Minolta MC28mm und Exakta 24mm an Nikon Z5
In diesem Erfahrungsbericht geht es um zwei etwa 35-45 Jahre alte Manuellfokusobjektive adaptiert an die spiegellose 24-Megapixel-Systemkamera Nikon Z5.
Wichtiger Hinweis
Beim Kauf des notwendigen Adapters für die Systemkamera ist zu beachten, daß es zwei Minolta-Bajonette gibt: Das AF-Bajonett, das später von Sony für dSLRs übernommen wurde (Minolta MA-Bajonett bzw. Sony-alpha-A-Bajonett) und das dazu inkompatible, ältere MF-Bajonett. Dieses wurde zusammen mit der Minolta SR-1 bereits 1958 (also noch vor dem legendären Nikon F-Bajonett!) eingeführt und somit offiziell als „SR“-Bajonett bezeichnet. Es hat lediglich eine Springblendenübertragung, jedoch keine Offenblendenmessung. Diese wurde mit der SR-T 1966 eingeführt, die entsprechenden neuen Objektive trugen die Kennzeichnung „MC“ eingraviert (das steht nicht, wie oft fälschlich behauptet, für „Multi Coating“ = Mehrfachvergütung, sondern für „Meter Coupled“ = Messwerkskupplung bei Offenblende). Die Bezeichnung „MD“ wurde 1977 zusammen mit der XD-Serie mit den neuen für Programmautomatik geeigneten Objektiven eingeführt, wobei es wohl keine wirkliche Erklärung für die Buchstaben gibt.
Und als „MD“-Adapter werden von allen Importeuren die Minolta-Adapter tituliert, obwohl „SR“-Adapter eigentlich korrekt wäre. Aber da an die Adapter alle Minolta-Objektive von 1958 bis 1985 mechanisch passen, und den spiegellosen System-Kameras die Unterschiede zwischen SR, MC und MD egal sind, wollen wir das mal so hinnehmen.
Prinzipiell gilt für Minolta-Objektive das, was auch für die anderen der „Big Five“ (Canon, Minolta, Nikon, Olympus, Pentax) gesagt werden kann: die älteren Objektive haben die besseren mechanischen Eigenschaften, die jüngeren die besseren optischen. Bis etwa 1975/1978 sind die Objektive fast komplett aus Metall gefertigt, die Schneckengänge laufen seidenweich (aufgrund der idealen Materialpaarung Messing und Aluminium), der Blendenring rastet in Halbblendenstufen.
Mit der „MD“-Serie begann auch bei Minolta der Kostendruck zu wirken, die Objektive mussten billiger hergestellt werden (die Lohnkosten stiegen damals in Japan enorm an), und die Programmautomatiken der Kameras erlaubten es, den Blendenring in der „A“-Stellung zu fixieren. In der Folge stieg der Einsatz von automatisierter Fertigung an, was sich durch den Einsatz von Kunststoffen als Gehäusewerkstoff auch von außen deutlich zeigt. MD-Objektive wirken billiger, sind aber auch deutlich leichter und meist durch erneute optische Rechnung mit moderner Computertechnik schärfer.
Zum Thema gibt es bei artaphot.ch (Link:http://artaphot.ch/minolta-sr/objektive) eine sehr detaillierte Übersicht über alle manuellen Minolta-Objektive mit der Einschätzung der Qualitätsunterschiede der unterschiedlichen Bauserien.
Minolta MC W.Rokkor 2,0/28mm
Laut Artaphot.ch ist man sich uneins, ob das MC oder das MD die bessere optische Leistung hat, vermutlich liegen sie so nah beieinander, daß sich Serienstreuungen oder ein kräftiger Objektiv-Anstupser bereits auswirken.
Das gezeigte 2,0/28mm ist ein mehrschichtvergütetes MC-Objektiv und wurde nur von 1975 bis 1977 gebaut, um dann bereits durch eine neugerechnete MD-Version ersetzt zu werden. Es hat Floating Elements für bessere Bildschärfe in den Bildecken im Nahbereich. Damit diese ihre Wirkung auch ausspielen können, muß das Auflagemaß des Adapters stimmen! Billige Adapter haben oft ein zu kurzes Auflagemaß, damit auf jeden Fall auf Unendlich (und sogar etwas darüber hinaus) scharfgestellt werden kann. Für das gezeigte Objektiv muß der Adapter dann durch Unterlegen von dünnen Blechen z. B. aus dem Werkzeugbau auf das exakte Dickenmaß eingestellt werden, ansonsten sind die Bildecken unschärfer als sie eigentlich sein könnten, weil die Floating Elements die Bildfeldwölbung nichtkorrigieren, sondern sogar verfälschen, weil für eine unendliche Motiv-Abbildung das Objektiv auf z. B. 3 Meter eingestellt werden muß.
„Rokkor“ hießen fast alle Minolta-Objektive, das „W“ davor weist auf ein Weitwinkel-Objektiv hin.
Der geriffelte Entfernungsring geht seidenweich, der Einstellweg ist mit etwa 40° jedoch viel zu kurz. Die Naheinstellgrenze von 0,3 Metern ist erstaunlich kurz (dank der erwähnten Floating Elements). Die Blende rastet halbstufig, es sind nur 6 Lamellen eingebaut. Die originale Streulichtblende wird in das Filtergewinde (55 mm) geschraubt. Obwohl sich dieses beim Fokussieren nicht mitdreht, ist sie nicht blütenförmig und darum recht kurz gebaut. Das Objektiv hat einen Durchmesser von 66 mm, eine Baulänge ab Bajonett von 61 mm und wiegt 350 Gramm. Der originale Objektivdeckel ist ein Aufstülp-Typ, kein Schnapp-Deckel.
Es sind sowohl Tiefenschärfen-Markierungen als auch ein Fokuspunkt für Infrarot vorhanden.
Das gesamte Objektiv macht einen sehr hochwertigen Eindruck, es ist vollständig aus Metall. Es ist ein aufwendig gefertigtes Objektiv mit 10 Elemente in 9 Gruppen und relativ schwer.
Das Objektiv verzeichnet nur gering sichtbar, bei den meisten Motiven dürfte es nicht stören.
Das Objektiv ist heutzutage nicht mehr günstig zu bekommen, je nach Zustand liegt es zwischen 100 und 200 Euro. Die verschiedenen Versionen des 2,5/28 bzw. des 2,8/28 sind erheblich billiger zu bekommen, haben aber keine Floating Elements.
Das Objektiv ist am Vollformatsensor der Z5 und Offenblende an den Bildrändern erwartungsgemäß unscharf, Abblenden auf 8 steigert die Schärfe, danach kommt es bereits zu Beugungseffekten. Die äußersten Bildecken sind auch bei Blende 16 geringfügig vom „Corner Smearing“ betroffen. Die bei Offenblende vorhandenen chromatischen Aberrationen verschwinden ab ca. Blende 5,6-8 fast vollständig.
Exakta 2,8/24mm
Exakta war ursprünglich der Name einer Kamera der Ihagee (Dresden). Nach dem zweiten Weltkrieg vertrieb die Ihagee GmbH (West) zunächst die DDR-Kameras im Westen, mußte aber 1976 Konkurs anmelden. Heinrich Manderman (kein Doppel-n am Ende!), dem zeitweise die Beroflex AG, Miranda GmbH, Josef Schneider AG, Rollei und Orwo gehörten, kaufte 1982 die Markenrechte und gründete eine Exakta GmbH, die Kameras und Objektive von Topcon bzw. Cosina importierte und mit „Exakta“ labeln ließ.
Das gezeigte 2,8/24mm „MC“ = Multicoated ist eine „MD“-Version mit entsprechender Nase am Blendenring für Programmautomatikfunktion an Minolta-Gehäusen wie der X-700. Es ist „Lens made in Japan“ und deutlich „plastifiziert“ (also alle sichtbaren Teile außer dem Bajonett aus Kunststoff) und dürfte aus der ersten Hälfte der 1980er Jahre stammen. Hersteller wird wohl Cosina gewesen sein. Das „Macro“ im Namen meint nicht, daß es ein dediziertes Makroobjektiv ist, es hat lediglich eine Naheinstellgrenze von knapp unter 0,2 Metern.
Der geriffelte Entfernungsring geht zu leicht, der Einstellweg mit 120° ist jedoch erfreulich groß, die Naheinstellgrenze von 0,2 Metern ist gut. Die Blende rastet halbstufig, es sind nur 5 Lamellen eingebaut. Die kleinste Blende ist gelb markiert, es gibt aber keine Fixierung in dieser Stellung.
Das nicht mitdrehende Filtergewinde beträgt 52mm, das Objektiv hat einen Durchmesser von 61 mm, eine Baulänge ab Bajonett von 42 mm und wiegt 230 Gramm. Beim Fokussieren auf die Nahgrenze wird es ca. 6 mm länger. Die Streulichtblende mußte separat erworben werden.
Das Objektiv verzeichnet sichtbar, aber je nach Motiv noch tolerabel.
In den beiden Bildbeispielen sind auch bei Blende 8 in den Bildecken deutliche Unschärfen und chromatische Aberrationen sichtbar.
Das Objektiv ist heutzutage nicht mehr preiswert zu bekommen, je nach Zustand und Bajonett liegt es zwischen 30 und 80 Euro. Um 2010 lag es in der 5-bis-10-Euro-Klasse, aber dann kamen spiegellose Vollformat-Systemkameras auf den Markt, was die Preise für alle alten Objektive kräftig ansteigen ließ.
Alle Aufnahmen entstanden freihand bei ASA-Automatik, Zeitautomatik, mit eingeschaltetem Bildstabilisator und bei Blende 8, gespeichert als NEF, gewandelt mit Nikon Capture NX-D und bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben, Lichter / Schatten sowie Schärfe wurden korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In alle Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte vergrößert einmontiert.
Fazit
Das Exakta 24mm-Objektiv werde ich an der Z5 nicht mehr benutzen, ich habe ein wesentlich besseres Canon-FD-Objektiv mit dieser Brennweite. Das Minolta MC 28mm hingegen werde ich an der Z5 sicherlich ab und zu benutzen, auch wenn ich ein wesentlich leichteres und optisch noch ein wenig besseres Zeiss Contax Distagon 2,8/28 habe, das mein „Haupt“-28er für diese Kamera ist. Aber es macht einfach Freude, mit dem hochwertigen Minolta-Objektiv zu fotografieren.
Christian Zahn
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Autor: | Christian Zahn |
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Erstellt: | 30.01.2023 |
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