Nikon Z5 und Nikon FE Sun 28-80

In diesem Kurzbericht geht es um die Benutzung von einem etwa 40-45 Jahre alten Zoom-Objektiv an der Nikon Z5, einer spiegellosen Systemkamera mit 24 Megapixeln und eingebautem Bildstabilisator. Außerdem zeige ich eine der besten manuellen Nikon-F-Kameragehäuse mit Zeitautomatik, die FE.

Das Objektive wurde von Sun Optical Corporation, Ishikawa, Präfektur Chiba, Japan (in der Nähe von Tokio) hergestellt. Die Firmengeschichte dieses Unternehmens ist nur unvollständig bekannt, die beste deutschsprachige Zusammenfassung findet sich in der Olypedia. Hier nur kurz: Sun wurde wohl im Jahre 1945 gegründet und soll Mitte der 1980er Jahre mit einer anderen Firma verschmolzen worden sein, wobei der Markenname verschwand. Sun hat zunächst Tele- und Weitwinkelkonverter sowie Festbrennweiten für diverse Kamera-Bajonette hergestellt, ab etwa 1960 auch Zoom-Objektive. Die Vermarktung erfolgte unter eigenem Namen, aber auch im Vertrieb von Soligor oder möglicherweise ebenfalls durch Foto Quelle/Revue bzw. Foto Porst.

Sun war einer der ersten japanische Hersteller, der im photoMagazin ab Ende der 1950er Jahre für seine Produkte warb, es kam damals zu Protesten in den nachfolgenden Heften, etliche Leserbriefe wurden abgedruckt, die auf die minderwertige Qualität japanischer Optiken hinwies und teilweise ankündigten, das Magazin nicht mehr zu kaufen, solange solche Anzeigen erschienen. Aus heutiger Sicht eine sinnlose Reaktion, da die deutsche Kameraindustrie in den 1960er Jahren von japanischen Herstellern nicht nur eingeholt, sondern überholt wurde und in den 1970er Jahren nicht zuletzt deswegen fast komplett unterging.

Nikon FE

Die Nikon FE erschien 1978 als zweite Nikon-Kamera nach der sehr ähnlich aussehenden FM. Im Gegensatz zu dieser hat sie einen elektronisch gesteuerten Verschluss und Zeitautomatik, die FM hat lediglich manuelle Nachführmessung und einen mechanisch gesteuerten Verschluss.

Die FE wurde von 1978 bis 1983 gebaut, danach erschien die etwas verbesserte FE2. Beide Kameras gelten unter Anwendern als die beste Nikon-Kamera mit Zeitautomatik, ihre Elektronik ist auch nach mehr als 40 Jahren in den meisten Fällen in Ordnung, so daß mit ihr auch heute noch fotografiert werden kann. Das Sucherbild ist klar und aufgeräumt, die am Objektiv eingestellte Blende wird eingespiegelt, die automatisch eingestellte Belichtungszeit wird mit einem klassischem Zeiger angezeigt, ohne funktionierende Batterie ist „B“ und eine mechanische Notzeit von 1/90 möglich, die Belichtungssteuerung reicht von 1/1000 bis hin zu mehreren Minuten (offiziell nur bis 8 Sekunden, es sind aber Berichte von Fotografen bekannt, die mehr als 10 Minuten automatisch belichtet haben). Sowohl Abblendtaste, Battierprüfhebel als auch mechanischer Selbstauslöser mit Spiegelvorauslösung sind vorhanden.

Ein Winder bzw. Motor kann angebaut werden, dazu sind an der Unterseite 4 vergoldete Kontakte vorhanden. Systemblitzgeräte von Nikon (auch viele neuere bis etwa im Jahr 2015 vorgestellte) schalten den Verschluss automatisch auf die Synchronzeit 1/125s und melden die Blitzbereitschaft im Sucher.

Die Kamera war sowohl in „Profischwarz“ für ca. 700 DM als auch in Schwarz/Silber für 650 DM verfügbar. Die silberne Variante gilt als „Stilikone“, Nikon griff ihr Design 2021 wieder auf und baute die spiegellose Retrokamera Z fc in einem an die FE angelehntem Design.

Das Sun-Objektiv paßt zeitlich nicht ganz zur FE, das gezeigte Exemplar wurde mit ziemlicher Sicherheit erst nach dem Ende der Produktion der FE hergestellt. Aber möglicherweise hat sich der Vorbesitzer dieses Zoom wesentlich später als die Kamera gekauft und es beim Verkauf als „gläsernen Gehäusedeckel“ montiert, weil er weder Originalverpackung noch den Nikon-Gehäusedeckel wiederfand. Ich erhielt jedenfalls beide Teile „im Set“.

Sun Zoom Lens 28-80mm 1:3,5-4,5 Macro MC

Das Objektiv ist nach 1983 gebaut worden, es hat sowohl den Nikon-Ai-Blendenmitnehmer als auch das „Hasenohr“ für die älteren Nikon-Kameras, die vor 1977 erschienen sind. Außerdem sind am Bajonett des Objektivs auch die Ais-Vertiefung, die zweite Nocke auf dem Blendenring für die kleinste Blende als auch die Codierung der Brennweite vorhanden, was erst ab 1983 erforderlich war, als die Nikon FA mit Programmautomatik vorgestellt wurde. Möglicherweise erschien das Objektiv aber bereits früher und wurde seit 1983 mit Ais-Merkmalen weiterproduziert.

Das Sun 28-80 wurde auch als Soligor C/D verkauft.

Das Objektiv ist ab Bajonettauflage 81 mm lang, hat einen Durchmesser von etwa 66 mm und wiegt 460 Gramm. Beim Fokussieren auf die Naheinstellgrenze wird es dank Innenfokussierung nur 3 mm länger, beim Zoomen 15 mm.

Das gesamte Objektiv ist aus Metall gefertigt, sein optischer Aufbau ist recht komplex, es hat 15 Elemente in 13 Gruppen. Es hat einen Makroring, der vermutlich als verstellbarer Zwischenring arbeitet und das gesamte Objektiv weiter vom Film bzw. vom Sensor entfernt. Bei maximalem Auszug wird ein Abbildungsmaßstab von 1:4 erreicht, der Auszug beträgt dann ca. 7 mm.

Das Filtergewinde hat 62 mm, es rotiert beim Scharfstellen mit, die Streulichtblende wird eingeschraubt. „MC“ in der Typenbezeichnung weist auf das Multicoating, also die Mehrschichtvergütung hin.

Der Fokusring ist breit und mit einer Riffelung aus Gummi versehen, er läuft inzwischen aufgrund fehlendem Schmiermittel viel zu leicht. Mit ca. 90° Einstellweg ist der Fokus in der Weitwinkelstellung recht feinfühlig einstellbar, in der Telestellung ist der Einstellweg zu knapp. Die Naheinstellgrenze beträgt 1,6 Meter. Eine rote Kurve für die Infrarotfotografie ist vorhanden.

Der Blendenring rastet in halben Blendenstufen, es sind 6 Lamellen vorhanden. Die Verzeichnung ist durchaus moderat zu nennen, für ein 28-80 aus den 1970er Jahren sogar erstaunlich gering. Allerdings ist die Verzeichnung möglicherweise nicht typisch, da mein Exemplar defekt ist und sich die verschobenen Linsen eventuell auf die Verzeichnung positiv ausgewirkt haben, während die Schärfe deutlich gelitten hat.

Beispielfotos

Alle Aufnahmen entstanden freihand bei Arbeitsblende und Zeit- sowie ASA-Automatik und mit eingeschaltetem Kamera-Bildstabilisator, gewählt wurde Blende 8, gespeichert wurde als NEF, gewandelt mit Nikon Capture NX und bearbeitet mit Photoshop CS6. Bildausschnitt, Helligkeit, Farben sowie Lichter / Schatten wurden korrigiert, die Größe wurde auf 1500 Pixel bikubisch verkleinert. In alle Aufnahmen sind 100%-Ausschnitte einmontiert.

Das Objektiv liefert keine gute Schärfe, die Bildränder sind „matschig“, auch völlig abgeblendet. Allerdings ist mein Exemplar dem Vorbesitzer heruntergefallen, eine deutliche Beule im Filtergewinde ist erkennbar. Dabei wird sich mindestens eine der inneren Linsen bzw. Linsengruppen leicht verschoben haben, so daß die Zentrierung nicht mehr stimmt. Außerdem muß das Objektiv für Fokussierung auf Unendlich auf etwa 3 Meter Entfernung eingestellt werden, obwohl der Nikon FTZ-Adapter das korrekte Auflagemaß für Nikon-Objektive hat, was ebenfalls auf eine Veränderung im Inneren des Objektivs hindeutet. Bilder, die von anderen Fotografen mit weiteren Exemplaren dieses Zooms gemacht wurden, sind deutlich schärfer, es ist kein überragendes Zoom, aber auf Film war es nicht so schlecht wie meine Beispielaufnahmen.

Fazit

Das gezeigte Zoom kann ich leider nicht mehr einsetzen, auch an einer mFT-Kamera ist es nicht brauchbar, denn auch bei Cropfaktor 2 ist noch zu viel Unschärfe in meinem Exemplar. Somit muß es leider in die „Gruselkiste“, in der sich bereits einige andere unbrauchbare Objektive angesammelt haben.

Christian Zahn

Nachtrag

Was den Hersteller SUN und seine Objektive angeht, möchte ich auf unsere Rubrik Praxisberichte verweisen. Unter "Sun Objektive" sind 15 Beiträge über diesem nicht so bekannten Hersteller zu finden. Im Bestand gibt es auch das oben abgebildete Zoom mit speziellem Pistolengriff. Was auch einen kleinen Praxisbericht wert sein wird. Wobei ich schon jetzt ins letzte Quartal 2022 und noch mehr nach 2023 schaue. Wir wollen ja auch 2023 immer noch etwas zeigem. Gerne an Digitalkameras, was aber bei der Menge an Praxisberichten über sicher 6-800 Digitalkameras immer schwieriger wird. Was vermutlich nie versiegen wird, ist das Finden jahrzehntealter Objektiv-Raritäten, die dann auf diverse Systemkameras adaptiert werden.

Ralf Jannke

 

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