Nikon CoolPix S2700 Kurzbericht
Hier stelle ich eine weitere Nikon-Kompaktkamera vor, die Coolpix S2700. Sie war für den „unbedarften“ Einsteiger gedacht, der „drauflosknipsen“ will und trotzdem recht ansehnliche Bilder haben möchte. Die vom Hersteller explizit für ein weibliches Publikum gedachten Farbvarianten des Gehäuses in Violett und Pink (beide unterscheiden sich leicht in der Farbintensität) tragen auf der Vorderseite ein Muster aus stilisierten Blütenzweigen.
Spezifikationen:
- Die 2013 vorgestellte Nikon Coolpix S2700 ist 95 x 58 x 21 mm groß und wiegt mit Akku und Speicherkarte 125 Gramm.
- Der 1/2,3“ CMOS-Sensor (6,2x4,6 mm) löst maximal 4608 x 3456 Pixel = 16 Megapixel auf. Der Pixelpitch beträgt 1,3µm. Automatisch oder manuell sind 80 bis 1600 ASA einstellbar. AVI-Videos sind mit 1280x720 Pixeln möglich. Bilder werden als JPEG auf SD/SDHC/SDXC-Karten (max. ca. 256 GB) gespeichert.
- Das Objektiv ist ein 4,6-27,6 mm/1:3,5-6,5 6-fach Zoom (5 Elemente in 5 Gruppen), die kb-äquivalente Brennweite beträgt 26-156 mm.
- Das Motiv wird über einen 2,7“ TFT LCD Monitor mit 230.000 Subpixeln angezeigt, der auch die Menüsteuerung übernimmt.
- Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S) oder kontinuierlicher Autofokus (AF-C), Ermittlung durch Kontrasterkennung des Bildsensors, 99 AF-Felder
- Belichtungssteuerung durch Vollautomatik, Programmautomatik oder Motivprogramme, 256-Zonen-Matrixmessung, mittenbetont integrale oder Spotbelichtungsmessung. Belichtungszeiten 4s bis 1/2000 sek., Belichtungskorrektur +/-2 Blenden, Selbstauslöser mit 2 oder 10 s Vorlaufzeit, automatisch eingeschwenkter ND-Filter -3,3 Blendenstufen
- im Gehäuse integrierter Blitz mit ca. Leitzahl 6
- Weißabgleich automatisch oder manuell
- rein elektronische Bildstabilisierung
- Energieversorgung durch Lithium-Akku EN-EL 19 mit 3,7V und 700 mAh
Besonderheiten
„Coolpix“ heißen bei Nikon alle Kompakt-Digitalkameras. Das „S“ in der Typenbezeichnung könnte für „Starter“ oder „Stylish“ stehen, also auf eine Anfängerkamera hinweisen oder eine, die nach Herstellerauffassung besonders gut aussieht.
Die Coolpix S2700 wurde in China hergestellt. Möglicherweise ist es keine „echte“ Nikon-Kamera, also keine, die in einem Nikonwerk gefertigt wurde, sondern sie wurde eventuell von einem Auftragsfertiger nach Nikon-Vorgaben gebaut.
Die Stromversorgung erfolgt durch einen Lithium-Akku EN-EL 19. Er wird auch in anderen Coolpix-Kameras benutzt, z. B. der S6600.
Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut. Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt TTL mittels Vorblitzen. Der Verschluss nutzt eine Kombination aus mechanischem und elektronischem Verschluss, bei dem ein klassischer Zentralverschluß mit zwei Öffnungsgrößen (2 Blendenstufen Differenz, also z. B. 1:3,5 und 1:11,5 bei Weitwinkel) mit der Möglichkeit des Sensors zur Realisierung der kurzen Belichtungszeiten zusammenspielt. Um bei hellem Umgebungslicht die Belichtungszeit zu reduzieren, ist ein automatisch vor den Sensor geschwenkter ND-Filter vorhanden, der die Belichtungszeit um 3,3 Blendenstufen verlängert.
Das Display ist ungeschützt verbaut (der einzige serienmäßige Schutz ist die leichte Vertiefung des Panels gegenüber dem Gehäuserand), das Aufbringen einer Kratzschutzfolie ist dringend angeraten. Die Auflösung war nicht mehr zeitgemäß, die 230.000 Subpixel ergeben in Verbindung mit der Diagonale von ca. 68 mm eine grobpixelige Anzeige, die eine Beurteilung der Bildschärfe kaum möglich macht, das Display reicht nur zur Motivwahl.
Bilder können sowohl auf SD/SDHC/SDXC-Karten als auch in den ca. 42 MB großen internen Speicher aufgenommen werden. Wie üblich ist dieser Speicher ein „Abfallprodukt“ des Flashspeicherbausteins für das Kamerabetriebssystem und kann je nach Firmwarestand größer oder kleiner ausfallen.
Die Bildqualität bzw. Dateigröße kann durch verschiedene Komprimierungsstufen und Bild-Auflösungen eingestellt werden, wobei die Kompressionsstufe nur in der höchsten Auflösung zwischen „Normal“ und „Fein“ umgeschaltet werden kann, bei allen anderen Auflösungen ist die Kompression nicht einstellbar, sondern fest vorgegeben.
Die Kamera schreibt einige interessante Details in den MakerNotes-Teil der EXIFs: den Farbmodus, die gewählte Bildqualität, den Fokusmodus, den Status der ISO-Automatik, die Digitalzoom-Stufe, die Gesichtserkennung, das gewählte Motivprogramm, uvm. Merkwürdigerweise wird im Feld „Bildstabilisierung“ der Wert „On“ eingetragen, obwohl die Kamera keine Stabilisierung eingebaut hat.
Der USB- und der Video-Ausgang sind in einer Spezialbuchse kombiniert, so daß keine üblichen Standard-Kabel benutzt werden können, sondern nur Nikon-eigene.
Die Bedienelemente sind deutlich reduziert, oben ist neben dem Auslöser (inkl. darum angebrachtem Zoomhebel) der Hauptschalter angeordnet (im eingeschaltetem Zustand mit grüner LED ringförmig beleuchtet), auf der Rückseite gibt es eine Videostarttaste, ein Steuerkreuz mit Mitteltaste (alle 4 Richtungen haben eine Zweitfunktion: Blitz, Selbstauslöser, Belichtungskorrektur, Makromodus) und vier weitere Tasten: Mode, Bildanzeige (Zweitfunktion Motivprogrammauswahl), Menu und Bildlöschen. Alle weiteren Einstellungen erfordern einen „Ausflug“ in das Kameramenu.
Das Menu ist sehr „aufgeräumt“, als Einsteigerkamera konzipiert, gibt es bei der S2700 nicht allzuviel einzustellen.
Der Stromverbrauch der Kamera ist trotz niedrigauflösendem Display recht hoch, so daß der kleine Akku meist nur für 100 Aufnahmen reicht, obwohl das Handbuch weit mehr verspricht.
Nikon hat durch den abziehbaren Werbeaufkleber auf Folgendes hingewiesen:
- 16 Megapixel
- 6-Fach-Zoom mit starkem Weitwinkel
Eine richtige „VR = Vibration Reduktion = Bildstabilisierung“ durch beweglichen Sensor oder verschiebbare Linsen im Objektiv ist aus Kostengründen nicht eingebaut, die „Stabilisierung“ erfolgt rein elektronisch durch automatische Verringerung der Bildgröße, Erhöhung der Sensorempfindlichkeit und den „BSS“ Best Shot Seelektor, bei der die Kamera 10 Aufnahmen in kurzer Folge aufnimmt und das schärfste Bild dieser Serie speichert und die 9 anderen automatisch verwirft (der BSS verbirgt sich im Menu unter dem Punkt „Serienaufnahmen“).
Der UVP der Coolpix S2700 betrug etwa 110 Euro, der Zeitwert ist auf etwa 10 bis 75 Euro je nach Zustand und Lieferumfang gefallen. Ich bekam das hier gezeigte Exemplar Ende 2024 geschenkt.
Alle Beispielaufnahmen entstanden bei 80 ASA, gespeichert als JPEG, bearbeitet mit Photoshop CS4. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurde nicht bearbeitet, es sind also fast unveränderte Bilder „Out of the Cam“. In die Beispiele sind 100%-Ausschnitte einmontiert.
Qualitäts- und sonstiger Eindruck
Das Gehäuse der Coolpix S2700 ist aus Metall (Vorderseite und Objektivtubus) bzw. Kunststoff (Rückseite, Chassis und Stativgewinde), aufgrund des geringen Gewichts handelt es sich aber nur um hauchdünnes Aluminiumblech. Wie damals üblich, gab es die Kamera in verschiedenen Farben (Schwarz, Silber, Blau, Rot sowie Violett und Pink, letztere mit Blumenmuster auf der Vorderseite), die durch entsprechendes Eloxieren der äußeren Aluminiumschicht erzeugt wurde. Farbig ist nur die Vorderseite, die Rückseite besteht immer aus schwarzem Kunststoff.
Auch das Stativgewinde ist ein Spritzgußteil, jedoch dürften die wenigsten Benutzer der Kamera das Gewinde benutzt haben oder auch nur eine Ahnung davon gehabt haben, wofür es an der Kamera überhaupt angebracht wurde.
Die Kamera gehört zur Klasse der einfachen Einsteiger-Kompaktkameras. Im Vergleich zu teureren CoolPix-Modellen sind die Tasten und Einstellmöglichkeiten stark reduziert.
Der Sensor schlägt sich nicht besonders gut. Zwar neigt er nur wenig zum „Ausbrennen“ heller Bilddetails, aber aufgrund des kleinen Pixelpitchs des 1/2,3“ „großen“ Sensors überzeugen mich die 16-Megapixel-Aufnahmen auch bei 80/100 ASA nicht. 800 ASA ist bei 100% kaum noch ansehnlich, die maximalen 1600 ASA sind ein reiner Notbehelf mit enormem Pixelrauschen. Und bei 3200 ASA reduziert die Kamera die Bildgröße selbsttätig auf 4 Megapixel.
Selbst auf 8 Megapixel in der Kamera reduzierte Bilder sind nicht ansehnlich, auch sie haben nur wenig Detailzeichnung.
Die objektivseitig vorhandenen Fehler wie Verzeichnung, chromatische Aberrationen und Vignettierung werden durch die Kamera vermutlich korrigiert, Weitwinkel-Aufnahmen „verbeulen“ nur sehr wenig tonnenförmig. Das sehr einfach aufgebaute Objektiv (nur 5 einzelne Linsen in 5 Gruppen) wird vermutlich unkorrigiert eine wesentlich stärkere Verzeichnung aufweisen.
Fazit: eine digitalkamerahistorisch uninteressante Kamera (weil Dutzendware), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen nur bei sehr geringen Ansprüchen ausreichend. Aktuelle Smartphones haben zwar oftmals noch kleinere Sensoren und meist keinen echten Zoom, aber deren Bildprozessoren und die dort eingebaute Bildaufbereitung-Software ist viele Jahre „jünger“ und darum erheblich besser.
Christian Zahn, Dezember 2024
Neuen Kommentar schreiben
Autor: | Christian Zahn |
Mail senden | |
Erstellt: | 27.12.2024 |
Kommentare (0)
Keine Kommentare gefunden!