Nikon Z5 Carl Zeiss Jena Triotar 135mm Christian Zahn
In diesem Erfahrungsbericht geht es um ein etwa 75 Jahre altes Manuellfokusobjektiv adaptiert an die spiegellose 24-Megapixel-Systemkamera Nikon Z5 mit Vollformatsensor. Da ich keinen Adapter von Exa/Exakta auf Z habe, verwende ich einen Adapter von Exa-auf-LeicaM mit hintergeschaltetem LeicaM-auf-Z-Adapter. Das hat sich in der Vergangenheit mehrfach bewährt.
Was das Objektiv im "Urzustand" liefert, war im Beitrag "Nikon Z6 Carl Zeiss Jena Triotar 4/135 T" zu begutachten! Darin auch der Hinweis, dass dieses Exempalr unbedingt Service benötigt. Ein Job, den Christaian Zahn übernommen hat! (Ralf Jannke)
Ich bekam das gezeigte Exemplar zwecks Reparatur von Ralf Jannke, aber bislang habe ich es nicht zerlegen können, die verschraubten Elemente sitzen noch zu fest. Auch der Schneckengang der Entfernungseinstellung und der Blendenring sind sehr schwergängig, so daß es kaum benutzbar ist. Weil außerdem noch auf der Innenseite der Hinterlinse Pilz sitzt und diese Glasfläche zudem auch noch beschlagen ist, kann ich über die Bildqualität kein endgültiges Urteil abgeben.
Das Objektiv wurde bereits 1938 für die damals neue Spiegelreflexkamera Exakta der Dresdner Firma Ihagee berechnet und gefertigt. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde Carl Zeiss in Jena fast vollständig demontiert und die noch funktionsfähigen Maschinen in die Sowjetunion transportiert. Nach dem Wiederaufbau wurden viele Objektive unverändert nach den alten Konstruktionsunterlagen produziert, darunter auch das Triotar 4/135mm.
Viele Mitarbeiter von Carl Zeiss wurden 1945 von den Amerikanern aus der kurz danach zur russischen Besatzungszone gehörenden thüringischen Stadt Jena in die amerikanische Zone transportiert. Neben etwa 100 Personen gehörten auch die meisten Patente und Konstruktionszeichnungen zum Transportgut. In Oberkochen / Württemberg wurde ein neues optisches Werk aufgebaut, das zunächst unter „Option“ firmierte. Da aber die Patente im Besitz des West-Unternehmens waren, durfte Carl Zeiss Jena nach einem Gerichtsurteil viele Handelsnamen und den Namenszug „Carl Zeiss“ im Handel mit dem Westen nicht mehr nutzen. Objektive für den West-Export trugen darum ab etwa 1953 nur die Bezeichnung „Aus Jena“, Objektive für den Gebrauch in den Staaten des RGW trugen die Gravur „Carl Zeiss Jena“ und „Germany“.
Carl Zeiss Jena Triotar 4/135mm
Das Objektiv entstand in den 1950er Jahren, die letzten Exemplare wurden 1958 produziert, dann wurde es durch das optische bessere Sonnar ersetzt. Es ist ein Triplet mit drei einzelnen Linsen. Als Fernobjektiv ist seine Baulänge ungefähr so groß wie die Brennweite, im Tubus sitzen die drei Glaselemente weit vorne, ansonsten ist viel „Luft“ verbaut.
Da seine Konstruktion zum Produktionsende bereits zwanzig Jahre alt war, hat das Objektiv keine Springblende, sondern nur eine Vorwahlblende, was die Benutzung an Spiegelreflexkameras etwas unhandlich machte, vor dem Krieg aber völlig normal war. An heutigen spiegellosen Systemkameras ist das unwichtig.
Die Vergütung ist der berühmte Zeiss-T-Belag, was anhand des eingraviertem rotem „T“ klar ersichtlich ist. Das Tubusdesign ist ebenfalls im Vorkriegsstil gehalten, das spätere „Zebradesign“ aus schwarz eloxiertem Aluminium mit blankgedrehten Zierelementen hat das Triotar nicht mehr bekommen. Lediglich die dem Licht zugewandtem Fassungsteile wie Bajonett, Front-Filtergewinde und innere Fassungsteile sind schwarz eloxiert und teilweise mit Lichtbrechrillen versehen, die äußeren Teile sind entweder gar nicht eloxiert worden oder danach blankgedreht worden.
Der Entfernungsring in „Berg-Und-Tal-Design“ läuft inzwischen viel zu stramm, weil das Schmiermittel stark verharzt ist, mehrfaches Bewegen hat nicht geholfen. Der Einstellweg ist mit etwa 270° erfreulich lang. Die Naheinstellgrenze ist mit 1,2m für ein Objektiv von 1937-1958 als sehr gut zu bezeichnen. Der Blendenwahlring rastet nicht, es sind 15 Lamellen für eine fast völlig runde Blendenöffnung eingebaut. Die Streulichtblende wird in das nicht mitdrehende Filtergewinde 49 mm eingeschraubt.
Das Objektiv hat einen Durchmesser von 64 mm, eine Baulänge ab Bajonett von 135 mm und wiegt 445 Gramm. Beim Fokussieren auf die Nahgrenze wird es ca. 22 mm länger. An der Entfernungs-Skala sind Tiefenschärfemarkierungen vorhanden, ein Index für die Infrarotfotografie fehlt.
Wie erwähnt gebe ich aufgrund des Pilzbefalls des gezeigten Exemplars keine Wertung über die Bildqualität bei Offenblende ab, bei Blende 8 sind die befallenen Stellen am Bildaufbau nicht beteiligt und das Triotar liefert für ein so altes Objektiv respektable Ergebnisse. Das Bokeh ist aufgrund der fast kreisrunden Blendenöffnung sehr gefällig, auch der Verlauf von Scharf nach Unscharf ist sehr schön.
Das Objektiv ist heutzutage für ein so altes Objektiv recht häufig zu bekommen. Die Versionen mit dem universellerem M42-Gewinde sind etwas seltener und teurer, die Versionen mit EXA/Exakta-Bajonett sind häufiger zu finden, meist aber günstiger. Die Preisspanne ist groß, je nach Zustand, Lieferumfang und Bajonett-Art kann man es für 5 bis 150 Euro bekommen.
Alle Aufnahmen entstanden freihand bei ASA-Automatik, Zeitautomatik, mit eingeschaltetem Bildstabilisator und bei Blende 8, gespeichert als NEF, gewandelt mit Nikon Capture NX-D und bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben, Lichter / Schatten sowie Schärfe wurden korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In alle Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte vergrößert einmontiert.
Fazit
Ich muß das Objektiv zerlegen und die Linsen reinigen, es ist zum Entsorgen einfach zu schade. Hoffentlich bekomme ich die festsitzende Fassung gelöst, damit ich die drei einzelnen Linsen reinigen kann, denn der Pilzbefall scheint mir noch nicht so extrem zu sein, daß große Bereiche befallen sind. Wenn auch die Entfernungsschnecke und der Blendenantrieb wieder leichtgängig sein werden, wird es wahrscheinlich eine große Freude sein, mit diesem „ollem Schätzchen“ auf Fototour zu gehen.
Falls mir die Reparatur gelingt, gibt es einen Folgebericht!
Christian Zahn, Mai 2025
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Autor: | Christian Zahn |
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Erstellt: | 1.05.2025 |
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