Fujifilm DS-300 – Wie alles begann Teil 3/Ende

Und gleich noch mal Basketball... Für den Verein sind es wertvolle Zeitdokumente, für mich war es ein Lernprozess, mit der Kodak DC20, den Olympus Camedias und der Canon Powershot 600 von Anfang an dabeigewesen zu sein – bei der digitalen Fotografie. Aber es sollte schon noch was besseres her, als eine Konsumerdigitalkamera mit ihren doch sehr begrenzten Möglichkeiten. Vom „unmöglichen“ Pärchen Canon Powershot 600/Canon EOS 1 hatte ich ja schon berichtet. Aber was gab es zwischen Konsumer- und Profi-DSLR-Klasse?

Die Wahl fiel seinerzeit auf die eben noch finanzierbare Fujifilm Fujix DS-300. Da sich mit jedem Jahr mehr und mehr abzeichnete, dass die analoge Fotografie auf ihr Ende zusteuert, hatte ich für die Fuji ohne zu zögern ein EOS 1 Gehäuse in Zahlung gegeben. Gab es 1997 eigentlich schon eBay? Um eventuell empfindliche Gemüter zu beruhigen: Ich fotografiere seit 2012 auch wieder etwas analog. Bevorzugt mit einer zweiäugigen 6x6 Spiegelreflexkamera, Polaroid/Impossible und gerne auch Polaroid im Rückteil einer Pentax 6x7.

Die Fuji DS-300

Zumindest von den Abmessungen 153 x 96 x 78 mm und vom Gewicht – 680 g – lässt die DS-300 keine Zweifel aufkommen, dass das KEINE Konsumerkamera ist. Beachten Sie den Vergleich mit den anderen Kameras! Links unter der 1,3 MP DS-300 die 640x480 Pixel Toshiba PDR-2, rechts die 640x480 Pixel Olympus Camedia C410L und darunter – gewollt unfair – die deutlich modernere, geradezu winzige 3072x2304 Pixel = 7 Megapixel Canon IXUS 70 von 2008.

Auf den ersten Blick ein Kunststoffgehäuse, handelt es sich lt. Fuji bei der DS-300 um die – Originaltext aus dem Prospekt – „erste digitale Kamera, deren Gehäuse aus einer korrosionsbeständigen hochreinen Magnesiumverbindung besteht. (...) Noch wichtiger sind jedoch Beständigkeit, Präzision und Leichtigkeit, die man mit Kunststoff kaum erreichen kann. Die Kamera verfügt zudem über einen Objektivtubus, der außergewöhnlich robust und maßgenau gefertigt ist.“

Letzteres – der Tubus – will aber so gar nicht zu soliden Bauweise der DS-300 passen. Man hat zumindest das Gefühl, dass ein leichter seitlicher Schlag den sofortigen Gang zum Service bedeutet. Ein massives Rohr, ebenfalls aus Magnesium, wäre zwar ganz sicher keine Verschönerung der Kamera gewesen, hätte aber beim Einsatz ein besseres Gefühl gegeben. Wenn das Objektiv beim Zoomen geschützt im massiven Rohr hin und her fährt... 

Obwohl nur mit einem lichtschwachen 3,5-5,6/35-105 mm Zoom ausgestattet, können die ISO 400 auch bei voller Auflösung 1280x1000 Pixel = 1,3 MP verwendet werden. Wobei die – ISO 400 – je nach Situation nicht zu verheimlichen waren. Rauschen, Banding, aber eben die gewünschten Fotos. Und ganz wichtig: Im Gegensatz zur schon vorgestellten Canon Powershot Pro70 zündet die Fuji jeden beliebigen Computerblitz! Auch hätte sich die Fujifilm DS-300 mit dem motorähnlichen Unterteil EU-D3(A) für 3 oder 12 Bilder lang auf eine Bildfrequenz von 4,5 B/s steigern lassen. Dieses Unterteil besaß ich 1997 jedoch nicht.

Aufgrund der damals irren Speicherkartenpreise hatte ich seinerzeit auch mit 640x480 Pixel VGA-Auflösung fotografiert. 8 MB Speicher – man muss es immer wiederholen: 8 MEGABYTE – gestatteten 11 Fotos a 1280x1000 Pixel 4:1 komprimiert, „fine“, 23 Fotos „normal“ (8:1) oder 43 Fotos „basic“ (16:1). Mit 640x480 Pixel passen 88 Fotos „normal“ (8:1) auf die 8 MB Speicherkarte. 

Hier eine kleine Fuji DS-300 Bildauswahl, die sich über die Zeit gerettet hat. Die Empfindlichkeit von ISO 400 wurde nicht registriert, der Rest steht tatsächlich noch in den Exifs. Unverkennbar alle Aufnahmen geblitzt. Da mit voller Auflösung fotografiert wurde, wurde mit ziemlicher Sicherheit in „basic“ gespeichert. Und nach 18 Jahren Archivlagerung aktuell mit Lightroom „aufgehübscht“ ;-)

Da ich 1997 aber nicht mehr nur für die Bonner Mannschaft und deren Internetseite fotografierte,  sondern auch für andere, schnelle Motive druckfähige Digitalfotos wollte, floss die Fujix DS-300 November 97 schließlich in den Leasingvertrag einer Canon EOS DCS 3c.

Im Fotomagazin 8/97 schrieb der Ressortleiter „Bild und elektronische Bildverarbeitung“ im „Göttinger Tageblatt“ Bernd Beuermann über die DS-300: „Diese Kamera ersetzt im professionellen Umfeld zwar keineswegs eine der 20000 bis 30000 Mark teuren Digitalkamera-Systeme auf Spiegelreflexbasis. Doch der professionelle Einstieg in die Digitalfotografie ist bei überschaubaren Kosten mit der DS-300 möglich geworden. Sicherlich kann man fast keine Sporttermine damit fotografieren, die Aktionfotografie im Gedränge oder die engagierte Bildreportage sind auch ziemlich unmöglich. Aber ein sehr hoher Prozentsatz von typischen Zeitungsterminen, wie ein Händeschüttelbild mit den Lokalpromis, die Gruppe der Geehrten, der Kopf des neuen Amtsleiters und vieles mehr lassen sich problemlos mit dieser Kamera fotografieren. Die Auflösung ist hoch genug, um bei einem tageszeitungsüblichen Druckraster ohne Interpolation der Bilddaten 20 bis 30 cm breite Bilder zu drucken.“

Ich "musste" die DS-300 2015 einfach noch mal haben! 3000 DM/1500 Euro habe ich 1997 für die DS-300 bezahlt, 2015 bei eBay kam sie für rund 60 Euro. Wer Spaß am deutschen Prospekt hat, findet dort alle (technischen) Daten. Auch eine deutsche Kurzanleitung ist im Internet zu finden.

Wie schrieb Fuji 1997 im Prospekt: „Und ein Blick auf die Bildqualität sagt Ihnen, dass ihre Leistungsfähigkeit und Auflösung mit der unserer höchstentwickelten digitalen Spiegelreflexkameras vergleichbar ist.“ Womit Fuji zweifellos Recht hat, da in der DS-300 der gleiche Sensor werkelt, wie in der Fujix/Nikon E2N.

Deutscher Prospekt der Fujix DS-505A/DS-515A

Einen echten Vorteil hat die DS-300 gegenüber dem DSLR-Bruder. Die DS-300 akzeptiert fast beliebige PCMCIA-Speicherkarten und auch Compactflash- sowie Smartmediakarten im entsprechenden PCMCIA-Adapter! Da hatte man wirklich gelernt.

Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich 1997 das in der DS-300 mögliche TIF-Format nie benutzt und auch 2015 zunächst davon Abstand gehalten habe. Was aktuell auch daran liegt, dass die TIF-Dateien der DS-300 von Adobe Photoshop und Lightroom und anderen Programmen nicht gelesen werden. Mein gerne genutztes Mac Viewprogramm Phoenix Slides zeigt die DS 300 TIF-Dateien so an:

Ganz offensichtlich handelt es sich bei den TIF-Dateien der DS-300 um ein spezielleres und leicht komprimiertes Rohformat. Rein rechnerisch müssten die 24 bit 1280x1000 Pixel Bilder pro Foto 3,66 MB groß sein. Tatsächlich belegen sie pro Foto aber nur 2,6 MB auf der in der DS 300 eingesetzten Speicherkarte. Das entspricht einer Komprimierung von 1,4:1.

Wobei das TIF-Format eine Komprimierungsmöglichkeit quasi serienmäßig bietet! TIF-Dateien lassen sich beispielsweise als TIF LZW verlustfrei komprimieren. Um an die Fotos der DS-300 zu kommen, wurde die Freeware XnConvert für OS 10 eingesetzt. XnConvert kann die DS-300 TIFF Dateien decodieren und wahlweise in Photoshop-verarbeitbare TIFFs oder JPEGs gewünschter Komprimierung umwandeln! In XnConvert als TIF LZW gespeichert, kommt man übrigens auf vergleichbare Dateigrößen wie das Original TIF-Format der DS-300.

Warum überhaupt TIF? Subjektiv scheinen die im TIF-Format gespeicherten Aufnahmen ein „Tick“ mehr an Qualität zu bieten, als die in der Fine-Stufe schonend 4:1 komprimierten JPEGs aus der DS-300. Der höhere Speicherplatz für die TIFs ist bei den heutigen Speicherpreisen kein Thema mehr, die verwendete 256 MB Compactflash-Karte fasst 100 TIFF-Dateien!

Im Anschluss eine Auswahl aktuell, 2015 mit der DS-300 aufgenommenen Fotos. Das bei hohen ISO-Werten auftretende streifenweise Rauschen, Banding der ISO 400 Fotos kann unter einem gewissen Verlust an Schärfe mit Lightroom durch Einsatz des Luminanzreglers bei der Rauschreduzierung deutlich reduziert werden. Hier ein Beispiel mit ISO 400 "out-of-the-cam" (links) und daneben mit Adobe Lightroom korrigiert:

Auch wenn es bei ISO 100 Fotos in die unterbelichteten Bereiche geht, tritt Branding auf! Auch beim nach SW konvertieren Foto darunter wurde mit Lightroom nachbehandelt. Weil das Branding beim Aufhellen der unterbelichteten Partien überdeutlich zu Tage tritt. Ohne die Korrektur hilft ansonsten nur Runterskalieren. Abgesehen davon: Was auf dem Monitor furchtbar aussieht, kommt im Druck oft deutlich besser rüber! Ganz typisch für frühe Digitalkameras und wohl auch für den CCD-Sensor an sich, die komplett "ausgebrannte" Sensorzeile beim direkten Schuss in die Sonne – Bild rechts.

Im Anschluss noch eine weitere Handvoll Bilder, aufgenommen im April 2015 mit der 18 Jahre alten Fuji DS-300.

Ralf Jannke

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