Contax Planar 1,4/50 und Yashica DSB 2/55 an Nikon Z5 Kurzbericht

In diesem Erfahrungsbericht geht es um zwei etwa 30-40 Jahre alte Manuellfokusobjektive adaptiert an die spiegellose 24-Megapixel-Systemkamera Nikon Z5.

Beide haben das Contax/Yashica-Bajonett, das Zeiss bzw. Yashica 1974 zusammen mit der RTS eingeführt haben.

Zeiss hatte 1972 die Produktion ihrer Kameras eingestellt und das Braunschweiger Zeiss-Ikon/Voigtländer-Werk an Rollei verkauft. Trotzdem wollten die Zeiss-Stiftung weiterhin Objektive rechnen und bauen, man suchte einen japanischen Kooperationspartner und fand ihn in der K.K. Yashica aus Okaya, Nagano. Carl Zeiss, Oberkochen, lizensierte den Markennamen "Contax" an Yashica, die unter diesem Label eine neue Kameralinie entwickelte.

Das Design der Kamera stammt von F. A. Porsche, die Formensprache und Anordnung der Bedienelemente wurde bei den Contax-Kamera bis 2005 immer wieder zitiert.

RTS heißt "Real Time System" und bedeutet "fast verzögerungsfreie Auslösung". Die RTS war eine der ersten Kameras mit rein elektrischer Zeitenbildung und Auslösung (nur 1mm Auslöseweg), somit gibt es auch keine mechanische Notzeit, ohne Batterie ist die Kamera nicht benutzbar.

Ein weiteres Merkmal des RTS-Systems ist der nicht überlappende Verschluß, erster und zweiter Vorhang starten zeitgleich von der selben Stelle, somit wurde erstmals mit einem Tuchschlitzverschluß eine stabile 1/2000 Sekunde möglich.

Spätere Contax-Kameras haben keine Tuchschlitzverschlüsse mehr, sondern vertikal ablaufende Metall-Lamellenverschlüsse, z. b. die Contax Aria (Link:http://www.optiksammlung.de/Yashica/ContaxAria.html), die einzige mir bekannte Kamera, die dem Fotografen die Abweichung der Matrixmessung von der mittenbetont integralen Messung im Sucher auf einer Balkenanzeige mitteilt.

Die Objektive wurden bei Zeiss gerechnet, die Linsen anfangs in Deutschland gefertigt und in Japan montiert, später erfolgte auch die Linsenfertigung in Japan. Ab 1977 baute Yashica mit dem Contax-Bajonett auch technisch mit der RTS fast identische Kameras (FR, FR I und FR II) und Objektive, deren optischer und mechanischer Aufbau allerdings aus Kostengründen einfacher war.

Y/C-Objektive haben übrigens auf der Bajonettseite einen kleinen angeschraubten Haken oder einen abgeflachten Stift, dieser teilt der Kamera die Offenblende des Objektivs mit, da der eigentliche Blendensimulator nur eine relativen Blendenwert bezogen auf die Offenblende mitteilt.

Yashica DSB 1:2 55mm

Das gezeigte 55 mm-Objektiv stammt vermutlich aus der Anfangszeit der Yashica-Objektive, es ist ein „low-budget“-Objektiv. Alle „DSB“-Objektive sind sehr preiswert gefertigt und haben nur eine Einschichtvergütung.

Der geriffelte Entfernungsring geht etwas zu leicht und macht leise kratzende Geräusche, der Einstellweg ist mit ca. 180° erfreulich lang, die Naheinstellgrenze von 0,5 Metern ist o.K. Der Blendenring aus Kunststoff rastet stufig, es sind nur 6 Lamellen eingebaut. Das nicht mitdrehende Filtergewinde beträgt 52mm, das Objektiv hat einen Durchmesser von 61mm, eine Baulänge ab Bajonett von 40mm und wiegt 180 Gramm.

Die originale Streulichtblende fehlt mir, wie üblich ersetze ich sie durch einen neu gekaufte preiswerten Ersatz aus dem Zubehörhandel.

Das gesamte Objektiv macht keinen sehr hochwertigen Eindruck, es ist weitgehend aus Kunststoff gefertigt. Aus Metall sind nur das Bajonett, der Blendenantriebshebel und einige innere Teile. Obwohl es eine preiswertes Objektiv mit recht kleiner Offenblende ist, soll es 6 Elemente in 4 Gruppen haben und kein einfaches 4-linsiges Objektiv sein.

Das Objektiv ist am Vollformat-Sensor der Z5 und Offenblende insgesamt etwas unscharf und flau, Abblenden auf 5,6-8 steigert die Schärfe fast bis in die äußersten Bildecken. Das Objektiv ist heutzutage oft preiswert zu bekommen, je nach Zustand und Lieferumfang liegt es zwischen 5 und 20 Euro.

Das Objektiv verzeichnet meßbar, aber nicht deutlich sichtbar.

Beispielfotos Yashica DSB 1:2 55mm

Carl Zeiss Contax Planar 1,4 50mm T*

Das vorgestellte Objektiv wurde von Carl Zeiss Oberkochen gerechnet und Baumuster- sowie Stichproben-geprüft und von Yashica in Japan hergestellt, vermutlich im Tomioka-Werk, das Yashica 1968 gekauft hatte. „T*“ weist auf den berühmten „T-Belag“, die Zeiss-Mehrschichtvergütung hin. „Planar“ nennt Zeiss seit 1896 6-linsige Normalobjektive mit guter (=planarer) Bildfeldebnung, seitdem wurde die Planare ständig verbessert. Das gezeigte Objektiv wurde zur Contax RTS um etwa 1975 herum vollständig neu berechnet und hat 7 Elemente. Es dient aktuell der deutschen Wikipedia als Beispiel für ein modernes Planar-Objektiv.

Hinweis: Der Zustand des gezeigten Exemplars ist nicht original, der Vorbesitzer hatte Angst, daß man ihm das Objektiv auf einer Urlaubsreise o. Ä. entwendet, darum hat er es stark getarnt: Die Riffelgummierung des Fokusrings ist durch Moosgummi ohne Struktur ersetzt, die Feet-Angaben der Entfernungsskala wurden übermalt und der Frontring mit der Gravur wurde herausgeschraubt (dafür hat er zwei Löcher eingebracht). Da der originale Frontdeckel eingeschraubt wird, hat er sich einen Griff zum leichteren Anfassen angebracht. „Dank“ all dieser Modifikationen konnte ich das Objektiv sehr preiswert erwerben.

Der Entfernungsring bewegt sich weder zu leicht noch zu stramm, der Einstellweg mit ist ca. 220° erfreulich lang, die Naheinstellgrenze von 0,45 Metern ist gut. Die Blende rastet stufig, es sind nur 6 Lamellen eingebaut, außerdem schließt die Blende von 1,4-4 nicht rund, sondern sägezahnartig, somit entsteht unruhiges Bokeh. Dieses Problem wurde erst mit der späteren Bauform behoben, diese Version trägt die Zusatzbezeichnung „MM“ = „Multimode“ mit Funktion für Programm- und Blendenautomatik an den späteren Contax-Kameras.

Das nicht mitdrehende Filtergewinde beträgt 55mm, das Objektiv hat einen Durchmesser von 65mm, eine Baulänge ab Bajonett von 41mm und wiegt 270 Gramm. Beim Fokussieren auf die Nahgrenze wird es ca. 8mm länger. Die Streulichtblende mußte separat erworben werden, der originale Frontdeckel ist ein Einschraubtyp aus Metall, spätere Objektive verkaufte Yashica mit einem Snap-In-Deckel aus Kunststoff.

Das gesamte Objektiv macht einen hochwertigen Eindruck, es ist komplett aus Metall gefertigt und sehr schwer, was auch an der recht hohen Lichtstärke liegt, die große Linsen erfordert.

Das Objektiv ist am Sensor der Z5 und Offenblende von den Bildrändern bis zur Bildmitte recht unscharf und insgesamt etwas flau, Abblenden auf 4-8 steigert die Schärfe und den Kontrast enorm. Dieses Verhalten ist für hochlichtstarke Normalobjektive der 1980er Jahre zu erwarten, die gemäßigteren Normalobjektive mit 1:1,7 bzw. 1:1,8 zeichnen bei Offenblende meist schärfer als die 1,4er-Klasse.

Das Objektiv ist heutzutage nicht mehr preiswert zu bekommen, die gezeigte Version (auch als AEJ = Auto Exposure Lens Made in Japan bezeichnet) kostet meist über 150 Euro, die erwähnte MM-Version mit der verbesserten Blendenmechanik liegt oft über 300 Euro.

Carl Zeiss Contax Planar 1,4 50mm T*

Alle Aufnahmen entstanden freihand bei ASA-Automatik und Blende 8, gespeichert als NEF, gewandelt mit Nikon Capture NX-D und bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben, Lichter / Schatten sowie Schärfe wurden korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In alle Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte vergrößert einmontiert.

Fazit

Das Yashica DSB werde ich nicht mehr einsetzen, obwohl es sehr klein und leicht ist und bei Blende 8 recht gute Abbildungsleistungen hat. Aber das schwerere Planar ist erwartungsgemäß das bessere Objektiv, dieses werde ich an der Z5 weiterhin öfter einsetzen.

Christian Zahn

 

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