Nikon Coolpix S4 Kurzvorstellung von Christian Zahn
Hier stelle ich eine Edelkompakt-Digitalkamera von Nikon vor, Ralf Jannke hat sie hier bereits gezeigt. Er hat seit 2017 bereits ein Exemplar mit Defekt. 2025 hat er ein zweites Exemplar bekommen, das ebenfalls einen Schaden hat, dieses hat er mir geschenkt. Vielen Dank für die Kamera!
Spezifikationen:
- Die 2005 vorgestellte Nikon Coolpix S4 ist 111 x 69 x 37 mm groß und wiegt 205 Gramm.
- Der 1/2,5“ CCD-Sensor (5,8 x 4,3 mm) löst maximal 2816 x 2112 Pixel = 6 Megapixel auf, der Pixelpitch beträgt 2µm. Die Empfindlichkeit ist automatisch oder manuell von 50 bis 400 ASA einstellbar. Bilder werden als JPEG auf SD-Karten (max. 2 GB) gespeichert, zusätzlich ist ein kleiner interner Flash-Speicher vorhanden.
- Das Objektiv ist ein 1:3,5/6,3-63mm 10-fach Zoom mit 12 Elementen in 9 Gruppen, die kb-äquivalente Brennweite beträgt 38-380 mm.
- Das Motiv wird über einen 2,5“ TFT LCD Monitor mit 110.000 Subpixeln angezeigt, Objektiv und Display sind um etwa 270° gegeneinander verdrehbar
- Entfernungseinstellung Einzel-Autofokus (AF-S) Ermittlung durch Kontrasterkennung des Bildsensors
- Belichtungssteuerung durch Programmautomatik, 256-Zonen-Matrixmessung, Belichtungszeiten 2s bis 1/1000 sek., kombinierter mechanischer und elektronischer Verschluss, elektronischer Selbstauslöser
- im Gehäuse integrierter Blitz mit ca. Leitzahl 5
- Weißabgleich automatisch oder manuell
- ohne Bildstabilisierung
- Energieversorgung durch zwei Mignonzellen
Besonderheiten
„Coolpix“ heißen bei Nikon fast alle alle Kompakt- bzw. Bridge-Digitalkameras. Die Coolpix S4 rangiert aufgrund ihres Aussehens und Preises in der Klasse der „Edelkompakten“, also Kameras, die weniger durch die inneren Werte denn durch das elegante Aussehen überzeugen wollen.
Die Stromversorgung erfolgt mit zwei Mignonzellen, es funktionieren sowohl Akkus als auch Batterien.
Zur Bildaufzeichnung dienen SD-Karten bis 2 GB, die älteren, etwas dünneren MMC-Karten können auch verwendet werden. Gezeigt wird hier eine der inzwischen sehr seltenen RS-MMC-Karten, die um 2004 bis 2007 in Mobiltelefonen verwendet wurden. Sie sind dünner als SD-Karten und nur halb so groß wie diese. Mit einem (auf dem Foto montierten) Adapter passen sie auch in SD-Kartenschächte. RS-MMC bedeutet „Reduced Size MultiMediaCard“, also „Speicherkarte für verschiedene Datenformate in reduzierter Größe“.
Die Kamera hat auch einen kleinen internen Flash-Speicherbereich für Bilder, es ist ein „Abfallprodukt“ des Bausteins, in dem die Kamerafirmware abgelegt ist und noch etwas „Luft“ für Bilder frei ist. Der Inhalt des internen Speichers kann entweder per USB ausgelesen oder auf eine eingelegte Speicherkarte kopiert werden.
Die Einheit aus Objektiv, Bildsensor und Blitz ist gegenüber der Rest (Handgriff, Akkufach, Kartenfach, Display, Prozessor usw.) um 270° drehbar, somit sind bodennahe Aufnahmen, Selfies uvm. problemlos möglich. Zeigt das Objektiv nach hinten, dreht die Kamera das Bild automatisch, so daß es auf dem Display aufrecht steht und auch so aufgenommen wird.
Das Display ist recht klein, die Auflösung mit 110.000 Subpixeln ist aus heutiger Sicht grobgerastert, bereits im Jahr 2005 war es unterdurchschnittlich.
Die Coolpix hat relativ viele Bedienelemente, oben auf dem Gehäuse ist der Auslöser mit dem Zoomhebel angebracht, daneben der Hauptschalter und ein Schieber, der zwischen Vollautomatik, Motivprogrammen und Filmaufnahme umschaltet. Auf der Rückseite befinden sich oberhalb des Displays vier Tasten für Display, Löschen, Menu und Bildwiedergabe. Rechts davon ist ein kleiner Joystick angebracht, dessen Richtungstasten eine Doppelfunktion für Makro, Blitz und Selbstauslöser haben. Der Joystick kann auch gedrückt werden, er dient dann als „OK“-Knopf.
Der Gehäuseblitz ist fest eingebaut, dreht sich aber mit der Objektiveinheit mit. Die Blitzbelichtungsmessung erfolgt nicht durch das Objektiv mittels Vorblitz, sondern durch einen neben der Blitzröhre eingebaute Meßzelle.
Das Objektiv beginnt bei damals normalem Weitwinkel 38mm und reicht in den enormen Telebereich von 380mm. Leider ist kein Bildstabilisator eingebaut, unverwackelte Teleaufnahmen gelingen deshalb nur bei sehr guten Lichtverhältnissen oder mit einem Stativ und Selbstauslöserbenutzung. Im Lieferumfang der Kamera ist ein aufklappbarer Deckel enthalten, der bei Gebrauchtkauf leider häufig fehlt. Ohne den Deckel ist die große Frontlinse relativ gefährdet, man faßt beispielsweise allzuleicht mit den Fingern drauf, wenn man die Kamera nur hochheben will.
Erkennt die Kamera direkt nach der Aufnahme, daß das Bild verwackelt oder unscharf war, fragt sie nach, ob das Foto gespeichert werden soll oder lieber gleich „entsorgt“ werden kann.
Die Kamera schreibt einige spezielle Angaben in den MakerNotes-Teil der EXIFs, darunter die Bildqualität, das aktuelle AF-Feld, Status von Schärfe, Weißabgleich und uvm.
Als Schnittstellen stehen zur Verfügung: Video und USB zum Auslesen der Bilder aus der Kamera bzw. zum Anschluß eines Druckers. Video und USB sind zu einer Nikon-eigenen Spezialbuchse zusammengefaßt, Normkabel passen deshalb nicht. Die Buchse ist mit einer unverlierbaren Gummiabdeckung geschützt.
Der UVP der Coolpix S4 betrug etwa 400 Euro, der aktuelle Zeitwert beträgt zwischen 50 und 120 Euro, sofern alles Originalzubehör mitgeliefert wird, der Zustand sehr gut ist und die Kamera von einem Händler mit Rückgaberecht als „getestet“ verkauft wird. Privatangebote ohne Funktionstest erzielen kaum mehr als 10 bis 20 Euro.
Sensordefekt
Viele Exemplare der Coolpix S4 dürften inzwischen einen defekten Sensor haben, das präsentierte Exemplar hat teilweise starke Streifenbildung. Möglicherweise liegt es aber auch gar nicht am Sensor, vielleicht ist auch der Verschluß nicht mehr in Ordnung, denn je nach Belichtungszeit kommt es zu starker Überlichtung bzw. zu Doppelkonturen. Das könnte daran liegen, daß der mechanische Verschluss (der auch die Blende einstellt) nicht mehr schließt, denn im Videomodus arbeitet der Sensor ohne Streifen, auf 640x480 von der Kamera reduzierte Standbilder hingegen weisen auch Streifen auf. Somit könnte während des Auslesevorgangs weiterhin Licht auf den Sensor fallen, es daraus zu Überbelichtung und durch das versetzte Auslesen der Pixel-Zeilen zu Streifenbildung kommen.
Alle Beispielaufnahmen entstanden bei 200 ASA, gespeichert als JPG, bearbeitet mit Photoshop CS4. Die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. Schärfe, Verzeichnung, Vignettierung, Gradationskurve usw. wurden bearbeitet. 100%-Aussschnitte sowie die Aufnahmeparametern finden sich in jedem Bildbeispiel.
Die Siemenstern-Aufnahmen sind nicht von mir angefertigt worden, sondern höchstwahrscheinlich vom Erst- oder Zweitbesitzer der Kamera, sie entstanden laut Dateidatum im Sommer 2007. Er hat damals einige Testbilder mit verschiedenen Brennweiten angefertigt, sie dienten zur Kontrolle von Auflösung und Bildschärfe.
Qualitäts- und sonstiger Eindruck
Das Gehäuse der Coolpix S4 ist eine Kombination aus Kunststoff und Metall. Das Stativgewinde aus Kunststoff ist in das Alublechgehäuse eingeschraubt.
Die Kamera gehört zur Klasse der relativ frühen Prosumer-Digitalkameras. Die Coolpix 5000 zählte aufgrund ihres Preises zum Vorstellzeitpunkt zur Oberklasse.
Die Bildqualität kann ich nicht aufgrund des Defekts nicht beurteilen, sie dürfte vermutlich der damals üblichen Qualität eines 6-Megapixel-Sensors der 1/2,5“-Klasse entsprechen.
Die Objektivfehler wie Verzeichnung, chromatische Aberrationen und Vignettierung werden in den JPEGs durch den Bildprozessor nicht korrigiert, bei 38mm sind sie deutlich erkennbar.
Fazit: eine digitalkamerahistorisch interessante Kamera (weil frühe Profi-Nikon-Prosumerkamera), heutzutage zum ernsthaften Bildermachen eher nicht mehr geeignet. Auch für die S4 gilt: fast jedes aktuelle Smartphone macht bessere Bilder, die Coolpix kann hähstens mit der enormen Telebrennweite von fast 4900 mm „punkten“.
Christian Zahn, November/Dezember 2025
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| Autor: | Christian Zahn |
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| Erstellt: | 20.11.2025 |












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