Canon EOS EF- und EF-S-Bajonett – Umbau von EF-S nach EF

Ein alter Hut, mit der Inbetriebnahme der Canon EOS D30 und D60 aber wieder aktuell

Die 3 Megapixel EOS D30 (2000), die 6 Megapixel EOS D60 (2002) und EOS 10D (2003) sind bei Canon die drei ersten und einzigen Modelle mit APS-C Sensor, deren Bajonett von Haus auf nur fürs 24 x 36 mm Vollformat gerechneten Objektive mit Canon EF-Bajonett aufnehmen können. Als ich mit diesen beiden Kameras fotografierte, war das schöne und teure 2,8/17-35 mm L USM aus gut 10 EOS Analog-Jahren viel verschenkte Brennweite. Auf dem APS-C Sensor eben nur ein 27-56 mm Zoom.

Preiswerte Abhilfe kam erst mit der 6 Megapixel Canon EOS 300D (2003) und der 8 Megapixel EOS 20D (2004). Mit diesen beiden Kameras betraten für den kleinen 15 x 22,5 mm APS-C Sensor gerechnete Objektive mit modifiziertem Canon EF-S Bajonett die Bühne. Beispielsweise in Form des Einsteiger „Plastik“ (Bajonett) Kit-Zooms 3,5-5,6/18-55 mm Canon EF-S, mit dem die EOS 300D verkauft wurde. An den Kamerabajonetten durch eine zusätzliche weiße Markierung – im Foto oben mit EF-S beschriftet – zur roten Markierung fürs EF-Bajonett gekennzeichnet. Dem simplen 18-55 mm Kitzoom folgten zahlreiche hochwertige, überwiegend Zoom-Objektive.

Problem: Objektive mit dem modifizierten EF-S Bajonett passen nicht auf die beiden Canon Erstlinge EOS D30 und D60

Um das EF-S Bajonett (rechts) für den EF-Anschluss passend zu machen, gibt es Abhilfe – wenn man sich traut…

Umbau des Canon EF-S 18-55mm 1:3.5-5.6 zum Einsatz auf der EOS D30/D60

(Alle De-Montagefotos wurden der Einfachheit halber mit dem iPhone aufgenommen)

Um ein Canon-Objektiv mit EF-S Bajonett für die D30/D60 benutzbar zu machen, sind die in den Fotos gezeigten Zerlege- und Sägearbeiten notwendig. Ob ich derartiges an einem hochwertigen, teuren (!) EF-S Objektiv wagen würde, möchte ich nicht vorhersagen. Aber bei dem doch recht primitiven Kit-Zoom, das zusammen mit der EOS 350D für 55 Euro in die Sammlung kam, konnte man/ich das riskieren. Die unstabilisierte Erstversion ist mit etwas Geduld für 30 Euro zu haben. 

Die eigentlichen Arbeiten

Das wichtigste Werkzeug neben dem passenden Uhrmacherschraubendreher zum Abmontieren der Kunststoff-Bajonettplatte und Lösen der Kontaktplattenhalterung war die im Haushalt glücklicherweise vor längerer Zeit angeschaffte oszillierende Säge. Die für einen glatten geraden (!) Schnitt ohne die Angst um blutige Finger sorgt. 

Ich hatte im ersten Schritt die vier Schrauben, die das Kunststoffbajonett halten, gelöst und komplett rausgedreht. Um dann zu merken, dass ich zwei noch kleinere Schrauben vergessen hatte, die das Teil mit den Goldkontakten für die Datenübertragug zwischen Obejtiv und Kamera fixieren. Die sollte man zuerst rausdrehen und dann den Bajonettring demontieren. Nach Abziehen des Rings sieht man zwei ganz dünnen Distanzringe. Die entweder gleich an ihrem Platz bleiben können oder direkt wieder an diese Position gebracht werden, wenn sie am Bajonettring geklebt haben sollten. Damit hat man den Kunststoff-Bajonettanschluss in der Hand. Je nach Säge wird dann der überstehende Rand mit dem Gummiring, den man gleich abziehen kann, abegesägt. Mit der Bügel- oder Laubsäge sicher erheblich fummeliger als mit der oben beschriebeben und im Foto gezeigten oszillierenden Säge. Ich hoffe man erkennt es auf dem Foto!

Nach der Sägearbeit wurde die Kante mit einem eher stumpfen Küchenmesser nur noch etwas gebrochen und der modifizierte Bajonettring wieder aufs Objektiv montiert – fertig. Alles funktioniert einwandfrei!

Die Warnung aus einer Umbauanleitung: "Beim Sägen auf die Späne aufpassen, damit sie nicht ins Objektiv fallen…" ist unsinnig! Wenn man nach den Fotos und dieser Anleitung im Youtube-Video vorgeht, passiert nichts. Das entsprechend gesägte Teil kann problemlos glattgeschliffen und gereinigt werden, bevor es wieder montiert wird. Im Youtube-Video sägt der Umbauer allerdings mit einer kleinen Bügelsäge. Das geht natürlich auch, aber wie oben beschrieben ist die oszillierende Säge (wenn vorhanden ;-) einfach professioneller.

Qualität  des Kitzooms?

Mir ist noch keins der haptisch grauenhaften Plastik Einsteiger-Kitzooms - egal, welcher Hersteller - durch besonders schlechte Abbildungsqualität negativ aufgefallen! OK, die Licht-"Stärke" f/5,6 bei Endbrennweite ist unterirdisch. Es sind eben Zooms für überwiegende Schönwetterfotografie. Aber es geht auch drinnen, wie der Magdeburg-Trip mit der EOS 350D zeigte!

Ich kann mich dunkel an Berichte erinnern, wo Wagemutige modfizierte EF-S Zooms auf eine EOS 1D montiert haben. Der Bildkreis der EF-S Objektive ist für den kleinen 15 x 22,5 mm APS-C Sensor (Cropfaktor 1,6) der entsprechenden EOS-Modelle gerechnet. Oft haben die Objktive aber eine gewisse Bildkreisreserve, dass der etwas größere 19 x 27 mm APS-H Sensor (Cropfaktor 1,3) der EOS 1D noch abgedeckt wird.

Wozu das Ganze?

Einfach um Geld zu sparen.

Ein 250 Euro Canon EF-S 10-18mm f/4,5-5,6 IS STM Canon EF-S wird auf der EOS 1D mit Cropfaktor 1,3 rein rechnerisch zum 13-23 mm Zoom. Das Canon EF 11-24mm f/4,0 L USM Canon EF kostet über 3000 Euro…

Auf derartige Milchmädchenrechnungen würde ich mich aber nicht zu sehr verlassen. Das modifizierte 18-55 mm EF-S auf eine Vollformat DSLR mit EOS-Bajonett wurde mit Anschlagen und Blockieren des Spiegels quittiert! Wahrscheinlich muss man dann noch mehr/tiefer absägen… Für mich: Finger weg!

Ralf Jannke, Januar 2020

 

Kommentare (2)

  • H. Lenz
    H. Lenz
    am 27.01.2020
    Interessante Bastelei, vielleicht wage ich das auch mal.

    Die EOS 10D ist aber noch nicht EF-S kompatibel, die 300D und die 20D waren die ersten Gehäuse für EF-S Objektive.
    • Ralf Jannke
      Ralf Jannke
      am 27.01.2020
      Sie haben Recht! Die EOS 10D hat ein EF-Bajonett! Habe ich korrigiert…
      Grüße
      Ralf Jannke

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