Canon Powershot SX10 IS Praxisbericht

Hier stelle ich eine Bridge-Digitalkamera von Canon vor. Sie kann nicht nur mit dem internen „Zwergenblitz“ ds Motiv erhellen, sondern hat einen TTL-fähgen Blitzschuh und außerdem einen enormen Zoombereich.

Spezifikationen:

  • Die 2008 vorgestellte Canon PowerShot SX10 ist 124 x 88 x 87 mm groß und wiegt mit Akkus und Speicherkarte 640 Gramm.
  • Der 1/2,3“ CCD-Sensor (6,27 x 4,7 mm) mit Pixelpitch 1,7µm löst maximal 3.648 x 2.736 Pixel  = 10 Megapixel auf (10,3 Megapixel Rohdaten). Mit der ISO-Automatik oder manuell sind 80 bis 1600 ASA einstellbar. Videos sind mit 640x480 Pixeln inkl. Stereoton möglich. Bilder werden als JPEG auf SD-/SDHC-Karten (max. 32 GB) gespeichert.
  • Das Objektiv ist ein 5-100 mm/1:2,8-5,7 (28-560 mm @KB) 20-fach Zoom (13 Elemente in 11 Gruppen, davon 1 ED-Element und eine asphärische Fläche)
  • Das Motiv wird über einen abschaltbaren sowie dreh- und klappbaren 2,5“ TFT LCD Monitor mit 230.000 Subpixeln angezeigt, der auch die Menüsteuerung übernimmt. Zusätzlich ist ein Videosucher eingebaut.
  • Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S) oder kontinuierlicher Autofokus (AF-C), Ermittlung durch Kontrasterkennung des Bildsensors,
  • Belichtungssteuerung durch Programmautomatik, Zeitautomatik, Blendenautomatik oder manuellen Modus sowie diverse Motivprogrammen. Matrixmessung, mittenbetonte Integralmessung oder Spotmessung. Belichtungszeiten 15s bis 1/3200 sek., Selbstauslöser mit 10 s Vorlaufzeit
  • im Gehäuse integrierter Blitz mit ca. Leitzahl 10 und den üblichen Funktionen: Ein/Aus, Automatik, Langzeitsynchronisation, Rote-Augen-Reduktion,
  • Weißabgleich automatisch oder manuell mit diversen Vorwahlen wie Sonne, Wolken, Glühlampenlicht usw.
  • optische Bildstabilisierung durch Sensor-Shift
  • Energieversorgung durch vier Mignonzellen

Besonderheiten

Die Canon Powershot stammt aus der „SX“-Serie, deren Modelle alle „Superzoomer“ sind, also Objektive mit großem Brennweitenumfang haben. Teilweise sind es Bridge-Kameras, teilweise Kompaktkameras. Aktuell ist die „SX“-Linie nicht eingestellt, Anfang 2025 erschien die SX740 HS Lite, die die einzige Kompaktkamera im aktuellen Canon-Verkaufsprogramm ist, die ihren 5 Jahre lang verkauften Vorgänger SX740 HS abgelöst hat. Allerdings ist die technische Änderung marginal: aufgrund von EU-Vorgaben müssen elektronische Geräte seit 2025 zum Aufladen eine USB-C-Buchse haben, Canon hat sich den Einbau dieser Buchse und die dadurch verursachten technischen Änderungen gespart und per Firmware die Akkulademöglichkeit in der Kamera unmöglich gemacht, statt dessen liegt eine Ladeschale mit USB-C-Buchse bei.

Die PowerShot SX10 erschien zeitgleich mit der SX1, beide Kameras sind weitgehend baugleich. Einziger gravierender Unterschied ist der verbaute Sensor: Die SX1 hat einen von Canon entwickelten CMOS-Bildsensor, die SX10 einen vermutlich zugekauften CCD-Sensor. Deshalb kann die wesentlich teurere SX1 Full-HD-Videos aufnehmen, die SX10 nur 640x480-Filme. Im Gegenzug ist die SX10 beim Fokussieren deutlich flotter und die Bildqualität ist besser als beim Schwestermodell.

Die Bilder werden als JPEG aufgezeichnet. Als Speichermedium dienen SD-/SDHC-Karten, die maximale Kartengröße beträgt 32 GB.

Die Stromversorgung erfolgt mit vier fast überall erhältlichen Mignonzellen,es können Alkaline-Batterien oder NiMH-Akkus verwendet werden.. Im Batteriefach ist zusätzlich eine Lithiumknopfzelle CR1220 montiert, die vom Anwender gewechselt werden kann und Datum sowie Uhrzeit puffert. Ohne diese Knopfzelle läuft die Uhr nicht, sie wird nicht von den 4 Mignonzellen versorgt, nur von der Stützbatterie. Wenn die Kamera nach dem Wechsel der 4 Mignonzellen und bei jedem Einschalten die Uhrzeit- und Datumseinstellung einblendet, muß die Stützbatterie ersetzt werden.

Der Autofokus hat 9 Felder, die Meßfeldwahl erfolgt manuell oder automatisch, bei Spot-Belichtungsmessung koppelt die SX10 den Meß-Spot an das aktive AF-Feld.

Das Objektiv hat ein Filtergewinde, als Schutz dient eine mitgelieferte blütenförmige Streulichtblende, die per Bajonett einrastet. Das Filtergewinde beträgt 52mm. 28mm galten damals als durchaus normaler Weitwinkelbereich, 560mm im Telebereich gab es auch häufiger. Die Fokussierung erfolgt mit einem leisem und schnellem „USM“-Antrieb, also einem Ultraschallmotor, der damals in den teureren Canonobjektiven für Spiegelreflexkameras eingebaut wurde, darum weist der Hersteller auf der SX10 auch auf den Einbau dieser Technik auf dem Kameragehäuse hin.

Die langen Brennweiten sind freihand nur dank des eingebautem Bildstabilisators nutzbar, um das Wackeln der Kamera bei Freihandbenutzung auszugleichen, bewegt die SX10 den Sensor aufwärts und abwärts sowie nach links und rechts. Im Menu läßt sich die Stabilisator aus- und einschalten sowie die Betriebsart umstellen: entweder stabilisiert er immer, also auch vor der Aufnahme oder nur während der Auslösung. Mit dauerhafter Stabilisierung ist die Motivwahl leichter, aber bei Teleaufnahmen kann es sein, daß der Bewegungsbereich des Sensors während der Aufnahme nicht mehr zum Ausgleichen ausreicht, weil er bereits vor der Aufnahme weit aus seiner Normallage verschoben werden mußte.

Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut und wird manuell aus- und eingeklappt. Leider ist er recht nah am Objektiv montiert, daraus resultieren die gefürchteten „roten Augen“ und Abschattungen durch die Streulichtblende im Nahbereich. Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt TTL durch das Objektiv mittels Vorblitz. Ein E-TTL-II kompatibler Blitzschuh für Systemblitze ist eingebaut, allerdings wird die Kamera mit montiertem Blitz kopflastig, da sie recht kurz und leicht ist.

Vermutlich werden nur die wenigsten Besitzer der SX10 jemals einen Aufsteckblitz verwendet haben, denn dieser kostete damals meist mehr als die Kamera.

Das Kameradisplay kann geschwenkt und verdreht werden. Das Display ist nicht hinter einer Schutzscheibe eingebaut, der von Canon empfohlene Schutz ist das „nach-Innen-Drehen“ des Displays. Zusätzlich ist ein Videosucher mit Dioptrienverstellung verbaut worden.

Die Umschaltung zwischen Sucher und Display erfolgt entweder automatisch beim Ausklappen des Displays aus der geschützten Ruhestellung oder von Hand durch die „DISP“-Taste.

Die Auflösung von Display und Sucher waren 2008 bereits nicht mehr zeitgemäß, insbesondere der Sucher ist extrem grob-pixelig, er taugt nur zur Motivwahl, die Beurteilung der Bildschärfe ist fast nicht möglich.

Der Schalter im Drehgelenk für die automatische Umschaltung zwischen Videosucher und Display ist inzwischen bei vielen Exemplaren defekt, in etlichen Kamera- und Fotografie-Foren finden sich Einträge zur SX1/SX10 mit defektem Schalter. Es soll helfen, das Displaygehäuse vorsichtig zu öffnen und die Flachbandkabel fest in ihre Buchsen zu stecken. Da aber die Umschaltung auch manuell über die Taste möglich ist, habe ich diese Reparatur nicht vorgenommen, zu groß ist die Gefahr, das inzwischen über 15 Jahre alte Flachbandkabel zu beschädigen. Ich lasse das Display möglichst in der Arbeitsstellung, um das Kabel nicht mehr durch Verdrillen beim Bewegen des Displays zu belasten.

Die Kamera hat relativ viele Tasten, Hebel und Räder, auf der Oberseite gibt den Hauptschalter mit Kontroll-LED, das umfangreiche Moduswahlrad, den Auslöser, den Zoomhebel und eine Blitzfunktionstaste. Das Steuerkreuz hat zusätzlich einen drehbaren Ring, außerdem sind alle vier Richtungen und die Mitteltaste mit Funktionen belegt. 7 Tasten dienen als Video-Start, zum Drucken von Bildern, zum Aufrufen des Systemmenüs, Displayumschaltung, AF-Feldwahl, Belichtungskorrektur und Bildwiedergabe.

Zur Unterstützung der automatischen Fokussierung ist eine helle Grüne LED eingebaut, sie ist hinter einer Sammellinse eingebaut und beleuchtet im Nahbereich beleuchtet jedoch nur den Bereich des mittleren AF-Feldes.

Die Kamera schreibt etliche interessante Dinge in die MakerNotes der JPGs, darunter: Sensorgröße in Zoll und Millimetern, die wahre ungerundete Brennweite, Empfindlichkeit, Belichtungszeit sowie Blende uvm.

Die Schnittstellen sind hinter unverlierbaren Gummiabdeckungen geschützt und entsprechen der Norm, für USB, Video und Netzteil sind somit keine Spezialkabel erforderlich.

Die UVP der PowerShot SX10 betrug ca. 390 Euro. Der aktuelle Zeitwert beträgt ca. 40-60 Euro je nach Zustand und Lieferumfang. Ich bekam das gezeigte Exemplar von einem Besucher dieser Webseite gespendet, vielen Dank dafür!

Beispielfotos

Alle Beispielaufnahmen entstanden bei 100 ASA, gespeichert als JPEG, bearbeitet mit Photoshop CS4. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert, Kontrastumfang, Schärfe, Weißabgleich usw. wurde nicht korrigiert. In alle Beispiele ist ein 100%-Ausschnitt einmontiert.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der PowerShot SX10 ist größtenteils aus Kunststoff, lediglich einige Anbauteile wie Stativgewinde oder Gurtösen sind aus Metall. Die Schnittstellenabdeckungen sind aus einem gummiartigem Material. Die verwendeten Materialien sind nach über 15 Jahren gut erhalten, auch die Gummiabdeckungen lassen sich noch auf- und zuklappen, ohne daß sie zerbrechen. Gleiches gilt für die Halteklammern des Akkufaches, auch dieses hält der Federkraft der Batteriekontakte noch Stand.

Die Kamera gehört zur Klasse der Bridgekameras mit großem Brennweitenbereich vom Weitwinkel mit 28mm bis in den enormen Telebereich von 560mm. Dank des eingebautem Bildstabilisators sind auch die Brennweiten von 100mm bis 560mm durchaus freihand nutzbar.

Der Sensor neigt zum „Ausbrennen“ der hellen Stellen. Außerdem rauscht er sichtbar, die Schatten können nur schwer erträglich per EBV aufgehellt werden, und gleichmäßige Farbflächen wie Himmelspartien sind auch bei 100 ASA leicht verrauscht. Bei höheren ASA-Zahlen rauscht der Sensor stärker, der Bildprozessor muß somit feine Motivdetails „wegbügeln".

In Weitwinkelstellung verzeichnet das Objektiv für eine Superzoomkonstruktion recht wenig, chromatische Aberrationen sind erkennbar, Motivkanten haben deshalb seitlich rote bzw. grünliche Verfärbungen.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch durchaus interessante Kamera (weil Bridgekamera mit großem Brennweitenbereich und mit eingebautem Blitzschuh für Systemblitze), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen durchaus geeignet, sofern man sich auf 100 ASA beschränken kann.

Christian Zahn, August 2025

 

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