Medion MD 86240 Kurzbericht von Christian Zahn

Hier stelle ich eine weitere Kompaktkamera vor, auch dieses Exemplar meiner Sammlung ist nicht einwandfrei.

​​​​​​​Spezifikationen

  • Die 2010 vorgestellte Medion MD86240 ist 95 x 60 x 18 mm groß und wiegt ohne Akku und Speicherkarte 105 g.
  • Der CCD-Sensor (vermutlich 1/2,3“) löst maximal 4000 x 3000 Pixel  = 12 Megapixel auf. Von der ISO-Automatik werden 80 bis ca. 1000 ASA eingestellt. AVI-Videos sind mit 480x360 Pixeln möglich. Bilder werden als JPEG auf SD/SDHC-Karten (max. 32 GB) gespeichert.
  • Das Objektiv ist ein 6,2-18,6 mm/1:3,0-5,6 3-fach Zoom, die kb-äquivalente Brennweite beträgt 35-105 mm.
  • Das Motiv wird über einen 2,7“ TFT LCD Monitor mit 230.000 Subpixeln angezeigt, der auch die Menüsteuerung übernimmt.
  • Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S), Ermittlung durch Kontrasterkennung des Bildsensors
  • Belichtungssteuerung durch Vollautomatik oder Motivprogramme, Matrixmessung. Belichtungszeiten 2s bis 1/1600 sek., Selbstauslöser mit 2 oder 10 s Vorlaufzeit
  • im Gehäuse integrierter Blitz mit ca. Leitzahl 6
  • Weißabgleich automatisch
  • keine Bildstabilisierung
  • Energieversorgung durch Lithium-Ionen-Akku

Besonderheiten

  • Die MD 86240 (MD = Medion Digitalkamera) ist eine OEM-Auftragsproduktion, hergestellt vermutlich in China für die Medion AG, Essen, vertrieben bei Aldi Nord, Essen. (Kameras bei Aldi Süd, Mülheim, wurden auch von Medion importiert, liefen aber lange Zeit unter dem abweichenden Markennamen „Traveler“.)
  • Das Menu ist nicht allzusehr angepaßt, immerhin gibt es ein Startbild mit Medion-Logo und es läßt sich auf Deutsch umstellen. Die ISO-Automatik ist nicht abschaltbar, bleibt aber sehr lange bei der niedrigsten Stufe von 80 ASA.
  • Der Akku ist kompatibel zum NP-40 von Fuji oder zum D-LI8 von Pentax.
  • Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut. Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt vermutlich TTL mittels Vorblitz.
  • Das Objektiv beginnt bei dem für Billigkameras durchaus normalem Weitwinkel von 35mm und reicht nur bis 105 mm.
  • Die Video-Aufzeichnung (mit merkwürdiger Auflösung von 480 x 360 Pixeln) verbirgt sich in den Menüprogrammen, dort ist auch ein Modus vorhanden, der um die aufgenommene Szene einen aus 9 vorhandenden Bilderrahmen einblendet und fest in das JPEG einrechnet.
  • Der Panorama-Modus zeichnet nacheinander drei Einzelbilder auf, wobei der Anschluß durch ein transparent eingeblendetes Viertel des zuletzt aufgenommenen Bildes erleichtert wird und sogar mit Richtungs-Hinweispfeilen unterstützt wird; nach der dritten Aufnahme setzt der Kameraprozessor das Bild zusammen, wobei die Übergänge (bezogen auf das Alter der Kamera und den damaligen Verkaufspreis) erstaunlich gut gelingen.
  • Das Display sitzt unter einer Kratzschutzscheibe aus Kunststoff, die allerdings selbst leicht verkratzt. Die USB- und die Videoschnittstelle sind in einer Kombibuchse zusammengefaßt, darum sind Spezialkabel erforderlich.
  • Die Kamera wurde in einem Komplettset bestehend aus Kamera, Aufbewahrungstasche, 2 Akkus, 2 GB-Speicherkarte, USB-Kabel und Akkuladegerät verkauft.
  • Im Jahr 2020 finden sich über die Kamera im Internet nur wenig Informationen, zum einen gibt es bei Medion und diversen anderen Anleitungssammel-Seiten (die nur wenig über die Technik aussagende) Anleitung zum Herunterladen sowie jede Menge Verkaufsangebote in diversen Verkaufsportalen für gebrauchte Exemplare bzw. neue Ersatzakkus.
  • Die UVP der MD 86240 betrug ca. 70 Euro. Dafür konnte man damals nur die unterste Geräteklasse herstellen. Bedienelemente, Menüführung und Schnittstellen sind auf das Notwendige reduziert. Das Display ist zwar recht groß, aber die nur 230.000 Subpixel waren 2010 nicht mehr zeitgemäß.
  • Ich habe 2017 die vorgestellte Kamera in einem Konvolut von ca. 10-15 Digitalkameras auf einer Fotobörse aus der Restekiste eines Fotohändlers gekauft (Stückpreis deutlich unter 5 Euro), allerdings ohne Zubehör.

Beispielfotos

Alle Aufnahmen entstanden bei 80 ASA, gespeichert als JPEG, bearbeitet mit Photoshop CS4. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde nicht bearbeitet, es sind also fast unveränderte Bilder „Out of the Cam“. In einige Beispiele sind 100%-Ausschnitte einmontiert. Belichtungszeiten- und Brennweiten-Angaben sind in die Bilder eingefügt.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der Medion MD86240 ist komplett aus Kunststoff. Lediglich um das Objektiv ist ein Zierring aus Metall angebracht.

Die Kamera gehört zur Klasse der einfachsten Kompaktkameras. Für den winzigen Sensor ist die Auflösung mit 12 Megapixel gerade noch vertretbar, bei 80 ASA ist jedoch bereits leichtes Farbrauschen sichtbar. Die Bildschärfe hat mich für solch ein „Billigprodukt“ positiv überrascht, zumal mein Exemplar deutlich sichtbar vorne am Objektiv beschädigt wurde und sich die Lamellen nicht mehr selbsttätig schließen (der verbeulte Frontring scheint jedoch keine Dezentierungen der Objektivpinseln hervorgerufen zu haben). Leider befindet sich Dreck oder Staub im Objektiv bzw. auf dem Sensor, insbesondere in der Telestellung fällt er sichtbar auf.

Bei höheren ASA-Werten (die Kamera geht bis etwa 1000) entstehen eigentlich keine Fotos mehr, sondern schon fast Aquarell-Bilder.

Die Verzeichnung und Vignettierung werden durch den Bildprozessor nicht korrigiert, bei 35mm ist die Verzeichnung deutlich sichtbar.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch uninteressante Kamera (weil Dutzendware), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen gerade noch geeignet, sofern das Exemplar einwandfrei ist.

Christian Zahn, Herbst 2020

Museum für alte Kameras sowie Fotogalerie:
http://www.ChrZahn.de
Dort auch Tipps zum Entwickeln von Farb- und SW-Dias

 

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