Denver KCA-1330 Blue MKII Digital Kids Camera
Hier stelle ich eine Kinder-Digitalkamera vor, sie gehört in Bezug auf die Bildqualität in die Box der Trash-Objekte allerübelster Sorte, obwohl die Kamera um 2023 noch verkauft wurde. Die Bildqualität reicht nur für Betrachtung der Aufnahmen auf dem Display der Kamera!
Spezifikationen
- Die möglicherweise 2015-2022 vorgestellte Denver KCA-1330 Blue MkII ist 88 x 61 x 48 mm groß und wiegt 60 Gramm.
- Der Sensor löst laut Anleitung maximal 640 x 480 Pixel = 0,3 Megapixel auf. Die Empfindlichkeit ist unbekannt. Bilder werden als JPEG auf microSD/SDHC-Karten (max. 32 GB) oder in einen kleinen internen Flash-Speicher abgelegt. Hochinterpoliert können 40 Megapixel-Aufnahmen gespeichert werden. Videos sind eigentlich auch nur mit 640x480 Pixeln möglich, werden aber als FullHD mit 1920x1080 große AVI-Videos gespeichert.
- Das Objektiv ist eine Festbrennweite, die optischen Daten sind unbekannt, ebenso die Empfindlichkeit.
- Das Motiv wird über einen 1,8“ TFT LCD Monitor angezeigt.
- Entfernungseinstellung entfällt, da Fixfokus.
- Belichtungssteuerung durch Zeitautomatik mit fester Blende.
- kein Blitz, keine Aufhell-LED
- Weißabgleich automatisch
- ohne Bildstabilisierung
- Energieversorgung durch eingebauten Lithium-Akku (Laden durch Micro-USB-Anschluß)
Besonderheiten
Der Importeur Denver A/S sitzt in Hönnerup (Dänemark), hergestellt wird die Kamera in China. Es gibt eine blaue Version für Jungen und eine linke Farbvariante für Mädchen. Im Portfolio finden sich weitere elektronische Produkte wie Überwachungskameras, MP3-Player, Smartwatches, Bluetooth-Speaker, digitale Bilderrahmen, Mobilfunktelefone, Elektroroller, Uhrenradios usw.
KCA-1330 Blue MKII deutet an, daß es eine ältere Kamera gab (MkI), inzwischen ist ein verbessertes Modell MKIII mit klappbarer Optik für Selfies erschienen, die MkII wird aber im Jahr 2023 immer noch verkauft. „KCA“ dürfte „Kids CAmera“ bedeuten.
Obwohl die im Jahr 2023 herunterladbare Anleitung als Datum 2/2022 auf dem Titelblatt angibt, werden sowohl Kamera als auch der Anleitungstext wesentlich älter sein, denn als Voraussetzung für den Anschluß an einen Computer werden Windows XP/Vista/7/8 angegeben sowie MacOS 10.8. Win 8 war bis zum Jahr 2015 aktuell, MacOS 10.8 war 2012 bis 2013 aktuell.
Die Verpackung ist wertiger als die Kamera selbst. In einer Pappschachtel, die an die Verpackung eines iPhones erinnern möchte, befindet sich eine hauchdünne Platik-Tiefziehschale, in der die Kamera während des Transportes geschützt wird. Unter ihr ist die Tragekordel und die mehrsprachige Bedienungsanleitung sowie das mitgelieferte USB-Kabel verborgen.
Die Stromversorgung der Kamera erfolgt mit einem per USB geladenem eingebauten 600mAH-Lithium-Akku, der nicht wechselbar ist, gespeichert werden die Bilder entweder in einen internen Speicher oder auf maximal 32 GB große microSD-/SDHC-Karten. Der Kartenschacht ist nicht abgedichtet, Staub und Dreck können leicht eindringen.
Die Kamera ist vermutlich aus billigsten Komponenten zusammengebaut: ein 1,8“-Farbdisplay mit geringstmöglicher Auflösung, ein Fixfokus-Objektiv mit lediglich der Offenblende, einem rein elektronischem Verschluss und einem Webcam-Bildsensor. Der hinten sichtbare „Sucher“ ist ein Fake, denn im Sucherbuckel befindet sich lediglich eine undurchsichtige schwarze Plastikscheibe.
Auf das Bild können verschiedene Bildeffekte auf das Foto angewendet werden, diese sind dann fest im Bild vorhanden und können später nicht geändert werden. Es gibt Staucheffekte, bunte Farbfilter, lustige Teilbildchen (Feuerwehrmann, Prinzessin, Krone, usw,), lustige Rahmen usw.), Mehrfacheffekte und Spiegelungen.
Eine Audiowiedergabe ist vorhanden, MP3-Dateien können über den eingebauten Lautsprecher recht krächzend abgespielt werden, ein Kopfhörer kann nicht angeschlossen werden.
Das gesamte Gehäuse ist gummiert, die Kamera ist winzig, damit sie für Kinderhände nicht zu groß ist. Die Tragekordel ist zweiteilig, somit kann die Kamera leicht an andere Kinder weitergegeben werden, um die Bilder auf dem Display zu bewundern.
Die Bedienelemente sind auf das Mindestmaß reduziert, der Auslöser ist gleichzeitig „OK“-Knopf, der Einschalter dient auch zum Navigieren eine Ebene nach oben und die Cursortasten haben alle eine Zweitfunktion. Im eingeschaltetem Zustand leuchtet eine blaue LED durch ein Loch, das Gehäuse ist aber nicht völlig lichtdicht und leuchtet selbst auch mit.
Der Auslöser reagiert unüblich: Gedrückt passiert rein gar nichts, erst wenn der Auslöser losgelassen wird, ertönt ein Geräusch und die Aufnahme wird gemacht!
Die Bildsensor hat laut Anleitung nur 640x480 Bildpunkte, die Bilder können aber vom Bildprozessor auf 2 bis 40 (sic!) Megapixel „aufgeblasen“ werden, eine native Speicherung der Sensorbildgröße ist nicht vorgesehen. Zwar deutet der Kameranamen einen Sensor mit 1,3 Megapixeln an, aber die „Bildqualität“ zeigt deutlich, daß die Bilddaten diese Auflösung nicht hergeben. Je größer die Bilder abgespeichert werden, desto höher wird die Kompression. Haben 2 Megapixel-Aufnahmen eine Netto-Dateigröße von etwa 200 KB (ca. 1:40), so haben 40-Megapixel-Bilder nur etwa 2 MB Nettogröße (1:80).
Am besten wirken die Bilder auf dem Display der Kamera, am Computer sehen sie übel aus. Auch die eingeblendeten Rahmen und Bildeffekte sind vermutlich aus 640x480 „großen“ Dateien hochinterpoliert.
7344x5504 Pixel große Aufnahmen zeigen bei 100%-Ansicht das Ergebnis der Pixel-Vervielfachung: ca. 12x12 Pixel große Klötze! Somit ist das nur eine Hochinterpolation, damit mit 40 Megapixeln in der Werbung angegeben werden kann! Zwar schreibt der Importeur sowohl in der Anleitung als auch in der Online-Präsentation, daß die 40 Megapixel nur interpoliert sind, aber die „wahren Werte“ stehen lediglich in der Bedienungsanleitung, nicht in der Produktbeschreibung, die online einsehbar ist. Onlineshops nennen meist auch nur „40 Megapixel Interpoliert“ und nicht die echte Auflösung. Somit kann der Kunde kaum die Fähigkeiten der Kamera beurteilen, die Bewertungen der Shops sind meist aussagekräftiger, denn Kunden haben nach dem Kauf schnell erkannt, wie „gut“ die Kamerabilder wirklich sind.
Der Zoom ist rein digital, die Bildqualität sinkt wie zu erwarten nochmals deutlich ab.
Die Kamera hat auch drei einfache Videospiele eingebaut, dabei geben die Cursortasten ein rhythmische Videospiel-Geräusch ab, solange sie gedrückt werden. Die Spielfigur bewegt sich aber immer nur ein Feld weiter, obwohl der Ton weiter ertönt. Für jeden Schritt muß die Richtungstaste erneut gedrückt werden.
Der UVP der Denver Kids Camera betrug etwa 25-50 Euro (diese Preisspanne ergab eine Recherche im Juni 2023 in verschiedenen Online-Shops). Der Gebraucht-Zeitwert dürfte mit 0-1 Euro anzusetzen sein. Ich erwarb die neue und unbenutzte originalverpackte Kamera in einem Ramschladen im Juni 2023 für 5 Euro.
Qualitäts- und sonstiger Eindruck
Das Gehäuse der Denver Kids Camera ist komplett aus Kunststoff mit Gummi-Überzug, möglicherweise sind auch die Linsen des Objektivs nicht aus Glas. Vor dem Objektiv sitzt eine unvergütete Plastikscheibe. Die gezeigte blaue Version ist für Jungen gedacht, für Mädchen gab es eine Version in Pink.
Die Kamera gehört eigentlich zur Klasse der Billigst-Digitalkameras.
Die Bildqualität ist unterste Schublade, denn es wird vermutlich nur eine Webcam eingebaut sein. Außerdem waren 0,3 Megapixel im Jahr 2022 längst nicht mehr zeitgemäß. In den meisten Fällen wurden die Aufnahmen nur auf dem niedrigauflösendem Monitor betrachtet, die wenigsten werden von den Eltern aus der Kamera herausgeholt und ausgedruckt worden sein. Ein abgelegtes Smartphone der Eltern dürfte eine bessere und preiswerte Wahl sein. Einziges Argument für die Denver Kids Camera: Ihre Größe ist kindgerechter als ein flaches Mobiltelefon.
Die Verzeichnung des einfachen Objektivs ist entweder erstaunlich gering oder wird vom Bildprozessor bereits im Sucher und in den Aufnahmen korrigiert.
Fazit: eine digitalkamerahistorisch uninteressante Kamera (höchstens als Beispiel für die Kinderkameras der 2010er Jahre), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen vollkommen ungeeignet.
Christian Zahn
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Autor: | Christian Zahn |
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Erstellt: | 3.08.2023 |
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