Nikon Z5 Carl Zeiss Jena Triotar 135mm Reparaturbericht C. Zahn

In diesem Reparaturbericht geht es um ein etwa 70 Jahre altes Manuellfokusobjektiv, dessen Reinigung und die Adaptierung an die spiegellose 24-Megapixel-Systemkamera Nikon Z5 mit Vollformatsensor.

Ich bekam das gezeigte Exemplar zwecks Reparatur von Ralf Jannke und habe es erst einmal ungereinigt/ unrepariert probiert. Jetzt zeige ich die Reparatur und Beispielaufnahmen nach dem Reinigen.

Das Objektiv wurde bereits 1938 für die damals neue Spiegelreflexkamera Exakta der Dresdner Firma Ihagee berechnet und gefertigt. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde Carl Zeiss in Jena fast vollständig demontiert und die noch funktionsfähigen Maschinen in die Sowjetunion transportiert. Nach dem Wiederaufbau wurden viele Objektive unverändert nach den alten Konstruktionsunterlagen produziert, darunter auch das Triotar 4/135mm.

Demontage und Reinigung

Das Triotar mit M42-Anschluß läßt sich leichter zerlegen als die Version mit Exakta-Bajonett, das liegt daran, daß das „Loch“ hinten im Objektiv bei M42 einfach größer ist. Ich habe mir ein Abfallstück Messing genommen und die beiden Enden auf die Breite der Nuten im hintersten Objektivteil gefräst und dieses mit einer Zange gedreht. Es war aber zuvor nötig, das festsitzende Gewinde zunächst mit chemischer Hilfe „gangbar“ zu machen. WD40 als Universalmittel ist nicht hilfreich gewesen, ich habe Rostlösespray aus dem Maschinenbau-Bedarfshandel verwendet. Nach einem Tag Einwirkdauer ließ es sich das zuvor festsitzende Gewinde drehen, außerdem hat das Spray durch seine Kriechwirkung das verharzte Fett des Schneckengangs so weit gelöst, daß die Fokusschnecke wieder benutzbar wurde. Leider gelangte das Spray auch bis auf die Blendenlamellen, so daß ich diese anschließend entölen mußte.

Nach dem Lösen des Nutringes per Zange reichte es, das Gewinde mit der Hand zu drehen, bis die gesamte Fokusschnecke vom Objektivkopf getrennt war. Auf diesem Kopf liegt ein individuell für jedes Objektiv gefertigter Distanzring, diesen nicht verlieren!

Die Hinterlinse ist mit einem weiterem Ring im Kopf verbaut, zur Demontage muß das innere, nicht das weiter außenliegende Nutpaar gedreht werden. Dann liegt die Hinterlinse frei und kann gereinigt werden, ebenso die Rückseite der mittleren Linse sowie die Blendenlamellen. Um die Blendenmechanik zu zerlegen, ist mehr Aufwand erforderlich, allerdings sollte man das Demontieren der Blende nur dann durchführen, wenn die Werkzeuge zu Montage vorhanden sind, ansonsten ist es fast unmöglich, die 15 Lamellen wieder so zusammenzubauen, daß die Blende wieder funktioniert.

Ich habe die Blende nach meiner „Standardmethode“ geputzt: Blende komplett schließen, mit Isopropanol „fluten“, einwirken lassen, Blende öffnen und schließen, mit Hygienestäbchen  säubern, und diese Prozedur solange wiederholen, bis keinerlei Öl mehr aus der geöffneten Blende auf die Lamellen gelangt. Das kann dutzende Male über mehrere Tage nötig sein!

Die Entfernung der Frontlinse erfordert einen Gummiring, mit dessen Hilfe der gravierte Ring vorne aus dem Objektiv gedreht werden kann. Gleichzeitig den Ring Andrücken und Drehen löst den Ring, danach von Hand herausschrauben. Darunter ist dann der genutete Ring zu lösen, mit dem die Vorderlinse im Objektiv verschraubt ist. Hartes Gummi oder Kunststoff verkratzt nur den gravierten Ring, ohne ihn zu lösen. Man kann auch zwei kleine Löcher in den Ring bohren um ihn dann mit einem Zirkel o- Ä. herauszudrehen, hat ihn dann aber unwiederbringlich beschädigt! Von dieser Brutalmethode kann aus Sammlersicht nur dringend abgeraten werden!

Die Remontage erfolgt in umgekehrter Reihenfolge, wie erwähnt muß auf die richtige Position der Distanzringe geachtet werden.

Carl Zeiss Jena Triotar 4/135mm

Das Objektiv entstand in den 1950er Jahren, die letzten Exemplare wurden 1958 produziert, dann wurde es durch das optische bessere Sonnar ersetzt. Es ist ein Triplet mit drei einzelnen Linsen. Als Fernobjektiv ist seine Baulänge ungefähr so groß wie die Brennweite, im Tubus sitzen die drei Glaselemente weit vorne, ansonsten ist viel „Luft“ verbaut.

Da seine Konstruktion zum Produktionsende bereits zwanzig Jahre alt war, hat das Objektiv keine Springblende, sondern nur eine Vorwahlblende, was die Benutzung an Spiegelreflexkameras etwas unhandlich machte, vor dem Krieg aber völlig normal war. An heutigen spiegellosen Systemkameras ist das unwichtig.

Anhand der Seriennummer kann der Produktionszeitraum auf die Jahre 1952-1955 eingekreist werden, wobei es wahrscheinlicher 1954-1955 erzeugt wurde als früher.

Die Vergütung ist der berühmte Zeiss-T-Belag, was anhand des eingraviertem rotem „T“ klar ersichtlich ist. Das Tubusdesign ist ebenfalls im Vorkriegsstil gehalten, das spätere „Zebradesign“ aus schwarz eloxiertem Aluminium mit blankgedrehten Zierelementen hat das Triotar nicht mehr bekommen. Lediglich die dem Licht zugewandtem Fassungsteile wie Bajonett, Front-Filtergewinde und innere Fassungsteile sind schwarz eloxiert und teilweise mit Lichtbrechrillen versehen, die äußeren Teile sind entweder gar nicht eloxiert worden oder danach blankgedreht worden.

Der Entfernungsring in „Berg-Und-Tal-Design“ läuft nach der Reinigung weich und hat fast die perfekte Friktion. Der Einstellweg ist mit etwa 270° erfreulich lang. Die Naheinstellgrenze ist mit 1,2m für ein Objektiv von 1937-1958 als sehr gut zu bezeichnen. Der Blendenwahlring rastet nicht, es sind 15 Lamellen für eine fast völlig runde Blendenöffnung eingebaut. Die Streulichtblende wird in das nicht mitdrehende Filtergewinde 49 mm eingeschraubt.

Das Objektiv hat einen Durchmesser von 64 mm, eine Baulänge ab Bajonett von 135 mm und wiegt 445 Gramm. Beim Fokussieren auf die Nahgrenze wird es ca. 22 mm länger. An der Entfernungs-Skala sind Tiefenschärfemarkierungen vorhanden, ein Index für die Infrarotfotografie fehlt.

Das Triotar ist bei Offenblende an den Bildrändern etwas „weich“, außerdem überstrahlt es sichtbar. Abblenden auf 8 steigert die Schärfeleistung des gesamten Bildfeldes bis an die Ränder, das Überstrahlen wird fast völlig beseitigt. Chromatische Aberrationen sind auch bei Offenblende kaum vorhanden und ab 1:5,6 vollständig beseitigt. Das Bokeh ist aufgrund der fast kreisrunden Blendenöffnung sehr gefällig, auch der Verlauf von Scharf nach Unscharf ist sehr schön. Eine Streulichtblende sollte unbedingt verwendet werden, da das Objektiv aufgrund der Einfachvergütung sehr streulichtempfindlich ist.

Das Triotar ist heutzutage für ein so altes Objektiv recht häufig zu bekommen. Die Versionen mit dem universellerem M42-Gewinde sind etwas seltener und teurer, die Versionen mit EXA/Exakta-Bajonett sind häufiger zu finden, meist aber günstiger. Die Preisspanne ist groß, je nach Zustand, Lieferumfang und Bajonett-Art kann man es für 5 bis 150 Euro bekommen.

Beispielfotos

Alle Aufnahmen entstanden freihand bei ASA-Automatik, Zeitautomatik, mit eingeschaltetem Bildstabilisator und bei Blende 8, gespeichert als NEF, gewandelt mit Nikon Capture NX-D und bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben, Lichter / Schatten sowie Schärfe wurden korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In alle Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte vergrößert einmontiert.

Fazit

Nach der Reinigung und der Neuschmierung des Schneckengangs ist es eine Freude, mit diesen Objektiv aus den 1950ern zu fotografieren. Die Schärfe läßt sich aufgrund des großen Fokussierwegs sehr gut einstellen, bei der von mir bevorzugten Blende 8 ist es randscharf und frei von CAs. Nochmals vielen Dank für die Überlassung des Objektivs an Ralf Jannke!

Nachsatz: inzwischen habe ich ein den Nachfolger dieses Objektivs, ein Carl Zeiss Jena 4/135mm Sonnar, geschenkt bekommen. Dieses muß gereinigt werden, die Linsen sind beschlagen und es ist Glaspilz erkennbar. Ein Reparaturbericht dieses kürzeren, aber schwereren Objektivs ist in Vorbereitung!

Christian Zahn, Mai 2025

 

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