RAW-Konverter geben nur die nominellen 6.000 x 4.000 Pixel aus, freie Konverter können die gesamten  Sensorpixel auslesen, DC-Raw beispielsweise 6288x4056 Bildpunkte, in denen jedoch links und oben jeweils ein schwarzer Bereich ist, so daß die nutzbaren Bildpunkte 6004x4016 Pixel betragen. Die „fehlenden“ Randpixel werden üblicherweise zur Korrektur der Objektivverzeichnung verwendet. Canons eigener RAW-Konverter DPP gibt je nach Objektiv und Zoomstufe mehr als die genannten Pixel aus, beim 18-55 STM beispielsweise bis zu 6167x4111 Bildpunkte.

Der Sensor hat mehr als die als JPEGs ausgegebenen 6000x4000 Bildpunkte, daß der Sensor „nativ“ mehr Pixel hat und der genutzte Ausschnitt darauf nicht mittig liegt, kann ggf. mit dem Herstellprozess zu tun haben, bei dem defekte Randpixel möglicherweise so ausgemappt wurden, daß die nominellen 24 Megapixel erzielt werden können. Oder es wurde nach Montage des Sensors in der Kamera die mechanische Montagetoleranz einfach per „Software“ durch Verschieben des genutzten Bildausschnitts auf dem Sensor so ausgeglichen, daß das aufgezeichnete Bild mittig zum Objektiv „sitzt“.

Die Anzahl der Kamera-Auslösungen mußte der Canon-Service ermitteln, da sie nicht wie bei vielen Kameras diverser anderer Hersteller in jedem Bild gespeichert sind. Mit Hilfe eines Programms kann heutzutage per USB die Zahl der Auslösungen ausgelesen werden. Meines Wissens gibt es diese Programme jedoch nur für Windows als Gratisversion. Und nicht alle verfügbaren Programme unterstützen die M5, die von mir genutzte Software erkennt die M5 nicht, sondern M-Kameras erst ab der M6.

Auf wieviele Auslösungen der Verschluss der M5 konzipiert war, hat Canon nicht mitgeteilt, es dürfte sich aber wie bei den meisten Einsteiger- und Aufsteiger-dSLRs um ca. 100.000 Auslösungen handeln. Das heißt nicht, daß der Verschluss danach sofort defekt ist, sondern das die statistische Lebensdauer so groß sein sollte, der Verschluss in der eigenen Kamera kann früher defekt werden oder aber auch erheblich mehr „Klicks“ überleben.

Der Monitor sitzt hinter einer Kratzschutzscheibe. Da diese Scheibe aber nur vom Service zu tauschen ist, haben die Besitzer häufig zusätzliche Schutzfolien aus Kunststoff oder Glas angebracht. Diese gibt es auch heute noch als Restposten paßgenau zu erwerben. Die Auflösung mit 1.620.000 Subpixeln war durchaus zeitgemäß und genügt auch heute noch den meisten Ansprüchen an ein scharfes und hochauflösenden Bild.

Die Schnittstellen befinden sich hinter einer unverlierbaren Gummiabdeckung. Micro-USB, HDMI, Stereomikrofon und elektrischer Fernauslöser verwenden genormte Kabel. Akkuladen ist per USB nicht möglich, ebensowenig ein Betrieb der Kamera.

Die kameraintern erzeugten JPEGs werden durch den Bildprozessor „geschönt“, Verzeichnung, Vignettierung und chromatische Aberrationen vieler Canon-Objektive werden in den durch die Kamera erzeugten JPEGs fast komplett eliminiert. Der zusammen mit der Kamera gelieferte RAW-Konverter Canon Digital Photo Professional korrigiert diese Objektivfehler noch besser als die Kamera.

Die M5 hat sowohl WLAN als auch Bluetooth und NFC eingebaut, sie läßt sich per WLAN fernsteuern und die Bilder können über APPs für Smartphones heruntergeladen werden. Achtung: Seit Mitte 2025 ist für die Nutzung der entsprechenden Canon-App zwingend eine Registrierung bei Canon erforderlich, nicht einmal das Herunterladen von Bildern auf das Smartphone funktioniert ohne Anmeldung mit einem Canon-Konto! Ältere Versionen der Canon-App verlangten diese Zwangs-Registrierung nicht für die Verbindung mit der Kamera, nur zum Hochladen der Fotos auf einen von Canon bereitgestellten kostenlosen bzw. kostenpflichtigen Online-Speicherplatz.

Die UVP der EOS M5 betrug ca. 1100 Euro für den Body, mit dem Setobjektiv 18-55 etwa 100 Euro mehr.

Der heutige Gebrauchtpreis der M5 liegt bei etwa 200-400 Euro je nach Zustand, Zahl der Auslösungen und Lieferumfang. Ich erwarb meine Kamera im Herbst 2025 bei einem Fotohändler mit etlichen Filialen in Deutschland. Die Zustandsbeschreibung war „deutlich gebraucht“, weil die TPU-„Gummierung“ teilweise beschädigt war. Der restliche Zustand der Kamera war sehr gut, die Zahl der Auslösungen ist mir nicht bekannt, der Bildzähler stand auf ca. 6500, der aktuelle Ordner auf 120. Alle 1000 bzw. 2000 aufgenommenen Bilder zählt die Kamera den Ordner um eine Stelle hoch, vom Startwert 100 bis 120 wären es also 19 neue Ordner entsprechend bis zu 38.000 Aufnahmen gewesen. Aber danach sieht die Kamera keinesfalls aus, auch der Gurt ist quasi neuwertig.

Beispielfotos

Alle Aufnahmen entstanden bei Programm- und ASA-Automatik, verwendet habe ich das Kitobjektiv 18-55 IS STM; gespeichert als CR2, konvertiert mit Canon DPP 4, bearbeitet mit Photoshop CS6. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In alle Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte und die Aufnahmeparameter einmontiert.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der EOS M5 ist größtenteils aus Kunststoff, nur das darunterlegende Chassis ist ein Metallteil. Immerhin ist das Stativgewinde und das Bajonett aus Metall, auch die vier Drehräder auf der Oberseite sind aus schwarz eloxiertem Aluminium. Viele Teile sind „beledert“, die verwendeten Materialien sind nach 10 Jahren noch gut erhalten, lediglich die aufgespritzte TPU-Beschichtung ist an der Stelle vorne teilweise abgerubbelt, wo die Fingernägel des Vorbesitzers immer Kontakt mit dem Gummi hatten, wenn die Abblendtaste betätigt wurde. Diese Beschädigung scheint systematisch zu sein, etliche Gebraucht-Verkaufsangebote zeigen beginnende Beschädigungen der TPU-Schicht an genau dieser Stelle.

Das Gehäuse ist für die UVP zu billig, immerhin kostete die M5 über 1100 Euro. Preiswertere Canon-dSLR wirken stabiler und besser verarbeitet als die M5, beim festen Zupacken fängt beispielsweise der Handgriff an zu knirschen! Auch die Abdeckung des Akkufachs ist einer Kamera mit vierstelligem Verkaufspreis nicht würdig, da hat manche Kompaktkamera eine stabilere Klappe verbaut bekommen. Die Tasten sind teilweise sehr gewöhnungsbedürftig, die umdefinierbare Funktionstaste vorne neben dem Bajonett hat keinen Druckpunkt, und die anderen Knöpfe sind sehr klein, da muß der Fotografenfinger schon genau zielen, damit der gewünschte Knopf erwischt wird. Selbst der Auslöser hat keinen definierten ersten Druckpunkt, nur die zweite Stufe zum Auslösen ist deutlich spürbar.

Das hintere Fingerrad ist eng zwischen Sucherbuckel und Belichtungskorrekturrad gequetscht, nach drei, maximal vier Raststufen muß der Finger versetzt werden, wenn weitergedreht werden soll. Das vordere Daumenrad ist abgeschrägt und etwas schwergängiger als das hintere.

Die Serienbildrate ist heutzutage noch als gut zu bezeichnen. Die Treffsicherheit des AF-Systems ist gut, ebenso die Belichtungsmessung. Die AF-Geschwindigkeit überzeugt nur bei statischen Motiven, zum Herstellzeitpunkt waren viele damals verfügbaren spiegellosen Systemkameras schneller als die M5, die sich bis zu einer halben Sekunde für das Fokussieren Zeit läßt.

Der Sensor der EOS M5 neigt nur wenig zum „Ausbrennen“ der hellen Stellen, so daß nur bei Motiven mit großem Kontrastumfang per Belichtungskorrektur eingegriffen werden muß. Je nach Systemmenu-Einstellung belichtet die Matrixmessung deutlich auf die Schatten, damit sehr helle Stellen nicht überbelichtet werden. In diesem Modus steigt die kleinste einstellbare Empfindlichkeit auf 200 ASA an.

In den dunkleren Bildpartien rauscht der Sensor der Kamera relativ wenig sichtbar, die Schatten können erträglich per EBV aufgehellt werden. Jedoch gilt das nur für etwa 2 bis 3 Blendenstufen Anhebung, bei größerer Anpassung der dunklen Motivdetails ist das Rauschen stärker und bei 100%-Ansicht deutlich bemerkbar. Bei höheren ASA-Zahlen rauscht der Sensor, 1600 und teilweise 3200 ASA sind noch recht problemlos, darüber wird es immer unansehnlicher, 6400 bis 25600 ASA sind ein reiner Notbehelf, bei deren Benutzung heutige Entrauschtools am Computer verwendet werden sollten.

Die Bildqualität der M5 ist auch heutzutage noch als gut zu bezeichnen, sofern der Kontrastumfang der Motive nicht zu groß ist. Bei 24 Megapixeln und ISO 100 bis 1600 gibt es an den Bildern nur wenig auszusetzen.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch eigentlich uninteressante Kamera (eine von vielen Canon dSLMs), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen noch gut geeignet, sofern man bis maximal 1600 bzw. 3200 ASA fotografiert. 24 Megapixel reichen immer noch für viele Anwendungen aus, denn auch 2025 kommen neue Kameras mit dieser Auflösung auf den Markt.

Christian Zahn, Oktober/November 2025

 

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