Nikon Coolpix L23
Hier stelle ich eine preiswerte Einsteiger-Kompaktkamera vor. Sie unterschritt als erstes Nikon-Modell die Preisgrenze von 100 Euro.
Spezifikationen
- Die 2011 vorgestellte Nikon Coolpix L23 ist 97 x 60 x 29 mm groß und wiegt mit Akku und Speicherkarte 170 g.
- Der 1/3“CCD-Sensor (4,8 x 3,6 mm) löst maximal 3.648 x 2.736 Pixel = 10 Megapixel auf (10,3 Megapixel Rohdaten). Der Pixelpitch beträgt 1,3µm. 80 - 1600 ASA werden automatisch eingestellt. AVI-Videos sind mit 640x480 Pixeln möglich. Bilder werden als JPEG auf SD-/SDHC-/SDXC-Karten (max. ca. 128 GB) gespeichert.
- Das Objektiv ist ein 4-20 mm/1:2,7-6,8 5-fach Zoom (6 Elemente in 5 Gruppen), die kb-äquivalente Brennweite beträgt 28-140 mm.
- 2,7“ TFT LCD Monitor mit 230.000 Subpixeln für Bildanzeige und Menüsteuerung
- Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S) oder kontinuierlicher Autofokus (AF-C), Ermittlung durch Kontrasterkennung mit Hilfe des Bildsensors
- Belichtungssteuerung durch Vollautomatik oder Motivprogramme, 256-Zonen-Matrixmessung. Belichtungszeiten 4s bis 1/2000 sek. (kombinierter mechanischer und elektronischer Verschluss), Selbstauslöser mit 10 s Vorlaufzeit
- eingebauter Blitz mit ca. Leitzahl 5
- Weißabgleich automatisch
- rein elektronische Bildstabilisierung
- Energieversorgung durch 2 Mignon-Zellen
Besonderheiten
Die Coolpix L23 war die erste digitale Kamera von Nikon, die die „magische Preisgrenze“ 100 Euro unterbot. Sie ist eine einfachst ausgestattete Einsteigerkamera und bietet neben Motivprogrammen und Blitz-Abschaltung fast keine Möglichkeit, die Belichtung zu beeinflussen. Weder Zeit noch Blende oder Empfindlichkeit kann vorgewählt werden, die Kamera stellt alles selbst ein. Lediglich eine Belichtungskorrektur von +/- 2 Stufen kann eingegeben werden, sie bleibt sogar nach dem Abschalten gespeichert und muß manuell zurückgesetzt werden. Gesichts- und Lächelerkennung sind vorhanden, sogar eine Blinzelwarnung gibt die L23 bei der Bildwiedergabe auf dem Monitor aus, dabei werden von Bildprozessor erkannte geschlossene Augen mit einem Rahmen gekennzeichnet.
Die Stromversorgung erfolgt durch zwei fast überall erhältliche Mignonzellen, es können sowohl Alkalien-Batterien als auch NiMH-Akkus benutzt werden. Die Kamera ist recht sparsam, laut Bedienungsanleitung reicht ein Akkusatz für etwa 400 Aufnahmen.
Die Kamera ist recht klein und leicht. Sie ist mit hoher Sicherheit keine „echte“ Nikon, sondern eine OEM/ODM-Auftragsproduktion, da sie „Made in China“ ist. Der Aufdruck „Nikkor 5x Wide Optical Zoom ED“ weist auf die Verwendung von Gläsern mit extra hoher Brechkraft hin.
Die Blende kennt nur die Offenblende, da bei dem geringen Pixelpitch jede Abblendung zu deutlicher Beugungsunschärfe führen würde. Es ist ein automatisch einschwenkender ND-Graufilter (2 Blendenstufen) vorhanden. Bei dessen Einsatz schreibt die Kamera dann vermutlich die echten Blendenzahlen multipliziert mit dem ND-Faktor in die EXIFs.
Das Kameramenü wurde an das Nikon-übliche Design angelehnt, langjährigen Nikon-Benutzern ist es ohne Handbuch sofort vertraut. Wie bei vielen Nikon Kompaktkameras ist um den Einschalttaster ein per LED hinterleuchteter grüner Ring angeordnet.
Die Coolpix L23 kann neben den normalen SD-Karten bis 2 GB und den SDHC-Karten bis 32 GB auch SDXC-Karten bis etwa 128 GB nutzen. Ein geringer interner Speicher von ca. 15 MB ist ebenfalls vorhanden.
Das Display löst mit 230.000 Subpixeln für das Jahr 2011 recht grobpixelig auf, allerdings war bei den niedrigen Verkaufspreis wohl kein besseres Display möglich. Eine Schärfenbeurteilung ist schwierig, es muß stark in das Bild hineingezoomt werden, um verwackelte Aufnahmen zu erkennen. Während der Aufnahme wird nicht das gesamte Bild gezeigt, sondern nur ca. 95% der Bildfläche. Auf den Aufnahmen ist also „mehr drauf“, als beim Anvisieren gezeigt wird.
Die Kamera bzw. ihr Bildprozessor ist recht leistungsfähig, sowohl das Einschalten und Ausfahren des Objektivs, das Zoomen als auch die Bildaufbereitung dauern nicht lang.
Die L23 hat relativ viele Bedienelemente, einen Taster als Hauptschalter, der Zoomhebel ist ein Ring um den Auslöser, das Steuerkreuz mit zentraler „OK“-Taste hat für jede der vier Richtungen eine Doppelbelegung (Blitz, Belichtungskorrektur), Selbstauslöser, Makromodus), die Umschaltung zwischen Aufnahme und Wiedergabe erfolgt über zwei einzelne Tasten und für Löschen und Menu ist jeweils ein eigener Knopf vorhanden. Der Wiedergabemodus wird nicht wie bei vielen anderen Kameramodellen durch Antippen des Auslösers verlassen, sondern es muß der Aufnahmeknopf gedrückt werden.
Die Kamera hat keinen eingebauten Bildstabilisator, gegen Verwacklungen werden nur elektronische Tricks wie Erhöhung der Sensorempfindlichkeit usw. angewandt.
Die Belichtungsmessung erfolgt mit Matrixmessung, bei Einsatz des digitalen Zooms schaltet sie zunächst auf mittenbetonte Integralmessung um, bei stärkerem Digitalzoom sogar auf Spotmessung.
Für die kombinierte USB-/Video-Buchse sind Spezialkabel erforderlich. Das Stativgewinde entspricht mit 1/4“ der Norm, es dürfte jedoch nur von den wenigsten Benutzern der Kamera gebraucht worden sein.
Die Coolpix L23 beherrscht keine Anfertigung von Schwenkpanoramas oder Stitch-Panoramas. Der Panoramamodus gibt lediglich Hilfestellung durch teilweises Einblenden des ersten aufgenommenen Bildes, die Aufbereitung zum fertigen Breitbild erfolgt durch die mit der Kamera mitgelieferte Software am Computer. Panoramabilder werden zum leichteren Auffinden in einem besonderen Ordner auf der Speicherkarte abgelegt.
In die EXIFs der JPEGs werden einige Informationen in die MakerNotes geschrieben, darunter der Digital-Zoomfaktor, die Bildkompressionsqualität, der Autofokus-Modus, die Zahl der erkannten Gesichter, das gewählte AF-Feld, uvm.
Die Kamera war in verschiedenen Farben erhältlich, neben dem gezeigten Silber auch in Schwarz, Blau, Pink und Rot. Verschiedenfarbig ist lediglich die Frontseite mit Teilen der Seiten, die anderen Teile der Seiten und die gesamte Rückseite sind immer schwarz.
An meiner Kamera hat der Vorbesitzer den Werbeaufkleber an der Frontseite nicht abgezogen. Dieses ist bei etlichen Kompaktkameras in meiner Sammlung nicht geschehen. Möglicherweise war es den Benutzern egal, daß die Aufkleber mit der Zeit unansehnlich werden oder sie waren ggf. sogar stolz auf die von weitem sichtbaren technischen Daten ihrer „Fotomaschine“. Oder die Kameras wurden nur so kurz verwendet, daß der Aufkleber nach einigen Testbildern gar nicht abgezogen wurde und die Kamera in einer Schublade verschwand.
Nikon weist auf dem Sticker auf folgende wichtige Eigenschaften hin: Mignonzellen zur Stromversorgung, „Easy Auto Modus“, Weitwinkelobjektiv mit 5-fach Zoom 1und 10,1 Megapixel Auflösung.
Der UVP der Coolpix L23 betrug etwa 80 Euro (inkl. Bereitschaftstasche und 2 Batterien). Der aktuelle Zeitwert ist auf 5 bis 35 Euro je nach Zustand und Lieferumfang gefallen. Ich erhielt das gezeigte Exemplar Anfang 2022 geschenkt.
Alle Aufnahmen entstanden bei 80 ASA, gespeichert als JPEG, bearbeitet mit Photoshop CS4. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurden nicht bearbeitet. 100%-Aussschnitte sowie die Aufnahmeparametern finden sich in jedem Bildbeispiel.
Qualitäts- und sonstiger Eindruck
Das Gehäuse der Coolpix L23 ist fast komplett aus Kunststoff, auch das Stativgewinde. Lediglich einige Zierteile und die Schutzlamellen vor dem Objektiv sind aus Metall.
Die Kamera gehört zur Klasse der einfachsten und günstigsten Einsteigerkameras. Alles, was nicht per Software realisierbar ist, wurde weggespart. Der Sensor gehört mit nur 1/3“ zu den winzigen Sensoren, die normalerweise in Webcams oder Smartphones verbaut wurden.
Der extrem kleine Sensor (in Verbindung mit der internen JPEG-Bildverarbeitung) schlägt sich überhaupt nicht gut. Der Pixelpitch ist viel zu klein, darum muß bereits bei 80 ASA die Rauschunterdrückung eingreifen, trotzdem gibt es sichtbares Rauschen und es entsteht „Bildermatsch“. Kritische Gegenlichtsituationen müssen nur selten durch geschickte Bildauswahl, Andrücken des Auslösers und Verschwenken der Kamera oder durch eine Belichtungskorrektur vom Fotografen gemeistert werden. Schon bei 80 ASA kommt es zu sichtbaren Artefakten des Schärfungsalgorhythmus des Bildprozessors, bei 200 ASA sind Kanten bereits stark weichgezeichnet und 1600 sind eigentlich unbrauchbar.
Da die chromatischen Aberrationen des Objektivs nicht weggerechnet werden, haben Bilddetails mit hohen Kontrasten vor allem in den Bildecken deutlich sichtbare grüne und purpurfarbene Kanten. Die Verzeichnung korrigiert der Bildprozessor vermutlich, im Weitwinkelbereich gibt es nur eine gering erkennbare Tonnenform.
Die Kamera weiß um ihre Probleme und vermeidet es möglichst lange, höhere ASA-Werte zu benutzen. Um bei hellen Motiven Überbelichtungen zu vermeiden, schwenkt sie einen eingebauten Neutralgrau-Filter ein, der die Belichtungszeit um zwei Belichtungsstufen verlängert.
Fazit: eine digitalkamerahistorisch uninteressante Kamera (weil Dutzend-Massenkamera), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen eher ungeeignet. Fast jedes Smartphone macht zumindest gleichwertige, zumeist sogar bessere Aufnahmen.
Christian Zahn
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Autor: | Christian Zahn |
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Erstellt: | 30.01.2023 |
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