Fuji Finepix S1 Pro

Mit den gemeinsam von Fuji und Nikon entwickelten und jeder unter eigenem Namen vertriebenen DSLRs der Nikon E- und Fuji DS-500-Reihe war die Zusammenarbeit von Fuji und Nikon beendet. Trotzdem wählte Fuji im Jahr 2000 die analoge Nikon F60 als Basis für die digitale Fujifilm FinePix S1 Pro. Als Sensor kam Fujis SuperCCD-Sensor zum Einsatz, der physikalisch 3,4 Megapixel auflöst. Er hat eine Größe von 15,8 x 23,6 mm, was eine scheinbare Brennweitenverlängerung – neudeutsch Cropfaktor – von 1,5 erzeugt. Angeboten werden aber nicht nur 2304 x 1536 Pixel = 3,5 MP sondern auch 3040 x 2016 = 6 MP im Seitenverhältnis von 3:2. Es wird also interpoliert! Normalerweise eine Art Mogelpackung, aber bei Fuji muss man genauer hinsehen.

Beim konventionellen CCD-Sensor ist die diagonale Entfernung von Pixel zu Pixel („Pixel Pitch“) kleiner als die horizontale/vertikale Entfernung. Beim Super CCD ist es umgekehrt. Durch die Achteckigkeit und die +/- 45 Grad Anordnung wird die Packungsdichte erhöht, und die horizontale/vertikale Entfernung ist kleiner als die diagonale. Das erhöht die horizontale/vertikale Auflösung: Physikalisch 3,4 Megapixel, „effektiv“ 3040 x 2016 = 6 MP.

Wer sich in die Technik der Super-CCD einlesen möchte, dem empfehle ich als Lektüre: „Die Fujifilm Super-CCD-Technologie einfach erklärt“ sowie: „Was steckt hinter der SuperCCD-Technologie?“ Wikipedia bietet auch entsprechende Informationen zu Super-CCD-Sensor und schreibt: „Der praktische Wert der Vergrößerung der Auflösung ist daher umstritten; erfahrungsgemäß kann man mit einer Bildqualität rechnen, die (...) zwischen der tatsächlichen und (der) interpolierten Auflösung liegt. Bei der S1 Pro wäre das etwas zwischen 3,4 MP 6 MP. Was mir irgendwie bekannt vorkommt! 

So attestiert auch Sigma seinen foveonsensorbestückten SD-DSLRs eine „effektive“ Auflösung, die um den Faktor 3 über der physikalischen Sensorauflösung liegen soll. Real liegt sie eher beim Faktor 1,5 bis 2. Und dann passt es auch bei der Fuji(film) FinePix S1 Pro. Und noch eine Gemeinsamkeit gibt es. Wie bei Sigma mit der SD9 ist das Energiekonzept etwas unglücklich: zwei unterschiedliche Energiequellen. Zum Betrieb werden vier 1,2/1,5 Volt Akkus oder Batterien der Größe Mignon/AA UND zwei 3 V Lithiumzellen/Akkus der Größe CR 123A benötigt.   

Nachdem Nikon 1999 mit der D1 die erste DSLR moderner Prägung, nach der heute ALLE Profi-DSLRs aufgebaut sind, auf den Markt brachte, präsentierten Canon und Fuji 2000 preiswertere Alternativen. Die 3 MP Canon EOS D30 darf als Urahn sämtlicher Semi-Profi-DSLRs gelten, die durch ein unters Kameragehäuse montierbares Batteriegehäuse meist zum bequemeren Hochformatauslöser und oft einer höheren Bildfrequenz kommen. Und durch die Zusatzakkus längere Standzeiten! Die Fuji Finepix S1 Pro liegt irgendwie dazwischen. Sie hat ein fest montiertes Batterieteil und bietet dem Nikon-Anwender das passende Nikon F-Bajonett. Dies allerdings an einer preiswerten SLR, der analogen Amateur F60.

Bis auf das Basisgehäuse und die viel zu (gefährlich) glatte Oberfläche gibt es an der Finepix S1 Pro wenig zu bemängeln. OK, sie hat keinen Knopf/Schalter zur Kontrolle der Schärfentiefe. Ob das wirklich ein Mangel ist?

Einen Nachteil bringt die S1 Pro aber nicht nur ins Jahr 2015 

Die S1 Pro autofokussiert ausschließlich "Stangen-Nikkore". Das sind die AF-Nikkore, deren Entfernungsmechanismus vom Kameragehäusemotor angetrieben wird! So wie beim 1,4/50 mm AF Nikkor alter Bauart auf der S1 Pro im Foto von oben. Die modernen AF-S Nikkore mit AF-Motor im Objektiv werden allesamt nicht autofokussiert! Was auch in der Bedienungsanleitung nachzulesen ist.

Statt die jetzt komplette Technik aufzuzählen, bin ich mit der S1 Pro lieber eine Runde fotografieren gegangen. Deshalb nur ganz kurz: Die FinePix S1 Pro ist 149 x 125 x 80 mm groß und wiegt 830 g. Gespeichert wird in 24 bit Farbtiefe unkomprimiert als TIFF oder komprimiert als JPEG in drei Qualitäts- (Komprimierungs-) Stufen auf Compactflashkarte oder Microdrive bis 2 GB Größe. Eine 4 GB Karte lief nicht. Die Einstellungen und Bilder können über einen 2,0" TFT LCD Monitor mit 200000 Bildpunkten sowie eine LCD-Anzeige auf der Rückwand kontrolliert werden. Die 1 Pro schafft 1,5 B/s über 5 Bilder lang.

Wer die komplette Technik nachlesen möchte, wird in der (englischsprachigen) Bedienungsanleitung zur Fuji Finepix S1 Pro fündig oder kann in den (englischen) FujiFilm FinePix S1 Pro Review schauen.

Auch Wikipedia und Camerapedia haben sich der Fuji FinePix S1 Pro angenommen.

Bedienungsanleitung der analogen Basiskamera Nikon F60

Ralf Jannke

Unsinniges Ernegie-"Konzept". Zum Betrieb der S1 Pro werden vier 1,2/1,5 Volt Akkus oder Batterien der Größe Mignon/AA UND zwei 3 V Lithiumzellen/Akkus der Größe CR 123A benötigt.

Wenn man genau hinsieht, kann man den Gehäusebruch dieser S1 Pro erkennen. Da zieht sich ein Riss vom Stativanschluss bis zur Gehäusevorderkante. Trotz des vermuteten Fallschadens arbeitet die FinePix einwandfrei!

Nur bedingt sporttauglich...

Versuchsweise in die Basketballhalle mitgenommen, zeigte sich schnell, dass man bei Fuji mit der S1 Pro zu sehr gespart hatte: Am Body, der mit der Nikon F60 eben nur eine Einsteiger-SLR darstellt. Der Nachführ-Autofokus (AF-C) für bewegte Motive lässt sich nur über die Motivautomatik „Sport“ erzwingen. Und dahinter liegt eine Programmautomatik, die anstatt, wenn möglich das Objektiv voll aufzublenden, eher eine zu lange Zeit bei leichter Abblendung bevorzugt. Auch wenn die Verschlusszeit noch über der 1/500 s liegt. Bei allen anderen Betriebsarten kann der Anwender nur drauf hoffen, dass der „automatische Autofokus“ (AF-A) erkennt, wenn sich das Motiv bewegt, um vom AF-S für unbewegte Objekte auf Nachführ-AF (AF-C) umzuschalten. Serienauslösung ist nur bei deaktivierter (sofortiger) Bildkontrolle möglich und mit 1,5 B/s kann man kaum von Serienauslösung sprechen.  

Dazu gesellt sich noch ein Batterieproblem. Nach gerade mal 30 min Dauerbetrieb musste ich die Akkus wechseln. Ohne Wirkung! Es waren aber gar nicht die Akkus, sondern die beiden sich leerenden, exotischen 3 V Lithiumzellen/Akkus der Größe CR 123A, die die F60 zum Betrieb benötigt. Die hatte ich natürlich nicht eingesteckt!

Was das Basisgehäuse angeht, machte es Fuji mit den Nachfolgern S2 Pro, S3 Pro und S5 Pro dann erheblich besser. Die S2 und S3 Pro basieren auf der analogen Nikon F80 und die S5 auf der digitalen Nikon D200.

Basketball mit der Fuji FinePix S1 Pro

Intro zu einem Basketballspiel. Mit Effekten in den Vereinsfarben. Alle Fotos mit der FinePix S1 Pro und dem 2,8/35-70 mm AF Nikkor bei offener Blende und ISO 1800.

Verfolgung sich bewegender Motive ist ganz klar NICHT die Stärke der simplen Nikon F60, Basiskamea der Fuji FinePix S1 Pro. Derartige Szenen haben die Nikon D70/D100 um Klassen besser hinbekommen. Hier fehlt einfach der "Biss". Wobei die Objektiv-/Kamerakombination zugegeben auch eher unglücklich ist. Mangels 1,8/85 mm AF Nikkor mit "Stangen-Antrieb" wurde ein 1,4/50 mm AF Nikkor mit einem Kenko 1,5-fach Telekonverter auf 75 mm Brennweite verlängert mit offener Blende (durch den Konverter) f/2 probiert. ISO 800. Besser wäre einen Hauch auf f/1,6 oder 1,8 abgeblendet gewesen, aber dann kann man ja gleich das 2,8/35-70 ohne Konverter bei offener Blende und ISO 1600 nehmen. War mir aber einen Versuch wert.

Auszeit: Cheergirlszeit ;-) Traineransprache mit dem 2,8/35-70, ISO 1600, Cheergirls 1,4/50 plus 1,5-fach Konverter, ISO 800.

Fotos vom Eishockey-Vorläufer "Bandy", aufgenommen mit der Fuji FinePix S1 Pro im Dezember 2015

Ohne Eismaschinen geht nichts! Bandy wird auf einem Feld von Fußballplatzgröße gespielt. Und im Unterschied zum "Puck" des Eiskockeys wird beim Bandy ein Hartgummiball mit gekrümmten Schlägern traktiert. Und der Torwart hat keinen Schläger.

Trotz der nach dem Basketballspiel gemachten Erfahrungen hinsichtlich Sportfotografie mit der Fuji S1 Pro ging das 2,8/35-70 mm AF Nikkor mit der S1 Pro ins Urlaubsgepäck. Wofür? Erstmals Weihnachten 2014 mit der Nikon D7100 und meiner im letzten Dezember „schnellsten“ Urlaubs-Festbrennweite: 3,5/85 mm DX VR Micro-Nikkor und Cropfaktor 2 auf der D7100 = maximaler 170 mm Brennweite ;-) fotografiert: Bandy

Nach Kontrolle der ISO-Einstellungen und Belichtungswerte von 2014 war klar, dass es mit der FinePix S1 Pro ans Limit gehen würde. Für Szenen unweit der nahegelegenen Bande könnte es brennweiten-mäßig reichen. Schließlich sollte mit DIESER Kamera ja nicht für eine Tageszeitung berichtet, sondern nur maximal 750 Pixel Bildbreite aufgenommen werden. Es gab sogar mehr. ALLE Fotos mit dem 2,8/35-70 mm bei offener Blende, längster Brennweite (auf der S1 Pro ca. 105 mm), ISO 1600. Manuelle Belichtung, um die 1/250, 1/350 s mit entsprechender Unterbelichtung zu erzwingen. Den Rest erledigte Photoshop.

Für die mickrige "Ausrüstung" war es OK. Der nur wenige Meter neben mir stehende Zeitungsfotograf hatte das richtige "Werkzeug": Nikon D3(s)/D4 plus 4/200-400 VR Nikkor. Ich wollte nicht zu penetrant hinglotzen ;-) Zwar eine Blende weniger als mein kümmerliches 2,8/35-70, aber Vollformat in der D3/D4 gestatten problemlos ISO 6400/12800. Für die S1 Pro wären die "Stangen"-AF-Nikkore 1,8/85, 2/105 oder 2/135 AF DC perfekt gewesen. Aber Ausreden gelten nicht!

Outdoor mit der S1 Pro

Zum Neujahrsausflug ging es gleich am 1. Januar in die Wildnis. Mit dabei die Fuji FinePix S1 Pro. Und das schon bekannte Batterieproblem der analogen Basiskamera Nikon 60, deren zwei 3 V Lithium Batterien CR123A diesmal draußen bei Temperaturen um die Null Grad schlapp machten. Was diesmal kein Problem war, da ich Ersatz dabei hatte. Wobei diese Batterien dann beim nächsten Einsatz durch entsprechende Akkus ersetzt werden! Denn die S1 Pro möchte ich gerne gelegentlich benutzen!

Bearbeitete 1:1/750 x 750 Pixel-Ausschnitte aus 6 MP Fuji S1 Pro Aufnahmen. Aufgrund der Witterung mit ISO 800/1600, dessen Resultat für eine 15/16 Jahre alte Kamera OK ist. Für die Aufnahme mit dem fast 50 Jahre alten 3,5/20 mm UD Nikkor wurde komplett manuell belichtet. Bitte auf die Fotos klicken.

Oberes Foto wieder das 3,5/20 mm UD Nikkor, das durch den Cropfaktor 1,5 die Wirkung eines gemäßigten 20 x 1,5 = 30 mm Weitwinkels hat.

Auflösung Schärfe

Die Auflösung von 2304 x 1536 Pixel dürfte der physikalischen Auflösung des Fuji FinePix S1 Pro Sensors entsprechen. Die drei oberen Bilder in den drei zur Verfügung stehenden kamerainternen Schärfestufen "OFF" (aus), "STD" (Standard) und "HARD" (hart, hoch). Dadrunter die Fuji-interpolierte 3040 x 2016 Pixel 6 MP-Auflösung in den drei Schärfestufen. Bitte auf die einzelnen, unbearbeiteten 1:1/750 x 750 Pixel-Ausschnitte klicken, tippen. Alle Aufnahmen mit dem AF-S Micro Nikkor 85 mm 1:3,5 G-ED VR (DX). Manuelle Fokussierung, abgeblendet auf f/16. Bei den bisherigen Einsätzen hatte ich mich gewundert, dass die Fotos bei der Bearbeitung reichlich Unscharfmaskierung vertragen. Grund war die deaktivierte Schärfung. Subjektiv fährt man vermutlich mit "STD", Standard am besten...

Versöhnliches Fazit zur Fuji FinePix S1 Pro

Auflösung: 3 MP vs. 6 MP

Mit ganz viel Geduld und genauem Hinsehen lässt sich bei der 3040 x 2016 6 MP Aufnahme gegenüber der 2304 x 1536 3 MP Version eine ganz leichte Weichheit erahnen. Die wohl von der Interpolation des Super-CCD-Sensors herrührt.

Fuji stellte die S1 Pro auf der PMA in Las Vegas vor und versetzte die Fotowelt in Erstaunen: "Back in year 2000 PMA show at Las Vegas, Fuji Film stunned everyone in the photo community by launching their Digital SLR, the FinePix S1 Pro." Aus der "Additional information on Fuji FinePix S1 Pro" der großartigen Internetseite Photography In Malaysia! Die Nikon D1 von 1999 löst nur 2,7 MP auf, die Canon D30 3 MP. Lässt man die unförmigen Kodak DSLR-Giganten, die schon seit 1998 und vorher 6 MP boten mal weg, war das von Fuji schon eine Ansage. 

Trotz der Einschränkungen hat es großen Spaß gemacht, mit der der historischen Fuji-DSLR auf Bilderjagd zu gehen. Es war auch gar nicht die nicht vorhandene "Spotfototauglichkeit", auf die es ankam. Ich gehe da aber gerne an die Grenzen, denn bei Schönwetter erzeugt (fast) jede Kamera technisch gute Bilder.

Reproduktion des Fujifilm FinePix S1 Pro Prospekts

Ralf Jannke

Kommentare (1)

  • Kehrer,Bernhard
    Kehrer,Bernhard
    am 05.05.2018
    Servus,
    Der Erfahrungsbericht trifft die Kamera doch sehr gut. Vor Jahren hatte ich eine bei eBay ersteigert,die hatte statt der CR123A einen Adapter FZ03783-100 . Einzige Einschränkung dadurch ist, daß der eingebaute Blitz ausser Funktion ist. Ferner sitzt neben dem Kartenfach noch ein kleiner Schieber, der eine Knopfzelle CR2025 enthält. Muss ein Puffer für Zeit und Kameraeinstellungen sein
    MfG
    Bernhard Kehrer

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