Nachdem ich bereits über die Fujifilm FinePix HS10 berichtet hatte, hier nun einer der Nachfolger, die höherauflösende HX30EXR.
Spezifikationen
- Die 2012 vorgestellte Fuji HS30EXR ist 131 x 91 x 126 mm groß und wiegt 690 g.
- Der rückseitig belichtete Sony EXMOR-1/2,3" CMOS-Sensor löst maximal 4.608 x 3.456 Pixel = 16 Megapixel auf. Der Pixelpitch beträgt 1,4µm. Mit der ISO-Automatik oder manuell sind 100 bis 3200 ASA einstellbar. Videos sind in FullHD (1920x1080) möglich. Bilder werden als JPEG oder RAF (RAW-Format) auf SD/SDHC-Karte (max. 32 GB) gespeichert.
- Das Motiv wird über einen Videosucher (0,2“ mit Dioptrienkorrektur) angezeigt. Zur Bildkontrolle ist ein klappbarer 3“ TFT LCD Monitor mit 460.000 Subpixeln vorhanden, der auch die Menüsteuerung übernimmt.
- Das Objektiv ist ein 4,2-126mm/1:2,8-5,6 (24-720 mm @KB) 30-fach Zoom mit klassischem Zoomring um das Objektiv
- Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S) oder kontinuierlicher Autofokus (AF-C), Ermittlung durch Kontrasterkennung des Bildsensors, zusätzlich manuelle Scharfstellung mit Fokusunterstützung mittels um das Objektiv angeordneten Encoderring
- Belichtungssteuerung durch Programmautomatik, Zeitautomatik, Blendenautomatik oder manuellen Modus sowie diverse Motivprogrammen. 256-Zonen-Matrixmessung. Belichtungszeiten 30 s bis 1/4000 sek. Selbstauslöser mit 10 s Vorlaufzeit
- manuell ausklappbarer Blitz mit ca. Leitzahl 10 und den üblichen Funktionen: Ein/Aus, Automatik, Langzeitsynchronisation, Rote-Augen-Reduktion; zusätzlich Norm-Blitzschuh mit Mittenkontakt
- Weißabgleich automatisch oder manuell mit diversen Vorwahlen wie Sonne, Wolken, Glühlampenlicht usw.
- optische Bildstabilisierung durch beweglichen Bildsensor
- Energieversorgung durch Lithium-Akku
Besonderheiten
- Die Typenbezeichnung lautet HS30EXR, wofür das „HS“ steht, ist mir nicht bekannt, die „30“ ist die Modellnummer in der Modellreihe, „EXR“ deutet auf den Sony-Sensor mit „Exmor“-Technik hin. Beim verwendeten Sensor befinden sich die lichtempfindlichen Bildpunkte (Pixel) auf der Vorderseite der Silizium-Trägerschicht, die elektrischen Leiterbahnen nicht mehr dazwischen, sondern auf der Rückseite. Dadurch können die einzelnen Pixel größer werden und sind dadurch lichtempfindlicher. Die eingebaute Farbmatrix ist ein klassisches Bayer-Pattern, die Fuji-Spezialität „SuperCCD“ oder „X-Trans“ kommt nicht zur Anwendung. Viele Sensoren, die Fuji in seinen Kameras verwendete, wurden übrigens bei Sony gefertigt, teilweise exklusiv nach Fuji-Vorgaben.
- Die Kamera hat ein Superzoom-Objektiv, das KB-äquivalent von 24 bis 720 mm reicht. Da es am langen Ende recht lichtschwach ist (1:5,6), ist die eingebaute Bildstabilisation nicht immer ausreichend, um freihand ein unverwackeltes Bild zu ermöglichen. Der Stabilisator arbeitet mit Ausgleichsbewegungen des beweglich gelagerten Bildsensors.
- Das Objektiv wird manuell mit klassischen Drehring gezoomt, auf dem ausfahrenden Teil sind die Brennweitenangaben in wirklicher und KB-entsprechender Brennweite aufgedruckt. Die blütenförmige Streulichtblende mußte extra erworben werden.
- Die Stromversorgung erfolgt mit einem Lithium-Ionen-Akku NP-W126, dieser wird auch in fast allen Kameras des Fuji-X-Systems benutzt.
- Der Gehäuseblitz mit TTL-Vorblitztechnik klappt nur durch manuelle Betätigung einer Taste aus. Zusätzlich ist ein Norm-Blitzschuh (ohne TTL-Zusatzkontakte) vorhanden, der allerdings von der HS30EXR nur gezündet wird, eine Blitzbelichtungsmessung erfolgt nicht durch die Kamera, sondern muß vom Blitzgerät selbst durchgeführt werden.
- Das Kameradisplay kann nach oben und nach unten geklappt werden. Es ist hinter einer Kunststoffscheibe vor mechanischer Beschädigung geschützt, auf diese Scheibe sollte man aber eine weitere Kratzschutzfolie kleben.
- Die Kamera beherrscht die Aufnahme von Schwenkpanoramas. Auf Wunsch kann in das Livebild von Sucher bzw. Display eine digitale Wasserwaage eingeblendet werden, leider nur für die Kameraverdrehung um die Objektivachse, nicht für die Neigung nach vorn bzw. hinten.
- Das abgespeicherte RAW-Format ist RAF, der für die aktuellen Fuji-Systemkameras auf der Fuji-Webseite herunterladbare Konverter kann mit den Daten aus der HS30EXR leider nichts anfangen. Aber Lightroom, Adobe Camera Raw, Darktable und andere aktuelle Konverter können es „entwickeln“.
- Wenn die Aufnahmen als JPG gespeichert werden, können verschiedene Filmsimulationen auf die Aufnahmen angewendet werden, die Kamera emuliert dann die Bildanmutung älterer analoger Fujifilm wie Velvia (hohe Farbsättigung), Provia, Astia (weiche gedeckte Farben) usw. Auf Wunsch werden von jeder Aufnahme automatisch verschiedenen Simulationen aufgezeichnet. Optional können RAFs und JPEGs gleichzeitig gespeichert werden.
- In die EXIFs der RAFs schreibt die Kamera neben den üblichen Angaben auch einige interessante Dinge in den herstellerspezifischen Teil, die MakerNotes. Darunter die eingestellten Bildparameter wie Schärfe, Sättigung , Kontrast, Rauschunterdrückung usw., den aktiven AF-Punkt, die gewählte Filmsimulation, die Kameraseriennummer, den Status des Bildstabilisators sowie alle Parameter zur Korrektur der Objektivfehler Verzeichnung, Vignettierung und chromatische Aberration.
- Es gab von der HS10 mehrere Vorgänger bzw. Nachfolger (bis zur 2013 erschienenen HS50 EXR mit 16 Megapixel). Das Objektiv und das Gehäuse blieben dabei fast unverändert, neben Sensoren mit mehr Pixeln wurden Features wie elektronische Wasserwaage, höherauflösende Displays, bessere interne Mikrofone usw. hinzugefügt.
- Die UVP der HS10 betrug ca. 450 Euro. Ich erwarb mein Exemplar Anfang 2015 von einem Gebrauchthändler für knapp unter 100 Euro und konnte es verlustfrei im Sommer 2015 wieder abgeben, da die Kamera damals noch recht begehrt war.
Alle Aufnahmen entstanden bei 100 ASA, gespeichert als RAF, gewandelt mit Adobe Camera RAW und bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben, Lichter / Schatten sowie Schärfe wurden korrigiert, die Verzeichnung wurde (sofern es das Motiv erforderte) korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In einige Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte vergrößert einmontiert.
Bei 126mm (entsprechend 720mm KB) ist die perspektivische Zusammenziehung von Entfernungen enorm. Und zwischen den beiden Endstellungen des Zooms liegen Welten, am langen Ende vergrößert die HS30EXR um das Dreißigfache gegenüber dem maximalen Weitwinkel!
Qualitäts- und sonstiger Eindruck
Das Gehäuse der HS30EXR ist ein recht preiswertes Einsteigermodell, es besteht komplett aus Kunststoff, nicht einmal das Stativgewinde ist aus Metall.
Die Kamera gehört zur Klasse der „Bridgekameras“, die eine Brücke schlagen sollen zwischen der einfachen Kompaktkamera und der Anspruchsvolleren System- bzw. Spiegelreflexkamera.
Das Zoomen ist durch den manuellen Ring um das Objektiv schnell und präzise durchführbar. Die manuelle Scharfstellung erfolgt motorisch durch einen Encoderring um das Objektiv.
Die Verzeichnung des Objektivs ist bei 24mm enorm, jedoch wird sie live bereits im Sucher weggerechnet, die in der Kamera erzeugten JPEGs sind ebenfalls korrigiert. Im RAW-Format werden die Bildfehler jedoch schonungslos offengelegt. Im folgenden Bild die Gegenüberstellung (es stammt aus der HS10, das Objektiv wurde aber unverändert in die HS30EXR eingebaut), im rechten Bildteil zur ist Orientierung ein rechteckiger Rahmen eingezeichnet. Entgegen den sonst üblichen tonnenförmigen Bildfehlern bei Weitwinkel-Zooms handelt es sich um eine Kissenverzerrung.
Die Bildqualität ist aufgrund des „Zwergensensors“ und des Superzooms heutzutage nicht als gut zu bezeichnen, selbst bei 100 ASA ist in den Aufnahmen ein deutliches Farbrauschen erkennbar; bei höheren ASA-Zahlen rauscht es in den RAWs noch stärker bzw. die JPEGs der Kamera verlieren durch den gegensteuernden Algorithmus des Bildprozessors deutlich an Zeichnung. Ich war von den Ergebnissen insgesamt recht enttäuscht.
Fazit: eine digitalkamerahistorisch eher uninteressante Kamera, heutzutage zum ernsthaften Bildermachen eigentlich nicht mehr geeignet.
Christian Zahn, Frühjahr 2021
Museum für alte Kameras sowie Fotogalerie:
http://www.ChrZahn.de
Dort auch Tipps zum Entwickeln von Farb- und SW-Dias
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Autor: | Christian Zahn |
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Erstellt: | 9.03.2021 |
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