Nikon Coolpix L18 Erfahrungsbericht von Christian Zahn

Hier stelle ich eine preiswerte Einsteiger-Kompaktkamera vor, die zeitgleich mit der noch günstigeren und etwas weniger auflösenden Coolpix L16 erschien..

Spezifikationen:

  • Die 2008 vorgestellte Nikon Coolpix L18 ist 95 x 61 x 30 mm groß und wiegt 125 Gramm.
  • Der 1/2,5“CCD-Sensor (5,8 x 4,3 mm) löst maximal 3.264 x 2.448 Pixel  = 8 Megapixel auf (8,3 Megapixel Rohdaten). Der Pixelpitch beträgt 1,8µm. 64 - 1600 ASA werden automatisch eingestellt. Videos sind mit 640x480 Pixeln möglich. Bilder werden als JPEG auf SD-/SDHC-Karten (max. 32 GB) gespeichert.
  • Das Objektiv ist ein 5,7-17,1 mm/1:2,8-4,7 3-fach Zoom (5 Elemente in 5 Gruppen), die kb-äquivalente Brennweite beträgt 35-105 mm.
  • 3“ TFT LCD Monitor mit 230.000 Subpixeln für Bildanzeige und Menüsteuerung
  • Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S) oder kontinuierlicher Autofokus (AF-C), Ermittlung durch Kontrasterkennung mit Hilfe des Bildsensors
  • Belichtungssteuerung durch Vollautomatik oder Motivprogramme, 256-Zonen-Matrixmessung. Belichtungszeiten 4s bis 1/500 sek. (kombinierter mechanischer und elektronischer Verschluss), Selbstauslöser mit 10 s Vorlaufzeit
  • eingebauter Blitz mit ca. Leitzahl 5
  • Weißabgleich automatisch
  • rein elektronische Bildstabilisierung
  • Energieversorgung durch 2 Mignon-Zellen

Besonderheiten

Die Coolpix L18 gehört in die „L“-Linie der Coolpix-Kameras, die meist Kameras für preisbewußte Anwender waren und oftmals Mignon-Zellen zur Stromversorgung nutzen. Sie ist eine einfach ausgestattete Einsteigerkamera und bietet neben Motivprogrammen und Blitz-Abschaltung fast keine Möglichkeit, die Belichtung zu beeinflussen. Weder Zeit noch Blende oder Empfindlichkeit kann vorgewählt werden, die Kamera stellt alles selbst ein. Lediglich eine Belichtungskorrektur von +/- 2 Stufen kann vorgegeben werden. Eine Gesichtserkennung ist vorhanden, bei erkannten Augen/Nase/Mund-Partien stellt die Kamera auf das oder die Gesichter scharf.

Die Stromversorgung erfolgt durch zwei fast überall erhältliche Mignonzellen, es können sowohl Alkaline-Batterien als auch NiMH-Akkus benutzt werden. Die Kamera ist recht sparsam, laut Bedienungsanleitung reicht ein Akkusatz für etwa 300 Aufnahmen.

Die Kamera ist recht klein und leicht. Sie ist mit hoher Sicherheit keine „echte“ Nikon, sondern eine OEM/ODM-Auftragsproduktion, da sie „Made in China“ ist.

Die Blende kennt vermutlich nur zwei Stufen (Offenblende und eine Verdopplung, beispielsweise 2,8 und 5,6), da bei dem geringen Pixelpitch starkes Abblenden zu deutlicher Beugungsunschärfe führen würde.

Das Kameramenü ist sehr übersichtlich, weil kaum etwas verstellt werden kann, da die Kamera fast alles selbst einstellt. Das Systemmenü verbirgt sich unter dem Punkt „System“, da keine extra Taste für das Bildmenü vorhanden ist.

Die Coolpix L18 kann neben den normalen SD-Karten bis 2 GB auch SDHC-Karten bis etwa 32 GB nutzen. Die Kamera ist relativ wählerisch, was große Speicherkarten betrifft, viele meiner 32-GB-Karten hat sie nicht akzeptiert, und einige meiner 16-GB-Karten wurden auch mit der Meldung „Karte kann nicht verwendet werden“ auf dem Display abgewiesen. Und selbst wenn die 16 GB-Karte „läuft“, wird sie nicht perfekt genutzt, die Bildwiedergabe der aufgenommenen Fotos erscheint nur kurz, dann erscheint oftmals eine Meldung „Bild kann nicht angezeigt werden“.

Ein geringer interner Speicher von ca. 21 MB ist ebenfalls vorhanden, der wie üblich ein „Abfallprodukt“ des Firmware-Flash-Speichers ist und je nach Firmware-Version auch etwas kleiner sein kann.

Das Display löst mit 230.000 Subpixeln für das Jahr 208 recht grobpixelig auf, allerdings war bei dem niedrigen Verkaufspreis wohl kein besseres Display möglich. Eine Schärfenbeurteilung ist schwierig, es muß stark in das Bild hineingezoomt werden, um verwackelte Aufnahmen zu erkennen. Während der Aufnahme wird nicht das gesamte Bild gezeigt, sondern nur ca. 95% der Bildfläche. Auf den Aufnahmen ist also „mehr drauf“, als beim Anvisieren gezeigt wird.

Die CoolpixL18 hat wie viele Nikon-Kompaktkameras einen „Best Shot Selector“, einen Serienbildmodus, bei dem die Kamera mehrere Aufnahmen schnell hintereinander macht und selbst entscheidet, welche Aufnahme der Serie gespeichert werden kann, weil sie die schärfste ist.

Die Kamera bzw. ihr Bildprozessor ist relativ leistungsfähig, sowohl das Einschalten und Ausfahren des Objektivs, das Zoomen als auch die Bildaufbereitung dauern nicht lange.

Die L18 hat nur wenige Bedienelemente: einen Taster als Hauptschalter, eine Zoomwippe, das Steuerkreuz mit zentraler „OK“-Taste hat für jede der vier Richtungen eine Doppelbelegung (Blitz, Belichtungskorrektur, Selbstauslöser, Makromodus), die Umschaltung zwischen Aufnahme und Wiedergabe erfolgt über zwei einzelne Tasten und für Löschen und Menu ist jeweils ein eigener Knopf vorhanden. Der Wiedergabemodus wird nicht wie bei vielen anderen Kameramodellen durch Antippen des Auslösers verlassen, sondern es muß der Aufnahmeknopf gedrückt werden. Dieser Knopf ruft auch ein Menu auf, in dem zwischen den Belichtungsprogrammen, dem Videomodus, dem Vollautomatikprogramm (im Display als Einfachautomatik bezeichnet) und dem Automatikprogramm umgeschaltet wird.

Die Kamera hat keinen eingebauten Bildstabilisator, gegen Verwacklungen werden lediglich elektronische Tricks wie Erhöhung der Sensorempfindlichkeit usw. angewandt.

Die Belichtungsmessung erfolgt mit Matrixmessung, bei Einsatz des digitalen Zooms schaltet sie zunächst auf mittenbetonte Integralmessung um, bei stärkerem Digitalzoom sogar auf Spotmessung.

Für die kombinierte USB-/Video-Buchse sind Spezialkabel erforderlich. Das Stativgewinde entspricht mit 1/4“ der Norm, es dürfte jedoch nur von den wenigsten Benutzern der Kamera gebraucht worden sein.

Die Coolpix L18 beherrscht keine Anfertigung von Schwenkpanoramas oder Stitch-Panoramas. Der Panoramamodus gibt lediglich Hilfestellung durch teilweises Einblenden des zuvor aufgenommenen Bildes, die Aufbereitung zum fertigen Breitbild erfolgt durch die mit der Kamera mitgelieferte Software am Computer. Panoramabilder werden zum leichteren Auffinden in einem besonderen Ordner auf der Speicherkarte abgelegt.

In die EXIFs der JPEGs werden einige Informationen in die MakerNotes geschrieben, darunter der Digital-Zoomfaktor, die Bildkompressionsqualität, der Autofokus-Modus, die Zahl der erkannten Gesichter, das gewählte AF-Feld, uvm. Die Belichtungszeit wird nicht gerundet eingetragen, sondern die wahren, „krummen“ Werte, beispielsweise 1/384s oder 1/419s.

Die Kamera war in verschiedenen Farben erhältlich, neben dem gezeigten Silber unter anderem auch in Schwarz. Verschiedenfarbig ist nicht die gesamte Kamera, die Oberseite bleibt immer silberfarbig.

An meiner Kamera hat der Vorbesitzer den Werbeaufkleber an der Frontseite nicht abgezogen. Dieses ist bei etlichen Kompaktkameras in meiner Sammlung nicht geschehen. Möglicherweise war es den Benutzern egal, daß die Aufkleber mit der Zeit unansehnlich werden oder sie waren ggf. sogar stolz auf die von weitem sichtbaren technischen Daten ihrer „Fotomaschine“. Oder die Kameras wurden nur so kurz verwendet, daß der Aufkleber nach einigen Testbildern gar nicht abgezogen wurde und die Kamera in einer Schublade verschwand.

Nikon weist auf dem Sticker auf folgende wichtige Eigenschaften hin:  8 Megapixel Auflösung, 1600 ASA maximale Empfindlichkeit als „AntiShakeAE“ (also Erhöhung der Empfindlichkeit gegen Verwacklungen) und 3 Zoll großen Bildschirm.

Der UVP der Coolpix L18 betrug etwa 160 Euro (inkl. Bereitschaftstasche und 2 Batterien). Der aktuelle Zeitwert ist auf 5 bis 35 Euro je nach Zustand und Lieferumfang gefallen. Ich erhielt das gezeigte Exemplar im Spätsommer 2025 von einem Leser dieser Website gespendet, herzlichen Dank dafür!

Beispielfotos

Alle Aufnahmen entstanden bei ISO-Automatik, gespeichert als JPEG, bearbeitet mit Photoshop CS4. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurden nicht bearbeitet. 100%-Aussschnitte sowie die Aufnahmeparameter finden sich in jedem Bildbeispiel.

Qualitäts- und sonstiger Eindruck

Das Gehäuse der Coolpix L18 ist fast komplett aus Kunststoff, auch das Stativgewinde. Lediglich einige Zierteile, die drei Objektivtubusteile und die Schutzlamellen vor dem Objektiv sind aus Metall. Die eigentliche Optik sitzt nicht mittig im Tubus, sondern deutlich außermittig nach unten verschoben. Warum das so gemacht wurde, ist mir nicht bekannt.

Die Kamera gehört zur Klasse der einfachen und günstigen Einsteigerkameras. Alles, was nicht per Software realisierbar ist, wurde weggespart. Der Sensor gehört mit nur 1/2,5“ zu den kleineren Kompaktkamera-Sensoren.

Dieser winzige Sensor (in Verbindung mit der internen JPEG-Bildverarbeitung) schlägt sich überhaupt nicht gut. Der Pixelpitch ist viel zu klein, darum muß bereits bei 64 ASA die Rauschunterdrückung eingreifen, trotzdem gibt es sichtbares Rauschen und die Schärfe ist gering. Kritische Gegenlichtsituationen müssen nur selten durch geschickte Bildauswahl, Andrücken des Auslösers und Verschwenken der Kamera oder durch eine Belichtungskorrektur vom Fotografen gemeistert werden. Schon bei 64 ASA kommt es zu sichtbarem Rauschen in einfarbigen Flächen wie z.B. Himmelspartien, bei 200 ASA sind Kanten bereits stark weichgezeichnet und 800 sind deutlich „weichgebügelt“.

Die Verzeichnung korrigiert der Bildprozessor vermutlich nicht, im Weitwinkelbereich gibt es eine deutlich sichtbare Tonnenform.

Die Kamera weiß um ihre Probleme und vermeidet es möglichst lange, höhere ASA-Werte zu benutzen.

Fazit: eine digitalkamerahistorisch uninteressante Kamera (weil Dutzend-Massenkamera), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen eher ungeeignet. Fast jedes Smartphone macht zumindest gleichwertige, zumeist sogar bessere Aufnahmen.

Christian Zahn, September 2029

 

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