Fuji X-E2 mit Nikon Serie-E-Objektiven

In diesem Erfahrungsbericht geht es um die Benutzung zweier Nikon-Manuellfokus-Objektive an einer 16-Megapixel Systemkamera. Dank preiswerten Drittanbieter-Adaptern stehen dem Anwender eine große Zahl an Objektiven zur Verfügung.

Die „guten“ Nikon-Objektive hießen alle „Nikkor“, einfachere Baumuster wurden als „Serie E“ ab 1979 für einige Jahre gefertigt, als Nikon mit der EM erstmals eine preiswerte Spiegelreflexkamera baute, um gegen die inzwischen zum Marktführer gewordenen Canon AE-1 mithalten zu können. Serie E-Objektive sind größtenteils in Kunststoff gefaßt, die Montage erfolgte mehr durch Kleben als durch Schrauben, so konnte vieles vollautomatisch zusammengesetzt werden, um die inzwischen erheblich gestiegenen japanischen Lohnkosten ausgleichen zu können. Außerdem wurde bei dieser Objektivlinie vor allem bei den Zooms nur eine Einschichtvergütung aufgebracht.

Nikon Serie E Zoom 1:3,5 / 36-72 mm

Das gezeigte Objektiv erschien 1982 und wurde meines Wissens nur kurze Zeit gebaut. Ralf Jannke hat das Serie E Zoom auf der 24 Megapixel Nikon Z6 ausprobiert.

Das Objektiv ist bei 72mm Zoomstellung ca. 65mm lang, in Weitwinkelstellung verlängert es sich auf 95mm, hat einen Durchmesser von etwa 66mm und wiegt 375 Gramm. Das Objektiv ist als preiswertes Serie E - Objektiv teilweise aus Kunststoff gebaut.

Das Filtergewinde hat Nikontypisch 52mm, die Streulichtblende wird eingeschraubt. Mir fehlt die originale, wie üblich nutze ich einen China-Ersatz, bei der Verwendung an der Cropkamera genügt eine Normal-Blende, eine Weitwinkelblende ist an der X-E2 nicht erforderlich.

Der kombinierte Zoom- und Fokusring ist breit und mit einer gummierten Riffelung versehen, er läuft recht leicht, so daß sich die Zoomposition beim Tragen an der Kamera von allein verstellt, weil das Objektiv nach vorn kippt. Steht das Objektiv mit dem Bajonettdeckel auf dem Tisch, sollte man es nicht am Zoomring anheben, da es erst länger wird, bevor man es dann letztlich hochhebt. Mit ca. 30° ist der Fokus-Einstellweg viel zu kurz, die Naheinstellgrenze von 1,2 Metern ist viel zu lang. Eine Markierung für die Infrarotfotografie und Tiefenschärfekurven sind vorhanden. Der Blendenring (ebenfalls aus Kunststoff) rastet in ganzen Blendenstufen, er ist etwas hakelig.

Die Zoomkonstruktion ist recht merkwürdig: Das Objektiv ist in der Telestellung am kürzesten, dann ist die hintere Linsengruppe am weitesten vom Sensor entfernt; beim Zoomen in die Weitwinkelstellung wird das Objektiv länger und die Hinterlinse nähert sich dem Sensor immer mehr. Wie viele in den 1980er Jahren gefertigte Objektive ist es ein Schiebezoom, bei dem mit einer Handbewegung sowohl Brennweite als auch Entfernung eingestellt werden können.

Die Brennweitenangabe erscheint etwas seltsam: 36-72mm sind „krumme Werte“, zum Herstellzeitpunkt üblich waren 35-70mm. Aber auch Nikons erstes Normal-Zoom, das 1963 erschiene 43-86mm Nikkor, hat aus heutiger Sicht merkwürdige Brennweiten.

Die Offenblende ist mit 1:3,5 lediglich 1/3 Blendenstufe lichtstärker als die übliche Offenblende 1:4, der Unterschied fällt in der Praxis kaum ins Gewicht.

Beispielfotos

Das Objektiv liefert keine besonders gute Schärfe, es kann den 16-Megapixel-Sensor der X-E2 nicht völlig ausreizen. Bei Offenblende sind die Bildränder unscharf, abgeblendet werden sie nur recht gut. Chromatische Aberrationen treten deutlich auf, beim Abblenden verschwinden sie größtenteils, lassen sich aber gut durch den RAW-Konverter beseitigen. Die Verzeichnung ist vernachlässigbar.

Das Objektiv ist heutzutage teilweise sehr preiswert erhältlich, je nach Zustand und Lieferumfang kostet es zwischen 10 und 80 Euro.

Nikon Lens Serie E 2,5/35

Das 2,5/35mm Serie E gilt als eines der besseren Objektive dieses Typs und erschien 1979. Obwohl es weit vor der Nikon FA bzw. der Nikon FG erschien, ist es bereits vom Ais-Typ und somit für Programmautomatik der FA, der FG und anderen Nikon-Kameras geeignet. Wie alle Nikon-Objektive bis etwa 1995 stammt es komplett aus Japan.

Das Objektiv ist ca. 38mm lang, hat einen Durchmesser von etwa 62mm und wiegt nur 125 Gramm. Das gesamte Objektiv ist größtenteils aus Kunststoff gefertigt, immerhin sind sowohl das Bajonett als auch der Blendenschließhebel aus Metall. Das Filtergewinde hat Nikontypisch 52mm, die Streulichtblende wird eingeschraubt. Das Gewinde rotiert nicht mit.

Der Fokusring aus Kunststoff ist sehr schmal und mit einer Riffelung versehen, er läuft etwas hakelig. Das Fokussiergefühl ist weit vom seidenweichen Lauf älterer Nikkore entfernt. Mit ca. 60° Einstellweg ist der Fokus noch gut genug einstellbar, die Naheinstellgrenze beträgt 0,3 Meter. Eine Markierung für die Infrarotfotografie ist vorhanden. Der Blendenring (ebenfalls aus Kunststoff) rastet in ganzen Blendenstufen. Er hat keinen Mitnehmer für die älteren Non-Ai-Kameras.

Beispielfotos

Mein Exemplar liefert eine recht gute Schärfe, es kann den 16-Megapixel-Sensor der X-E2 nicht ganz ausreizen. Bei Offenblende sind die Bildränder erwartungsgemäß leicht unscharf, bei Blende 5,6-8 werden sie erheblich schärfer, sind jedoch immer noch etwas „weicher“ als die Bildmitte. Die chromatischen Aberrationen lassen sich beim Entwickeln der RAW-Bilder sehr gut automatisiert korrigieren, in den Beispielaufnahmen ist das bereits durchgeführt worden.

Alle Beispielfotos entstanden freihand bei ISO-Automatik und Blende 5,6-8, gespeichert als RAF, gewandelt mit Adobe Camera RAW und bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben, Lichter / Schatten sowie Schärfe wurden korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In alle Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte und die Aufnahmeparameter als Text einmontiert.

Fazit

Beide Objektive haben sich bereits an der Vollformatkamera Nikon Z5 nicht bewährt, an der X-E2 schneiden sie trotz „Ausblenden“ der schlechteren Bildränder ebenfalls nicht besonders gut ab, so daß ich sie zukünftig an digitalen Kameras wohl nicht mehr verwenden werde. Ich habe optische bessere Objektive im Bestand, z. B. das Jena Flektogon 35mm.

Das Schiebezoom hat zusätzlich das Problem, daß sich sowohl Brennweite als auch der Fokus von allein viel zu leicht verstellen, nach jedem Standortwechsel muß die digitale Sucherlupe erneut verwendet werden,

Christian Zahn

 

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