Nikon Coolpix A Funktionscheck 2025 C. Zahn

2021 stellte ich eine Nikon Edel-Kompaktkamera mit allen technischen Daten vor. Seitdem sind mehr als vier Jahre vergangen, also höchste Zeit, die Kamera wieder zu benutzen.

Besonderheiten

Die Coolpix A ist Nikons erste und bislang einzige Edelkompaktkamera. Leider war sie aus diversen Gründen nicht sehr erfolgreich, deshalb stellte Nikon diese Modell-Linie nach zwei bis drei Jahren ohne Nachfolger wieder ein.

Der Sensor stammt aus der Nikon D7000 bzw. D5100 und wurde von Sony hergestellt, das Objektiv wurde speziell für die Coolpix A gerechnet. Der Verschluss ist eine Kombination aus zentralem mechanischen Blendenverschluß und elektronischem „Verschluss“ des Bildsensors.

Der Akku ist aufgrund der geringen Gehäuseabmessungen relativ klein, laut Herstellerangaben reicht er für etwa 250 Aufnahmen, bei längeren Fototouren sollte ein mindestens ein Ersatzakku mitgenommen werden.

Der Autofokus arbeitet durch Kontrasterkennung des Hauptsensor und ist darum nicht so schnell und präzise wie ein Phasenerkennung-System in einer dSLR, sondern so langsam wie in einer Kompaktkamera damals üblich. 2025 hatte ich bei kritischen Motivdetails die eine oder andere Fehlfokussierung, die Kamera war der Meinung, den Fokus korrekt gesetzt zu haben, trotzdem war das Bild unscharf.

Die Coolpix A kann neben den normalen SD-Karten bis 2 GB und den SDHC-Karten bis 32 GB auch SDXC-Karten bis mindestens 256 GB nutzen. 2021 verwendete ich nur 64 GB-Karten, inzwischen konnte ich die Coolpix A mit einer 256-GB probieren, diese funktioniert problemlos.

Die Kamera hat kein Zoom, der Hebel um den Auslöser ist der Hauptschalter! Allzugerne schaltet man beim Versuch zu Zoomen die Kamera aus.

Das Display löst mit 921.000 Subpixeln (entsprechend ca. 640x480 Farbtripeln = VGA-Auflösung) recht fein auf, die Bildbeurteilung ist damit sehr gut möglich. Es ist durch eine Kratzschutzscheibe vor mechanischer Beschädigung gesichert, diese Kunststoff-Scheibe sollte jedoch durch Aufbringen einer Klebefolie vor Kratzern geschützt werden. Die Bildwiederholrate ist auch für schnelle Schwenks vollkommen ausreichend. Neben dem Blitzschuh sind zwei Kontroll-LEDs angebracht: eine grüne zur AF-Bestätigung und eine rote zur Blitzkontrolle.

Optional konnte ein optischer Durchsichtsucher nachgekauft werden, um die Kamera nicht an der ausgestreckten Hand mit dem Display benutzen zu müssen, sondern mit „Auge am Sucher“ zu betreiben. Jedoch gibt es einen Konstruktionsfehler: Bei Sucherbenutzung kann das Display nicht abgeschaltet werden, sondern nur recht dunkel „gedimmt“. Will man dann nach der Aufnahme ein Bild ansehen, muß das Display erst im System-Menu heller gestellt werden! Immerhin läßt sich diese Funktion auf die einzige frei programmierbare Funktionstaste vorne legen. Besser wäre es jedoch gewesen, das Display könnte bei Sucherbenutzung komplett ausgeschaltet werden und die Bildnachschau wäre einfach durch Druck auf die Wiedergabetaste möglich.

Die Haltung am ausgestrecktem Arm in Vorhalte und gespanntem Trageriemen sorgt für etwas Verwacklungsschutz, trotzdem wäre eine stabilere Dreipunkthalterung (zwei Hände, Kamera abgestützt am Kopf) besser. Mangels komfortabler Sucherbenutzung entfällt das jedoch, da die Kamera auch keinen eingebauten Bildstabilisator hat, muß die Belichtungszeit kurz genug sein, um scharfe Bilder zu erzeugen. Das Foto des leerstehenden Kaffeehauses entstand durch Abstützen der Streulichtblende an der Laden-Fensterscheibe und Nutzung des Serienbild-Modus.

Der Serienbildmodus schafft im JPEG- oder RAW-Modus 4 Bilder pro Sekunde, bis der Bildpuffer gefüllt ist, danach hängt die Serienbildrate von der verwendeten Speicherkarte ab. Die Kamera ist dank des Zentralverschlusses leise und erschütterungsarm, lediglich das leise Klicken der Blendenlamellen (die gleichzeitig die Verschlußlamellen darstellen) ist bei der Aufnahme zu hören; somit ist die Coolpix A auch im Museum oder in Kirchen gut nutzbar.

Dank Zentralverschluß kann bei jeder beliebigen Belichtungszeit aufhellgeblitzt werden, auch bei der 1/2000 Sekunde! Allerdings muß bei heller Sonne zum Aufhellen der Schatten möglichst ein Aufsteckblitz verwendet werden, der interne Lichtspender ist aufgrund der sehr geringen Leitzahl 6 schnell überfordert.

Der Bildsensor kann nicht vom Benutzer gereinigt werden, da das Objektiv fest angebaut ist. Leider fährt es bei jedem Einschalten ein Stück aus der Kamera heraus und saugt somit nicht nur Luft, sondern auch Staub an. Außerdem wird bei jeder Fokussierung das gesamte Objektiv ebenfalls bewegt, dabei kann weiterer Staub eingesaugt werden. Über kurz oder lang ist genügend „Dreck“ im Inneren der Kamera vorhanden, so daß er sich irgendwann auf dem Sensor absetzt. Bei einer Kamera mit Wechselobjektiv kann das vom Fotografen recht einfach selbst durch trockenes oder feuchtes Sensor-Reinigen beseitigt werden, bei der Coolpix A erfordert es einen teuren Serviceeinsatz, da die halbe Kamera zerlegt werden muß, um den Sensor putzen zu können.

Mein Exemplar hat Dreck auf dem Sensor, bis Blende 5,6 ist er bei den meisten Motiven fast unsichtbar, ab Blende 8 wird er bei einfarbigen Flächen immer deutlicher sichtbar, beispielsweise in blauen Himmelspartien.

Meine Coolpix stammt laut Seriennummer aus der ersten Produktionswoche, ist somit 13 bis 14 Jahre alt. Der Sensor hat bei höheren Empfindlichkeiten und längeren Belichtungszeiten inzwischen Hotpixel, d. h., dauerhaft leuchtende Bildpunkte. Im Bildbeispiel 2 (800 ASA, 1/6s) ist ein roter Kreis störend bemerkbar, bei den anderen Aufnahmen, die bei 100 ASA und kurzen Belichtungszeiten entstanden, ist dieser Sensorfehler noch nicht erkennbar.

Wer die Kamera heute kaufen möchte: Nikon hat noch etliche andere Kameras mit Bezeichnung „Coolpix A“ mit folgender Zahl verkauft, so z. B. die Coolpix A10 oder A1000. Es sind allerdings allesamt keine Edelkompaktkameras.

Der UVP der Coolpix A betrug etwa 1100 Euro. Die Streulichtblende mit Adaptertubus kostete 150 Euro zusätzlich, der Sucher 300 Euro extra. Die Kamera wurde zum Schluß für etwa 350 Euro abverkauft. Der aktuelle Gebrauchtpreis liegt höher, er ist je nach Zustand und Lieferumfang auf bis zu 550 Euro gestiegen.

Ich erwarb mein Exemplar Ende 2020 gebraucht für ca. 100 Euro mit etwa 15000 Auslösungen und vielem Zubehör inkl. OVP, jedoch mit keiner originalen, sondern einer Nachbau-Streulichtblende. Inzwischen habe ich mit der Kamera mehr als 5000 Auslösungen gemacht.

Beispielfotos

Alle Aufnahmen entstanden mit vorgewählter Blende 5,6 bei 100 bis 800 ASA, gespeichert als NEF, gewandelt nach TIFF mit Nikon Capture NX D, bearbeitet mit Photoshop CS6. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurden bearbeitet. 100%-Aussschnitte sowie die Aufnahmeparametern finden sich in jedem Bildbeispiel.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der Coolpix A ist äußerlich fast komplett aus Metall. Sie war neben dem gezeigten Schwarz auch in Silber erhältlich. Die Daumenauflage ist aus gummiartigem Material, im Lauf der Zeit verändert sie sich und fällt dann oftmals ab.

Der Sensor (in Verbindung mit der internen JPEG-Bildverarbeitung bzw. der nachgeschalteten Raw-Bearbeitung am Computer) schlägt sich gut. Kritische Gegenlichtsituationen müssen nur selten durch geschickte Bildauswahl, Andrücken des Auslösers und Verschwenken der Kamera oder durch eine Belichtungskorrektur vom Fotografen gemeistert werden. Auch höhere Werte bis ca. 1600 ASA sind noch recht problemlos (ich nutze die Kamera meist in ISO-Automatik bis 800), die maximale Empfindlichkeit von 25600 ist jedoch nur ein Notbehelf, der von Nikon als „Hi“ bezeichnet und nicht an der üblichen Stelle in EXIFs eingetragen wird, sondern nur in die MakerNotes.

Wie erwähnt hat mein Exemplar inzwischen einige Hotpixel bei längeren Belichtungszeiten und höheren Empfindlichkeiten, bei 100 ASA sind sie noch nicht erkennbar.

Nikon-typisch sind JPEGs direkt aus der Kamera nicht überschärft, sie können also durchaus noch am Computer nachbearbeitet werden, für maximal mögliche Schärfe sollten sie es sogar. Alternativ muß die Schärfe-Grundeinstellung der Kamera im Menu auf „knackiger“ geschaltet werden, wenn die JPEGs aus der Kamera nicht nachbearbeitet werden sollen.

Die optische Qualität des Objektivs ist recht gut, es verzeichnet weniger als 1%, auch die Vignettierung ist bei Offenblende noch unproblematisch. Bei Offenblende fällt die Auflösung an den Bildrändern deutlich ab, erst bei Blende 5,6 ist auch der Randbereich so scharf wie die Bildmitte. Stärker als auf 8-11 sollte nicht abgeblendet werden, da es ab Blende 11 zu Beugungsunschärfe kommt. Außerdem wird Staub auf dem Sensor dann deutlicher sichtbar.

Die Bildqualität der Coolpix A ist heutzutage immer noch als gut zu bezeichnen. Bei 16 Megapixeln und „Schönwetter“ ISO100 sind die Aufnahmen sehr ansehnlich. Auch höhere ASA-Werte bis 800 sind noch gut nutzbar, insbesondere wenn mit Raw-Aufnahmen und nachgeschalteter Bildbearbeitung am Computer gearbeitet wird.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch nicht uninteressante Kamera (weil Nikons einzige Edelkompakte), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen immer noch gut geeignet.

Christian Zahn, Oktober 2025

 

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