Meyer Optik Görlitz 50mm Domiplan EXA-Version an der Nikon Z5
In diesem Erfahrungsbericht geht es um ein etwa 40-50 Jahre altes Manuellfokusobjektive adaptiert an die spiegellose 24-Megapixel-Systemkamera Nikon Z5.
Es basiert auf der Rechnung des bereits 1940 vorgestellten 2,9/50mm Trioplans und wurde vom VEB Pentacon anfangs weiterhin bei Meyer Optik Görlitz (später zu Feinoptisches Werk Görlitz umfirmiert) gebaut, die gezeigte Variante wurde von 1967 bis 1979 gefertigt, die Produktion war aus Kostengründen aber größtenteils nach IOR Bukarest in Rumänien verlagert worden. Es ist eines der meistgebauten M42-Normalobjektive überhaupt, mehr als 2 Millionen Exemplare sorgen auch heute für einen niedrigen Verkaufspreis. Wer lange genug sucht, findet es für einen bis fünf Euro auf dem Flohmarkt oder im virtuellen Auktionshaus; wer weniger Zeit hat, muß Preise von 15 bis 60 Euro bezahlen.
Von der optischen Rechnung dieses Objektivs wurden etwa in den Jahren 2015 bis 2018 neue Versionen über Kickstarter-Projekte finanziert und danach weiterhin unter dem alten Namen „Meyer Görlitz Trioplan“ angeboten. Die Fertigung erfolgt dabei teilweise bzw. größtenteils in Deutschland, der Verkaufspreis beträgt im Jahre 2021 satte 899 Euro!
Dieser Objektivtyp hat ein einzigartiges „Bokeh“, also die Abbildung unscharfer Details im Hintergrund. Sie werden „seifenblasen-artig“ und mit leichtem „Swirl“, also einer Art Drehung, dargestellt. Dieser Effekt tritt allerdings fast ausschließlich nur bei Offenblende auf, abgeblendet hingegen nur sehr gering.
Ralf Jannke hat ein Exemplar dieses Typs hier bereits vorgestellt.
Meyer Optik Görlitz Domiplan 2,8/50
Das gezeigte Objektiv ist wie oben erwähnt zwischen 1967 und 1979 gebaut worden, aber nicht mit M42-Anschluß, sondern mit dem EXA/Exakta-Bajonett und Druckblende.
Diese Druckblenden-Betätigung war erforderlich, weil die Exakta-Kameras keine Ansteuerung der Objektivblende haben, der seitliche Hebel wird beim Ansetzen an die Kamera genau über dem Kamera-Auslöser platziert. Drückt der Fotograf auf den Hebel, schließt er erst die Objektivblende auf den eingestellten Wert und löst danach die Kamera aus.
Da dieser Hebel nicht einrastet, muß auch an der Nikon Z5 der Hebel bei jeder Aufnahme gedrückt werden. Hat man das vergessen, so ist das Foto mit Offenblende gemacht worden!
Das Objektiv ist einfach vergütet.
Der zebrastreifengemusterte und recht schmale Entfernungsring läuft weder zu stramm noch zu leicht, macht aber inzwischen leise kratzende Geräusche. Der Einstellweg ist mit etwa 150° ziemlich kurz. Die Naheinstellgrenze ist mit 0,75m leider sehr lang. Der ebenfalls sehr schmale Blendenwahlring rastet halbstufig, es sind 6 Lamellen eingebaut. Die Streulichtblende wird in das nicht mitdrehende Filtergewinde 49 mm eingeschraubt.
Das Objektiv hat einen Durchmesser von 60 mm, eine Baulänge ab Bajonett von 32 mm und wiegt 155 Gramm. Beim Fokussieren auf die Nahgrenze wird es ca. 3 mm langer.
Das gesamte Objektiv macht keinen allzu hochwertigen Eindruck, es ist zwar vollständig aus Metall hergestellt, aber recht leicht, was auf Aluminium als Werkstoff schließen läßt. Die Zebramusterung der beiden Ringe entstand durch das nachträgliche Abdrehen der schwarzen Eloxalschicht des Aluminiumrings, dadurch sind die Anfaß-Kanten deutlich fühlbar, schon fast zu scharfkantig. An der Entfernungs-Skala sind Tiefenschärfemarkierungen und ein Index für die Infrarotfotografie vorhanden.
Weil ich keinen Adapter „Exakta-Nikon Z5“ kaufen konnte, habe ich eine doppelte Adaptierung vorgenommen: „Exakta-Leica-M“ und „Leica-M-NikonZ“. Das sieht etwas abenteuerlich aus, funktioniert aber gut.
Alle Aufnahmen entstanden freihand bei ASA-Automatik, Zeitautomatik, mit eingeschaltetem Bildstabilisator und bei Blende 8, gespeichert als NEF, gewandelt mit Nikon Capture NX-D und bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben, Lichter / Schatten sowie Schärfe wurden korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In alle Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte vergrößert einmontiert.
Fazit
Das Objektiv verzeichnet nur gering, in den Bildern ist dieser Bildfehler praktisch nicht sichtbar.
Das Objektiv ist am Vollformatsensor der Z5 und Offenblende erwartungsgemäß unscharf, Abblenden auf 8 steigert die Schärfe der Bildmitte, auch bei Blende 16-22 werden die Ecken jedoch nicht scharf. Die chromatischen Aberrationen sind bei allen Blenden praktisch nicht erkennbar.
Man muß das Seifenblasen-Bokeh des dreilinsigen Objektivs mögen, dann kann man es bei Ofenblende durchaus als Porträt-Objektiv nutzen. Ich kann der Swirl- und Bubble-Unschärfe nichts abgewinnen, und bei bei den von mir hauptsächlich eingesetzten Blenden 5,6-11 ist das auf einem Cooke-Triplett basierende Trioplan/Domiplan an den Bildrändern nicht scharf. Für meine Art der Fotografie ist das Objektiv unbrauchbar, ich habe es nur erworben, weil es zusammen mit der hier gezeigten Exakta-Kamera zusammen verkauft wurde.
Christian Zahn
Neuen Kommentar schreiben
Autor: | Christian Zahn |
Mail senden | |
Erstellt: | 6.04.2022 |
Kommentare (0)
Keine Kommentare gefunden!