Contax Distagon 2,8/28 und Yashica MC 28-80 an Nikon Z5 Kurzbericht

Contax Distagon 2,8/28 und Yashica MC 28-80 an Nikon Z5 Kurzbericht

In diesem Erfahrungsbericht geht es um zwei etwa 30-40 Jahre alte Manuellfokusobjektive adaptiert an die spiegellose 24-Megapixel-Systemkamera Nikon Z5.

Beide haben das Contax/Yashica-Bajonett, das Zeiss bzw. Yashica 1974 zusammen mit der RTS eingeführt haben.

Die Contax-Objektive wurden bei Zeiss gerechnet, die Linsen anfangs in Deutschland gefertigt und in Japan montiert, später erfolgte auch die Linsenfertigung in Japan. Ab 1977 baute Yashica mit dem Contax-Bajonett auch technisch mit der RTS fast identische Kameras (FR, FR I und FR II) und Objektive, deren optischer und mechanischer Aufbau allerdings aus Kostengründen einfacher war.

Y/C-Objektive haben übrigens auf der Bajonettseite einen kleinen angeschraubten Haken oder einen abgeflachten Stift, dieser teilt der Kamera die Offenblende des Objektivs mit, da der eigentliche Blendensimulator nur eine relativen Blendenwert bezogen auf die Offenblende mitteilt.

Yashica Lens MC Zoom 28-80mm 1:3,9-4,9

Das gezeigte Zoom stammt aus der Endzeit der manuellen Yashica-Objektive, in der Kyocera (die Yashica 1983 aufgekauft hatten) keine Festbrennweiten mehr herstellte, sondern nur noch Zoomobjektive. Das MC 28-80 dürfte nach 1985 gebaut worden sein. Anhand der Seriennummer gehört mein Objektiv zur ersten gefertigten Charge. Ich bekam es zusammen mit einer Yashica 108, die ab ca. 1985 produziert wurde.

Der kombinierte geriffelte Entfernungs- und Zoomring geht beim Fokussieren weder zu schwer noch zu leicht, das Zoomen ist etwas schwergängig. Der Einstellweg ist mit ca. 90° etwas knapp bemessen, die Naheinstellgrenze von 0,48 Metern ist für ein 28-80 Zoom von 1985 sehr gut. Der Blendenring aus Kunststoff rastet stufig, es sind nur 6 Lamellen eingebaut. Das mitdrehende Filtergewinde beträgt 58mm, das Objektiv hat einen Durchmesser von 67mm, eine Baulänge ab Bajonett von 82mm (bei 35mm Brennweite) und wiegt 435 Gramm. Beim Zoomen auf 80mm verlängert sich das Objektiv um ca. 16mm. Es soll 13 Elemente in 9 Gruppen haben, es ist laut Gravur „MC“ und Augenschein mehrschichtvergütet.

Die originale Streulichtblende fehlt mir, Ersatz aus dem Zubehörhandel zu besorgen ist jedoch schwer bis unmöglich, da sich das Objektiv beim Zoomen sehr ungewöhnlich verhält: bei 28mm Brennweite steht Frontlinse und Filtergewinde weit vor dem kombinierten Fokus- und Zoomring vor, dann kann eine übliche Weitwinkelblende eingeschraubt werden. Beim Zoomen in die Telestellung bewegt sich die Frontlinse nach hinten, während der Zoomting nach vorne geschoben wird, so daß das Filtergewinde bei 80mm Brennweite etwa 10mm hinter den Ende des Fokusrings verschwindet. Eine Nachkauf-Weitwinkelblende muß dann abgeschraubt sein, weil sie spätestens ab etwa 45mm Brennweite mit dem Zoomring kollidiert.

Das gesamte Objektiv macht einen recht hochwertigen Eindruck, es ist weitgehend aus Metall gefertigt und recht schwer.

Das Objektiv ist am Vollformat-Sensor der Z5 und Offenblende insgesamt etwas unscharf und flau, Abblenden auf 8-11 steigert die Schärfe, jedoch unterliegen die Bildecken von 28 bis 35mm Brennweite dem „Corner Smearing“, sie bleiben auch bei Blende 16 sichtbar unscharf. Das Objektiv ist heutzutage sehr günstig zu bekommen, je nach Zustand und Lieferumfang liegt es zwischen 10 und 30 Euro.

Das Objektiv verzeichnet deutlich sichtbar, aber je nach Motiv noch erträglich.

Beispielfotos Yashica Lens MC Zoom 28-80mm 1:3,9-4,9

Carl Zeiss Contax Distagon 2,8 28mm T*

Das vorgestellte Objektiv wurde von Carl Zeiss Oberkochen gerechnet und Baumuster- sowie Stichproben-geprüft und von Yashica in Japan hergestellt, vermutlich im Tomioka-Werk, das Yashica 1968 gekauft hatte. „T*“ weist auf den berühmten „T-Belag“, die Zeiss-Mehrschichtvergütung hin. „Distagon“ nennt Zeiss seit 1953 Weitwinkelobjektive, seitdem wurde die Distagone ständig verbessert. Das Objektiv wurde zur Contax RTS um etwa 1975 herum vollständig neu berechnet. Es galt in zeitgenössischen Tests zusammen mit dem Elmarit-R 2,8/28mm für die Leica R als das beste 28mm-Objektiv überhaupt.

Um 1985 herum wurde es durch die gezeigte „MM“ = „Multimode“-Version ersetzt, diese ermöglicht an entsprechenden Contax-Kameras auch Blenden- und Programmautomatik, an der optischen Rechnung wurde nichts geändert, nur am Blendenmechanismus. Erkennbar sind die „MM“-Objektive an der grün gravierten Blendenzahl 22 auf dem Blendenring und der Nocke am Bajonett, anhand dessen die Kamera erkennt, daß das Objektiv ein MM-Typ ist.

Der Entfernungsring bewegt sich weder zu leicht noch zu stramm, der Einstellweg mit ist ca. 120° recht lang, die Naheinstellgrenze von 0,25 Metern ist gut. Die Blende rastet stufig, es sind nur 6 Lamellen eingebaut.

Das nicht mitdrehende Filtergewinde beträgt 55mm, das Objektiv hat einen Durchmesser von 64mm, eine Baulänge ab Bajonett von 50mm und wiegt 280 Gramm. Beim Fokussieren auf die Nahgrenze wird es ca. 5mm länger. Die Streulichtblende mußte separat erworben werden, der originale Frontdeckel ist ein ein Snap-In-Deckel aus Kunststoff.

Das gesamte Objektiv macht einen sehr hochwertigen Eindruck, es ist komplett aus Metall gefertigt und recht schwer. Es ist ein Retrofokus-Objektiv, da sonst das Auflagemaß von 45,5mm nicht möglich wäre und die Hinterlinse mit dem Schwingspiegel der Contax-Kameras kollidieren würde.

Das Objektiv ist am Sensor der Z5 und Offenblende an den Bildrändern leicht unscharf, Abblenden auf 5,6-8 steigert die Schärfe und den Kontrast. Abblenden auf 16 bzw. 22 führt nur zu Gesamtbildunschärfe durch Beugungseffekte. Chromatische Aberrationen halten sich auch bei Offenblende in Grenzen, die Vignettierung bei Offenblende ist deutlich sichtbar, ab Blende 8 nicht mehr nennenswert. Das Objektiv zeigt an der Nikon Z5 nur in den alleräußersten Bildecken etwas „Corner Smearing“, bereits 200 Pixel vom Bildrand entfernt sind die Details klar und deutlich. Die Verzeichnung ist recht gering.

Die MM-Version kostet heutzutage meist weit über 250 Euro, die ältere AEJ-Version (Auto Exposure Japan) ist ca. 50-75 Euro günstiger.

Carl Zeiss Contax Distagon 2,8 28mm T*

Links Verzeichnung Yashica, rechts Contax

Alle Aufnahmen entstanden freihand bei ASA-Automatik, Zeitautomatik, eingeschaltetem Bildstabilisator und Blende 8, gespeichert als NEF, gewandelt mit Nikon Capture NX-D und bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben, Lichter / Schatten sowie Schärfe wurden korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In alle Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte vergrößert einmontiert.

Fazit

Das Yashica 28-80 werde ich nicht mehr einsetzen, es ist zu schwer und die Abbildungsleistung ist besonders im Weitwinkelbereich nicht gut. Das 28er Distagon hingegen werde ich an der Z5 weiterhin sehr oft benutzen.

Christian Zahn

 

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